Das Grosse Evangelium Johannes: Band 7
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr auf dem Ölberg (Fortsetzung)
Ev. Joh. Kap. 8
- Kapitel 117 -
Wesen und Sitz der Wahrheit. Das Forschen der drei Magier nach der Wahrheit
Sagte Ich: ,,Ihr stehet an der Schwelle des Tempels, darin die Wahrheit wohnt. Denn so es eine Wahrheit gibt, so muß sie sich im Leben und nicht im Tode offenbaren; denn dem Tode ist die Wahrheit nichts nütze. Der rechte und wahre Mensch aber ist ein wahrer Tempel der Wahrheit. Im Herzen ist ihr Sitz.
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Wenn ein Mensch die Wahrheit sucht, so muß er sie in sich suchen und nicht außer sich; denn die Wahrheit ist das Leben, und das Leben ist die Liebe. Wer da Liebe hat ohne Falsch zu Gott und zum Nächsten, der hat auch das Leben, und dieses Leben ist die Wahrheit und wohnt im Menschen.
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Darum sagte Ich zuvor, daß ihr an der Schwelle des Tempels der Wahrheit stehet, und es ist also der Mensch in sich die Wahrheit, der Weg zu ihr und das Leben. - Verstehet ihr das wohl?"
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Sagte der Magier: ,,Ja, ja, du weiser Mann, du wirst da schon ganz recht haben, aber nur in Anbetracht deiner höchsteigenen Person. Bei uns ist das aber noch lange nicht der Fall. Wir wissen aus dem Munde des Jünglings und nun auch aus deinem, was wir zu tun haben, um Gott zu finden und mit Gott alle Wahrheit. Wir haben das Weizenkorn schon und werden es auch ins Erdreich unseres Herzens legen. Doch wie es aufgehen und welche Früchte es tragen wird, das werden wir erst in der Folge sehen; denn man kann nicht eher ernten, als man gesät hat.
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In uns ist daher noch kein Leben, keine wahre Liebe und somit auch keine Wahrheit. Uns tröstet jetzt nur der Gedanke, daß ihr als Menschen den wahren Gott und somit die volle Wahrheit gefunden habt, wie uns solches die Taten des Jünglings klar gezeigt haben, wie auch nicht minder seine Worte. Also können mit dem rechten Fleiße solches auch wir erreichen; aber jetzt haben wir es noch nicht erreicht. Zeige aber du uns den vielleicht noch kürzeren Weg zum Ziele, und wir werden dir dankbar sein für immer!"
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Sagte Ich: ,,Ihr habt die Schrift der Juden gelesen in Babylonien und habt bewundert die Weisheit Mosis. Ihr kennet das Gesetz der Juden und saget: ,Ja, das ist ein wahres Gesetz! Wer es beachtet, der wird selig werden.` Beachtet es also auch ihr, so werdet ihr selig werden!"
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Sagte der Magier: ,,Freund, hast du uns denn schon einmal im alten Babylon, das einst die größte Stadt der Welt gewesen sein soll, gesehen und kennengelernt? Wir können uns dessen wahrlich nicht erinnern!"
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Sagte Ich: ,,Wie Mein Diener wußte, wo du daheim deinen großen Diamanten aufbewahrt hieltest, um so mehr weiß Ich als sein Herr, was ihr vor zehn Jahren gerade um diese Zeit in Babylon gemacht habt, ohne daß Ich es nötig hatte, je in jener zerstörten Stadt zu sein.
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Ich sage es euch, daß ein Mensch, dessen Geist die Seele durchdrungen hat, nicht nötig hat, überall persönlich gegenwärtig zu sein, um von dem, was irgendwo geschieht, Kenntnis zu nehmen, sondern so er eins geworden ist mit dem Geiste Gottes, so ist er in und durch diesen Heiligen Geist überall gegenwärtig und sieht und hört alles und weiß dann auch um alles. Es hat euch das zwar schon Mein Diener gesagt; aber Ich sage euch das noch einmal, auf daß es in euch bleibe zu eurem Darnachachten und Darnachhandeln.
