Gottes Neue Bibel

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 11

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre

- Kapitel 73 -

Jesu Verhör und Verurteilung

Der Zug ging nun über den Kidron durch dasselbe Tor hindurch, durch welches Mein Einzug geschehen war. Die Tempelwachen führten Mich zunächst zu Hannas, welcher des Hohenpriesters Kaiphas Schwäher war. Hannas aber war darum der erste, zu dem Ich gebracht wurde, weil er Stellvertreter des Kaiphas war und in dieser Angelegenheit sich stets sehr regsam verhalten hatte, weswegen auch ihm zunächst die Nachricht gebracht wurde, es sei geglückt, Mich zu fangen. (Joh.18,13)
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Notabene. Es ist nun durchaus nicht die Absicht, hier das alles zu wiederholen, was im Evangelium Johannis schon ausführlich behandelt worden ist - denn diese Schrift soll das Evangelium Johannis durchaus nicht überflüssig machen -, sondern es wird in den folgenden historischen Ereignissen nur ergänzt werden, was als Lücke empfunden werden kann.
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Die Art, wie Hannas Mich empfing, und auch des Petrus Fall ist daher dort nachzulesen. (Joh.18,13-27). -
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Hannas sandte Mich gebunden zu Kaiphas.
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Judas, welcher nun einsah, daß alles wohl anders abzulaufen schien, als er gemeint hatte, sah, wie Ich fortgeführt wurde, und folgte dem Zuge bestürzt und voller Furcht über das Gelingen seiner Absicht. Er wollte auch mit Mir zum Hohenpriester eindringen, jedoch wurde ihm der Eintritt verwehrt.
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Bei Kaiphas war der ganze Hohe Rat versammelt, der auf Mein Erscheinen schon längst ungeduldig und rachebrütend wartete. Dort wurde nun in aller Form die Anklage gegen Mich erhoben, und Zeugen traten wider Mich auf, die da bezeugen sollten, Ich sei ein Hochverräter. Hierzu wurde namentlich der Einzug benutzt, sowie, daß Ich es gewagt hätte, das Heiligtum zu betreten, und Mir dadurch priesterliche Kraft angemaßt hätte, die Ich nicht besäße. Sodann wurde haarscharf bewiesen, daß Ich das Volk gegen den römischen Kaiser aufbringen wolle, um Mich Selbst zum Könige zu machen. Als es jedoch dazu kam, Zeugen hierfür zu gewinnen, welche diese Absicht durch Meine Worte beeiden konnten, fanden sich keine.
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Schließlich traten die Zeugen auf, welche sagten, Ich habe gesagt: ,Brechet diesen Tempel ab, und in drei Tagen will Ich ihn wieder aufbauen!`
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Kaiphas sagte nun, dies sei eine Schmähung gegen den Tempel selbst; denn um dies zu vollbringen, dazu gehöre göttliche Gewalt, die dem Gesalbten des Herrn, der da einmal in großer Kraft kommen würde, nur allein eigen sein könne. Ich aber habe gesagt, Ich sei Christus, der Gesalbte, und so beschwor er Mich, zu sagen, ob Ich wirklich sei Christus, der Sohn Gottes. (Matth.26,63)
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Darauf antwortete Ich: ,,Du sagst es. Doch sage Ich euch: Von nun an wird es geschehen, daß des Menschen Sohn wird sitzen zur Rechten der Kraft und kommen in den Wolken des Himmels zu dem Vater, der da in Ihm wohnt!" (Matth.26,64)
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Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und sprach: ,,Er hat Gott gelästert! Was bedürfen wir weiterer Zeugen? Ihr habt seine Gotteslästerung gehört." (Matth.26,65)
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Natürlich stimmten alsbald alle dem zu; denn im Rate waren nur die versammelt, von denen Kaiphas wußte, daß sie ihm ergeben und willfährig waren. Die da aber Mir irgendwie freundlich gesinnt waren - wie sich bei den letzten Sitzungen bereits erwiesen hatte -, denen war die Absicht, Mich zu fangen, und des Judas Verrat verheimlicht worden. So war denn auch das Todesurteil schnell fertig, und es handelte sich nur darum, die Genehmigung des Pontius Pilatus zu erlangen.
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In der Frühe wurde Ich dahin gebracht und dem Landpfleger die Sache vorgetragen: Ich sei ein Rebell und Gotteslästerer und habe als solcher den Tod verschuldet. (Joh.18,28-32)
