Das Grosse Evangelium Johannes: Band 8
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr und Seine Widersacher
- Kapitel 92 -
Über die Einführung des Sabbats
8.2.1861
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() ,,Seht, es ist das seit den ersten Zeiten der Menschen der Brauch gewesen, die Woche in sieben Tage einzuteilen, welche Einteilung die Menschen auf dem natürlichen Wege von den Mondvierteln ableiten und auf dem übersinnlichen Wege, der ihnen geoffenbart wurde, aber von den sieben Geistern in Gott, von denen ihr auch etwas gehört, aber noch niemals nur ein Wörtlein verstanden habt.
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Von den sieben Geistern aber ist es der siebente, der wie rückwirkend alle die sechs vorangehenden durchläutert und durchsänftet, und dieser siebente Geist heißt die tätige Erbarmung. Und seht, auch aus dem Grunde hat Gott durch Moses den siebenten Tag als den Sabbat bestimmt, daß ihr euch am selben von der knechtlichen Arbeit für den eigenen Bauch enthalten und bei der Zusammenkunft vor der Hütte, darin die Lade stand, nach den armen Brüdern, Schwestern, Witwen und Waisen umsehen und euch über sie werktätig erbarmen sollet; denn darin besteht ja das ganze Gesetz Mosis und alle Propheten, daß ihr im vollen Glauben an Gott und in der Liebe zu Ihm an euren armen Nächsten die Werke der rechten Barmherzigkeit ausüben sollet, und darin besteht auch allein der wahre und Mir wohlgefällige Gottesdienst!
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Wenn aber also und nie denkbar anders, wie hätte Moses je sich nur in einem noch so schlechten Traume einbilden können, daß der Sabbat von Gott dazu bestimmt worden sei, daß an ihm kein Jude auch seinem armen Nächsten ein Werk der Barmherzigkeit erweisen solle und dürfe?
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Denket euch selbst, ob das Gott eine Ehre erweisen heißt, so ein Mensch einen ganzen Tag erstens im vollsten Müßiggange zubringt und dann zweitens entweder zu Jerusalem im Tempel oder andernorts in einer Synagoge oder in seinem Hause hockend zubringt, sich etliche Male die Zehn Gebote und einige Psalmen Davids und noch anderes aus der Schrift herz-, gedanken- und somit kopflos entweder selbst vormurmelt und vorplärrt oder sich vormurmeln und vorplärren läßt von einem Priester, dem er darum ein Opfer reicht, weil er des blinden Glaubens ist, daß das Gemurmel und das Geplärr aus dem Munde eines Priesters kräftiger und Gott wohlgefälliger sei als sein eigenes! O ihr Unsinnigen! Denket euch doch, ob es möglich sei, daß der allweiseste Gott an solchen nur von euch und nie von Moses und von den Propheten erfundenen und sogar zum Gesetz gemachten Torheiten und Narrenpossen jemals ein Wohlgefallen haben konnte und Er, der ewig unveränderlich Gleiche, es jetzt haben kann oder je wird haben können!
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Ja, die Menschen, die Gott erkennen und Ihn über alles lieben, sollen im Herzen auch zu Ihm beten. Aber wie? Erstens durch die rechte Befolgung Seines Willens, durch die Ausübung der Werke der Nächstenliebe, und zweitens sollen sie im Herzen lebendig und voll Liebe also zu Gott reden:
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,Unser liebevollster Vater, der Du wohnst in Deinen Himmeln!
Dein Reich der ewigen Liebe und Wahrheit komme tatsächlich zu uns!
Dein allein heiliger Wille, das Sein aller Wesen, werde auch unter uns also zur Tat, wie er es in allen Deinen Himmeln und Schöpfungsräumen ist!
Gib uns, Deinen Kindlein, das Brot des Lebens!
Unsere Schulden vergib uns, so wie wir unseren Brüdern, die uns beleidigt haben, vergeben!
Lasse nicht Versuchungen und Reizungen zur Sünde über uns kommen, denen wir in unserer Schwäche schwer oder gar nicht widerstehen könnten, sondern befreie uns von allen Übeln!
