Das Grosse Evangelium Johannes: Band 8
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr und Seine Widersacher
- Kapitel 205 -
Die wahre Verehrung des Herrn
Sagte nun Roklus: ,,Nun denn, hebet eure Herzen und Augen empor! Dieser Mann, der hier zu meiner Rechten am Tische sitzet und unser aller Herzen und Nieren prüft, ist es, zu dem ihr nach Galiläa ziehen wolltet!"
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Als die dreißig das von Roklus vernommen hatten, da fielen sie vor höchster Ehrfurcht auf ihre Gesichter und schrien: ,,Ehre Dir, Gott in der Höhe! Heilig und über alles ewig mächtig ist Dein Name! O Herr von Ewigkeit, verstoße uns Kinder Abrahams nicht, und sei uns gnädig und barmherzig! Dein allein heiliger Wille sei für alle Zukunft unser Gesetz, nach dem wir handeln, leben und sterben wollen!"
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Hierauf sagte Ich: ,,Das ist von euch nun wohl alles gar löblich vor Mir; aber in solcher eurer Stellung kann Ich nicht reden mit euch. Erhebet euch als freie und vernünftig denkende Menschen und laßt beiseite eure übertriebene Ehrfurcht! Denn Ich bin nicht zu euch gekommen, um Mich einem Götzen gleich von den blinden Heiden anbeten und verehren zu lassen, sondern um euch Gott, den ihr vergessen habt, und Seinen Willen von neuem kennen zu lehren und auf Erden zu errichten das Reich Gottes, das wahre Reich des ewigen Lebens, und zu zerstören die alten Fesseln und Kerker der Sünde, des Teufels, des Gerichtes und des Todes der Seelen. Und da will Ich, daß die Menschen vor Mir nicht in eitler Ehrfurcht den Würmern gleich kriechen, sondern als werden könnende und sollende Kinder Gottes frei, offen und aufrecht um Mich als wahre Freunde und Brüder sich sammeln, Mich hören und auch mit Mir reden sollen. Und so ihr Meinen Wunsch und Willen nun vernommen habt, da erhebet euch und redet frei und offen mit Mir!"
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Als die noch auf ihren Angesichtern liegenden dreißig das aus Meinem Munde vernommen hatten, da erhoben sie sich gemach vom Boden, waren aber dabei dennoch ordentlich schwindlig vor lauter Ehrfurcht, und es getraute sich keiner, Mich um etwas zu fragen oder zu bitten.
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Ich aber, solches wohl sehend, sagte zu ihnen: ,,Ja, ihr Freunde, wenn ihr euch nun Mir gegenüber stets so verhalten werdet, da werden wir miteinander keine großen Geschäfte zu machen imstande sein! Wer hat euch denn solch eine lächerliche und zwecklose Ehrfurcht vor Gott eingehaucht? Das habt ihr von den heidnischen Götzenpriestern gelernt! Gott aber verlangt von den Menschen wahrlich nicht mehr, als daß sie an Ihn als den einen, allein wahren und ewig lebendigen Gott glauben, Seinen Namen nicht eitel nennen oder gar lästern und Ihn also als den guten Vater erkennen und über alles lieben sollen und ihre Mitmenschen wie sich selbst. Alles, was darüber ist, ist ebenso vom Übel, als was darunter ist! Darum leget nun eure übertriebene Ehrfurcht vor Mir nieder, und redet frei und offen mit Mir! Oder gefällt es euch, so ihr irgend sehet, daß die Eltern ihre Kinder also erziehen, daß diese in aller Ehrfurcht in einem fort vor ihnen, ihren Eltern nämlich, kriechen müssen?! Was wird aus solchen Kindern? Nichts als feige und am Ende dennoch selbst- und herrschsüchtige Kriecher, von denen kein Nebenmensch je etwas Gutes zu erwarten hat.
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Weil denn auch ihr eure Kinder also töricht erzogen habt, so war es denn auch ganz recht und billig, daß sie euch genommen worden sind, noch ehe eure blinde Götzentorheit ihre Seelen vollends knebeln und verderben konnte. Leget darum nun vor Mir diese Torheit ab, ansonsten Ich euch wahrlich eure Kinder nimmer zurückgeben könnte und würde!"
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Diese Meine Worte wirkten, und der Redner, zu Mir nähertretend, sagte: ,,O du Heiligster! Wie willst Du denn, daß wir armen sündigen Menschen Dich anrufen sollen?"
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Sagte Ich: ,,Herr und Meister bin Ich, und also rufet und redet Mich auch an; eines Weiteren bedarf es da wahrlich nicht! Mit dem Ausdruck ,Heiligster` aber kommet Mir nicht mehr! Denn Ich bin hier gleich euch nur ein Mensch und sage euch, daß da niemand heilig ist als der Geist Gottes allein! Wohl wohnt Dieser in Mir, doch der geht euch vorderhand noch nichts an. Wenn ihr aber selbst in diesem Geiste wiedergeboren sein werdet, dann erst wird Er euch auch angehen, und ihr werdet Seine Heiligkeit verstehen!
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Wenn die Menschen in ihrer Blindheit zu Gott ,heilig, heilig, heilig` rufen werden, da wird es elend aussehen unter ihnen! Wer zu Gott also rufen will, der muß zuvor selbst voll dieses Geistes werden, ansonst ist sein Rufen ein eitel törichtes und gleicht dem gleichen Rufen der Heiden, die, von allem Gerichte der Sünden der Welt geknechtet und gefesselt, doch unmöglich die ewige und unendliche Freiheit in Gott, was eben die Heiligkeit ist, fassen und begreifen können!
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Darum bin Ich nun, solange ihr noch im Gerichte der Welt wandelt, wohl euer Herr und Meister; wenn ihr aber selbst in Meinem Geiste frei und lebendig sehend werdet geworden sein, dann erst werdet ihr in Mir Gott erkennen und zu Ihm ,Heiliger Vater` rufen. Doch da werdet ihr nicht also, wie jetzt, mit dem Munde rufen, sondern in euch aus dem lebendigen Geiste; denn Gott in Sich ist ein Geist und kann daher auch nur im Geiste und dessen lebendigster und lichtfreiester Wahrheit angerufen und angebetet werden! - So ihr das nun begriffen habt, da ändert sofort euren törichten Sinn, und redet frei und offen mit Mir, und saget, was man euch hier tun soll!"