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Pontius Pilatus, dem Mein Einzug sehr wohl bekannt war und der nichts Rebellenhaftes an ihm hatte finden können, suchte Mich zu retten, da er als Römer geneigt war, in Mir eine Art Halbgott von besonderen Kräften zu sehen. Er sprach nun mit Mir, wie es im Evangelium Johannis (18,33-38) zu lesen ist, und sagte den vor dem Richthause stehenden Templern, daß er keine Schuld an Mir fände.
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Darauf trat einer der höheren Priester vor und erklärte ihm nochmals, daß Ich das Land durchzogen und gegen den Tempel und dessen Diener gepredigt habe, die doch die Hoheit des Landes und Stellvertreter Gottes seien. Bei dieser Gelegenheit wurde gesagt, daß Ich aus Galiläa sei.
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Pilatus war froh, als er diese Botschaft hörte, und sah einen Ausweg, sich den ganzen Handel vom Halse zu schaffen. Galiläa stand unter der Oberhoheit des Herodes, und so konnte dieser hier ein Urteil sprechen. Er endete also kurz das Verhör und gab Befehl, Mich zu Herodes zu senden, um diesen das Recht sprechen zu lassen über einen seiner Untertanen. (Luk.23,6.7)
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Herodes war sehr erfreut, als Ich zu ihm gebracht wurde, da nun sein Wunsch, Mich persönlich zu sehen, erfüllt wurde und er sich nun überzeugen wollte, was an den vielen Gerüchten von Meiner Wunderkraft Wahres sei. (Luk.23,8) Er ließ Mich sogleich vor sich führen und befahl seiner Umgebung, sich zu entfernen. Wir blieben allein. Er sprach seine Verwunderung aus, daß ein Mann wie Ich, der doch über besondere Kräfte verfüge, sich habe fangen lassen, und wollte wissen, wie das hätte geschehen können. Ich antwortete ihm jedoch nicht, so daß er darüber in Verlegenheit geriet und ernstlich verlangte, er wolle Antwort von Mir haben. Mein fortgesetztes Schweigen verstimmte ihn zunehmend, und er geriet in eine große Wut darüber, so daß er auf Mich zulief und Mir mit der Folter drohte. Ich sah ihn nur ruhig an, und alsogleich erzitterte der alte Sünder ob dieses Blickes so sehr in seinem Herzen, daß er angstvoll nach seiner Umgebung rief. - Ich war ihm äußerst unheimlich geworden, und um seine Furcht zu verbergen, spottete er nun Meiner vor dem Hofgesinde, das selbstredend sogleich mit dem Herrscher in solche Spottreden einstimmte. (Luk.23,11a)
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Herodes sah sich nun in seinen Hoffnungen betrogen, durch übernatürliche Macht etwas ausrichten zu können, und wollte nun wenigstens noch soviel als möglich Nutzen aus der ganzen Sache ziehen. Daher gab er Befehl, Mich zu Pilatus wieder zurückzuführen, indem er mit verbindlichen Worten sagen ließ, daß er der Oberhoheit Roms gern untertan sei und verzichte, über einen seiner Untertanen zu richten, der nach Ausspruch des Tempels sich auch gegen die Oberhoheit Roms auflehnen wollte. Mit einem weißen Kleide angetan, das Mir Herodes als ein Zeichen der Unterwerfung geben ließ, kam Ich nun zu Pilatus zurück, der über Meine Rückkunft nicht sonderlich erbaut war, wohl aber über das Handeln des Herodes, das auch später eine völlige Versöhnung zwischen beiden Machthabern verursachte. (Luk.23,11b)
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Pilatus war inzwischen von seinem Weibe gewarnt worden, welches im Traum gesehen hatte, wie die Guten und Bösen vom Sohne geschieden wurden (Matth.27,19), und er trachtete danach, Mich loszulassen. Er verfiel daher auf die Idee, dem Volke vorzuschlagen, Mich freizugeben, da es zur Osterzeit Sitte war, irgendeinen Verbrecher zu entlassen, für den das Volk sprach. (Joh.18,39)
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Die Priester und Templer hatten jedoch ihren ganzen Anhang aufgeboten, der vor dem Richthaus stand, und dieser ließ niemand von dem übrigen Volke hinzu, so daß die eingeschüchterte, Mir anhängliche Volksmenge nicht in nächster Nähe stand, sondern nur diese Tempelsippe, die ihren Zweck, Mich zu beseitigen, mit aller Macht zu erreichen suchte. Da, wie schon früher gesagt, Barabbas beim Tempel gut angeschrieben war, so wurde auf die Frage des Landpflegers, welchen Gefangenen er losgeben sollte, sogleich verabredetermaßen ,Barabbas!` gerufen und Mich zu kreuzigen verlangt, wobei immer betont wurde, Ich sei ein Aufrührer und gegen den Kaiser. (Joh.18,40)
