Himmelsgaben
Band 1
Worte aus der Höhe der Höhen, neben den großen Werken der Neuoffenbarung
- Kapitel 69 -
Vom Atmen der Naturwelt
22. November 1840, von 3/4 9 Uhr vormittags bis 3/4 1 Uhr nachmittags
Schreibende: K. G. L. - S. - Andr. und Ans. H. - Der Herr offenbarte auf die Frage: ,,Atmen die Pflanzen auch, und wie?" durch Seinen Knecht J. L. Folgendes:
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Nicht nur die Pflanzen, ja sogar die Steine atmen - jedes nach seiner Art!
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So ihr die Tiere nach der Reihe durchgehet, werdet ihr finden, daß jedes Tier atmet. Aber das Atmen ist jedem Tiere auf eine besondere Weise eigen, wie die Art und Gattung es bedingt. Anders atmet das Pferd, anders ein Stier, anders ein Hund, anders eine Katze, und so jedes vierfüßige Tier auf seine Weise. Denn obschon das Atmen in nichts anderem besteht als in dem Insichziehen und Wiederhinausstoßen der Luft (wobei immer der zum Leben eines Tieres nötige Stoff aufgenommen und darauf der untaugliche alsogleich hinausgestoßen wird), so ist aber doch die Art und Weise verschieden, wie die Luft in sich gezogen, daselbst chemisch zerlegt und das Unbrauchbare wieder hinausgestoßen wird.
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Und so atmen denn Amphibien, Würmer und Insekten ebenfalls; aber wie ganz verschieden ist das Atmen dieser kaltblütigen und sogar blutlosen Tier-Gattungen! Denn die Insekten haben kein Blut, sondern nur einen ihrer Beschaffenheit entsprechenden Saft, der sich beständig in einer hin- und herrollenden Bewegung befindet, durch welches Hin- und Herrollen denn auch die zum Leben solcher Tiere nötige Elektrizität in den Gefäßen entwickelt wird. Und wie ganz anders ist das Atmen jener Tiere, die unter dem Wasser leben. Und da es der Tiere unter dem Wasser außerordentlich viele gibt in Hinsicht auf Art und Gattung, so müßt ihr euch wohl denken, daß das Atmen wieder ebenso verschiedenartig ist wie die Verschiedenheit der Tiere selbst.
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Sehet, diese Fragen, die da gestellt sind, sind allerdings einer Beantwortung würdig. Aber es ist eine Grundfrage weggeblieben, ohne deren Beantwortung diese zwei Fragen nie völlig zur gründlichen Einsicht der Menschen beantwortet werden können. Und diese Grundfrage ist folgende:
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Warum atmen die Tiere, Pflanzen, Steine und alle Weltkörper? - Sehet, wenn man nicht einsieht, daß und wieso das Atmen notwendig ist zum Bestehen der Dinge, so nützt es einem nichts, zu wissen, ob und wie die Dinge atmen, da dieser Akt mit dem Auge nicht bemerkbar ist. Weiß man aber, warum geatmet werden muß, dann ist das Ob und Wie ja ohnedies schon soviel wie beantwortet. Denn es ist schwerer die Notwendigkeit einzusehen, als das Ob und Wie.
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Um aber dieses einzusehen, wollen wir uns zuerst nicht etwa über die Tiere und Pflanzen, sondern über einen Stein machen und sehen, ob dieser das Atmen nötig hat. Und werden wir finden, daß er es nötig hat, so werden wir doch auch sicher finden, daß er atmet. Und wie er atmet, wird sich dann wohl auch zeigen in der Notwendigkeit des Atmens selbst.
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Nun seht, ihr saget: Die Materie ist nichts als der Ausdruck zweier sich widerstrebender Kräfte, nämlich der und Kraft.
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Das Bestehen der Materie hat demnach darin seinen Grund, daß die Zentrifugal-Kraft in demselben Grade der Zentripetal-Kraft entgegenwirkt in dem beständigen Bestreben, sich nach allen erdenklichen Richtungen endlos weit ausdehnen zu wollen, in welchem Verhältnisse die Zentripetal-Kraft wieder das ganz entgegengesetzte Bestreben äußert und sich beständig in einem Punkte zusammenziehen will.