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Was ihr aber zu tun habt, das wisset ihr, und so denn habe Ich euch nun für weiter hin nichts mehr zu sagen. Habt ihr aber sonst noch irgendein Anliegen, so möget ihr immerhin noch euren Mund auftun!"
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Sagte der Magier: ,,Daß du ein grundweiser Mann bist, das haben wir nun schon vollkommen kennengelernt; denn solch eine allwissende und allsehende Eigenschaft haben wir im hohen Indien nur einmal bei einem Pirmanz angetroffen, der uns aber keinen Aufschluß gab, wie einem Menschen das möglich wird. Wir fragten ihn wohl sehr angelegentlich darum; aber er gab uns zur Antwort: ,Ihr seid dazu nicht reif und habt keine Kenntnis von einem innersten Leben im Menschen. Aber reiset dahin, wo der Orion untergeht und die anderen Sterne, die ihn begleiten in stets gleicher, ewiger Ordnung, dort werdet ihr euch selbst näher kennenlernen!` Das war aber auch schon alles, was wir aus dem Weisen herausbringen konnten.
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Wir sind dann auch bald dem Westen zugereist, und das mit vieler Mühe und vielen Gefahren, und haben nach langem Suchen nun euch gefunden, die ihr uns den Weg zur Erlangung der innern Weisheit schon um vieles näher bezeichnet habt. Wenn wir nun etwa noch weiter die Reise nach Westen machen, so dürften wir für unsere Mühe doch wohl die innere Weisheit der Menschen ganz finden und sie auch für uns erreichen.
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Denn das haben wir bei unserer Reise nach dem Wege der Sterne bemerkt, daß wir bei unserem Vordringen nach dem Westen stets weisere und wunderbar mächtigere und dabei auch stets bessere Menschen angetroffen haben, und ihre Lehrbücher enthalten auch immer eine tiefere, wennschon oft sehr verborgene Weisheit, wie wir solches vor zehn Jahren in Babylon aus den Büchern entnahmen, die wir dort bei einem Manne eures Stammes zur Einsicht bekamen.
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Sie waren freilich in der althebräischen Zunge geschrieben, die uns nicht so geläufig ist wie die, welche ihr da redet; aber sie hatte eine große Ähnlichkeit mit unserer Altzunge, und so verstanden wir sie und konnten die Schriftzeichen auch ganz gut lesen, weil sie mit den unsrigen eine große Ähnlichkeit hatten.
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Wir fanden aber darinnen auch eine Prophezeiung, daß eben euch von dem Geiste Gottes ein Messias (Vermittler) zwischen Gott und euch Juden verheißen ist. Wir fragten den Mann sehr inständig darum. Aber er konnte uns wenig Bescheid erteilen; denn er sagte uns, daß die Zeit und Stunde sehr dunkel und unbestimmt ausgedrückt sei, und es stehe auch geschrieben, daß vor Gott tausend Jahre gerade kaum einen Tag ausmachten. So dürften die Juden auf den verheißenen Mittler wohl noch lange warten. Er selbst aber glaube, daß der Prophet in seiner Bildersprache etwas ganz anderes als eine wirkliche Ankunft eines künftigen, gottähnlichen Mittlers gemeint habe.
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Da wir aber hier schon einmal darauf zu reden gekommen sind und wir uns anderseits auch bis jetzt in wenigen Stunden zur Genüge überzeugt haben, daß ihr hier wahrlich ganz unbegreiflich grundweise Menschen seid, und du schon sicher ganz besonders, so möchte ich nun auch von dir eine Meinung über den euch verheißenen Mittler vernehmen. Was ist's damit? Wie ist des alten Sehers Schrift und Weissagung zu verstehen?"