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Pilatus wußte sich nicht mehr zu helfen, da wohl Beschuldigungen genug gegen Mich vorgebracht worden waren, er aber die Schuldfrage bei sich nicht bejahen konnte. Er glaubte nun, durch eine Geißelung allein genug Strafe über Mich zu verhängen und verlas diese denn auch. Und so wurde Ich denn gegeißelt. (Joh.19,1-3)
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Nach dieser Strafe führten die Knechte Mich im erbarmungswürdigsten Zustande, im Purpurmantel und mit Dornen gekrönt, heraus, da Pilatus hoffte, dieser Anblick würde die Juden zum Mitleid bringen, so daß er Mich freilassen könne. (Joh.19,4.5)
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Doch der Juden Herzen waren härter als Stein und wieder schrien sie: ,,Kreuzige ihn! Kreuzige ihn!"
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Pilatus wiederholte: er finde keine Schuld an Mir, die den Tod verdiene, und Ich sei nun genug gestraft. (Joh.19,6)
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Da schrien die vordersten und erbittertsten pharisäischen Priester: ,,Er muß sterben, denn er hat Gott gelästert! Er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht, und nach unserem Gesetz ist der des Todes, der Gott lästert!" (Joh.19,7)
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Da erschrak Pilatus noch mehr, als er das hörte; denn seine römische Ansicht, Ich könne ein Halbgott sein, fand hier neue Nahrung. Darum ging er wiederum in das Haus, in das Mich die Knechte ebenfalls zurückgeführt hatten, und fragte Mich, von wannen Ich sei, das heißt welcher Herkunft und welchen Landes, da er Mir glauben wolle, nicht Meinen Anklägern. (Joh.19,8.9)
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Ich jedoch antwortete ihm nicht - und das aus Erschöpfung. Pilatus fragte wiederum, wie Johannes, Kapitel 19, Vers 10, angegeben. Auch die weiteren Ereignisse spielten sich nach Vers 11,12 und 13 ab. -
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Pilatus, welcher nun eingeschüchtert war - denn er kannte den Tempel und wußte, daß dieser zu allem fähig war, wenn es galt, etwas durchzusetzen -, wollte daher der Sache ein Ende machen und bestieg den Richtstuhl, eine Zeremonie, die bei den Römern Sitte war, wenn es galt, ein unumstößliches Urteil zu fällen. Er stellte Mich nochmals dem Volke vor und fragte, wen er freilassen solle. (Joh.19,13)
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Der Anhang schrie wiederum: ,,Barabbas!"
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Es wurde daher nun nach diesem gesandt, um ihm die Freiheit zu geben. Sodann wies Pilatus auf Mich und sagte: ,,Sehet hier, euer König! Was geschehe mit ihm?" (Joh.19,14)
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Schrie wiederum der Haufe: ,,Kreuzige ihn!"
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Pilatus sagte nun spöttisch: ,,Soll ich euern König kreuzigen?"
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Darauf trat einer der Hohenpriester vor und sagte sehr nachdrucksvoll: ,,Wir haben keinen König denn den Kaiser; dieser aber ist gegen den Kaiser und hat sich selbst zum König gemacht. Auf ihn kommt die Schuld!" (Joh.19,15)
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Sagte Pilatus sehr ernst: ,,Und wenn nun dennoch unschuldig Blut vergossen wird?"
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,,So komme sein Blut über uns und unsere Kinder!" rief laut der Hohepriester. Und der Anhang fiel lärmend in diesen Ausruf ein, ihn oft wiederholend. (Matth.27,25)
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Da sah nun Pilatus, daß er Mir nicht helfen könne, ohne sich selbst schwere Ungelegenheiten zu bereiten. Auch fürchtete er, das römische Ansehen könne darunter leiden, wenn er zu viel Schwäche zeige.
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Um aber ein äußeres Zeichen zu geben, daß er sich frei von der Verantwortung fühle, wusch er sich vor allem Volk die Hände und sprach (Pilatus): ,,Ich bin unschuldig an dem Blute dieses Gerechten; denn nach unserm Gesetz hat er nicht gefehlt. (Matth.27,24) Anders mag es sein nach eurem Gesetz, wie ihr sagt, - und so übergebe ich ihn nun eurem Gesetz!" (Joh.19,16)
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Darauf überantwortete er Mich den bereitstehenden Tempelwächtern, die Mich alsbald in Gewahrsam nahmen, zu derselben Zeit, als Barabbas entlassen und vom Volke mit lauten Zurufen begrüßt wurde.

Fußnoten