Gottes Neue Bibel

Himmelsgaben
Band 3

Worte aus der Höhe der Höhen, neben den großen Werken der Neuoffenbarung

- Kapitel 79 -

Viele sind berufen, aber wenige auserwählt

18. Mai 1847.
Diese Stelle des Evangeliums wird, wie nicht leichtlich eine andere, ganz grundfalsch nahe bei allen Religionskonfessionen verstanden, denn fast alle sind der Meinung und bei den Römern sogar des auf allen Predigerkanzeln verkündeten Glaubens, daß bloß die wenigen Auserwählten in den Himmel kommen werden, alle andern als die vielen Berufenen aber werden unfehlbar nach dem ebenso grundfalsch verstandenen jüngsten Gerichtstage schnurgerade in die Hölle auf ewig verworfen werden. -
2
Damit aber dieser Satz des Evangeliums gründlich verstanden werden möge, will Ich ihn euch in einem Bilde dartun in der Art, wie er so ganz eigentlich im Geiste und in der Wahrheit verstanden werden soll. Und so vernehmet denn das Bild, welches also lautet:
3
Es war im Morgenlande ein großer, mächtiger und weiser König. Sein Reich war groß, und viele Völker beugten sich unter sein Zepter. Dieser König beschloß einmal bei sich, um seiner Untertanen mannigfache Fähigkeiten näher kennenzulernen, ein übergroßes Gastmahl zu geben, zu dem alle Hausväter mit ihren ältesten Söhnen und Töchtern zu erscheinen geladen wurden, auf daß der König die weisesten und geistreichsten Söhne aus den vielen Geladenen erwählte für seinen mannigfachen Hofdienst, und die Töchter, so sie wohlgestaltet und wohlgebildet wären, zu seinen Weibern und sonstigen Beischläferinnen.
4
Da aber die Untertanen solche Einladung vernommen hatten, entsetzten sie sich heimlich, da sie meinten, das werde nur ein schlauer Vorwand des mächtigen Königs sein, um sie alle in die Residenz zu locken, und wenn sie dann dort wären, sie dann alle übel umzubringen, und seine Augenweide zu haben am Blute seiner Untertanen. - Daher ließ sich ein jeglicher entschuldigen, und es kam niemand von den Geladenen in den königlichen Palast.
5
Als aber der König merkte, aus was für heimlichem Grunde die vielen Geladenen zu seinem großen Gastmahle sich nicht zu kommen getrauen, da sagte er zu den Einladern: ,,Was soll ich nun tun? - Sehet, das große Gastmahl ist bereitet, wer soll es verzehren? Ich sehe aber dennoch viele Neugierige auf den Gassen und auf den Straßen und viele, die auf die Zäune steigen und dort warten und gaffen, um zu sehen, was ich mit den Geladenen und zum Gastmahle Gekommenen tun werde. Gehet daher mit großer Macht hinaus an die Zäune, Gassen und Straßen, und wen immer ihr da treffet, den treibet herein, auf daß mein großes Mahl verzehret werde. Sehet dabei auch nicht auf die geziemende Bekleidung, ob hochzeitlich oder nicht, das ist nun gleich; denn nun handelt es sich vor allem um die Aufzehrung des Mahles, auf daß es nicht verderbe. Ist dieses geschehen, dann erst wollen wir untersuchen, was mein Gastmahl für Gäste hatte, und ob sie wohl alle würdig waren, an diesem meinem Gastmahle teilgenommen zu haben."
6
Als die vielen Diener von ihrem großen Könige solches Gebot erhalten hatten, eilten sie zu allen Toren jählings hinaus und trieben alle, die sie trafen auf den Gassen, Straßen und Zäunen, zum Gastmahle des Königs, und darunter waren viele, die geladen waren.
7
Da diese Gäste aber die große Güte und Freundlichkeit des Königs merkten, da verging ihnen bald die große törichte Furcht, und sie wurden überfröhlich und lobten und priesen dann über die Maßen die große Güte und Weisheit des Königs und konnten nicht begreifen, wie sie zu einer solchen törichten Furcht vor ihm haben gelangen können.
