Himmelsgaben
Band 3
Worte aus der Höhe der Höhen, neben den großen Werken der Neuoffenbarung
- Kapitel 40 -
Der 60. Psalm Davids
Vers 8-14. - 3. März 1842, nachmittags von 3 bis 1/2 7 Uhr.
Schreibende: Marie, Wilhelmine und Pauline H.
1
Um solcherlei Verse zu verstehen, muß man vorerst wissen, was unter David im Verlaufe von dessen Psalmen verstanden wird. Denn solange jemand hinter dem David nichts als einen König des Altertums, welcher Psalmen schrieb, versteht, so lange auch ist vom Verstehen solcher Texte durchaus nicht die allerleiseste Rede.
2
So aber da jemand versteht dem geistigen Sinne nach, was da ist der David, der versteht auch, was da besagt Sichem, das Tal Suchot, Gilead, Manasse, Ephraim, Moab, Edom und Philistäa.
3
So lasset uns denn sehen, was hinter dem David steckt!
4
Sehet, Meine lieben Kindlein, hinter dem David steckt nicht mehr und nicht weniger als Ich Selbst. - Nun habt ihr schon einen Schlüssel. Wie ist aber dieses zu verstehen, daß der David zugleich ist ein Mensch wie ein jeder andere, welcher aus Seele und Leib zusammengesetzt ist, - und wie ist er demnach auch Ich, da er doch vor Mir gesündigt hat?
5
So höret denn, und wir wollen sehen, auf welche Weise Ich und der David Eins werden; denn in diesen Versen redet doch offenbar der David zu Gott - und Gott zu David.
6
Sehet und merket nun wohl: Unter dem Gesichtspunkte Davids wird verstanden die herniedersteigende Liebe Gottes, und unter Gott wird verstanden die endlose Weisheit des ewigen Geistes.
7
Da ihr nun solches wisset, so wird es nicht mehr schwer sein zu verstehen, was der achte Vers des 60. Psalms besagt, der da lautet: Gott redet in Seinem Heiligtume - oder Gott redet in Seiner Liebe und nicht in Seiner Weisheit, sondern die Weisheit in der Liebe; des bin Ich froh und will zerteilen und nicht allzusehr beachten die Weisheit, welche verstanden wird unter Sichem, aber dafür will Ich wohl abmessen das Tal Suchot oder die wahre Demut und die reine Liebe aus ihr; des bin Ich froh. - Es wird kaum nötig sein zu erwähnen, wer da unter dem Ich verstanden wird, der da froh ist, oder voll Liebe, und warum? Wegen der Einung der unendlichen Weisheit mit der ebenso unendlichen Liebe durch die Erbarmung Gottes.
8
Da ihr nun den achten Vers sicher verstehet, so werdet ihr auch nicht minder den folgenden neunten verstehen, welcher nur eine Zergliederung des ersten ist, gleichwie auch der zehnte und der elfte es ist. Sehet, da Suchot die Demut besagt und ihr zufolge die Liebe, in der Liebe aber die Weisheit nun als vollkommen Eins wohnet, so wird ja etwa doch Gilead wie Manasse Mein sein, - Gilead, die Weisheit oder das Licht, welches wandelbar ist und unstet, und Manasse, die Liebe oder das Feuer des Lebens, welches da ist das ewig Bleibende.
9
Ephraim ist die Macht Meines Hauptes, und Juda Mein Fürst. - Sehet, so ihr dieses buchstäblich nehmen möchtet, so käme da der größte Unsinn heraus, weil dadurch der David fürs erste einen ganzen jüdischen Urstamm, fürs zweite ein gleichnamiges Land und fürs dritte eine gleichnamige Stadt hätte müssen entweder in seinem Kopfe oder auf seinem Kopfe herumtragen und dazu noch mit aller Kriegsrüstung wohl versehen. Dessenungeachtet aber wäre der also mächtige König David dennoch dem Fürsten Juda untertänig, darum er spricht: Juda ist mein Fürst, was ebensoviel besagt als: Juda ist mein Herr. - Sehet ihr nun schon ein wenig ein, welcher Unsinn da aus dem Buchstabensinne herauswachsen möchte, so da nicht ein pur geistiger Sinn zugrunde läge?
