Das Grosse Evangelium Johannes: Band 8
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr und Seine Widersacher
- Kapitel 103 -
Die Ankunft der Römer beim Herrn
Hierauf sagte Lazarus: ,,Herr und Meister! Es ist aber wahrlich schade, daß diesen gar so besonderen Unterricht die sehr wißbegierigen, biederen Römer nicht auch haben vernehmen können! Was werden wir ihnen sagen, so sie uns sicher fragen werden, was hier in ihrer Abwesenheit sich alles ereignet habe? Dürfen wir ihnen von der großen Belehrung über den Flug der Kraniche etwas mitteilen?"
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Sagte Ich: ,,So Ich es für gut und nötig für sie erachtet hätte, da hätte schon auch Ich sicher am ersten dafür gesorgt, daß sie daran teilgenommen hätten; aber da das für sie vorderhand noch nicht nötig ist, sondern nur für euch wenige, die tieferen Geheimnisse des Reiches Gottes zu erkennen, so habe Ich das auch nur euch wenigen als etwas Besonderes gezeigt und enthüllt.
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Es haben aber eben die Römer, wie vor ihnen auch die Griechen, aus den unverstandenen alten Lehren und Weissagungen der alten Ägypter, die diese aus den Entsprechungen zwischen der Sinnen- und Geisterwelt vollwahr ableiteten, ihr finsteres Heiden- und Götzentum abgeleitet, und mehr als die Hälfte ihrer Priester beschäftigt sich mit den Erscheinungen auf dieser Naturwelt und machen daraus allerlei Wahrsagereien. Der Morgenflug der verschiedenen Vögel ist ihnen dazu sehr dienlich, so wie das Blut und die Eingeweide der vor dem Aufgange geschlachteten Tiere, ebenso die Winde, der Zug der Wolken, der nächtliche Stand der Sterne und die Färbung des Himmels; auch zünden sie morgens ein Feuer an und machen auch daraus allerlei Wahrsagereien und lassen sich dafür von groß und klein bezahlen. Wenn nun die hierseienden Römer Mich über den Flug der Kraniche hätten also reden hören, da wären sie uns gleich mit einer Unzahl von Fragen über gar viele Erscheinungen, die sie erlebt haben, und von denen nach den Wahrsagungen ihrer Zeichendeuter auch dann und wann manches eingetroffen ist, über den Hals gefallen, und wir hätten da tagelang zu tun, bis wir sie nur halbwegs der Wahrheit gemäß befriedigt hätten.
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So sie Meiner Lehre gemäß leben und handeln werden, so werden sie schon durch ihren Geist ohnehin auch in alle andere Weisheit geleitet werden; wüßten sie aber nun auch das, was Ich nun nur euch anvertraut habe, so würden sie daheim beinahe schon nichts anderes mehr tun, als mit aller Hast und Gier die Erscheinungen der Naturwelt beobachten und sie zu enträtseln versuchen, dabei aber wegen Mangel der Geisteseinung mit der Seele in allerlei Irrtümer verfallen, was für die Entwicklung ihres inneren Lebens wahrlich nicht ersprießlich wäre. Aus diesem Grunde behaltet das von Mir euch Erklärte vorderhand nur bei euch! - Nun aber werden sie bald bei uns sein, da sie es von Raphael erfahren haben, wo wir uns befinden."
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Als Ich das den wenigen gesagt hatte, da kam auch schon die ganze Schar aus dem Städtchen ins Freie, ward bald unser ansichtig und ging auf uns zu.
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Raphael aber führte nach Meinem Willen die Jugend auf einen andern größeren Hügel und hatte sein Wesen mit ihr. Als er den Jungen den Hügel zeigte, auf dem Ich Mich befand, da fielen alle auf ihre Knie und lobten und priesen Mich voll Inbrunst als den guten, lieben Vater.