8
Als das Mahl aber verzehrt war, da ging der König unter diesen vielen Gästen gar freundlichst umher und besprach sich mit den Vätern und mit den Jünglingen und besah wohl die Töchter; und wer ihm in seiner Art besonders gefiel, den wählte er aus der ganzen großen Gästegesellschaft für seinen Hofdienst und ließ jedem Gewählten sogleich königliche Gewänder antun. Das aber machte gar viele der Gäste traurig, darum, daß ihnen nicht auch solche Ehre widerfuhr.
9
Der König aber wandte sich sobald zu den traurig Gewordenen und sagte zu ihnen: ,,Warum trauert ihr deshalb, daß ich einige aus euch und euren Kindern für meinen Hofstaat erwählt habe, darum, da ich sie vermöge der an ihnen entdeckten Eigenschaften wohl brauchen kann; sind sie nicht eure Kinder? - Warum beneidet ihr trauernd sie um ihr Los? - O sehet, sie haben nichts denn eine größere und oft sehr verantwortliche Arbeit vor euch; in allem übrigen sind sie nichts mehr und nichts weniger denn ihr, meine Freunde, so sie beachten mein Gesetz. Denn sie alle, die ich da gewählt habe, haben das gleiche Gesetz und die gleiche Freiheit wie ihr und können, so sie wollen, demselben zuwiderhandeln und in solcher Handlung ein entsprechendes Gericht finden gleichwie ihr. - Mir, dem Herrn, aber steht es zu, das Gesetz für sie, wie für euch, so ihr weise seid, völlig aufzuheben, auf daß in meinem großen Reiche allenthalben eine große Freiheit herrsche sowohl an meinem Hofstaate als ganz besonders bei allen weisen Untertanen meines großen Reiches! - Darum beruhiget euch ob der Erwählten; denn ich, euer Herr und König, bedarf auch vorzugsweise der Untertanen, derentwegen ich so ganz eigentlich diese Hofdiener erwählet habe."
10
Als die Gäste solches vom Könige vernommen hatten, da wurden sie überfroh und priesen die große Güte und Weisheit ihres Königs. - Da aber die gar sehr vielen Gäste also jubelten, fand sich unter ihnen auch ein räudiges Schaf von einem Gaste. - Während alle andern jubelten und hoch frohlockten und dem großen Könige ,Hosianna` riefen, fing dieser an, den König zu schelten und verfluchte solch eigenwillige gemeinste Herablassung des Königs zu seinem Volke.
11
Diesen Einen aber ließ der König sobald ergreifen und ihn vor sich stellen. Als dieser einzige Schmäher vor dem Könige in garstigen Lumpen und Fetzen stand, da fragte ihn erbittert der König: ,,Elender Schmäher und Verflucher meiner Güte und großen Liebe zu meinem Volke, wie kamst du in solch unwürdigstem Anzuge in meine königlichen Gemächer? - Weiß ich doch, daß du von jeher aller meiner Güte und Weisheit widerstrebtest! - Du wohl hattest noch nie ein Hochzeitsgewand vor mir angetan. Darum ergreifet ihn, ihr meine getreuen Diener, und werfet ihn in den finstersten Kerker; allda solle er heulen und gewaltigst knirschen mit seinen Zähnen!!!" - - -
12
Sehet, nur von diesem Einen ist die Rede, daß er in den Kerker geworfen ward, aber von den Geladenen nicht. Bei denen wird nur ihre weltliche Dummheit und nicht ihre Bosheit gerügt; aber das eine räudige Schaf kommt hier als gerichtet vor. Darum lernet es nun durch dies Bild, was da ist der rechte innere Sinn dieses oben angeführten Schrifttextes und haltet darum nicht nur die Auserwählten, sondern auch die Berufenen für Meines Reiches würdig und wert amen, amen, amen. -

Fußnoten