Das Grosse Evangelium Johannes: Band 8
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr und Seine Widersacher
- Kapitel 122 -
Der Herr erklärt den 93. Psalm
Hier dankte Mir der Wirt abermals auch für diese Belehrung, schloß den Schrank, und wir gingen in den Saal gen Morgen. Der strotzte abermals von allerlei Schätzen und Altertümern, an denen die Römer viel Behagen fanden.
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Und unser Agrikola sagte: ,,Freund, du und deine Eltern und Voreltern müßt sehr schweigsam gewesen sein über das, was ihr besaßet und du nun noch besitzest; denn sonst hätten wir davon doch schon irgendeine Kunde einmal nach Rom erhalten! Denn diese Schätze haben einen doppelten Wert; erstens bestehen sie aus edlen Metallen, Perlen und sehr kostbaren Edelsteinen, und dann haben sie namentlich für euch Juden einen großen geschichtlichen Wert."
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Sagte der Wirt: ,,Mächtiger Herr, es ist aber da auch in mehrfacher Hinsicht nötig, sehr schweigsam zu sein, nicht so sehr der Römer als vielmehr der Priester wegen. Denn wüßten diese um alles das, so hätten sie mir und diesem Hause schon sicher seit lange her keine Ruhe gegeben und hätten auch schon so manches zu ihren gewinnsüchtigen Zwecken davongeschleppt; aber da verraten wir nicht, was da ist, obgleich wir schon viele Male von Priestern um dieses und jenes befragt worden sind. Und so habe ich denn nun auch darum mehr Ruhe vor den Priestern, weil ich mich mit allen meinen Besitztümern unter den Schutz der Römer gestellt habe. In diesem oberen Stocke aber beherberge ich auch selten die Reisenden, da sie zu ebener Erde und im ersten Stockwerk leicht untergebracht werden können und ich noch andere Nebengebäude habe, in denen ich viele Reisende beherbergen kann. Von Dieben und Räubern aber habe ich auch nichts zu befürchten; denn erstens ist, wie ihr gesehen habt, dieses Haus mit starken und hohen Ringmauern eingeschlossen, über die man nicht steigen kann, und zweitens ist diese Gegend ringsum zu bevölkert und ehrlich, und die Diebe und Räuber halten sich da fern, und so haben diese Schätze hier gut und sicher ruhen. Aber dort ist wieder eine Psalmplatte! Der Herr wolle sie uns verdolmetschen!"
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Sagte Ich: ,,Ja, ja, das wird weiser sein, als lange zu bewundern die alten Schätze, die für die Seele und für den Geist keinen Wert haben! So ihr euch aber in der Folge Schätze sammelt, da sammelt euch solche, die vom Roste nicht zerstört und von den Motten nicht zernagt werden können! Was nützen dem Menschen alle Schätze der ganzen Welt, so er dabei an der Seele Schaden leidet? So in die Seele durch die Liebe zu den toten Weltschätzen der Keim des Todes gelegt worden ist, durch den die Seele in den Tod der Materie übergeht, - wer wird sie dann erretten aus den ehernen Armen des Gerichtes, das der Seele Liebe und Scheinleben geworden ist?"
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Sagte der Wirt: ,,O Herr und Meister, bei Gott sind ja doch wohl alle Dinge möglich!"
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Sagte Ich: ,,Jawohl, das sicher; aber in der Ewigkeit geht alles um gar vieles langsamer vorwärts als auf dieser Welt, auf der alles nur eine gewisse Zeit, die stets sehr flüchtig ist, dauert, sich bald und leicht verändert und in der Art, wie es da war, zu sein für immer aufhört.
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Im Reiche der Geister aber gibt es keinen Zeitenflug mehr, und du kannst nicht sagen: ,Heute tue ich das und morgen jenes!`, sondern alles liegt schon als eine fertige Tat und als ein ausgeführtes Werk in der Seele. So dies übler Art ist, woher wird die fortlebende Seele dann einen neuen Stoff und eine neue Einsicht nehmen, um in sich das daseiende Arge umzugestalten?
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Es wird zwar dort den Seelen wohl auch vergönnt sein, sich zu ändern; aber das wird dort bei sehr in die Welt versunkenen Seelen oft höchst lange dauern, und am Ende wird doch nur weniges als sicher erreicht werden. Denn die Liebe ist das Leben der Seele. Ist diese geistig und somit nach der Ordnung in Gott gut, so hat die Seele auch ein wahres und vollkommenes Leben in sich und lebt vollkommen in großer Klarheit ewig fort, und das ist dann schon ein rechtes ewiges Leben; ist aber die Liebe in der Seele eine materielle und somit eine tote, weil gerichtete, so ist das Leben der Seele auch gleich der Liebe in ihr.
