Das Grosse Evangelium Johannes: Band 8
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr und Seine Widersacher
- Kapitel 215 -
Der Herr und der abergläubische Wirt
Auf das verließen wir den Speisesaal und begaben uns, vom Wirte begleitet, ins Freie, wo es an diesem Tage recht angenehm war, weil durch einen Nordostwind des Tages Hitze sehr gemildert wurde. Wir begingen von unserer Herberge aus den ganzen, ziemlich gedehnten Ort und kamen denn auch vor die große Herberge, in der Roklus in Meinem Namen die einundzwanzig Kranken geheilt hatte.
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Der Wirt bemerkte uns und eilte mit den Seinen und mit den Geheilten zu uns heraus und grüßte uns auf das tiefste. Gleich darauf aber fragte er nach Mir, und Roklus zeigte ihm Meine Person. Da umringten Mich alle und dankten Mir für die ihnen erwiesene große Wohltat, und der Wirt selbst fand schon kein Ende seines Lobens und Preisens mehr.
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Ich aber sagte zu ihm und zu allen: ,,Erhebet euch nun nur wieder vom Boden; denn es genügt, so ihr Mich in euren Herzen wahrhaft lobet und preiset; was aber das Herz beschließt und tut, daran nehmen und haben auch alle andern Glieder teil!"
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Hierauf erhoben sich alle vom Boden und baten Mich, daß Ich mit solch Meiner allmächtigen Gnade sie nimmerdar verlassen möchte.
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Und Ich sagte zu ihnen: ,,So behaltet Mich denn auch fortan in euren Herzen durch die Liebe zu Gott und zu euren Nächsten lebendig, sodann wird auch Meine Gnade gleichfort bei euch verbleiben. Solltet ihr aber in der bezeichneten Liebe in euren Herzen je schwach oder gar lau und kalt werden, so wird desgleichen auch Meine Liebe und aus ihr hervorgehende Gnade auch schwach, lau und kalt werden.
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Hütet euch vor Fraß und Völlerei; denn durch das wird die Liebe zu Gott vermindert und die Welt- und Selbstliebe genährt und gestärkt, und mit ihr das Gericht der Materie und ihres Todes! Also hütet euch auch vor der Unkeuschheit und aller Hurerei; denn Unkeusche, Hurer und Ehebrecher werden in Mein Lebensreich nicht eingehen!
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Die ihr aber nun von euren Leibesübeln geheilt worden seid, zu euch sage Ich, daß ihr hinfort euch zu keiner Sünde mehr verleiten lasset; denn dann würde euch Meine Gnade wieder entzogen werden, und ihr würdet in noch größere Übel verfallen!
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Hütet euch aber auch vor der Trägheit und vor dem Müßiggange; denn der ist die Wurzel von allen Lastern und Übeln der Menschen!
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Da ihr das nun aus Meinem Munde vernommen habt, so haltet es, und lebet und handelt danach, und Meine Gnade wird nicht von euch weichen! Amen."
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Als Ich solches geredet hatte, da dankten Mir wieder alle darum.
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Und der Wirt sagte darauf zu Mir: ,,O Du ewig großer Herr und Meister, möchtest Du denn nicht auch mein Haus betreten, auf daß es gesegnet würde durch die Tritte Deiner gebenedeiten Füße?"
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Sagte Ich: ,,Höre du, der du eine gute Meinung von Meinen Füßen hast, Meine Fußtritte werden deinem Hause keinen Segen hinterlassen; aber so du mit den Deinen nach Meinem Willen lebst und handelst, so wird das deinem ganzen Hause zum wahren und bleibenden Segen werden! An derlei glaubten und glauben noch jene, die von allerlei finsterem Aberglauben gefangengehalten werden, der in sich tot ist und keine Lebensmacht hat. Was können jemandem gewisse Zeichen oder Reliquien, gewisse Steine, Zahlen und die Neumonde und Sternzeichen nützen? Sie nützen nicht nur nichts, sondern schaden nur der Seele und durch sie auch dem Leibe! Und so können auch meines Leibes Fußtritte weder diesem Orte, den Ich nun auch betrete, noch einem Hause etwas nützen; aber das nützet euch allen, daß Ich zu euch gekommen bin und habe euch kundgetan Meinen Willen und euch gezeigt die Wege, die ihr zu wandeln habt, um auf ihnen zu gelangen zum ewigen Leben.
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Es liegt aber wohl auch in den Steinen, Metallen, Kräutern, ihren Wurzeln und Früchten eine heilsame Kraft für gar manche Leibeskrankheiten; aber man muß sie ordentlich erkennen und sie dann bei gewissen Krankheiten vernünftig anzuwenden verstehen. Aber wer derlei als ein Zaubermittel gebraucht, der sündigt wider die Vernunft und wider die weise Ordnung Gottes!
