Das Grosse Evangelium Johannes: Band 7
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr auf dem Ölberg (Fortsetzung)
Ev. Joh. Kap. 8
- Kapitel 158 -
Von der gerechten Klugheit und Vorsicht
Sagte ein Pharisäer: ,,Herr und Meister, wir dürfen also nach deinem Worte die gerechte Klugheit und Vorsicht bei der Verteilung unserer Schätze an die Armen wohl anwenden?"
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Sagte Ich: ,,Was Ich einmal gesagt habe, das ist gesagt für die Ewigkeit; denn dieser ganze sichtbare Himmel und diese Erde werden vergehen, aber Meine Worte ewig nimmer.
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So jemand aber selbst die beste Handlung beginge, stellte aber die Sache dumm an, so hat eine solche Handlung keinen Wert, weil durch sie das Gute nicht erreicht wird. Wenn jemand aber seinem Nächsten etwas Gutes tun will, so tue er das nicht vor den Augen der Welt und lasse sich darum nicht öffentlich loben und preisen, sondern er tue das im geheimen also, daß nahe seine Rechte nicht weiß, was die Linke tut, und Gott, der auch das Geheimste sieht, wird solche Werke mit Seinem Segen belohnen!
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Wäre das aber klug, so ihr eure Schätze darum dem Tempel übergäbet, damit dieser sie unter die Armen verteile? Der Tempel würde euch darum wohl offen vor aller Welt selig preisen, doch den Armen wäre damit wahrlich nicht geholfen!
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Aber suchet euch einen gerechten Mittelsmann, und ihr werdet da am besten gehandelt haben; eure Namen bleiben unbekannt, ihr entgehet dem Lob und Preis der Welt, und den Armen ist da am besten geholfen! Denn es ist besser, bei einem gerechten Mittelsmann für viele Arme eine Versorgung nach rechtem Ziel, Maß und Bedürfnis zu gründen, als einem oder dem andern Armen auf einmal viel Geld in die Hand zu geben; denn das könnte gar leicht den armen, schon sehr demütig gewordenen Menschen in den Hochmut erheben und seine geduldige und gottergebene Seele verderben.
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Einen solchen Mittelsmann aber werdet ihr schon gar leicht finden. Ich kann euch hier gleich fünf anzeigen. Da ist Nikodemus oder Joseph von Arimathia, der Freund Lazarus oder da der Wirt im Tale von Unter-Bethania oder der neben ihm stehende große Herbergswirt an der großen Heerstraße unweit Bethlehem.
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Und so habe Ich euch denn auch diesen Weg gezeigt; wenn es den Eurigen karg gehen sollte, würden sie bei diesen auch sicher am ehesten eine nötige und Mir Selbst wohlgefällige Unterkunft für Leib und Seele finden."
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Sagten die Pharisäer: ,,Herr und Meister, wir danken dir, daß du uns auch diesen Rat gegeben hast! Noch heute zum Teil, ganz gewiß aber am ersten Tage nach dem Sabbat soll er ins Werk gesetzt werden! Oh, durch diesen deinen Rat ist uns ein schwerer Stein von unserer Brust genommen worden! Ja, nun haben wir ein leichtes Handeln und Fürgehen!
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Wie wäre es denn, Herr und Meister, so wir jedem von den uns angezeigten Freunden einen Teil unserer Schätze übergäben, damit auf einen nicht zu viel der Versorgungsmühe käme?"
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Sagte Ich: ,,Das kommt nun auf euch an; da ist das eine so gut wie das andere!"
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Mit dem waren nun die beiden jetzt gänzlich bekehrten Pharisäer völlig zufrieden, gingen hin zu den fünfen und besprachen sich mit ihnen.
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Aber da traten auch die beiden Leviten zu Mir und sagten: ,,Herr und Meister, was sollen wir denn tun? Unser Vermögen ist noch klein, und was wir besitzen, haben wir geerbt und hätten somit ein gerechtes Vermögen in unseren Händen. Aber wenn auch wir dir folgen dürfen, so möchten auch wir tun, was da die beiden Obersten tun."
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Sagte Ich: ,,Das steht euch frei. Aber sehet diese Meine alten Jünger an, sie haben auch einen ganz gerechten Besitz daheim und haben Weiber und Kinder, - sie haben um des Reiches Gottes willen alles verlassen und sind Mir nachgefolgt! Das könnet auch ihr tun!
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Aber Ich sage euch auch das: Die Vögel haben ihre Nester, und die Füchse haben ihre Löcher; aber Ich, als auf dieser Erde dem Leibe nach auch ein Menschensohn, habe nicht so viel eigenen Besitz, daß Ich darauf nur Mein Haupt hinlegen könnte."
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Sagten die beiden Leviten: ,,Und doch ist der Himmel Dein Thron und diese Erde der Schemel Deiner Füße!"
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Sagte Ich: ,,Das hat euch auch nicht euer Fleisch, sondern euer innerer Geist eingegeben! Bleibet in dieser Erkenntnis und sammelt euch Geduld, so werdet ihr leicht zur inneren Vollendung des Lebens gelangen! Gehet sonach denn auch hin und besprechet euch mit dem Lazarus allein!"
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Das befolgten die beiden Leviten sogleich und gingen zu Lazarus.