Gottes Neue Bibel

Bischof Martin

Die Entwicklung einer Seele im Jenseits

- Kapitel 130 -

Einige Prüfungsfragen des Johannes an Martin. Von der Fürbitte der Heiligen und der Sorge um die Verwandten

Spricht Johannes: ,,Du Freund und Bruder Martin, höre, du warst ja meines Wissens auf der Erde ein großer Freund Mariens und auch des Joseph und anderer Heiligen. Wie ist es denn, daß du dich hier gar nicht um sie zu kümmern scheinst? Auch um deine Verwandten, Vater, Mutter, Brüder und Schwestern, die vor dir hierher kamen, und noch um eine Menge anderer Verwandten und Freunde kümmerst du dich nicht! Sage mir doch, was ist denn wohl daran die Schuld?
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Sie könnten ja leicht irgendwo unglücklich sein. Du bist nun ein großer Freund des Herrn. Könntest oder wolltest du ihnen denn nicht helfen, so du sie irgendwie unglücklich wüßtest? Hast du auf der Welt doch selbst große Stücke auf die Fürbitte der Heiligen gehalten, und hier als nun Selbstheiliger, Selbstfreund des Herrn, denkst du nicht einmal daran! Sage mir, wie kommt denn das?"
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Spricht Martin: ,,Liebster Freund und Bruder, der Ochse frißt Heu und Stroh, und ein Esel ist schon gar mit dem schlechtesten Futter zufrieden; ich aber war auf der Erde zuerst ein Esel und darauf ein Ochs! Was war sonach mein Futter? Siehe, zuerst ein mistiges Heu und Gras und darauf ein etwas besseres Stroh und Heu! Frage: Kann man bei einer solchen Kost für den Geist wohl auch geistig fett werden?!
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Nun aber bin ich durch die alleinige Liebe, Erbarmung und Gnade des Herrn ein wirklicher Mensch geworden und habe schon öfter Sein Brot des Lebens gegessen und Seinen echten Wein der reinen Erkenntnis getrunken. Wäre es nun wohl löblich von mir, nach der schönen irdischen Eselund Ochsenkost einen Appetit zu haben? Sollte ich hier etwa auch noch wie auf der Erde irrwähnend meinen, die seligen Bürger dieses endlos großen himmlischen Geisterreichs möchten barmherziger, liebevoller und gnädiger sein als der Herr Selbst, und Er müßte Sich etwa von ihnen zur Liebe, Erbarmung und Gnade erst bewegen lassen? O Freund, so dumm wie ich war, bin ich nun wohl - Gott sei Dank! - nimmer.
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Was sind Maria und Joseph, was alle sogenannten Heiligen, was meine irdischen Eltern, Brüder und Schwestern und alle sonstigen Freunde gegen den Herrn! Habe ich Ihn, was frage ich da nach 1000 Marias und Josephs, nach 1000 Eltern, nach 10000 Brüdern und Schwestern und nach einer zahllosen Menge von allerlei Freunden? Der Herr sorgt für sie alle, wie Er für mich gesorgt hat; und was braucht es dann mehr? Ich meine, jeder echte Himmelsbürger wird so denken wie ich. Denkt er aber anders, so muß er notwendig noch vollkommener sein als der Herr Selbst!
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Sagte ja doch einst der Herr Selbst, wer so ganz eigentlich Seine Mutter, Brüder und Schwestern sind, als man Ihn benachrichtigte, daß draußen Maria, Seine Mutter, und Seine Brüder und Schwestern Seiner harreten.
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So aber Er, der da war und ewig sein wird unser aller Lehrer und Meister, uns mit solch einer Belehrung entgegenkam, die wir leider auf der Welt freilich wohl nicht verstanden haben: sollen wir nun hier im Himmel etwa eine bessere Belehrung in uns selbst finden? Ich meine, das wäre noch über all mein irdisches Esel- und Ochsenfutter! Meinst du, liebster Bruder, nicht auch so?"
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Spricht Johannes: ,,Allerdings, du hast mir ganz aus dem Zentrum meines Herzens gesprochen. Es ist so, muß so sein und kann ewig nie anders sein! Aber so dir die Maria und der Joseph und noch andere denkwürdige Personen unterkämen, möchtest du da nicht eine ganz besondere Freude haben?"
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Spricht Martin: ,,Eine rechte Freude allerdings, aber eine größere sicher nicht, als so der Herr zu mir kommt. Denn in Ihm allein habe ich alles, und daher ist Er allein mir auch über alles! Siehe, du und Bruder Petrus, ihr gehöret doch gewiß zu den ersten Personen, die die Erde trug; brate ich für euch - wie man auf der Erde sagt - eine Extrawurst? Ich habe euch sehr lieb, achte aber jeden guten und weisen Himmelsbürger euch gleich. Denn wir alle sind ja nur Brüder, und einer ganz allein ist der Herr! Ist es nicht so?"
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Spricht Johannes: ,,Bruder, bei solcher wahren Weisheit wirst du auch auf der Sonne gut durchkommen. Nun sehe ich schon, daß du die rechte Weisheit hast! Und siehe, der Weg wendet sich schon hinab ins Tal; wir werden nun mit Sonnenweisen zu tun bekommen!"

Fußnoten