Gottes Neue Bibel

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 7

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr auf dem Ölberg (Fortsetzung)
Ev. Joh. Kap. 8

- Kapitel 121 -

Die Führung der Menschheit. Erkenntnis, Verstand und freier Wille

Sagte Ich: ,,Wenn dein Gedächtnis stärker wäre, als es ist, so würdest du dich noch gar wohl entsinnen, daß eben dieser Punkt schon öfter angezogen und von Mir auch allzeit auf eine leichtverständliche Weise erklärt wurde. Aber es ist dein Gedächtnis schon etwas schwächer geworden, als es einstens war, und so ist dir das entfallen, was Ich über derlei Fragen schon öfter gesagt habe. Aber es macht das nichts; wir haben ja noch Weile, und Ich kann euch allen noch einmal etwas darüber sagen. Und so höret denn!
2
Wer noch nie eine Sonne, einen Mond, eine bewohnbare Erde, Pflanzen, Tiere und Menschen erschaffen hat, der weiß auch sicher nicht, wie alle diese Geschöpfe zu leiten, zu erhalten und ihrer endlichen Hauptbestimmung zuzuführen sind. Ich aber weiß um alles das und habe eine ewige Ordnung festgestellt, außerhalb derer niemand je etwas erreichen und bezwecken kann.
3
Der Mensch aber als Mein vollstes Ebenmaß muß auch einen vollkommen freien Willen haben, mit dem er sich selbst in seinem geistigen Teile umgestalten, festen und von Meiner Allmacht frei machen muß, um dereinst als ein starkes, freies, selbständiges und selbstmächtiges Wesen selig neben Mir dazustehen, zu leben und zu handeln.
4
Siehe, alle Geschöpfe bestehen unter Meinen Mußgesetzen, und auch der Mensch seinem Leibe nach, - nur des Menschen Seele und Geist nicht, das heißt, was da betrifft den Willen und das freie Erkennen! Die Form und die Lebenseinrichtung der Seele in allen ihren Teilen ist natürlich auch ein Mußwerk, von Mir ausgehend, doch aber nur also, daß sie eben durch den freien Willen im Menschen entweder sehr veredelt und befestigt oder auch sehr verunedelt und geschwächt werden kann.
5
Es würde aber dem Menschen der freie Wille wenig oder nichts nützen ohne die Fähigkeit eines freien Erkennens und den aus dem Erkennen abgeleiteten Verstand, der dem Willen erst zeigt, was gut und wahr und was falsch und böse ist.
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Erst so der Mensch sich Erkenntnisse gesammelt und seinen Verstand geschärft und geweckt hat, kommt die Offenbarung des göttlichen Willens hinzu, die dem Menschen die rechten Wege zum ewigen Leben und zu Gott zeigt. Der Mensch kann dann eine solche Offenbarung annehmen oder nicht, da er einen vollkommen freien Willen auch Gott gegenüber haben muß, ohne den er kein Mensch, sondern ein Tier wäre, das keinen eigenen freien Willen, sondern nur einen Trieb hat, dem es nicht widerstehen kann.
7
Es ward im Anfange aber nur ein Menschenpaar auf die Erde gesetzt, und es hieß der Mann ,Adam` und das Weib ,Eva`. Dieses erste Menschenpaar ward von Gott aus mit allen Fähigkeiten ausgerüstet. Es hatte tiefe Erkenntnisse, einen höchst klaren Verstand und einen machtvollsten freien Willen, vor dem sich alle anderen Geschöpfe beugen mußten.
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Zu diesen Fähigkeiten bekam es auch aus dem Munde Gottes eine hellste und wohlverständliche Offenbarung, die ihm ganz frei und offen zeigte, was es zu tun habe, um die Bestimmung, die ihm von Gott gestellt wurde, auf dem kürzesten und leichtest wandelbaren Wege zu erreichen. Aber daneben zeigte ihm Gott auch an, daß es ganz frei sei und dem geoffenbarten Willen Gottes auch zuwider handeln könne, so es nach dem Triebe des Fleisches und der Materie der Welt handeln wolle; aber dann werde es sich dadurch selbst ein Gericht und mit demselben auch den Tod bereiten.
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Ja, es ging das eine Zeitlang ganz gut; aber nur zu bald siegte die sinnliche Begierde unter dem von Moses aufgestellten Sinnbilde einer Schlange über die Erkenntnis des Guten und Wahren aus der göttlichen Offenbarung, und es übertrat das Gebot, um zu erfahren, was daraus werde.
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Und siehe, was das erste Menschenpaar tat, das tun nun beinahe alle Menschen!
