Von der Hölle bis zum Himmel: Die Jenseitige Führung des Robert Blum
Band 1
- Kapitel 107 -
Himmlisches Gnadenmahl. Herzensprobe in der Feindesliebe
Robert stellt vor Mir Brot und Wein auf den Tisch, verneigt sich dann und geht auf seinen Platz. Ich aber nehme das Brot und frage Bruno, ob er wohl wisse, was das sei?
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Spricht Bruno: ,,Herr! Das ist Brot der Himmel, eine wahre Speise zum ewigen Leben und zur Vergebung der Sünden. Wohl dem, der es zu essen bekommt!"
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Sage Ich: ,,Nun gut denn! Weil du also glaubst und sprichst, so nimm es hin und iß davon, soviel du magst!"
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Spricht Bruno: ,,Herr! Es sind aber hier nebst mir noch neunundzwanzig, die noch hungriger sein dürften als ich! O lasse es zu, daß ich von diesem Brot zuerst ihnen gebe nach ihrem Bedürfnis und mich dann erst sättige mit dem, was da übrigbleiben könnte!"
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Rede Ich: ,,Tue nach dem Verlangen deines Herzens!"
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Da dankt Bruno Mir für das Brot mit Tränen im Auge und teilt es bis auf das letzte Brotkorn unter die neunundzwanzig aus, die es mit gerührtesten Herzen sogleich verzehren. Einer aber bemerkt, daß Bruno sich selbst vergessen hat, tritt zu ihm hin und sagt: ,,Aber lieber Freund Bruno, du hast ja bei der Teilung des Brotes dich ganz vergessen und hast alles uns gegeben, was der Herr dir gegeben hat. Ich habe von meinem Stück noch nichts weggenommen - nimm es hin und iß es, denn du bist nicht minder hungrig als ich!"
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Spricht Bruno: ,,Liebster Freund, behalte und esse, was ich dir durch des Herrn Gnade gegeben habe! Ich habe mehr Freude, so ihr alle gesättigt seid, als wenn ich hundertfach wäre gesättigt worden. Sorgt euch nur um mich nicht, denn an der Seite dieses heiligen Gebers darf einem um die Sättigung wohl ewig nimmer bange werden!"
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Bei diesem herrlichen Benehmen Brunos wie auch seines Freundes kommen allen Gästen wie auch Mir Selbst Tränen großer Freude! Denn es gibt in allen Himmeln nichts Erhabeneres und Ergreifenderes, als wenn ein armer und sehr hungriger Mann beim Anblick seiner gleich armen und hungrigen Brüder seiner selbst gänzlich vergißt und all das ihm Zugekommene an sie abgibt. Ein solcher macht dadurch einen Riesenschritt ins Zentrum Meiner Liebe!
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Solches merket auch ihr auf der Erde besonders wohl und schreibet es euch in eure Herzen!
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Darauf nehme Ich den Wein und gebe ihn Bruno mit der Frage, was dieses sei.
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Bruno spricht voll dankbarster Rührung: ,,O Herr, das ist ein köstlicher Wein aus der heiligsten Kelter Deines göttlichen Vaterherzens! Mit nie erlöschendem Dank wage ich, ihn aus Deinen heiligsten Händen zu nehmen und, so Du es erlaubst, ihn auch meinen armen, durstigen Brüdern zukommen zu lassen."
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Sage Ich: ,,Ich habe dir schon früher gesagt, daß es Mir völlig recht ist, was du immer nach dem edlen Drange deines Herzens tust. Siehe, der Wein ist nun dein; tue damit, was du willst!"
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Bruno dankt Mir gerührt und reicht den Wein sogleich seinen Brüdern und Freunden. Diese aber beteuern, davon nicht eher etwas zu nehmen, als bis er davon getrunken habe. Aber Bruno tut's nun einmal nicht anders, und so nehmen denn die andern dankbarst den Wein und trinken davon nach Herzenslust. Es bleibt aber auch vom Wein nichts übrig. Obschon aber Bruno nun noch voll Hunger und Durst ist, freut er sich dennoch innig, daß seine Brüder gestärkt sind und sogleich ein besseres Aussehen bekommen.
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Rede Ich: ,,Nun, geliebter Bruno, sage Mir, wie hat dir denn Mein Brot und Mein Wein geschmeckt? Bist du nun stärker als du früher warst?"
