Gottes Neue Bibel

Bischof Martin

Die Entwicklung einer Seele im Jenseits

- Kapitel 179 -

Petrus als Lehrer im Beten des Vaterunsers. Warum das Bitten über dem Danken steht. Petrus' gewichtige Frage an Uhron im Auftrage des Herrn

Spricht Petrus: ,,Freund, als der Herr als allmächtiger Schöpfer Himmels und aller Welten auf meiner Erde das Fleisch angenommen hatte und hat unter uns Menschen gelebt und gewandelt wie ein Mensch, da lehrte Er uns alle vollkräftig so beten, indem Er sprach:
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So ihr aber betet, da sprechet: ,Unser Vater, der Du in den Himmeln wohnst, Dein heiligster Name werde geheiligt! Dein Reich der Liebe, der Wahrheit und des ewigen Lebens komme zu uns! Dein allein heiliger Wille geschehe alle Zeiten und alle Ewigkeiten hindurch! Gib uns heute wie allzeit das tägliche Brot! Unsere Sünden und Gebrechen vergib uns nach dem Maße, als wir vergeben unseren wie immer gearteten Schuldnern! Laß nicht Versuchungen über unsere Schwächen kommen, denen wir unterliegen müßten; sondern erlöse uns von allem Übel, das uns nur immer begegnen könnte! Dein, o Vater, ist alle Kraft, Macht und Herrlichkeit ewig! Dir allein sei aller Preis, alle Ehre, aller Ruhm, alle Liebe, alles Lob und aller Dank ewig!` -
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Da uns aber der Herr Selbst also beten und bitten gelehrt hat, so glaube ich denn doch, daß es nicht unrecht sein dürfte, so wir als Kinder Ihn zuvor um all das bitten möchten, was wir für uns als notwendig erkennen!
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Denn ich meine: Schon der schuldige Dank, den wir für die zahllosen Wohltaten dem Schöpfer darbringen, ist ein heilig großes Privilegium für uns freie Wesen. Wir anerkennen dadurch Gott gegenüber das, was wir haben und empfangen, als freie und nicht als gerichtete Gabe. Aber die Bitte steht dennoch viel höher, da uns eben durch die Bitte nicht nur die Erkenntnis zukommt, daß wir eine Gottesgabe als eine freie anerkennen dürfen, sondern auch sogar die freie Wahl der Gabe!
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Zur vollkommenen Freistellung des Geistes gehört nicht nur die freie Erkenntnis dessen, was der Herr als für uns Lebensnotwendiges frei gibt, sondern hauptsächlich die freie Wahl dessen, was uns nottut. Dazu aber gehört doch offenbar mehr Selbsterforschung und freie Selbsterkenntnis als nur zur Wahrnehmung, daß alles, was wir sind, haben und empfangen, freie Gaben aus Gott dem Herrn sind.
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Wer für eine empfangene Gabe dankt, fühlt aber dabei kein Bedürfnis nach einer für die Folge weiter nötigen Gabe, ist in seiner Lebenssphäre noch sehr stumpfsinnig und hat noch viel Tierisches in sich. Denn auch Tiere danken durch ihren frohen Genuß instinktmäßig dem Geber, wenn sie Ihn auch nicht zu erkennen imstande sind. Begehren aber kann kein Tier etwas, weil es seine Bedürfnisse nicht erkennen kann! Wenn es hungrig ist, da sucht es Speise. Hat es diese gefunden und sich gesättigt, dann ruhet es so lange, bis es wieder hungrig wird. Diese Ruhe ist ein stumpfer Dank für die Speise, die es zur Sättigung gefunden hat; aber wenn das stumpfe Tier satt ruht, hat es keine weitere Erkenntnis, daß es künftig wieder hungrig werden könnte und einer Nahrung bedürfte.
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Nicht so ist es bei dem Menschen, denn dieser weiß, was ihm not tut. Hat der Mensch sich gesättigt, so weiß er, daß er wieder wird essen müssen, um sich zu sättigen. Er kennt aber auch den Geber. Daher soll er nicht nur danken, wenn er sich gesättigt hat, sondern soll vielmehr noch mit dem Danke die Bitte vereinen. Durch sie legt er dem Schöpfer um so mehr an den Tag, und bezeugt, daß er alles nur von Ihm bekommt und auch für die Zukunft das Gute und Notwendige von Ihm erwartet.
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Zugleich aber stellt der Mensch sich seinem Meister eben durch die Bitte auch so dar, wie ihn eben der Meister haben will: als ein völlig freies Wesen, dem nicht nur das Recht des Empfangens, sondern auch das demütig freie Recht des Begehrens zusteht. Dieses Recht aber setzt doch sicher bei jedem Menschen eine mächtige Selbsterkenntnis voraus, ohne die kein Mensch ein vollkommener Mensch werden kann!
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Ich meine, diese Gründe dürften für eure Weisheit wohl hinreichend sein, um einzusehen, daß die Bitte für jeden freien Geist um vieles nötiger ist als der beste und allerschuldigste Dank!
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Und sollten dir, mein Freund Uhron, alle meine sicher triftigsten Gründe noch immer nicht genügen, so genüge dir, daß der Herr Selbst uns gar oft aufgefordert hat, daß wir bitten sollen, so wir etwas empfangen wollen, aber nur überaus selten jemanden an eine Danksagung erinnerte!
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So gab Er uns denn auch eine heilige Form, nach der wir beten und bitten sollen. Aber von einer Form, wie wir danken sollen, weiß ich dir kaum etwas zu sagen!
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Wohl dankte der Herr Selbst der Gottheit, die als Vater in Ihm war, zu öfteren Malen und verwies es auch ein einzigesmal den neun Gereinigten, die nicht wieder mit dem Zehnten gekommen sind, Ihm die Ehre zu geben. Dessenungeachtet gab Er uns dennoch nie eine Form, wie wir danken sollen, - was Er in bezug auf die Bitte doch ausdrücklich getan hat.
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Hat aber der Herr von uns unvollkommeneren Bewohnern der Erde die Bitte ausdrücklich verlangt, so bin ich wohl der Meinung, daß Er sie bei euch nicht als überflüssig betrachten wird!
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Daher geht schließlich mein Auftrag vom Herrn an euch alle dahin, daß ihr in der Folge zwar alles, was ihr nun habt, vom Herrn haben sollt, aber nur auf dem Wege der Bitte! Wer von euch aber nicht bitten wird, der wird auch nichts oder nicht viel erhalten.
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Denn seid ihr frei, so müßt ihr auch selbst erkennen, was euch nottut. Habt ihr euch dahin erkannt - was bei euch um vieles leichter sein wird, als es bei uns war -, dann bittet; und es wird euch gegeben werden, um das ihr werdet gebeten haben.
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Ist euch das recht, so bejahet es, und mein Bruder Johannes wird euch weiterführen. Euer freier Wille hat hier zu wählen und zu bestimmen!"

Fußnoten