Gottes Neue Bibel

Himmelsgaben
Band 2

Worte aus der Höhe der Höhen, neben den großen Werken der Neuoffenbarung

- Kapitel 156 -

Gott über alles!

3. Juni 1847
Bitte der Wilhelmine Hüttenbrenner: ,,O Du allerheiligster, allerliebster und allerzärtlichster Herr Jesus, mein Gott, mein Vater! - Wie soll ich es denn anstellen, was tun, um Dich, du ewige, purste Liebe, über alles lieben zu können? - Denn siehe, ich kann mich noch so zusammennehmen und mich im Gemüte fassen, so kräftig ich es nur immer vermag, und kann es dennoch nicht dahin bringen, daß ich Dich mehr lieben könnte als so manches in der Welt, das mir in seiner Art irgend wohlgefällt und mein Herz besonders anzieht. - Ich weiß aber, daß es also gefehlt und nicht in der Ordnung ist. Darum wende ich mich an Dich, daß Du mir durch Deinen Knecht den rechten Weg zeigen möchtest. Vergib mir diese meine vielleicht recht dumme Dreistigkeit! Dein allein heiliger Wille geschehe!"
1
Meine liebe Tochter! Diese Anfrage, wenn sie so recht vollernstlich aus deinem Herzen gekommen wäre, wie sie da oben steht, gefiele Mir um gar vieles besser als dein Namenstag. Aber siehe, da hat's, wie ihr zu sagen pfleget, eben einen kleinen ,,Haken"!
2
Ich weiß wohl, daß du Mich, wenn es so ziemlich leicht sein könnte, so recht von ganzem Herzen über alles lieben möchtest. Aber das ist eben der ,,hakliche" Umstand, daß dieses nicht ganz so leicht sein kann, wie du es dir, größerer Bequemlichkeit wegen, wünschen möchtest.
3
Mich über alles zu lieben, ist eine recht schwere Lebensaufgabe - weil Ich nicht so, wie allenfalls ein junger Mensch, in geschmeidigen Kleidern sichtbar bin, Mich auch nicht darauf verstehen kann, euch Mädchen im sogenannten guten Tone den Hof zu machen. Auch bin Ich weltlicherseits ein rechter ,,Schroll", der sich auf die feine Sprache eigentlich nie verlegt hat und die Gegenwart von manchmal sehr empfindlichen Kindern auch gar nicht brauchen kann. Ich rede, so Ich rede, so hübsch derb von der Leber weg; meine es aber damit freilich wohl allezeit am allerbesten.
4
Aber das will nicht jedermann gefallen. Und darum geschieht es denn auch gar so leicht, daß sich junge, wohlgestaltete und wohlgesittete Mädchen leichter in irgendeinen jungen Weltmenschen verlieben können, besonders wenn er so recht nett zusammengestutzt ist - als in Mich, einen rauhen Zimmermannssohn, der dieses Handwerk bis in sein dreißigstes Jahr ausgeübt hat, um Sich und Seinen irdischen Eltern, Brüdern und Schwestern das tägliche, kümmerliche Brot zu verdienen, und der sehr grobe Hände hatte, mit vielen Arbeitsblattern versehen, und durchaus keine feine Rede; wohl mitunter fürs gemeine Volk recht herzlich, aber nie fein.
5
Siehe, so wie Ich aber war, bin Ich noch: weltlich ungeschliffen, geraden, aber stets ewig wahren Wortes, ein Feind aller Weltpracht, die den Geist verdirbt; und schaue auf sonst nichts, als bloß nur aufs Herz und auf dessen Werke!
6
Nun siehe, so du nun wissen möchtest, wie du es anfangen sollest, um Mich so recht über alles zu lieben, da frage dein Herz, wenn du so einen recht durch und durch arbeitsmüden Tagwerker, in grobe Kleider gehüllt, von der Sonne verbrannt, im Gesichte voll Bart und grober Arbeitsfalten und Striemen, siehst, - ob du dich in ihn so recht von ganzem Herzen verlieben könntest, darob, daß er Mir, so sein Herz in Ordnung ist, am nächsten steht?
7
Wirst du finden, daß du so einem Taglöhner, wie Ich Selbst einer auf der Erde war, recht von Herzen vor der ganzen Welt gut sein könntest, so werden auch wir uns in dem Grade nähern, als du in dir selbst die Möglichkeit gefunden hast, dich im Herzen also zu demütigen. (Obschon Ich wieder nicht verlange, daß jemand das wirklich in der Tat ausführen solle, wozu er im Herzen die lebendige Befähigung hat! Denn da bin Ich vollkommen durch den demütigen Willen zufrieden.) 
8
Wer Mich recht lieben will, der muß Mich als gemeinen Taglöhner und Zimmermannsgesellen zu lieben anfangen und so emporsteigen zum Herrn, zum Vater und dann zum Gotte. - Dann wird er Mich bald und leicht ,,über alles" lieben. - Aber wohlgemerkt! Allezeit beim gemeinen Zimmermannsgesellen anfangen! Sonst geht es schwer oder gar nicht!
9
Das nehme dir, du Mein liebes Töchterchen, recht wohlüberleglich zu Herzen - dann wird dir das schon werden, was dir nun noch abgeht! Amen. - Das sagt dir der gemeine ,,Zimmermannsgeselle" und voll zerarbeitete ,,Taglöhner"! Amen. Amen. Amen.

Fußnoten