Gottes Neue Bibel

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 10

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr in der Stadt am Nebo

- Kapitel 194 -

Des Herrn Mahnung zur Liebe und Geduld in der Ausbreitung Seiner Lehre

Hierauf sagte der Apollopriester: ,,O Herr und Meister, wie unbeschreibbar blind und töricht wir Heiden bis jetzt noch waren! Es liegt die Sache nun so klar vor mir, als so ich selbst in der Urzeit der Ägypter gelebt und mit gehandelt und gewirkt hätte; aber es ist mir die Sache auch klar, daß es einer großen Mühe und Arbeit benötigen wird, um die vielen Heiden in die Sphäre des Lichtes der Wahrheit zu erheben.
2
In meinem kleinen Kreis werde ich mir wohl alle mögliche Mühe nehmen und hoffe, mein Völklein bald in Ordnung zu haben; aber der Heiden Länder und Völker sind weit auf der Erde verstreut; da wird es denn auch einer viel längeren Zeit und gar vieler mutiger Lehrer vonnöten haben, bis sie mit dem Niederreißen der vielen Götzentempel fertig werden.
3
Aber auf Deine Mithilfe vertrauend, wird sich nach längeren Zeitläufen die Sache etwa wohl geben; denn das Beste bei unserer heidnischen Götterlehre ist, daß sie von seiten der Regierung den Menschen nicht mit Zwang auferlegt ist, und es steht einem jeden echten Römer frei, zu glauben, was er will, oder auch nicht zu glauben, sondern nach der Lehre der Weltweisen, deren die Griechen und Römer viele aufzuweisen haben, zu leben und zu handeln.
4
Es genügt der Regierung, daß man ein treuer Staatsbürger ist und sich ihre klugen Staatsgesetze wohl gefallen läßt; aber um den Glauben an diesen oder einen andern Gott kümmert sich die Regierung wenig oder gar nicht und läßt einem jeden den freien Willen.
5
Ob ich ein Kyniker, ein Pythagoreer, ein Platoniker, ein Aristotelianer oder ein Epikureer bin und so handle, so steht mir das alles frei, wie auch die Lehre des Moses bei uns Römern noch nie zu den vom Staate aus verpönten Lehren gehört hat; und so meine ich, daß Deine Lehre, o Herr und Meister, bei den vielen besseren Heiden eher Eingang finden wird, als bei so manchen Juden, die ihre eigene Lehre selbst nicht verstehen, von den wirkenden Kräften der Natur auch keine Kenntnis besitzen und das, was sie darin besitzen, von den Heiden entlehnt haben.
6
Und so meine ich, daß den Naturkundigen Dein Evangelium zu predigen um vieles fruchtbarer sein wird als jenen Menschen, die bis jetzt noch nicht wissen, warum das Wasser von der Höhe stets der tiefsten Gegend am Meere zufließt, und warum ein Stein von der Höhe in die Tiefe hinabfällt und nicht umgekehrt. Das wissen aber wir Römer, wennschon nicht urgründlich, aber in der Hauptsache doch! Ich danke Dir, o Herr und Meister, für Deine so weise Belehrung!"
7
Sagte hierauf der Oberstadtrichter: ,,O Herr und Meister, ich habe bei dieser Gelegenheit auch ungeheuer viel gewonnen und werde für die rechte Bekehrung der Heiden auch wissen, was ich zu tun habe!"
8
Und Ich sagte zu ihm: ,,Was ihr aber tut in Meinem Namen, das tuet in aller Liebe und Geduld; denn mit dem Schwerte in der Hand sollet ihr den Menschen Mein Evangelium nicht predigen! Ich meine aber, daß es gar vielen Menschen überaus willkommen sein wird, von ihrer langen, tiefen Finsternis in das hellste Licht des Lebens versetzt zu werden.
9
Nehmet euch an Mir ein Beispiel, daß auch Ich hier unter euch voll Liebe und Geduld bin und niemandem auch nur ein hartes Wort gegeben habe und niemanden zum Glauben an Mich zwang, außer durch die wenigen Liebewunderzeichen, die Ich vor euch gewirkt habe. Derlei Zeichen aber werdet ihr auch selbst in Meinem Namen tun können; aber so ihr das werdet tun können, da seid so sparsam als möglich damit!
10
Die alten griechischen, ägyptischen und römischen Weisen haben gar keine Zeichen gewirkt und haben dennoch eine Menge Anhänger bekommen; und so ist es besser für jedermann, so er Meine Lehre annimmt nach der Kraft der Wahrheit, die in ihr überschwenglich reich vorhanden ist, als so er die Lehre erst dann annimmt, so er zuvor durch mehrere Wunderzeichen genötigt worden ist. Denn Ich sage es euch: Der Buchstabe, wie auch jedes andere Zeichen, belebt den Geist des Menschen nicht, sondern nur der Geist der Wahrheit im Worte macht alles lebendig!
11
Ich könnte vor euren Augen noch eine Menge der seltensten Zeichen wirken; aber es ist besser für euch, so ihr beim Worte bleibet, das Ich zu euch geredet habe.
12
Meine ganze Lehre aber besteht ganz kurz in dem: Erkennet und liebet in Mir den Geist des einen und allein wahren Gottes über alles, - ihr als Brüder untereinander aber liebet euch also in Meinem Namen, wie da jeder liebt sich selbst! Eines weiteren bedürfet ihr nicht; denn aus dem werdet ihr durch Meinen Geist ohnehin in alle Wahrheit und Weisheit aus Mir erhoben werden.
13
Ich werde zwar diesem Meinem Leibe nach bald diese Welt verlassen, aber in der Kraft Meines Geistes dennoch bei euch verbleiben bis ans Ende der Zeiten der Welt; und um was ihr den Vater, das ist die ewige Liebe in Mir, in Meinem Namen bitten werdet, das wird euch auch gegeben werden.
14
Doch um diesirdische Dinge sollt ihr euch nicht viel Kummer und Sorge machen; denn Ich weiß, wessen ihr eurem Leibe nach bedürfet.
15
Suchet daher vor allem Mein Reich in der Liebe zu Mir und zu euch selbst untereinander; alles andere wird euch frei hinzugegeben werden!"

Fußnoten