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Spricht Bruno beherzt: ,,Herr! Ich habe nur einen Mund, einen Magen und ein Herz. Diese aber haben neunundzwanzig Münder, ebensoviele Magen und Herzen. Da anstatt meiner neunundzwanzig gestärkt worden sind, die ich alle wie ein zweites Ich in meinem Herzen trage, so bin ich dadurch nicht nur einfach, sondern in Wahrheit neunundzwanzigfach gesättigt worden durch die Freude der gestärkten armen Brüder und Schwestern! Und so kann ich auf Deine heilige Frage wahrlich nichts anderes antworten, als daß mir Dein heiliges Himmelsbrot und der Wein sicher bestens gemundet haben! Dir allein ewig Dank darum!"
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Rede Ich: ,,Liebster Freund Bruno! Siehe, du hast auf der Erde wohl recht oft und sehr gröblich gesündigt. Aber weil du so viel uneigennützigste Liebe gegen deine Brüder in deinem Herzen fassest, wird dir auch viel vergeben werden! Denn jedem Wohltäter an seinen Brüdern und Schwestern wird hier Barmherzigkeit zukommen, indem er selbst Barmherzigkeit ausgeübt hat; und so denn auch dir deiner Brüder wegen und den Brüdern deinetwegen; denn da steht einer für alle und alle für einen!
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Aber es gibt da auch Wohltäter auf der Welt, die gegen ein armes junges Mädchen sehr barmherzig sind und ihm nach allen ihren Kräften zu helfen suchen. Kommt aber eine alte und mühselige Witwe zu ihnen, wird sie mit einer Predigt und einem schlechten Kreuzer abgespeist, ebenso auch ein alter, armer Bruder. Solchen barmherzigen Wohltätern werde Ich wenig Barmherzigkeit erweisen! Denn wer für seine Wohltaten einen Genuß haben will, und wenn er den nicht haben kann, dann härteren Herzens ist als ein Stein, der gehört zur Familie aller Teufel. Denn auch die Teufel tun denen Gutes, von denen sie einen angenehmen Vorteil zu erwarten haben.
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Du aber übst hier Barmherzigkeit aus, hinter der keine unlautere Absicht zu erschauen war, und sollst daher auch bei Mir die höchste Erbarmung finden! Aber bevor Ich dir diese im Vollmaß angedeihen lasse, wirst du Mir noch eine Probe deines Herzens ablegen müssen! Wirst du auch diese bestehen, dann soll dir sogleich Meine Gnade im vollsten Maße zuteil werden!
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Da gegen Abend hin ersiehst du eine Tür, die halb geöffnet ist. Gehe dorthin! In jenem Gemach wirst du lauter Menschen finden, die auf der Welt deine ärgsten Feinde waren. Suche sie zu gewinnen und bringe sie zu Mir, so wirst du dann vollkommen sein vor Mir. Denn wer nur seinen Freunden Gutes tut, der hat noch lange nicht alles getan, auf daß er dann vor Mir sagen könnte: ,Herr, ich war dennoch ein unnützer Knecht!` Wer aber das nicht sagen kann, der ist Meiner wohl noch lange nicht wert! Gehe daher hin und handle nach Meinen Worten!"
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Spricht Bruno: ,,O Herr, Dein heiliger Wille geschehe! Dein Wille ist mein Leben, mein Heil und meine höchste Wonne! O wie süß ist es, zu handeln im Hause des ewigen, allmächtigen Vaters! - O ihr meine Feinde alle, ihr Brüder, die ihr in mir einen Bruder, der euch liebte, hart verkannt habt - im Namen meines Gottes, Herrn und Vaters komme ich zu euch, um euch zu segnen und Gutes zu tun und dadurch auch für ewig zu vergessen jede Unbill, die ihr mir je erwiesen habt!
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Oh, Wonne erfüllt nun mein Herz, das sich jetzt stark genug findet, sich vor seinen hochmütigen und selbstsüchtigen Verächtern zu demütigen! Dunkel ahne ich nun, was Dein heiliges Vaterherz damals im Angesicht Deiner argen Feinde muß empfunden haben, als Du in Dir zum Vater riefst: ,Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!` O heilige, endlose Größe, deren nur ein Gottesherz fähig ist!
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Wahrlich, es ist schön, ja erhebend, so ein Bruder dem Bruder hilft, ohne je an ein Entgelt zu denken! Aber Höheres und Größeres faßt kein Himmel, als zu segnen, die uns fluchen, und wohlzutun denen, die uns gehaßt, verachtet und verfolgt haben!
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Daher hin zu meinen Feinden! Denn diese sind wie berufen, mein Herz zu vollenden vor Gott!" Mit solch seltenen, erhebenden Worten stürzt Bruno zu der bezeichneten Tür hin.