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Nun, wenn die Zentripetal-Kraft nicht durch das beständige Annehmen der sie umgebenden gleichartigen Hilfskräfte genährt oder unterstützt würde, so würde sie alsobald von der Zentrifugal-Kraft überwunden werden, wodurch sie dann auch zunichte würde und die Materie dadurch aus der Sphäre des Daseins träte. Daher hat denn der Stein, je welcher Art er ist, beständig die ihn umgebenden gleichartigen Teile in der Luft an sich zu saugen, das ihm ganz Geiche zu behalten und dadurch die durch den gegenseitigen Kampf verbrauchten Teile zu ersetzen, das Unähnliche aber vermöge der stets nach außen wirkenden Zentrifugal-Kraft wieder hinauszuschaffen - damit er das bleibe in seiner Art, als was er gebildet wurde. Dann und wann geschieht es aber auch, daß selbst ein Stein gewisserart krank wird, wenn fremdartige Teile zu häufig mit den ihm eigentümlichen eingesaugt wurden und diese durch die entgegenwirkende Zentrifugal-Kraft nicht wohl mochten wieder hinausgeschafft werden und der Stein dann in sich fremdartige Gebilde bekommt. Z.B. findet man da in einem oder dem andern Steine sonstige Mineralien oder in einem unedlen Steine edlere Steine; oder, was von euch ein jeder schon öfter wird beobachtet haben, daß sonst durchsichtige Kristalle, oder selbst Diamanten, gewisse undurchsichtige, moos- und federartige Partikeln in sich enthalten, welche doch gewiß nicht der Natur dieser sie enthaltenden Steine selbst sind.
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Nun, wie geschieht denn eigentlich der Akt des Atmens bei den Steinen? - Diese Frage liegt zwar schon zur Hälfte beantwortet in der Notwendigkeit des Atmens. Ein Stein atmet fürs erste auf die tierische Art, nämlich durch die ,,Inhalation" und das heißt, er zieht vermöge seiner groborganischen Bildung und seiner mit derselben verbundenen Eigenschaft unausgesetzt ihm ähnliche Teile aus der ihn umgebenden Luft in sich. Und wie bei den Tieren die chemische Zersetzung erst im Körper selbst erfolgt, so erfolgt beim Stein diese Zersetzung schon auf seiner Oberfläche; weshalb mit der Zeit auch die Oberfläche des Steins von einer ihm fremdartigen, anderfärbigen, dünnen Kruste überzogen wird, welche bei größeren Steinmassen oft so stark wird, daß sie nach ihrer Art entweder ein eigenes Gestein bildet, oder je nachdem die ausgeschiedenen Teile sind, sich oft auch als ein pflanzenartiges Gewächs unter allerlei Formen ansetzt.
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Sehet, dies könnte gewiß nicht geschehen, wenn der Stein nicht inhalierte und respirierte (). Aber eben diese Erscheinung muß ja auch jedem noch befangenen Forscher auffallen. Denn sie sagt ihm klar: der harte Stein, der weder Feuchtigkeit noch irgend etwas zum pflanzlichen Wachstum in sich enthält, wie z.B. der blanke Gebirgskies, wie kann der wohl um seinen ganzen Umfang oft einen dick mit ganz fremdartigen Gebilden umgeben sein, welche auf irgend anderen Körpern nicht in der Art zu treffen sind wie um ihn, wenn er nicht durch das Einatmen der ihm zusagenden Teile eben das in der Luftregion zurückließe, was hernach durch einen anderen Prozeß zur Bildung der den Stein umgebenden fremdarigen Formen tauglich ist?
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Denn es geschieht hier dasselbe, wie wenn ihr irgendeinen Körper eine Zeitlang in ein mineralisches Wasser legen würdet. Da würde dieser Körper ebenfalls alsobald das ihm Zusagende in sich aufnehmen, und das ihm nicht Zusagende, aber doch zunächst ihn Umgebende, würde sich dann in irgendeiner salzarigen Kruste um den Körper anlegen.
