Gottes Neue Bibel

Himmelsgaben
Band 1

Worte aus der Höhe der Höhen, neben den großen Werken der Neuoffenbarung

- Kapitel 70 -

Vom Atmen der Pflanzen

22. November 1840 (Fortsetzung)
Sehet, eine Pflanze, vom Baum bis zum Grase, besteht, wie ihr im allgemeinen wißt, aus einem untersten Teile, der allezeit in der Erde steckt und der Wurzelteil der Pflanze ist, welcher Wurzelteil gleich ist einem Fuße, auf dem die Pflanze steht. Und zugleich aber ist dieser vielästige Fuß auch ein barer Polyp, welcher die Nahrung durch tausend Saugrüssel in sich saugt.
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Auf diesem untersten Teil, mit selbem in organischer Verbindung, steht über der Erde der Stamm, der da gleich ist dem Leibe der Tiere, in welchem sich der ,,Hauptmagen" zur Verdauung der in sich genommenen Speisen befindet - neben welchem Hauptmagen freilich noch, wie in jedem tierischen Körper, viele tausend kleine ,,Nebenmägen" sich befinden, von denen jeder die vom Hauptmagen aufgenommene Speise wieder zu etwas anderem verdaut. Es ist hier nicht der Ort, um alle diese ,,Nebenmägen" in der Ordnung ihrer Verrichtung aufzuzählen, sondern es soll unterdessen euch selbst überlassen sein, darüber eure Denkkraft in der Liebe zu Mir zu schärfen.
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Und so sehen wir, was über dem ,,Leibe" der Pflanze noch weiter zum Vorschein kommt, nämlich: die Krone, in welcher der Stamm, vervielfältigt, in die kleinsten Zweige ausläuft.
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Nun, das ist einmal das organische Bild der Pflanze!
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Bei den meisten Pflanzen werdet ihr mehr oder weniger im Stamme selbst oder aber doch im Stiele der Blätter oder Zweige einen hohlen Raum entdeckt haben, der mit keiner Flüssigkeit, sondern bloß nur mit Luft angefüllt ist - welche Luft jedoch nicht ganz gleichartig ist mit der äußeren, die Pflanze umgebenden atmosphärischen Luft, sondern entsprechend der jedesmaligen Beschaffenheit der Pflanze. Daß ihr z.B. solche Luft in der Blattstielröhre einer Kürbispflanze findet, wird wohl niemand von euch bezweifeln. Wie ist denn aber da die Luft hineingekommen?
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Sehet, das ist schon beantwortet damit, daß die Pflanze die Fähigkeit in sich haben muß, die Luft an sich zu saugen - denn sonst könnte wohl nicht leichtlich diese eigentümliche Luft hier vorhanden sein, wovon euch schon eure Nase belehren muß, so ihr eine solche Röhre abschneidet und dann die in derselben befindliche Luft eurer Nase näher bringet.
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Daß durch die Einatmung diese Luft in der Pflanze vorhanden ist, beweist auch noch das, daß, so ihr die Pflanze, wenn sie noch lebt, aus der Erde reißet und sie auf ein Feuer leget, ihr beim Verbrennen derselben alsobald durch das blasende Gezische gewahr werdet, daß Luft in derselben vorhanden ist. Denn wäre keine Luft vorhanden, so würde die Pflanze ohne Gezische und Geprassel verbrennen wie ein in Öl getauchter Faden.
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Da würde ein Naturforscher allerdings sagen: ,,Ja, diese Luft kann auch durch die Poren dahin dringen!" - O ja, sage Ich, und sage noch dazu, daß sie das tun muß. Denn wenn die Pflanze so verschlossen wäre, daß sie nicht irgend auch allerfeinste Poren hätte, saget, wodurch soll denn die Luft hineindringen, selbst dann, wenn die Pflanze ihre Atmungsfähigkeit noch bedeutend sichtbarer äußern würde als irgendein Tier!?
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Wenn man z.B. euch Mund und Nase verstopfen würde, wodurch wird wohl Luft in eure Lungen dringen nach dem Bedarf, wie ihr derselben nötig habt zum Leben!? Da eure zwei größeren Mund- und Nasenporen offen sein müssen, wenn ihr atmen sollet, so werdet ihr doch auch nichts dawider haben, wenn eine Pflanze auch irgend mit Poren versehen ist, durch welche die Luft in sie dringen kann nach ihrem Bedürfnisse. Und ihr werdet die Pflanze um diese Fähigkeit umso weniger beneiden, da sie mit dem Atmen viel ökonomischer ist als ihr.