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Nun kamen aber auch schon die Römer und alle andern Jünger an. Nur die etlichen bekehrten Templer, deren Weiber mit den Kindern sich in Bethanien befanden, waren nicht dabei, weil sie eben von ihren Weibern und Kindern erschaut und somit auch aufgehalten worden waren, wofür sie nicht konnten; denn Ich Selbst ließ das zu, auf daß sie dann den Tag über von ihnen in Ruhe gelassen werden möchten. Mit den benannten Templern kamen wir denn auch erst beim Morgenmahle zusammen.
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Als die Römer zuerst am Hügel zu Mir kamen, grüßten sie Mich auf das liebevollste, und Agrikola sagte: ,,O Herr und Meister, wie froh sind wir doch, daß wir Dich wiedergefunden haben, und daß wir nun sehen, daß Du uns mit Deiner heiligen Persönlichkeit nicht verlassen hast! Wir waren schon alle ängstlich geworden, da wir Dich im Hause nicht fanden und dann bei uns der Meinung geworden sind, daß Du mit den wenigen Jüngern irgendwohin etwa schon gleich auf den ganzen Tag verreist seist. Deine zurückgebliebenen Jünger waren selbst unserer Meinung, darum, weil Du gestern aus wohlweisen Gründen niemandem einen Aufschluß geben wolltest, was Du etwa heute unternehmen werdest. Am Ende unseres Fragens und Ratens gab uns der herrliche Raphael dahin den Aufschluß, daß du Dich in der Nähe, als hier, befändest. Da brachen wir denn auch eilends auf, eilten hierher und fanden Dich auch zu unserem Troste. Und wir sind nun über die Maßen froh, daß wir Dich, unser Alles, nur wieder in unserer Mitte haben!"
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Sagte Ich: ,,Also bin auch Ich froh, daß ihr noch so ziemlich früh vor dem Aufgange hier bei Mir euch eingefunden habt; denn wer an Mir Freude hat und Mich liebt, an dem habe auch Ich Freude und liebe ihn.
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Es werden aber Zeiten kommen, in denen Mich auch die Menschen suchen, aber nicht so bald und leicht finden werden, wie das nun bei euch der Fall war.
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Wer Mich aber ernstlich suchen wird im Herzen und in der Tat nach Meinem Worte, der wird Mich auch finden und eine größte Freude haben, daß er Mich gefunden hat. Wer Mich aber einmal wird gefunden haben, der wird Mich auch nicht mehr verlieren! Auf gewisse Augenblicke, zur größeren Probung seiner Liebe und Geduld, werde Ich wohl noch dann und wann Mein Antlitz vor ihm verhüllen, aber ihn deshalb nicht verlassen!
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Wohl aber denen, die Ich recht viel prüfen werde; denn aus dem werden sie erkennen, daß Ich sie überaus liebe! Denn wer viel geprüft wird und die Prüfungen wohl bestehen wird, der wird jenseits in Meinem Reiche auch über Vieles und Großes gesetzt werden; wer aber weniger geprüft wird seiner Schwäche wegen, der wird auch über Wenigeres und Geringeres gesetzt werden.
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Ihr alle aber werdet um Meines Namens und der Wahrheit willen auch noch gar manche Proben zu bestehen bekommen, und eure Geduld, die in euch noch der schwächste Geist ist, wird der Feuerprobe nicht entgehen. Wenn aber solches über euch kommen wird, so denket an diesen Hügel, und daß Ich euch solches zum voraus verkündet habe; aber denket auch im Herzen, daß Ich da im Geiste zu euch kommen, euch stärken und kräftiglichst helfen werde! Dieses alles merket euch alle auch besonders wohl! Denn in diesen Tagen und auch in den künftigen Zeiten leidet das Reich Gottes Gewalt, und die es mit Gewalt an sich reißen, die werden es auch besitzen. In den künftigen Zeiten aber wird es also sein, wie Ich euch das nun durch ein Gleichnis zeigen werde."