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Siehe, du Mir sonst recht lieber und freundlicher Wirt! Ich kenne dich und weiß es recht wohl, daß du ein recht ehrlicher und billiger Mann bist; aber Ich habe dennoch auch etwas wider dich.
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Du verwahrest in deinem Hause gewisse Steine und Hölzer und bist des Glaubens, daß darob kein Feind in dein Haus kommen kann. Also hast du auch in deinem Stalle allerlei Dinge unter der Türschwelle verscharrt, als etwas Eisen, Schwefel, Eierschalen und ein gewisses Holz, woraus die Magier ihre Zauberstäbe machen, - und das hülfe nach deinem Glauben wider die Zauberei der Hexen und erhalte die Tiere gesund. So müssen auch deine Kinder, dein Weib, alle deine Diener und Mägde gewisse Paketchen tragen, damit sie vor gar allen Übeln bewahrt werden, und du selbst trägst auch solches stets bei dir aus dem gleichen Grunde.
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Und vor einiger Zeit waren etliche sehr mystisch tuende Araber bei dir, die dir angaben, daß ein jeder von ihnen bei dreitausend Jahre alt sei, denn sie hätten das wahre Schlangenkräutlein gefunden, hätten es verzehrt und seien darob unsterblich geworden. Um ihrer pfiffig ausgedachten Lüge aber desto mehr den Schein der Wahrheit zu verleihen, haben sie dir aus ihrer sehr regen Phantasie eine Menge gar wunderseltsamer Märchen und Fabeln erzählt, die durch ihr schon dreitausend Jahre langes Leben sich auf der Erde unter Menschen, Tieren, Pflanzen und Steinen zugetragen hätten, - was du alles als wahr angenommen hast.
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So hast du von den erwähnten Lügnern auch allerlei Zaubermittel um ein teures Geld gekauft und hast ihnen noch eine Summe Goldes hinzugelegt, damit sie dir das Schlangenkräutlein verschafften, das sie dir aber erst in sieben Jahren bringen könnten, weil dasselbe gar überaus weit von hier auf einem Berge zu finden sei, und das nur an einem gewissen Tage und selbst an dem gewissen Tage in einer bestimmten Stunde! Und sieh, das alles glaubtest du fest!
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Ich sage dir nun aber: Lege du allen solchen finsteren Aberglauben ab; denn das alles ist ein von verschiedenen Priestern unter den eben so verschiedenen Völkern der Erde fein ausgedachter Betrug, und es klebt daran nicht ein Sonnenstäubchen groß von irgendeiner Wahrheit!
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Von den dreitausend Jahre alt sein wollenden Arabern ist auch nicht einer nur fünfzig Jahre alt, vom Dasein eines den Menschen unsterblich machen sollenden Schlangenkräutleins weiß Ich als der Schöpfer Himmels und der Erde nichts, und deine Wunderpakete sind nicht wert, in eine Kloake geworfen zu werden.
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Und so halte du in der Folge denn auch nichts mehr darauf; alles aber halte darauf, was Ich dir durch den Mund des Roklus gesagt habe, und lebe und handle danach, so wirst du bald in dir selbst ein ganz anderes Unsterblichkeitskräutlein finden, als welches dir die betrügerischen Araber erst in sieben Jahren zu bringen versprochen haben, das sie dir aber auch in tausend Jahren nicht bringen würden, so auch sie und du so auf dieser Erde leben möchtet oder könntet.
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Siehe, das ist es, was Ich wider dich hatte! So du das alles für immer beiseite schaffen wirst, so wird Mein Segen vollends in dein Haus einziehen, sonst aber nicht, wenn Ich persönlich Mich auch noch so oft in deinem Hause befände!"
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Als der Wirt solches von Mir vernommen hatte, dankte er Mir für diese Belehrung und versprach Mir auf das feierlichste, alles zu tun, was Ich ihm angeraten habe; denn er war bei sich darob nicht wenig erstaunt, als er es nur zu klar wahrnahm, wie Mir auch die geheimsten Dinge nicht unbekannt sind. Darauf aber bat er Mich dennoch abermals, daß Ich sein Haus betreten und bei ihm nehmen möchte etwas Brot und Wein.
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Und Ich sagte: ,,Sei du völlig versichert, daß Ich deinen Willen fürs Werk annehme; was du aber nun Mir tun willst, das tue du den Armen, und Ich werde es also nehmen, als hättest du das Mir getan! Wir aber haben hier vor dem Abende noch gar manches zu schlichten und zu berichtigen, und so müssen wir arbeiten, solange der Tag währt. Willst du aber am Abend Mein Gast sein, da komme in die Herberge, in der Ich nun wohne!"
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Der Wirt dankte Mir für diese Einladung. Wir zogen darauf im Orte weiter, und der Wirt begab sich mit all den Seinen wieder ganz frohen Mutes in sein Haus und besprach sich über alles aus Meinem Munde Vernommene mit den Seinen.