Gottes Neue Bibel

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 1

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Wieder in Nazareth

- Kapitel 112 -

Die Erweckung der Tochter des Jairus

Als Ich aber noch redete zu den Jüngern von diesem Weibe, da kamen nahe außer Atem einige vom Gesinde des Obersten uns entgegengelaufen und brachten dem Obersten die Trauernachricht, daß die Tochter bereits gestorben sei!
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Der Oberste aber ward sehr traurig und sagte zu Mir: ,,Lieber Meister, da es sonach für mich wohl über alle Maßen traurig zu spät ist, meiner liebsten Tochter, die mein alles war, zu helfen, so bemühe dich nun nicht mehr weiter!"
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Auf diese Worte fing er laut zu weinen an; denn er hatte sehr lieb seine zwölfjährige Tochter, die sehr wohlgestaltet und -gebildet war, einen Wuchs gleich einem zwanzigjährigen Mädchen hatte und zugleich das einzige Kind dieses Obersten war.
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Als Ich solches von seinem Gesinde wie hernach von ihm selbst vernahm und Mich der über die Maßen traurig gewordene Oberste auch von ganzem Herzen dauerte, so sprach Ich zu ihm: ,,Freund, habe keine Furcht, sondern glaube! Deine Tochter ist nicht gestorben, sondern nur eingeschlafen, - und Ich werde sie erwecken!"
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Als der Oberste solches von Mir vernahm, fing er an, leichter zu atmen.
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Ich aber sagte, als wir noch bei tausend Schritt vom Hause des Obersten entfernt waren, zu dem Volke wie zu den Jüngern, die irgend noch eines schwächeren Glaubens waren, daß sie alle hier verweilen sollten, und nur allein Petrus, Jakobus und dessen Bruder und Johannes durften mitgehen; denn auf deren Glauben konnte man schon Häuser bauen.
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Als Ich mit dem Obersten der Schule darauf ins Haus kam, so war daselbst ein großes Getümmel, und es ward nach der jüdischen Sitte geweint und geheult und wurden Klagelieder gesungen.
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Als Ich aber in das Zimmer trat, wo die Verstorbene lag auf einem gezierten Bette, so redete Ich die vielen Tumultuanten an und sagte zu ihnen: ,,Was tummelt und weint ihr hier also gewaltig?! Das Töchterchen ist ja nicht gestorben, es schläft nur!"
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Da verlachten sie Mich und sprachen: ,,Ja, so sehen die Schlafenden aus! Wenn kein Atem und kein Puls mehr geht bei dritthalb Stunden und der ganze Leib kalt und farblos geworden und das Auge erloschen ist, da schläft man dann nach deiner Kenntnis!? Ja, ja, das ist wohl auch ein Schlaf; aber aus diesem Schlaf erwacht kein Mensch mehr, außer am Jüngsttage!"
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Ich aber sagte zum Obersten: ,,Schaffe sie alle hinaus; denn ihren Unglauben kann Ich hier nicht brauchen!" Der Oberste tat das; aber das Tummelvolk gehorchte ihm nicht, und er bat Mich, daß Ich hülfe. Da trieb Ich sie alle hinaus gewaltsam, und sie liefen hinaus und zerstreuten sich.
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Ich aber ging dann mit dem Obersten, der traurigen Mutter und den vier Jüngern wieder in das Gemach, in dem das verstorbene Töchterchen lag, trat da sogleich an ihr Bett hin, ergriff sie bei der linken Hand und sprach zu ihr: ,Talitha kumi!` - das heißt verdolmetscht: ,,Mägdlein! Ich sage dir: Stehe auf!"
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Und sogleich stand das Mägdlein auf, sprang heiter und munter vom gezierten Bette und ging in ihrer früheren Lebhaftigkeit im Zimmer herum und liebkoste ihre verweinte Mutter und ihren Vater! Zugleich aber verspürte das heitere Mägdlein auch, daß ihr Magen leer und sie sonach hungrig sei und was essen möchte!
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Da wandten sich die über alle Maßen froh gewordenen Eltern zu Mir und fragten Mich unter vielen Freuden- und Dankestränen, ob und was sie der Tochter nun sollten zu essen geben. Ich aber sagte: ,,Gebt ihr immerhin zu essen, was sie mag, und was da schnell bei der Hand ist!"
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Und es waren da auf einer Schüssel Feigen und Datteln und das Töchterchen fragte, ob sie diese Früchte essen dürfte. Und Ich sagte: ,,Iß nur, was dir schmeckt; denn du bist nun ganz gesund und wirst fürder nicht mehr krank werden!"
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Da sprang das Mägdlein schnell an die Schüssel hin und leerte nahe die ganze Schüssel. Die Eltern aber waren besorgt, daß es ihr schade.
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Ich aber vertröstete sie und sagte zu ihnen: ,,Sorget euch nicht; so Ich es euch sage, daß es ihr nimmer schaden kann, so wird es ihr auch nimmer schaden!" Und die Eltern glaubten fest.
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Nachdem aber das Mädchen sich gesättigt und ihren Lobgesang gesprochen hatte, ging sie hin zu den Eltern und fragte sie leise, wer Ich denn wäre. Denn als sie schlief auf dem Bette, sah sie die Himmel offen und eine große Menge lichter Engel. ,,Und in der Mitte der Engel stand ein gar freundlicher Mann, sah nach mir, ging dann auf mich zu, ergriff mich bei der Hand und sprach: ,Talitha kumi!` und ich erwachte nach diesem Rufe sogleich! Und seht, dieser Mann da sieht gerade also aus, als wie ich vorher im Traume unter so vielen Engeln einen gesehen habe! Ach, das muß ein gar lieber Mann sein!"
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Der Oberste verstand nur zu klar die Frage der Tochter; aber da Ich ihm gewinkt hatte, so sagte er der Tochter bloß, daß sie einen schönen und wahren Traum gehabt habe, den er ihr in Kürze ganz erklären werde. Und das Töchterchen stellte sich damit ganz zufrieden.
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Ich aber sagte zum Obersten, daß er nun mit der Tochter, Mutter und mit Mir ins Freie gehen solle, auf daß die draußen Harrenden ihres Unglaubens willen möchten beschämt werden! Und wir gingen hinaus. Und als die Ungläubigen die Tochter sahen, wie diese gut aussehend ganz munter zu ihnen hinging und sie zu fragen begann, warum sie gar so verblüfft und erschrocken daständen, so entsetzten sich diese noch mehr und sagten: ,,Das ist ein Wunder über alle Wunder! Denn das Mägdlein war wirklich tot und lebt nun!" Und sie wollten das sogleich in der ganzen Gegend ruchbar machen.
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Ich aber bedrohte sie alle und gebot ihnen, daß bei ihrem leiblichen und geistigen Heile sie diese Sache ja bei sich behalten möchten! Und sie schwiegen und entfernten sich.

Fußnoten