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Da aber Gilead Mein ist und Manasse Mein, da ist Ephraim als das Licht der Liebe freilich wohl die Macht aller Weisheit, welche ist Mein Haupt, und Juda wahrhaft ein Fürst in Mir, welches da ist der Liebe lebendiges Wort von Ewigkeit her, durch welches alle Dinge erschaffen worden sind, und welches da durch den David mächtig sich über die Erde zu ergießen anfing. - Sehet, Meine lieben Kindlein, ob dieser Vers, besonders von Ephraim angefangen, nicht einen viel weiseren Sinn hat, als wie er dem Außen nach im Buchstaben erscheint?
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Also wird auch im zehnten Verse unter Moab die demütigste Liebe, welche ist gleich der Reue im menschlichen Herzen, allhier zu einem Waschtopfe; und der Schuh, welcher ist das naturmäßige Welttümliche, wird über Edom gestreckt, welches ist die Nacht des Todes. Und Philistäa jauchzet zu Mir - oder die geläuterte Liebe wird Eins mit Mir. So aber die geläuterte Liebe nun Eins ist mit dem Lichte und hat dasselbe in sich eingeschlossen, welches ist der alleinige Führer aller Dinge, so ist hier im elften Verse eine scheinbare Frage gestellt, darum das Licht in der Liebe verschlossen ist, nämlich: Wer will Mich führen in eine feste Stadt? Und wer geleitet Mich bis nach Edom? Allein in dieser scheinbaren Frage liegt schon die Antwort offenkundig da, so ihr unter Wer Meine Liebe und unter Mich die Weisheit und unter der festen Stadt ein wohl zubereitetes Herz verstehet, - und unter Edom aber ein Herz, welches voll angestopft ist von Weltlichem und somit auch mit allem, was des Todes ist.
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Wie es sich aber verhält mit der Frage des elften Verses, gerade also verhält es sich mit der mehr erklärenden Frage des zwölften Verses, nämlich: Wirst Du es nicht tun, Gott, der Du uns verstoßest, und ziehest nicht aus, Gott, auf unser Heer? - welches soviel besagt als: Du Licht der Liebe wirst Mich führen zur Zeit, da Ich herniedersteigen werde zur Erde; Du wirst zwar nicht ausziehen auf der Macht des Lichtes, sondern auf Unser Heer wirst Du ausziehen, welches ist die Macht der ewigen Liebe.
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Damit ihr aber dieses recht innerlich verstehet, so mache Ich euch darauf aufmerksam, daß so von der göttlichen Weisheit die Rede ist, diese allzeit, wenn sie für sich allein dargestellt wird, in der einfachen Zahl genannt wird. Die göttliche Liebe aber wird darum häufig in der vielfachen Zahl genannt, weil alles, was da ist in der ganzen Unendlichkeit und Ewigkeit, aus Ihr hervorgegangen ist.
14
So ihr nun das Vorhergehende verstehet, so wird es nicht schwerhalten, die gleichlautenden letzten zwei Verse zu verstehen, welche nichts als eine lebendig demütige Wiederholung des Früheren sind und also lauten: Schaffe uns Beistand in der Not - oder: Du ewiges Licht, sei und bleibe der ewige Führer Deiner Liebe; denn Menschenhilfe ist kein nütze - oder: Die Liebe tauget nicht allein für sich, da jegliche Liebe ohne das heilige Licht nur eine pure, sich selbst verzehrende Eigenliebe ist.
15
Daher lasse, Gott, die Liebe durch Dich alle Taten verrichten, so wird die Finsternis als der größte Feind des Lebens auf ewig unterjocht werden. Solches ist aber der Liebe Feind, daß sie blind ist ohne Gott. Mit Gott oder mit dem ewigen Lichte vereinigt aber ist sie die allerhöchste Macht, Kraft und Gewalt, welcher die ganze Unendlichkeit auf den allerleisesten Wink ewig gehorchen muß.
16
Schließlich sage Ich euch noch hinzu, daß diese enthüllten Verse eine doppelte Beziehung haben, und zwar gerade also, wie sie sich beziehen auf Mich, also auch beziehen sie sich auf jeden einzelnen Menschen. - Erfasset sie daher recht tief, ja allertiefst in euren Herzen, so wird euch ein großes Licht in der Nacht eures Herzens werden amen. -
17
Meine Gnade, Liebe und Erbarmung mit euch allen Amen.