Das Grosse Evangelium Johannes: Band 4
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Jesus in der Gegend von Cäsarea Philippi
- Kapitel 181 -
Der Herr spricht mit dem Anführer der Nubier
Der Ritt ging hurtig vonstatten, und unser Wachführer brachte die ganze Karawane zu uns, die wir alle noch ganz wohlgemut an den Tischen saßen.
2
Als Meine Jarah die kohlschwarzen Gesichter mit den förmlich blutroten Lippen und sehr weißen Augen ersah, erschrak sie ordentlich und sagte: ,,O Herr, tun einem diese Wesen wohl nichts? Die sehen ja doch ganz entsetzlich schwarz aus! Ich habe wohl schon Mohren gesehen, aber so entsetzlich schwarz noch nie einen, wie diese da sind! Was sie nur für ein starkes Gebiß haben! Wahrlich, Herr, wenn ich nicht bei Dir wäre, finge ich an, mich ganz entsetzlich zu fürchten! So einen Schwarzen zu lieben, wäre eine Aufgabe für ein zartfühlendes Mädchenherz!"
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Sage Ich: ,,Schon gut, Meine allerliebste Tochter, - aber schön gescheit, Mein Kindchen! Wer wird sich denn vor einer Farbe fürchten? Jetzt warst du wohl ein wenig kindisch, - aber es macht nichts! Gib nun nur auf alles fein acht; denn da werden jetzt gar wichtige Dinge verhandelt werden!"
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Sagt die Jarah: ,,Aber davon werde ich sicher nicht viel verstehen; denn mit der altägyptischen Zunge ist's bei mir Nacht, und eine andere können diese Schwarzen nicht!"
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Sage Ich: ,,Es wird alles verdolmetscht werden; sei daher nun ruhig, rede nichts, sondern höre!"
6
Auf das wird die Jarah still, und Ich lasse sogleich den Anführer und Seher zu Mir kommen und frage ihn, was ihn und seine Gefährten die weite Reise hierher zu machen bestimmt habe. Ich wußte es natürlich gar wohl von der Wurzel aus; aber Ich mußte ihn dennoch also fragen, damit ihm Gelegenheit werde, sich zu entäußern und sein Anliegen vorzubringen.
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Auf Meine Frage, die Ich ihm in der jüdischen Zunge gestellt hatte, gab er (der Anführer) auch in unserer Sprache folgende Antwort: ,,Für mich namenlosester, allererhabenster Mensch dieser Erde, vergib es mir armem, schwachem Halbmenschen, so ich mir die schüchterne Bemerkung zu machen unterfange, daß ich in dir ebendieselbe Person entdecke, die ich vor vier Monden in meinen gehabten stets gleichen sieben Gesichten in einem unbeschreibbar hellsten Lichte geschaut habe, und die ich auch aufsuchen ging bis nahe ans Weltende, und in meinem Herzen tiefst ergriffen, auch nun in der Wirklichkeit gefunden zu haben glaube! Wolltest du, Erhabenster, mir denn nicht kundtun, ob ich recht habe in meinem Erkennen?"
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Sage Ich: ,,Es würde dir wenig nützen, so Ich dir sagete ja oder nein; du mußt es selbst erkennen! Forsche, und es wird dir schon klar werden! Bist du so weit gekommen, so wirst du auch noch weiter kommen; aber du mußt es selbst ernstlich und fest wollen! Jede äußere Belehrung ist zu nichts nütze, wenn sie nicht zugleich von innen aus gewonnen wird. Sieh, du sprichst nun gut jüdisch! Kannst du dich erinnern, daß du je irgendwann diese Sprache erlernt hast? Frage auch deine Gefährten, die nun auch diese Sprache ganz gut verstehen, ob sie irgendwann diese Sprache erlernt haben! Gehe hin und überzeuge dich!"
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Der Anführer lenkt sein Kamel sogleich zu seinen Gefährten und redet sie auf jüdisch an. Alle verstehen ihn und geben ihm auch Antworten in unserer Sprache. Darüber wird der Anführer ganz außer sich vor Verwunderung und weiß sich nicht Rat zu schaffen, wie er und alle seine Gefährten zu der Kenntnis der jüdischen Sprache gekommen sind; denn er weiß nicht, daß Ich solches vermitteln kann.
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Er (der Anführer) kehrt nach der gemachten Erfahrung zu Mir zurück, noch immer auf seinem Kamele sitzend, und sagt: ,,Erhabenster Mensch der Erde! Da kenne ich mich in meiner schwarzen Haut nicht aus; denn es ist dies meine erste Reise, die ich je gemacht habe! Ich habe nie mit Sprachen und Eigenschaften fremder Länder je irgendeine Bekanntschaft gemacht und bin total arm an allerlei Erfahrungen, und bei mir daheim im Lande geht es sehr einfach zu. Das Land ist zwar gut und schön, aber für uns bietet es nichts Neues. Es ist also möglich, daß dies Land die Eigenschaft innehat, daß ein Fremder, sowie er das Land betritt, auch den Geist der Volkssprache in sich aufnimmt und sogleich mit den Eingeborenen also reden kann, als wäre er selbst ein Eingeborener. Ob solches möglich oder unmöglich ist, weiß ich nicht zu beurteilen; daher wolle du mir darin eine Erklärung geben! In meinem Lande habe ich so etwas ja nie erproben können, da in dasselbe wohl noch nie ein Fremder eingedrungen ist!"
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Sage Ich: ,,Entlastet erst eure Kamele, führet sie auf die Trift am Meere, damit sie eine ihnen schon sehr nötige Rast nehmen, um euch dann leichter wieder in euer Land zurückbringen zu können; denn der Weg zurück ist um nichts kürzer denn hierher bis zu uns! Tut das und kommet dann wieder; es wird sich dann gleich zeigen, wieviel Lichtes ihr alle zusammen zu ertragen imstande seid!"
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Der Anführer verneigt sich und sagt: ,,Erhabenster Mensch der Menschen! Du hast überaus recht, so wir es nur wagen dürfen, mit unseren unheiligsten Füßen diese heilige Erde zu betreten; denn nach meinen Gesichten muß dieser Boden von einer unermeßlichen Heiligkeit sein!"
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Sage Ich: ,,So er für die Füße eurer Kamele nicht zu heilig ist, da wird er ja wohl auch für eure Menschenfüße nicht zu heilig sein!"
14
Sagt der Anführer: ,,Ja wahrlich, wahrlich, wahrlich! O erhabenster Mensch der Menschen der Erde, du bist höchst gut und überweise!"
15
Darauf lenkt er sein Kamel wieder zu seinen Gefährten und richtet ihnen Meinen Wunsch aus. Sogleich liegen die Kamele auf den Knien, und ihre Reiter steigen herab zur Erde. Darauf erheben sich diese wohlabgerichteten Tiere und werden auf die Trift am Meere geführt, allwo sie zu grasen beginnen und sich dabei ganz behaglich gut geschehen lassen. Zehn Neger werden bei den Kamelen zur Hut beordert, der übrige Teil aber kehrt sogleich mit dem Anführer zu Mir zurück.
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Als sie bei Mir ankommen, da frage Ich ihn (den Anführer) zuerst um seinen Namen, und er sagt: ,,Mein Name ist dem gleich, was ich bin; in unserer Zunge lautet er Ou bratou vishar. Bei uns hat niemand einen Namen außer den seiner Tätigkeitsweise; sonst heißen wir alle gleich Slouvi."