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Dafür kann euch die sonderbare Erscheinung ein sichtliches Probestück liefern, so ihr ein Zinkstängelchen nehmen würdet und selbes hineinhängen möchtet in ein Glas, welches angefüllt wäre mit aufgelöstem Blei. Was wird hier geschehen? Das Zinkstängelchen wird jetzt begierig einzuatmen anfangen und wird aus der Flüssigkeit das ihm Zusagende einsaugen. Das Blei aber, welches durch diese Flüssigkeit aufgelöst wurde, wird wieder um das Zinkstängelchen kompakt ersichtlich, nachdem es sich alsobald unter allerlei, man könnte sagen zufälligen Gebilden um dasselbe angelegt hat. - Seht, was durch dieses euch gezeigte Experiment sichtlich vor sich geht, das ist auch der Fall bei allen Mineralien!
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Nun hätten wir denn auch gesehen, wie dieses Atmen geschieht. - Aber nebst diesem Ein- und Ausatmen gibt es noch ein zweites und ein drittes Atmen.
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Seht, das ist wieder etwas Neues! - Da ihr begierige Neuheitsschnapper seid, so muß Ich euch ja auch schon wieder etwas Neues auftischen. Denn Ich meine, es wird nicht mehr nötig sein, hinsichtlich des ersten Atmens noch zu erörtern, ob die Steine atmen, nachdem ihr doch gesehen habt, daß sie fürs erste atmen müssen und fürs zweite auch, wie sie atmen. Wenn man nun diese zwei Grundbedingungen notwendig einsichtlich weiß, dann werdet ihr wohl selbst bemerken, daß es mit dem ,,Ob" seine geweisten Wege hat. Und sonach gehen wir zu unserer ,,Neuigkeit" über!
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Das nächste Atmen ist ein elektrisches Atmen. - Dieses elektrische Atmen ist nichts anderes als das Aufnehmen des magnetischen Fluidums, durch welches die beiden sich widerstrebenden Kräfte in ihrer Beharrlichkeit gestärkt werden. Diese Beharrlichkeit ist wieder nichts anderes als der sichtbare Ausdruck der gegenseitigen Polarität - und das zwar darum sichtbar, weil, wie ihr schon ohnedies hoffentlich ein wenig wissen werdet, die Materie in ihrer Erscheinlichkeit nichts anderes ist als die Polarisation der sich entgegenstrebenden Kräfte.
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Diese Polarisation ist denn gewisserart das Leben der Materie, welches solange fortwährt, als die Polarisation sich als ,,Beharrlichkeit der gegenstrebenden Kräfte" in der Materie ausspricht.
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Wird durch was immer für einen bestimmten Umstand eine oder die andere Polarität in ihrer Beharrlichkeit gestört, alsdann verwittert die Materie und zerfällt endlich in Staub, welcher Staub selbst nur so lange als solcher existiert, solange in seinen Partikeln noch irgend ,,Polarität" vorhanden ist, geht aber endlich aus diesem letzten Dasein in ein anderes über, sobald er durch irgendeinen Umstand eine gänzliche andere Richtung zu nehmen genötigt wird.
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Jedoch was die dritte Art des Atmens anlangt, davon soll bei einer nächsten Gelegenheit nähere Meldung geschehen. Und darüber sage Ich hier nur so viel: Da ihr schon ohnedies wohl wisset (aus einem andern Gesichtspunkte, als dem der Weltgelehrten), was und wozu eigentlich die Materie ist, so müsset ihr ja ohnedies euch wohl denken, daß wenn die Materie, woraus das Haus gebaut ist, notwendig atmen muß, um als solche zu bestehen, und sich in selber, durch das zweite Atmen, die zur Existenz der Materie nötige Beharrlichkeit der Polarität aussprechen kann, daß dann doch gewiß die Einwohner in diesem Hause nicht atemlos sein werden.
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Ihr werdet doch verstehen, welche Bewohner hier verstanden werden? - Da wir nun aber sogar die Steine haben ,,schnarchen" gehört, so wird es gewiß ein noch viel Leichteres sein, die viel organischere Pflanzenwelt in ihrer notwendigen Ein- und Ausatmung zu belauschen.