Das Grosse Evangelium Johannes: Band 8
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr und Seine Widersacher
- Kapitel 128 -
Das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen
Sagte Ich: ,,Ja, ja, du Mein ganz aufrichtiger Freund, du hättest mit deiner scharfen Bemerkung ganz recht, wenn sich die Sachen zwischen Gott und den Menschen also verhielten, wie du es aus deinen gemachten Erfahrungen im Namen der gesamten Menschheit nun vor Mir dargetan hast; aber die Sachen verhalten sich ganz anders, und somit hat deine scharfe Darstellung der Verhältnisse zwischen Gott und den Menschen keinen andern Grund als die völlige Unkenntnis eben der Verhältnisse zwischen Gott und den Menschen.
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Gott hat schon vom Urbeginn an der freien Menschheit, also dem ersten Menschenpaare, Seinen Willen treuest geoffenbart, und die Hauptnachkommen des ersten Menschenpaares waren in einer steten Verbindung mit Gott und mit den Engeln, die ehedem auch, wennschon auf einem andern Erdkörper als Körpermenschen gelebt haben, und wurden in allen Dingen hellst belehrt und waren denn auch dadurch vollkommene Menschen und Herren der gesamten Natur; denn ihrem Willen waren sogar alle andern Geschöpfe, wie auch die Elemente untertan.
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Aber ihre vielen Kinder, die sich nach und nach auf der Erde verschiedene Wohnplätze aussuchten und sohin selbständig wurden, wollten sich die Vormundschaft Gottes und noch weniger die ihrer Eltern und sonstigen Anverwandten nicht mehr gefallen lassen. Sie trachteten, in der Welt reich und berühmt zu werden, und als sie das wurden, da wurden sie auch träge und hochmütig und kümmerten sich um Gott und Seinen ihnen noch gar wohl bekannten Willen wenig mehr. Sie taten, was sie wollten. Und hat Gott sie durch allerlei Züchtigungen auch ermahnt, die Er ihnen allzeit durch allerlei Zeichen, wie durch weise Boten bekanntgemacht hatte, da lachten sie, verhöhnten Gott, Seine Mahnungen, und mißhandelten die an sie gesandten Boten.
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Unter sich errichteten sie dann Schulen nach ihrem Sinne. Ihre Lehrer aber machten sich bald die ihnen bekannten Schwächen zunutze und richteten ihren Unterricht also ein, daß er der Gemeinde schmeichelte und sie bis zu den Sternen erhob. Eben solche Lehrer wurden als Leiter der Menschen einer Gemeinde bald zu machthabenden Königen und waren als solche auch stets die ersten Urheber der Abgötterei, des Götzentums und des entweder blinden Aberglaubens oder auch der vollkommenen Gottlosigkeit.
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Gott aber ließ dennoch nie ab und ließ auch unter solchen Heiden stets Männer aufstehen, die durch Lehren und Taten ihnen zeigten die große Trübsal, in der sie lebten, und ihnen auch zeigten des Lebens rechte Wege. Solche Männer aber bekamen stets nur wenige Jünger und wurden von andern Volkslehrern und Priestern und sogenannten Weltweisen verachtet, verfolgt und für Narren erklärt, und die Hohen und Weltmächtigen wollten von solchen Demutspredigern schon gar nie etwas hören.
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Wenn aber also, wie nun heutzutage die vielen Beispiele selbst Mir gegenüber nur zu klar zeigen, - was hätte Gott den Menschen denn noch tun sollen und können, um sie beim lebendigen Glauben an Ihn zu erhalten bei stets gleicher Belassung ihres freien Willens?
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Auch diesmal, wo Ich persönlich unter die Juden gekommen bin, um sie wieder um Mich zu versammeln, habe Ich dafür gesorgt, daß die Kunde von Mir in allen euch bekannten Weltteilen den Menschen gemacht wurde auf die jedem Volke entsprechende Art. Gehe aber hin und frage die Menschen und Völker, und du wirst Antworten bekommen, über die du sicher höchlichst erstaunen wirst!
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Du meinst aber nun ebenfalls großirrtümlich, daß von jetzt an nur jene Seelen ein ewiges Leben nach des Leibes Todes haben werden, die nun Mein Wort hören, an Mich glauben und nach Meiner Lehre leben und handeln, alle andern Seelen aber für ewig vernichtet würden.
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Gegen solche deine Meinung, die nun auch vielen andern Menschen eigen ist, kann Ich dir auf pur vernunftgründigem Wege vorerst nur das sagen, daß eines jeden Menschen Leben eine Kraft aus Gott ist, die Gott Selbst mit aller Seiner Allmacht ebensowenig zerstören und vernichten kann wie Sich Selbst; denn würde Gott die aus Ihm allein hervorgegangenen Lebenskräfte zerstören und vernichten können, so müßte Er da bei Sich zuerst anfangen, weil im Grunde des Grundes ja eben Er Selbst alles in allem von Ewigkeit her ist! Gott kann wohl jegliche Materie, die nichts als Seine durch Seinen Willen festgehaltene Idee ist, auflösen und sie in Geistiges und Unwandelbares zurücktreten lassen, aber vernichten ewig nicht, weil Er Sich Selbst und Seine Ihm ewig klaren Gedanken und Ideen nicht vernichten kann."