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Gott hat es noch nie an großen und kleineren Offenbarungen mangeln lassen, aber darum dennoch nie einen Menschen genötigt, dieselben zu beachten. Wohl aber dem, der sie beachtet und sein Leben danach einrichtet!
12
Das erste Menschenpaar hatte von Gott aus sicher die reinste und beste Erziehung erhalten und konnte diese auch auf alle seine Nachkommen unverfälscht übertragen; aber schaue dir die Menschen zweitausend Jahre später zur Zeit Noahs an, und du siehst sie in die bösesten Teufel verwandelt!
13
Haben der Erde erste Menschen etwa je Mangel an einer besten Erziehung gehabt? O nein! Haben sie solche etwa nicht auch ihren Kindern gegeben? O ja, und im stets reinsten Sinne! Aber es fühlten die Menschen in sich auch den Trieb, den Geboten Gottes zuwiderzuhandeln, weil das ihrem Fleische behagte, und sie sanken dadurch in eine größte Lebensverderbnis und in die größte Gottvergessenheit. Und wenn Gott ihnen Männer zusandte und sie gar väterlich ermahnte, daß sie sich zu Ihm wieder zurückkehren sollten, so wurden diese Männer alsbald geächtet, vertrieben und etliche sogar oft auf die grausamste Weise getötet.
14
Am Ende machten sich die von Gott abgefallenen Menschen sogar über die Zerstörung der Erde her, und da ward ihr Maß voll. Sie selbst öffneten die Schleusen der unterirdischen großen Gewässer, die sich dann über die Frevler ergossen und sie alle ersäuften.
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Das war aber nicht etwa ein aus dem Willen Gottes strikte hervorgegangenes Gericht, sondern nur ein zugelassenes, das infolge der inneren Einrichtung der Erde also erfolgen mußte; denn wenn du von einer hohen Felswand herunterspringst, dich zerschellst und den Tod überkommst, so ist das auch ein über dich ergangenes Gericht, aber nicht aus dem Willen Gottes, sondern aus der Einrichtung und Beschaffenheit der Erde, woraus der Mensch infolge seines Verstandes gar wohl erkennen kann, daß alles Schwere in den Grund hinabstürzen muß.
16
Es ist sonach kein Mensch auf der Erde so verlassen, daß er sich nicht helfen könnte, so er nur recht wollte; aber so er das schon gleich von seinen Kinderjahren an nicht will, so muß er es sich ja doch selbst zuschreiben, wenn er in ein Elend kommt. Und was Ich da sage von einem Menschen, das gilt auch von einem ganzen Volke.
17
Es gibt kein Volk auf der ganzen Erde, das sich nicht ganz gut helfen könnte, wenn es nur wollte. Aber wo ist der Wille?! Ja, zum Bösen und Schlechten hat es des Willens in Übergenüge; aber zum reingeistig Guten und Wahren fehlt es ihm am guten Willen, weil dieses den Sinnen des Fleisches nicht frönt, und es geht die Seele eines solchen guten Willens baren Menschen gleich wie die Seelen eines ganzen Volkes in das Gericht und in den Tod der Materie über und kann und mag dann nichts mehr vernehmen, fassen und begreifen von dem, was da ist des Geistes, seines Lichtes und Lebens. Und so man solche Fleischseelen aus ihrem Schlafe aufrütteln will, so werden sie toll, grimmig wild, fallen über die Erwecker wie die Wölfe über die Lämmer her und erwürgen und zerreißen sie ohne alle Schonung und Erbarmung.
18
Ist dann etwa auch Gott schuld daran, wenn solche Menschen aus oben angeführten Gründen in die größte und gottloseste Seelenblindheit geraten und in derselben dann Jahrtausende lang verharren? Wenn Gott über derlei Menschen ein mahnendes Gericht zuläßt, so ist das gewiß väterlich gut und weise; denn nur eine große Not des Fleisches vermag die Seele der Materie abwendig und dem Geistigen zuwendig zu machen. - Verstehst du das?"
19
Sagte Agrikola: ,,Ja, Herr, das ist mir nun ganz klar geworden; ich bitte Dich aber um Vergebung, daß ich zuvor es gewagt habe, Dich also zur Rede zu stellen, denn ich war noch sehr blind."
20
Sagte Ich: ,,Ich liebe Menschen deines Charakters; denen ist es ernst um die Wahrheit! - Jetzt aber betrachten wir wieder die Feuer!"
21
Da trat wieder Ruhe ein; die drei Magier aber zogen etwas abseits und besprachen sich über Mich.

Fußnoten