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Solch ein Leben kann kein wahres, sondern nur ein Schein- und Trugleben sein. Und weil es das ist, so ist es auch kein ewiges Leben, weil es in seiner Unart nicht fortbestehen kann, sondern sich ändern muß entweder zum Guten oder im schlimmsten Falle zum Grundbösen, das da ist das harte Mußgericht und der eigentliche ewige Tod, aus dessen harten Banden sich eine Seele ebenso schwer losmachen wird, als da ein harter Stein sich selbst in ein reines und fließendes Quellwasser umwandeln kann.
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Darum habt die Welt nicht lieb, sondern fliehet sie in ihrem verlockenden Wesen, und benützet ihre Schätze zu guten Werken und ihr werdet dadurch die wahren für Seele und Geist überkommen!
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Und nun wollen wir sehen, was dereinst David auf die vor uns in der Wand befestigte Steinplatte geschrieben hat!
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Was da geschrieben steht aber lautet also (Ps.93): ,Der Herr ist König und herrlich geschmückt (mit Liebe, Weisheit und Macht); der Herr ist geschmücket und hat ein Reich (das Reich Gottes auf Erden) angefangen, soweit die Welt ist, und also zugerichtet, daß es bleiben soll. Von dem an stehet der Stuhl (der Wahrheit und des Lebens) fest; Du, o Herr, bist ewig! Die Wasserströme erheben sich, die Wasserströme erheben ihr Brausen, die Wasserströme heben empor die Wellen. Die Wasserwogen im Meere sind groß und brausen greulich; der Herr aber ist noch größer in der Höhe! Dein Wort ist eine rechte Lehre, und die Heiligkeit ist die Zierde Deines Hauses ewiglich.`
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Sehet, also lautet der ganz kurze, aber überaus inhaltgroße und -schwere Psalm, der nun ganz in diese Zeit sein verborgenes Licht ausbreitet und auch schon die Zukunft beleuchtet!
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Der Stuhl der ewigen Wahrheit wird nun wohl aufgerichtet für die ganze Erde und wird auch bleiben; aber die Wasserströme der Heuchler, Lügner, der Pharisäer und falschen Propheten erheben sich auch und fangen an, stets ärger gegen die Wahrheit, die aus den Himmeln zu den Menschen dieser Erde gekommen ist, zu brausen, und heben ihre Machtwellen gegen das Licht, um es zu ersticken. Auch die Wasserwogen im Meere sind groß geworden und brausen greulich.
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Das deutet auf die künftigen großen Kämpfe zwischen Licht und Finsternis; aber des Herrn Wahrheit steht über ihnen und wird endlich siegen über alles, was falsch und böse ist. Die Waffe wird sein das reine Wort aus dem Munde Gottes, eine rechte Lehre des Lebens, und wird bleiben ewig; denn wie Gott ewig ist und mächtig, also ist es auch Sein Wort! Und wie die Heiligkeit das Licht und die Zierde Gottes ist, also ist sie auch die Seines Wortes und Seiner Lehre.
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Das Haus Gottes aber ist nicht etwa der tote Tempel zu Jerusalem, sondern die Menschen, die das Wort Gottes hören, es mit Freuden in sich aufnehmen und danach leben. - Nun habe Ich euch denn auch diesen Psalm vorgelesen und erläutert; an euch aber ist es nun, es Mir offen zu bekennen, ob ihr den Psalm auch richtig verstanden habt."
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Sagte darauf der Wirt: ,,O Herr und Meister, wer soll das auch nicht verstanden haben? Denn was David aus seinem von Gott ihm eingehauchten Geiste geschrieben hat, das stehet ja nun tatsächlich wunderbarst vor uns und enthüllt uns auch schon die ferne Zukunft, so wie nun die Gegenwart. Das Brausen der Wasserströme und die großen Meereswogen gefallen mir wohl freilich durchaus nicht; aber was läßt sich dagegen tun und was dawider vorkehren? Denn solange die Welt das bleiben muß, was sie ist, ein läuterndes Jammerhaus für die Seelen der Menschen, und solange auf der Erde der Tag mit der Nacht wechselt und der Mensch seinen freien Willen haben wird, wird es auch schwerlich je ganz helle werden in den Gemeinden und in den Herzen der Menschen. Wohl dem, der das Licht überkommt und es dann zum Glücke seines Hauses in seinem Hause behält und wohl pflegt!"
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Sagte Ich: ,,Da hast du recht; aber wer ein rechtes Licht in seinem Hause hat und pflegt, der halte es nicht ganz verborgen, sondern lasse es auch von Zeit zu Zeit bei guter Gelegenheit über sein Haus hinaus leuchten! Und wenn das dann viele Häuser tun werden, dann wird auch des Geistes Finsternis in der Welt sich sehr vermindern, und die Nacht selbst wird zum Tage werden. - Aber nun lasset uns denn noch die andern Gemächer dieses Hauses in seinem zweiten Stockwerke besehen! Denn die Römer möchten alles in Augenschein nehmen!"