Gottes Neue Bibel

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 5

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Jesus in der Gegend von Cäsarea Philippi
Ev. Matth. Kap. 16 (Fortsetzung)

- Kapitel 172 -

Der Herr mit Seinen Jüngern im Fischerdorf bei Cäsarea

Gut bei zwei Stunden Weges unterhalb des nunmaligen Markusbades befand sich die große Bucht, die von den Fischern auch der ,Weiße See` genannt ward; in diese wurde hineingesteuert. Sie war des Sees seichtester Teil und war darum mit einem größeren Schiffe etwas schwer zu befahren, weil man da die tieferen Wasserwege gut kennen mußte, um nicht auf einer Sandbank steckenzubleiben. Aber unser Schiff ging dennoch ganz in die Bucht und fuhr nirgends auf, worüber sich sogar die zwölf Apostel sehr zu wundern anfingen, da niemand weder die Treibruder noch das Steuerruder führte. Das Schiff ward also durch eine unsichtbare Macht geführt und als ganz gut geleitet von allen schiffahrtkundigen Aposteln anerkannt.
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Wir kamen darum aber auch schon noch vor dem Mittage am Orte unserer neuen Bestimmung an und kehrten dort bei einem armen Fischer ein, der uns alle herzlich aufnahm. Der Ort hatte keinen eigenen Namen, man nannte ihn bloß ,Fischerdorf bei Cäsarea`. Es kamen bald eine Menge der armen Fischer und Fischerinnen zu uns und fragten uns, was wir eigentlich hier suchten, und was wir in diesem überarmen Orte machen würden.
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Ich aber beruhigte sie und sagte: ,,Das werdet ihr schon noch erfahren! Vor allem aber saget es Mir, ob wir dreizehn hier einige Tage ganz in aller Stille verweilen können!"
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Und unser Wirt sagte: ,,Von mir aus ohne allen Anstand! Nur muß ich euch, liebe Freunde, die Bemerkung voraus machen, daß ich wohl einen ganz guten Willen, aber keine Mittel habe, euch auch nur einen notdürftigen Unterhalt zu verschaffen; denn mir geht es besonders seit dem Brande von Cäsarea ganz erbärmlich schlecht! Der tägliche kleine Verkauf von unseren Fischen hat natürlich ganz aufgehört, und sonst gibt es bei uns armen Bewohnern dieses Dörfchens auch keinen Verdienst. Wir sind sonach samt und sämtlich am Bettelstabe, haben außer unseren Fischen gar keine Nährmittel und können euch daher auch nichts anderes bieten als nur Fische, wie wir sie haben, bereiten und essen. Aber die Bereitung ist höchst einfach bei uns. Die Fische werden bloß gesotten und ohne Salz und Brot und ohne alle andere Würze verzehrt. Denn offen gesagt: wir sind durch den Brand von Cäsarea mehr denn die abgebrannten Cäsaräer selbst zu den offenbarsten Bettlern herabgesunken und haben nicht so viel irgendeines Geldes, um uns das Salz anschaffen zu können! Ah, uns geht es nun ganz erbärmlich schlecht; so ihr mit mir und meinen Angehörigen ein paar Tage hindurch Hunger leiden wollt, so seid ihr mir herzlich willkommen!
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Aber nun saget ihr mir doch gütigst, was euch denn in diese nahezu nie von einem Fremden besuchte und für große Schiffe schwer befahrbare Bucht getrieben hat! Ein Sturm gewiß nicht; denn in diesem Winkel, von allen Seiten mit Hochgebirgen umlagert, findet auch dieser den Weg nicht. Oder seid ihr etwa gar Verfolgte, die hier auf so lange ein Asyl suchen, bis irgendeine gewisse Gefahr vorüber sein werde? Allein, alles das ist mir ganz einerlei! Kann ich euch sonach einen Dienst erweisen, so wird es mir nur eine ganz besondere Freude machen. Meine Fragen sind zwar etwas vorlaut, - aber ihr lieben Freunde müsset sie mir vergeben! Ich bin einmal schon von Natur aus neugierig und weiß es gerne, wer der ist, dem ich eine Herberge gebe. Daß ihr keine Armen seid, das zeigt mehr als zur Genüge euer großes, nahezu ganz neues Schiff, das ganz sicher bei hundert Silbergroschen gekostet hat. Für uns ist es offenbar eine große, überraschende Seltenheit, so sich irgend Fremde zu uns verirren; und wenn uns schon so ein Glück zuteil wurde, so hat es mit den Besuchern dieser allermagersten und abseitigsten Gegend sicher allzeit irgendeinen Anstand gehabt. Darum wollet es mir, als dem Vorstande dieses Betteldörfchens, doch sogleich angeben, was ich vor allem von euch, aber nur ganz der Wahrheit gemäß, treust erfahren möchte!"
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Sage Ich: ,,Nun denn, so dich die Neugierde schon gar so plagt, da wisse, daß wir einmal dir ganz gleich Galiläer sind, und noch einmal, daß wir bis hierher durchaus von gar niemandem verfolgt worden sind, sondern freiwillig uns hierher begeben haben, um fürs erste diese sehr merkwürdige Gegend zu besichtigen, einen dieser hohen Berge zu besteigen und, so etwa tunlich, euch in eurer Mir sehr wohlbekannten großen Not zu helfen! - Bist du damit zufrieden nun, so rede!"
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Sagt der Vorstand: ,,Ganz vollkommen; denn daß ihr offenbar Galiläer seid, das wird kein Mensch in Abrede stellen, und daher kann man eurer Aussage auch schon einen ganz vollen Glauben schenken, was man natürlich den Griechen und Römern nicht tun kann, weil sie nahe allzeit anders reden, als sie denken, was bei uns ,lügen` heißt. Ruhet hier unter dem Schatten dieses meines einzigen Baumes unterdessen aus, und ich werde in meine Hütte gehen und sehen, wie ich mit einem erklecklichen Mittagsmahle zustande kommen werde!"

Fußnoten