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Denn während ihr doch alle Sekunden aus- und einatmet, atmet die Pflanze nur zweimal im Tage, Und zwar geschieht der Einatmungsprozeß zur Tageszeit und der Ausatmungsprozeß zur Nachtzeit. Es wird da nämlich die athmosphärische Luft, nach dem Bedürfnisse der Pflanze, durch die Poren, ja bei einigen Pflanzen sogar durch eigens dazu bestimmte Kanäle, langsam den ganzen Tag über in sich gezogen. Zur Nachtzeit aber, wenn der chemische Prozeß vor sich gegangen ist und die Pflanze das ihr Zusagende aufgesaugt hat, wird der überflüssige, der Pflanze nicht zusagende Kohlenstoff mit anderen, der Pflanze ebenfalls nicht zusagenden Stickteilen hinausgestoßen - welcher Ausstoßungsprozeß dann ebenso lange wieder fortdauert, wie am Tage der Einatmungsprozeß gedauert hat.
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Nun, da hättet ihr denn das Atmen der Pflanzen und hörtet, daß es wirklich vor sich geht! - Warum es vor sich geht, ist schon gesagt beim Steine. Denn es ist ein und derselbe Grund bei der Pflanze wie beim Stein.
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Jedoch wie die Pflanze atmet, das ist etwas anderes. Denn obschon auch bei der Pflanze der nämliche Grund als bewegende Ursache des Atmens vorhanden ist, so wird es aber doch durch ganz andere, dem Organismus der Pflanze entsprechende Mittel erreicht, als bei der anderen, ganz plump organischen Materie.
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Fürs erste müßt ihr, um das Wie recht zu verstehen, wissen, daß das Atmen nicht eine so ganz einfache Verrichtung ist, wie es sich dem Äußeren nach zum Beschauen darbietet. Sondern da ist ein Atmen immer die Folge eines anderen, vorhergehenden Atmens.
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Zum Beispiel, so ihr einen Doppelblasebalg zur Hand nehmet und ziehet ihn auf mit der Hand, so wird die Luft von dem unteren Blasebalg in den oberen gedrückt. Sobald der untere Teil wieder losgelassen wird, schöpft er neuerdings wieder Luft. Und so ihr ihn wieder drücket, so wird diese hineingeschöpfte Luft wieder in den oberen gedrückt. Sobald der untere Teil wieder losgelassen wird, schöpft er neuerdings wieder Luft. Und so ihr ihn wieder drücket, so wird diese hineingeschöpfte Luft wieder in den oberen gestoßen. - Aber saget, hätte das der Blasebalg auch für sich allein verrichten können, ohne daß ihn irgendeine bewegende Kraft zu dieser Verrichtung genötigt hätte? - ,,Nein", wird selbst der blindeste Verstand sagen, ,,solches geht nicht an!"
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Wenn Ich nun also frage, welche bewegende Kraft setzt denn die Pflanze in ihrem Organismus in den Stand, daß sich die Organe in ihr verhältnismäßig erweitern und dadurch die Luft gleich einem Blasebalg in sich saugen? Da werdet ihr sagen: ,,Das ist ja eben der Punkt, wo es bei uns noch hapert!" - Allein ihr sollt von eurer ,,Haperei" sogleich befreit werden, müsset aber zuvor einen sorgfältigen Blick werfen auf die zahllosen, oft kleineren und oft größeren rauhen Spitzchen, welche sowohl den Stamm oft ganz, besonders aber die untere Seite der Blätter, anfüllen.
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Sehet, diese Spitzchen sind nichts anderes als lauter Elektrizitäts-Sauger. Sie saugen begierig dieses polarische Fluidum den ganzen Tag über in sich - und zwar am Tage das Positive dieser Polarität. Durch dieses Insichsaugen der positiven Elektrizität, welche entspricht der Zentrifugal-Kraft, da sie in sich eine Fülle ausspricht, werden die Organe ausgedehnt, wodurch dann die Räume größer und größer werden und die Luft durch die Poren notwendig in sich saugen müssen.
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Zur Nachtzeit aber ändert sich auch die elektrische Polarität, und das elektrische Fluidum entströmt durch die Spitzen oder entladet sich, wie ihr zu sagen pflegt, wodurch dann die Organe wieder enger aneinander treten und die durch die Polarität der Elektrizität selbst ausgeschiedene, unbrauchbare Kohlen(säure)- und Stickluft hinausstoßen, welche zwei Luftarten der negativen Polarität entsprechen.
