Gottes Neue Bibel

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 1

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Neue Geschehnisse in Kis

- Kapitel 234 -

Die Pharisäer in der Klemme. Zahlung der hohen Strafsumme. Ein neuer Verdacht: Raub von kaiserlichen Steuergeldern durch die Pharisäer

Da fangen die Pharisäer an zu zagen, und einer, der etwas mutiger ist, sagt zum Richter: ,,Herr, kassiere das zweite Urteil! Wir wollen darum das erste vierfach leisten und das binnen 48 Stunden!"
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Sagt der Richter: ,,Ich nehme den Antrag an; bleibe aber dennoch bei der Verbannung auf zehn nachfolgende volle Jahre! Seid ihr damit zufrieden?"
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Sagen die Pharisäer: ,,Herr, wir zahlen das Fünffache in reinem Silber, so du uns die Verbannung ganz erlässest!"
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Sagt der Oberrichter: ,,Es sei, aber mit dem obergerichtlichen Vorbehalte, daß ihr dennoch durch zehn Jahre unter römisch-polizeilicher Aufsicht stehen werdet, und jeder widerrechtliche Versuch, den Staat und dessen Oberhaupt hinters Licht führen zu wollen, oder jede üble Anspielung gegen Rom, sowie jede eigenmächtige, dem Gerichte nicht vorher angezeigte und vom Gerichte nicht konzedierte Pfändung, worin sie auch immer bestehen und welchen Namen sie haben möge, wird alsogleich die zehnjährige Verbannung nach Europa zur Folge haben, für die dann keine Auslösung mehr angenommen wird! Das Geld aber muß binnen 48 Stunden hier in diesem Gerichtssaale erlegt werden; in einer Stunde darüber würde es nicht mehr angenommen werden unter den jetzt gestellten, gemilderten Umständen, sondern unter und mit der Restitution des ersten Urteils.
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Nun aber noch was! Bevor euch hier die Freiheit wiedergegeben wird, müsset ihr die Namen und die Wohnorte aller von euch schmählich gepfändeten Parteien angeben, auf daß ich sie hierher berufen und ihnen zurückstellen kann all das von euch ihnen geraubte Zeug, als Kinder, Vieh, Getreide und Wein!"
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Auf diese Aufforderung bequemen sich die Pharisäer dazu und geben genau alle Namen und Orte an. Und der Richter entsendet sogleich Boten in alle die angezeigten Orte, und es dauert keine zehn Stunden, so langen auch schon alle Parteien an, die da in Kis was zu holen hatten.
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Die zwölf Pharisäer aber deckten sogleich ihre mit Maultieren bespannten Geldkarren ab, und alles staunte über die ungeheure Gold- und Silbermasse über die Maßen. Sie hatten so viel Silber und Gold bei sich, daß sie ihre Strafe ganz leicht noch fünf Male hätten erlegen können! Es war dem Oberrichter auch von ganzem Herzen leid, daß er die Strafe nicht höher angesetzt hatte.
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Aber es kam ihm ein weiser Gedanke, demzufolge er die zwölfe noch einmal ins Verhör nahm und sie also zu fragen begann: ,,Höret, ihr habt zwar das Verlangte richtig bezahlt und habt dafür die Quittung in euren Händen! Aber da ich nun bei euch eine solche Masse Geldes entdecke, daß es mir geradezu unmöglich scheinen muß, wie ihr auf einem rechtlichen Wege zu dieser Masse Goldes und Silbers gekommen seid - wahrlich, wenn heute der Kaiser mit all seinem Bargelde hierherkäme, so wäre es eine starke Frage, ob seine Barschaft der euren gleichkäme -, so erklärt mir daher nun ganz kurz und einfach, wie ihr zu soviel Gold und Silber gekommen seid; denn diese Sache kommt mir im höchsten Grade verdächtig vor!"
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Sagt der erste Pharisäer: ,,Was verdächtig, was verdächtig?! Das ist von allen in diesem Lande ausgestellten Pharisäern, Priestern und Leviten von fünfzig Jahren her für den Tempel erspartes Geld; und da nun die Zeit aus ist, so müssen wir es an den Tempel abliefern. Es ist dies aber ohnedem noch die kleinste Summe, die je von Kapernaum aus in den Tempel abgeführt worden ist. Es sind dies nichts als Opfer-, Vermächtnis- und für den Tempel besondere Stiftungsgelder und daher vollends rechtlich erworbene und zusammengebrachte Gelder."
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Sagt der Oberrichter: ,,Das Wort ,rechtlich` lassen wir beiseite! Wenn auch so, so sind das Erpressungen und niedrige Erbschleichereien, und da ist die Rechtlichkeit etwa wohl höchst ferne von diesem Reichtume!
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Aber mir ist erst vor einem Monate unmittelbar aus Rom angezeigt worden, sowie allen Obergerichten: Es werden schon seit einem Halbjahre Steuergelder aus Kleinasien und einem Teile der am Pontus liegenden Ortschaften erwartet; sie sollen schon lange eingehoben und abgesendet worden sein, bestehend in Gold und Silber und Edelsteinen und Perlen, - Gold und Silber zumeist im ungeprägten Zustande. Die angezeigte Summe betrüge, bloß im Golde 20000 Pfunde, in Silber 600000 Pfunde und ungefähr soviel Wertes in Edelsteinen und Perlen.
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Ich sehe noch fünf unabgedeckte Karren; decket sie ab, auf daß ich auch ihren Inhalt in den Augenschein nehmen kann!"
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Mit sichtlicher Verlegenheit decken sie noch die fünf Karren ab, und siehe, sie waren voll von allerlei Edelsteinen, zumeist im noch rohen, ungeschliffenen Zustande, und ein Karren, über eine Tonne Maß haltend, war voll kleiner und großer noch ungebohrter Perlen.
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Als der Oberrichter solches alles genau besichtigt, so sagt er: ,,Mir scheint, die Sache liegt klar am Tage, wohin die vom Pontus und Kleinasien nach Rom abgesandten Steuern und Schätze gelangt sind! Es wird bei eurer Verschmitztheit schwer sein, mit allen rechten Beweisen aufzukommen; aber ich getraue mir, bei allen Göttern und ihren Himmeln zu schwören, daß hier die vor mir offenliegenden und in Rom schon so lange erwarteten Steuergelder und sonstigen Schätze sich nun schon so gut wie in meinen Händen befinden! Bleibt ihr daher nur fein da; so die Parteien kommen, werde ich ein großes Examen anstellen!"
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Als die Pharisäer solche Worte vom Oberrichter vernehmen, so werden sie ganz blaß, und es fängt sich ihrer ein ganz bedeutendes Fieber zu bemächtigen an, was dem scharfsehenden Oberrichter nicht entgeht; und er sagt auch zu dem Richter von Kis: ,,Bruder, ich glaube, wir haben die großen Raubvögel schon in unserem Garne."

Fußnoten