Dein Name werde allzeit geheiligt, hoch gepriesen und über alles gelobt; denn Dein ist alle Liebe, Weisheit, Kraft und Macht ewig!`
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Sehet, das ist ein rechtes Gebet zu Gott, so es von jemandem im Herzen lebendig und wahr und vollernstlich ausgesprochen wird! Aber auch dieses Gebet hat keinen Wert, so es auch von jemandem im Munde tausend Male ausgesprochen würde, sondern es muß sich im Herzen lebendig, wahr und voll Willensernstes aussprechen, und der Mensch muß das auch durch die Tat zeigen, was die Rede seines Herzens ausspricht, sonst ist alles Beten ein Greuel vor Gott; denn der ewig lebendige Gott, als die Liebe, Weisheit, Kraft und Macht, läßt Sich nicht durch leere und tote Lippenworte und sinnlose Opfer und Zeremonien ehren, sondern allein durch Werke nach Seinem Willen. Diese aber kann und soll ein jeder Mensch an jedem Tage und nicht nur allein am Sabbat ausüben; tut der Mensch aber das, so macht er jeden Tag zu einem wahren Sabbat und braucht nicht auf den siebenten Tag der Woche zu warten, der als Tag vor Mir um kein Haar einen größeren Wert hat als ein anderer. Sehet, das ist auch so Meine Meinung! Und du, schriftgelehrter Templer, kannst Mir nun eine Widerrede machen, wenn du einen Grund dazu hast."
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Sagte der Schriftgelehrte: ,,O Herr und Meister, das werde ich nun wohl und auch für immer bleiben lassen; denn nun erst habe Ich klar erkannt, daß Du wahrhaft der Gesalbte Gottes bist! Ja, Du hast in allem recht, und der Vorwurf, den Du uns Templern machst, ist wahr und strotzt von Gerechtigkeit. Aber wir sind leider eben vom Tempel aus gefangen und können für diese Deine wahrste Gottessache nichts tun.
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Du, o Herr, aber bist mächtig; tue Du nach Deiner Gnade, Liebe und Weisheit, was Dir wohlgefällig ist! So wir aber auch im Tempel verbleiben, da werden wir wahrlich in keinem Rate je mehr wider Dich ein Wort abgeben, wohl aber bei Gelegenheiten den Hohenpriestern zeigen, was an dieser Sache ist. So Du uns aber eigens anzeigen wollest, was wir tun sollen, so werden wir das auch tun, um von Dir in Gnaden angenommen zu werden. Herr und Meister, was ist da Dein Wille mit und an uns?"
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Sagte Ich: ,,Ich habe euch nun doch schon einiges gesagt, aus dem euer Verstand wohl Meinen Willen wird erkannt haben! Tuet danach, so werdet ihr auch das Leben überkommen! Der Tempel wird euch nicht hindern, im Herzen an Mich zu glauben und nach Meinem Willen zu handeln und, wo es not ist, Mich auch zu bekennen vor der Welt; denn das sage Ich euch auch: Wer Mich bekennen wird vor der Welt, den werde Ich auch bekennen vor Meinem Vater im Himmel. - Und nun könnet ihr wieder nach Jerusalem ziehen; wenn euch aber die Templer nach Mir fragen werden, so machet Mich nicht ruchbar! Mein Segen mit euch! Amen."
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Hierauf erhoben sich voll Rührung die Templer, dankten Mir für die Belehrung und für die Erlösung aus ihrem Wirrsal und machten sich, da es schon ziemlich dunkel geworden war, auf den Heimweg, und Lazarus gab ihnen einige Begleiter mit einer Fackel mit, was den Templern sehr angenehm war. Wir aber begaben uns wieder in den Saal und setzten uns an unseren Tisch. Hier erst äußerten die Römer ihre vollste und größte Freude über alles, was Ich den Templern gar so offen und göttlich wahr gesagt hatte.
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Alle aber baten Mich um das den Templern gezeigte wahre Gebet. Da aber trat Raphael zu Agrikola und übergab es ihm auf Pergament geschrieben, wofür Mir die Römer nicht genug danken konnten.
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Ich aber sagte darauf zu Lazarus: ,,Bruder, wir haben nun wieder gearbeitet, darum laß uns vor dem Mahle etwas Wein und Brot bringen, damit wir uns stärken mögen!"