Gottes Neue Bibel

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 7

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr auf dem Ölberg (Fortsetzung)
Ev. Joh. Kap. 8

- Kapitel 62 -

Der Wert der Willensfreiheit des Menschen. Die jenseitigen Erfahrungen der Propheten. Vom Seligwerden

Sagte Nikodemus: ,,Ja, ja, Du hast ewig allein recht, und wir Menschen können kein Recht haben, weil in uns keine Wahrheit, Weisheit und keine wahre Lebenskraft waltet! Aber es ist und bleibt für den mit aller Welt umgebenen Menschen doch stets etwas sehr Schweres, sich von der Welt ganz loszureißen und sodann ganz ins Geistige überzugehen. Das pure Anhören selbst der weisesten Lehren genügt dem einmal blind gewordenen Menschen wenig oder nichts, wenn er nicht durch eigene Anschauungen und Erfahrungen zur Wahrheit der geistigen Sache gelangen kann.
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Wenn aber nur ein Mensch für sich wohl Erfahrungen macht und Tausende um ihn aber nicht, so nützt das der Menschheit auch wenig, weil sie somit nur einem Erfahrenen glauben muß, ohne in sich je eine anschauliche Bestätigung dessen zu finden, was sie zu glauben genötigt ist. Ah, ein ganz anderes aber wäre es, wenn alle Menschen Anschauungen und Erfahrungen machten; dann müßte es ja mit der rein geistigen Bildung der Menschen vorwärtsgehen!"
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Sagte Ich: ,,Wie ein Blinder über die Farben, so urteilest du nun über die Geistesdinge! Ich aber meine, daß eben Der, welcher die Menschen erschaffen hat, es wohl am allerbesten einsehen wird, wie Er die Menschen zu stellen und zu behandeln hat, damit sie über kurz oder lang das Ziel erreichen mögen, das Er ihnen gestellt hat. Ich habe euch nun Zeichen gewirkt, die euch genötigt haben zu glauben, daß eben Ich und ewig kein anderer der verheißene Messias bin. Aber diese Nötigung dient nicht wahrhaftig zu eurem Seelenheile, sondern ihr werdet erst selig, so ihr lebet nach Meinem Worte.
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Glaube du es Mir: So Ich euch Menschen zu Maschinen machen wollte, so kostete Mich das nur einen mit Meinem Willen verbundenen Gedanken, und der ganze Tempel, ganz Jerusalem und das ganze große Land, in dem die Juden wohnen, würden Mich unmöglich für etwas anderes erkennen als für den Messias - Jehova Zebaoth! Aber wäre allen Juden und auch allen Heiden damit geholfen? Ich sage es dir: Wahrlich, nicht um ein Haar mehr als dieser hölzernen Speiseschüssel, die - wie du das sogleich sehen sollst - sich nach Meinem Willen nach allen Richtungen hin zu bewegen anfangen wird!
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Sieh, nun lebt die Schüssel schon und schwebt in der Luft gleich einem Vogel umher! Möchtest du nun dein Dasein wohl mit ihr tauschen? Siehe, sie ist ganz lebendig und kann sich nach allen Richtungen hin bewegen; aber sie hat kein Selbstbewußtsein, sondern Mein höchsteigenes Bewußtsein durchdringt sie und macht sie lebendig. Du kannst an die Schüssel sogar Fragen stellen, und sie wird dir ohne Mund und Zunge antworten. Aber wirst du wohl je glauben können, daß die Schüssel für sich lebt, weise denkt und ohne Mund und Zunge spricht?!
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Ich sage dir aber noch mehr: Ich kann dieser Schüssel vermöge Meiner Allmacht dieses Scheinleben für ewig erhalten. Wird sie aber darum je ein eigenes, selbständiges und freies Leben Mir gleich haben? Ewig nicht; denn solange Ich sie lebendig erhalte mit Meiner puren Macht, ist sie für sich so gut wie völlig tot. Denn ihr Scheinleben ist nur Meine Willensmacht in ihr und somit Mein höchst eigenes Leben. So Ich dieses zurückziehe, so ist auch der alte Tod und das alte, notwendige Gericht aller Materie da, und du wirst an ihr kein Leben mehr entdecken, - wie munter sie sich nun auch nach allen Richtungen hin und her bewegt.
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Und siehe, eben ein solches Leben hätten die Menschen, so Ich sie mit Meiner Allmacht oder auch mit solchen Zeichen zwänge, die dem Menschen keinen freien Gedanken übrigließen. Und es ist sonach für den Menschen ein freier Unglaube um endlos vieles besser als ein durch Wundermittel erzwungener Glaube; denn die vollste und selbständigste Freiheit des Willens im Menschen ist der große Plan Gottes im Menschen. Der Mensch kann wohl ganz unschädlichermaßen von Gott belehrt werden, was er zu tun hat, um in sich des Lebens Vollendung zu erlangen; aber von Gott wie auch von einem andern Geiste darf er dazu nie mit einer Macht genötigt werden. Denn wird er das, so ist er gerichtet und somit für sich völlig tot und besteht als ein freies und selbständiges Wesen gar nicht mehr.
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Und siehe nun, aus eben diesem Grunde werden von Mir aus gewisse von dir gewünschte Anschauungen und Erfahrungen im Reiche der reinen Geister so selten wie möglich zugelassen, und so solche schon dann und wann für einzelne Menschen, die dazu gleich den Propheten ausersehen sind, zugelassen werden, so müssen eben nur diese ausersehenen Menschen - die von oben her sind und schon auf einer anderen Welt die Leibeslebensprobe durchgemacht haben - solche Anschauungen und Erfahrungen über das Jenseits machen, weil ihnen solches nimmer schaden kann, aber auch den Nebenmenschen darum nicht, weil diese den Propheten nur glauben können, so sie wollen. Wollen sie aber nicht - was leider am allerhäufigsten der Fall ist -, so bleiben sie dennoch völlig frei in ihrem Denken und in der Selbstbestimmung ihres Handelns, und das frommt ihnen offenbar noch immer mehr als irgendeine äußere oder gar innere Nötigung zu einem Glauben.
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Der Mensch wird zwar nur durch Gott und in Gott selig, aber nur insoweit, als er durch sein eigenes Wollen den Willen Gottes zu dem seinigen gemacht hat und in seinem Selbstbewußtsein gewisserart eins mit Gott geworden ist. Wenn aber Gott dem Menschen seinen freien Willen hinwegnähme und dafür durch Seine Allmacht Seinen eigenen Willen in des Menschen Herz setzte, so wäre der Mensch, wie schon gesagt, so gut wie für und in sich völlig tot, da nur der aufgedrungene allmächtige Wille Gottes den Menschen ebenso belebte, wie der Meinige diese Schüssel belebt hat. Gott aber hat den Menschen erschaffen und hat ihn belebt und also eingerichtet, daß er sich nach und nach selbst entfalten kann und muß, und das ist so weise, daß der Mensch sich mit aller seiner Vernunft und allem seinem Verstande nichts noch Weiseres vorstellen kann. - Und Ich meine nun, dir diese Sache genügend erklärt zu haben. Wenn du das nun verstehst, so erheben wir uns von den Tischen, gehen abermals hinaus ins Freie und sehen, was sich draußen alles zuträgt!"

Fußnoten