Gottes Neue Bibel

Das erste Buch Mose: Genesis

Volksbibel 2000 :: Allioli - Arndt Bibel

- Kapitel 34 -

Der Vorfall mit Dinah

1
Eines Tages ging Dina, die Tochter, die Lea dem Jakob geboren hatte, aus, um die Töchter des Landes zu sehen.
2
Als Sichem, der Sohn des hiwitischen Landesfürsten Hamor, sie erblickte, ergriff er sie und vergewaltigte sie.
3
Sein Herz hing aber an Jakobs Tochter Dina; er hatte das Mädchen lieb und redete ihr freundlich zu.
4
Darum bat Sichem seinen Vater Hamor: "Wirb für mich um dieses Mädchen, damit sie meine Frau wird!"
5
Nun hatte Jakob zwar erfahren, daß man seine Tochter Dina entehrt hatte. Weil aber seine Söhne beim Vieh auf dem Feld waren, schwieg er bis zu ihrer Rückkehr.
6
Sichems Vater ging also zu Jakob hinaus, um mit ihm Rücksprache zu nehmen.
7
Als die Söhne Jakobs vom Feld heimkamen und von der Sache hörten, wurden die Männer sehr erbittert und gerieten in großen Zorn; denn durch die Entehrung der Tochter Jakobs hatte jener eine große Schandtat an Israel begangen. Solches hätte nicht geschehen dürfen.
8
Hamor machte ihnen folgenden Vorschlag: "Mein Sohn Sichem hat sein Herz an eure Tochter gehängt. Gebt sie ihm doch zur Frau!
9
Verschwägert euch mit uns! Gebt uns eure Töchter und nehmt euch unsere Töchter und bleibt bei uns wohnen!
10
Das Land soll euch offen stehen! Bleibt da, durchzieht es und werdet darin ansässig!"
11
Weiter sagte Sichem zu ihrem Vater und ihren Brüdern: "Möchte ich doch in euren Augen Gnade finden! Was ihr von mir fordert, will ich euch geben.
12
Verlangt von mir als Heiratsgabe und Brautgeschenk soviel ihr wollt, ich will euch geben, was ihr von mir fordert. Nur gebt mir das Mädchen zur Frau!"
13
Weil jener ihre Schwester Dina entehrt hatte, gaben die Söhne Jakobs dem Sichem und seinem Vater Hamor eine arglistige Antwort.
14
Sie sagten nämlich zu ihm: "Wir können uns nicht darauf einlassen, unsere Schwester einem Mann zu geben, der unbeschnitten ist; denn dies gilt uns als Schande.
15
Wir können nur unter der Bedingung euren Wunsch erfüllen, wenn ihr so werdet wie wir, wenn sich nämlich alles Männliche bei euch beschneiden läßt.
16
Dann wollen wir euch unsere Töchter geben und uns eure Töchter nehmen und bei euch wohnen bleiben und zu einem Volk werden.
17
Wollt ihr aber auf unseren Vorschlag, euch beschneiden zu lassen, nicht eingehen, so nehmen wir unsere Tochter und ziehen fort."
18
Ihr Vorschlag gefiel dem Hamor und Sichem, dem Sohn Hamors.
19
Und der junge Mann zögerte nicht, den Vorschlag zur Ausführung zu bringen; denn er hatte an Jakobs Tochter Gefallen und war in seiner ganzen Familie der Angesehenste.
20
So gingen Hamor und sein Sohn Sichem zum Tor der Stadt und sagten zu den Männern ihrer Stadt:
21
"Die Leute sind uns gegenüber friedlich gesinnt. Sie mögen im Land wohnen bleiben und es durchziehen. Das Land hat ja nach allen Seiten Raum genug für sie. Ihre Töchter wollen wir uns zu Frauen nehmen und ihnen dafür unsere Töchter geben.
22
Doch nur unter der Bedingung wollen die Leute bei uns bleiben und ein Volk mit uns werden, wenn bei uns alles, was männlichen Geschlechtes ist, beschnitten wird, wie sie selbst beschnitten sind.
23
Werden ihre Herden ihr Besitz und all ihr Vieh uns nicht zugute kommen? Wir wollen ihnen also zu Willen sein, damit sie bei uns wohnen bleiben!"
24
Da stimmten dem Hamor und seinem Sohn Sichem alle zu, die zum Tor der Stadt hinausgingen. Alle Männer, alle, die zum Tor der Stadt hinausgingen, ließen sich beschneiden.
25
Am dritten Tag aber, als sie im Wundfieber lagen, nahmen die beiden Söhne Jakobs, Simeon und Levi, Dinas Brüder, jeder sein Schwert, überfielen die Stadt, die nichts Böses ahnte, und erschlugen alle Männer.
26
Auch Hamor und seinen Sohn Sichem töteten sie mit dem Schwert, holten Dina aus dem Haus Sichems und zogen davon.
27
Die übrigen Söhne Jakobs fielen über die Erschlagenen her und plünderten die Stadt, weil man ihre Schwester entehrt hatte.
28
Ihre Schafe, Rinder und Esel, was in der Stadt und was auf dem Feld war, nahmen sie weg.
29
All ihre Habe, auch alle ihre Kinder und Frauen führten sie gefangen fort und raubten alles, was in den Häusern war.
30
Jakob aber sagte zu Simeon und Levi: "Ihr stürzt mich ins Unglück, indem ihr mich bei den Bewohnern des Landes, den Kanaanitern und Perisitern, verhaßt macht. Ich habe doch nur wenige Leute. Wenn sie sich gegen mich zusammentun, werden sie mich schlagen, und ich gehe samt meinem Haus zugrunde."
31
Sie aber antworteten: "Durfte er etwa unsere Schwester wie eine Dirne behandeln?"

