Gottes Neue Bibel

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 10

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr in der Stadt am Nebo

- Kapitel 205 -

Die verwunderten Diener fangen und zähmen die Elefanten

13.5.1864
Nach diesem Gespräch ging die Sonne unter, und wir erhoben uns und begaben uns wieder in die Stadt zu unserem Wirte.
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Wir kamen denn bald wieder in unsere Gaststube, und auch Raphael mit uns, und als wir uns zum Tische setzten, fragte Mich der Wirt, ob er für den seltenen Gast Raphael auch ein Gedeck solle richten lassen.
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Und Ich sagte: ,,Allerdings; denn nun ist auch er für diese Zeit mit einem Leibe umhüllt, der aus der Luft dieser Erde entnommen ist, und bedarf ebensogut auch einer irdischen Stärkung wie Ich der Herr Selbst. Die zu sich genommene Speise wird in ihm freilich auf eine ganz andere Weise verwandelt als bei einem natürlichen Menschen; aber das tut nichts zur Sache. Er wird sonach mit uns ebensogut Speise und Trank zu sich nehmen wie wir selbst, nur um ein ziemlich bedeutendes mehr als wir, worauf du dich im voraus gefaßt zu machen hast. Nun laß aber sogleich Brot und Wein auf den Tisch setzen, und später erst die Fische und ein wohlzubereitetes gebratenes Lamm!"
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Sagte der Wirt: ,,O Herr und Meister, mit einem Lamm wird es mir etwas schlecht gehen, da ich keines mehr besitze! Wohl aber habe ich bei dreißig Schafe; von denen kann ich, so sie der Hirte schon nach Hause getrieben hat, das jüngste sogleich schlachten lassen."
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Sagte darauf Ich: ,,Mache dir darob keine unnötige Sorge! In der Küche wirst du ein schon geschlachtetes und zum Braten ganz wohl hergerichtetes Lamm finden, und es soll darob von deinen dreißig Schafen keines geschlachtet werden; denn sie sind bis auf das Männlein alle trächtig und werden in ein paar Wochen deine Schafherde ums doppelte vergrößern."
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Hierauf besorgte der Wirt sogleich das Brot und den Wein und ging darauf in die Küche, um sich das zum Braten bereitete Lamm zu besehen. Er verwunderte sich zwar darob nicht gar so groß mehr, da er schon die andern Wunderwerke gesehen hatte und ihm daher auch dieses ganz begreiflich vorkam; aber desto mehr verwunderte sich seine Küchendienerschaft samt seinem Weibe, das sich, während wir uns auf dem Berge aufhielten, in dem an das Gasthaus stoßenden, mäßigen Küchengarten aufhielt, um für die am Abend zu bereitenden Fische wohlriechende Kräuter zu sammeln, und darob ordentlich erschrak, als vor ihren Augen der sonst mager aussehende Küchengarten plötzlich von neuem ergrünte und an allem fürs Haus Nötigen einen Überfluß darbot.
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Das Weib konnte dem Wirte nicht genug erzählen, wie es ihr bei dieser Begebenheit ganz sonderbar zumute geworden sei; mit der Zeit aber habe sie daran gedacht, daß dies niemand anders bewirkt habe als der anwesende wunderbare Gast, den auch sie nun samt ihrem ganzen Hausgesinde für einen wahren Gott ansehen und verehren werde, und das um so mehr, weil auch die drei Apollopriester sich diesem Gott unterworfen hätten. Darauf ging es gleich an die Bereitung der Fische und das Braten des Lammes.
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Während wir uns in unserem Speisezimmer stärkten, kamen die beiden schon oben auf dem Berge benannten treuen Diener des Oberstadtrichters zu uns, fast außer Atem, und fingen an zu erzählen, was sie alles gesehen und erlebt hatten. Am meisten wunderten sie sich über den plötzlich entstandenen großen Teich an der Stelle, auf der sich früher nur eine kleine, periodische Quelle befand.
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Und der eine der Diener sagte zum Oberstadtrichter: ,,Und, o gestrengster Herr, Herr, - welch ein großes Wunder noch: In der Nähe des Teiches grasen zwei vollkommen ausgewachsene Elefanten! Diese beiden Tiere mußten wohl ob Mangels an Futter einer persischen oder gar indischen Karawane durchgegangen sein, um sich allhier zu sättigen, wo durch ein Gotteswunder die Gegend in den üppigsten Wuchs aller Pflanzen-, Gras- und Baumgattungen übergegangen ist. Die Tiere weiden gerade auf dem Wiesenteil, welcher dir gehört, und du hättest demnach ein Recht, diese zwei seltenen und kostspieligen Tiere für dich in Besitz zu nehmen. Wir beide aber verstehen uns - wie es dir bekannt ist - gar wohl darauf, uns solcher Tiere zu bemächtigen. So du willst, werden wir hingehen und sie bald mit leichter Mühe in deinem großen Stalle unterbringen; und sind sie daselbst einmal untergebracht, so wird es da schon unsere Sorge sein, daß sie uns nimmer durchgehen werden."
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Sagte darauf der Oberstadtrichter: ,,Tut das, und ich werde euch dafür schon zu belohnen verstehen!"
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Darauf versahen sich die beiden Diener gleich im Gasthause mit mehreren Laiben Gerstenbrotes und gingen eilig voll Freude hinaus, wo die beiden Tiere grasten. Als sie in die Nähe der Tiere kamen, redeten sie dieselben nach ihrer Weise an. Die Tiere wurden aufmerksam, der Geruch des Brotes zog sie in die Nähe der Diener, und diese reichten den beiden Tieren sogleich Stücke von den Brotlaiben und zogen darauf in die Stadt, während sie auf dem Wege, der eben nicht ein langer war, von Zeit zu Zeit den beiden Tieren ein Stück Brot reichten. Und bald ersahen wir aus unserem Gastzimmer durch die offenen Fenster, wie die zwei riesigen Elefanten den zwei Dienern des Oberstadtrichters gleich zahmen Lämmern auf dem Fuße folgten, und die beiden Diener brachten sie auch so in den großen Stall unter der Verwunderung ihrer vielen Mitdiener und Knechte und so manchen Stadtbürgers. Im Stalle versahen sie die Tiere sogleich mit einer rechten Menge Futter und Wasser.
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Und diese beiden Tiere blieben alsogleich im Stalle und ließen sich von den beiden Dienern bedienen; aber die andern Diener durften sich noch nicht in die Nähe der beiden Tiere wagen, was aber späterhin auch ermöglicht worden ist.
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Fünf Jahre darauf machte unser Oberstadtrichter, als er vom Kaiser durch die Verwendung des Hauptmanns Pellagius und des Oberstatthalters Cyrenius eine viel höhere Stellung in der großen Stadt Damaskus erhielt, allwo er die Christen sehr in Schutz nahm und ihnen, soviel es möglich war, bedeutende Vorteile zukommen ließ, dem Kaiser mit diesen zwei Tieren, samt den zwei Dienern, ein Geschenk, worüber der Kaiser eine große Freude hatte und aus Dankbarkeit ihn auch mit der Oberherrlichkeit dieser Stadt, in der er so viel Gutes gewirkt habe, für ihn sowohl als für seine Nachkommen völlig zu eigen belehnte.
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Das habe Ich nun nur so nebenbei erzählt.

Fußnoten