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Nun, da habt ihr die aufgelöste ,,Haperei"! - Nun werdet ihr sagen: ,,Jetzt haben wir's!" - Ich aber sage: Ihr habt es zwar wohl, aber eine Hauptsache geht uns noch ab. Und diese ist folgende: daß namentlich diejenigen Pflanzen, die da fortbestehen über den Winter, als dergleichen sind Gesträuche und Bäume, wie auch einige niedere Pflanzen, die dem Botaniker wohl bekannt sein werden, noch ein großartigeres periodisches Atmen haben, das im Verlaufe von einem Jahre einmal ein und einmal aus geschieht. Das heißt, den Sommer hindurch geschieht mit dem täglichen Atmen auch immerwährend das Haupteinatmen, und zwar auf folgende Art:
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Es geht durch jeden speziellen Atemzug ein solcher Prozeß in dem Organismus des Baumes vor, daß, abgesehen von dem natürlichen Verbrauche der eingeatmeten Luft, immer noch etwas von dieser Luft in dem Organismus zurückbleibt, durch welchen Rest der Baum den Sommer hindurch ganz besonders sein Wachstum im Umfang fördert. Ist nun aber der Sommer vorüber, so wird der nicht verbrauchte, bedeutende Rest wieder hinausgeschafft, was teils in der groben Rinde, teils aber auch in dem an demselben häufig entstandenen Moose ersichtlich wird.
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Wenn nämlich dieser Luftrest vermöge der allgemeinen Beengung der Organe zur Winterszeit durch die Poren allenthalben hinausgepreßt wird, so könnet ihr euch wohl leicht denken, daß diese Luft durch die längere Gegenwart in dem Organismus des Baumes nicht ganz rein geblieben ist. Wenn sie nun wieder hinaustritt in die freie atmosphärische Luft, so muß sie, bevor sie von derselben aufgenommen wird, durch einen eigentümlichen chemischen Prozeß das ihr Uneigentliche an der Rinde oder am Stamme in der einen oder andern Form absetzen, wodurch dann die grobe Rinde selbst wie auch das Moos auf derselben gebildet wird.
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Sehet, das ist nun das große periodische Atmen solcher Pflanzen! - Daß es vor sich gehen müsse, dafür spricht das Bestehen einer solchen Pflanze selbst. Und die besprochenen Erscheinungen bürgen laut für die Wahrheit dieser Offenbarung.
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Aber, daß der Baum noch ein viertes Atmen hat - wie die Tiere ein fünftes und sechstes und der Mensch ein zahlloses - dieses zu erörtern ist hier nicht der Platz, wie es auch noch zu früh wäre für das schwache Verständnis eures Gemütes. Jedoch zu seiner Zeit wird euch alles in der Überfülle gegeben werden. Denn dieses hier Gesagte ist kaum ein Sonnenstäubchen im Vergleich zu dem Unendlichen, was da noch zu sagen wäre selbst nur von einem Sonnenstäubchen.
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Obschon es zwar in Mir und für Mich nichts Unendliches und nichts Ewiges gibt, da Ich Selbst unendlich und ewig bin, so birgt aber doch alles Geschaffene Unendliches in sich, da es Mich Selbst in sich birgt. Denn, wo wäre das Ding, das außer Mir wäre und Mich nicht in sich trüge?! Was aber Mich in sich trägt, trägt Unendliches in sich und kann daher auch für das endliche Wesen niemals endlich besprochen werden.
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Daher könnt ihr auch versichert sein, daß Ich für diejenigen, die Mich lieben, noch allezeit für alle Ewigkeiten im Hintergrunde Unendliches verborgen habe, und daß diejenigen, die zu Mir in die Schule gehen, in alle Ewigkeit nicht auslernen werden.
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Denn je mehr da einer erkennen wird, desto mehr wird ihm noch immer zu erkennen bleiben. Daher wird es in Meinem Reiche auch keine ,,Gelehrte" geben. Und da wird nie jemand können das ,,Rigorosum" zur Doktors-Würde machen. Denn da wird es stets heißen:
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Wir bleiben ewig Schüler, und all unser Erkennen und Wissen ist nichts als ein eitles Stückwerk gegen die Allwissenheit unseres Vaters!
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Sehet, daher seid froh und voll guten Mutes! Wenn ihr auch nicht alles wißt, so wisset ihr aber doch, daß Mir nichts unbekannt sein kann. Und wisset noch dazu, daß euch alles gegeben wird, um was ihr Mich, euren heiligen Vater, bitten werdet. Amen. Das sage Ich, euer wohlweiser Vater!

Fußnoten