Der Vorfall mit Dinah

1
Dina aber, die Tochter Lias, ging aus, die Frauen jenes Landes zu sehen.
2
Da sah sie Sichem, der Sohn des Heviters Hemor, der Fürst jenes Landes, und gewann sie lieb. Und er entführte sie und schlief bei ihr, der Jungfrau Gewalt antuend.
3
Und sein Herz hing an ihr, und da sie traurig war, tröstete er sie mit schmeichelnden Worten.
4
Und er ging zu Hemor, seinem Vater, und sprach: Nimm mir dieses Mädchen zum Weibe.
5
Als Jakob hiervon hörte, während seine Söhne mit dem Viehe auf der Weide abwesend waren, verhielt er sich still, bis sie zurückkamen.
6
Da begab sich Hemor, der Vater Sichems, hinaus, um mit Jakob zu reden.
7
Und siehe, dessen Söhne kamen vom Felde. Als dieselben hörten, was sich begeben hatte, wurden sie sehr zornig, weil er eine Schandtat an Israel verübt und die Tochter Jakobs schändend etwas so Frevelhaftes begangen hatte.
8
Und Hemor sprach zu ihnen: Das Herz meines Sohnes Sichem hängt an eurer Tochter; gebet sie ihm zum Weibe,
9
und lasset uns gegenseitig Ehen schließen, gebt uns eure Töchter, und nehmet auch unsere Töchter,
10
und wohnet bei uns; das Land steht euch offen, bebauet es und ziehet Gewinn daraus, und nehmet es in Besitz!
11
Aber auch Sichem sprach zu ihrem Vater und zu ihren Brüdern: Möchte ich doch Gnade vor euch finden! Was ihr auch bestimmen werdet, ich will es geben!
12
Setzet die Heiratsgabe hoch an und fordert Geschenke, gern will ich euch geben, was ihr verlangt; nur gebet mir dieses Mädchen zum Weibe!
13
Da antworteten die Söhne Jakobs dem Sichem und seinem Vater mit Arglist, ergrimmt über die Schändung ihrer Schwester:
14
Wir können nicht tun, was ihr begehret, und unsere Schwester einem Manne geben, der nicht beschnitten ist, denn dies gilt bei uns als unerlaubt und Frevel.
15
Doch unter der Bedingung wollen wir uns mit euch verbinden: Wenn ihr uns gleich werden wollt und alles, was männlich unter euch ist, beschnitten wird.
16
Dann werden wir wechselseitig euch unsere Töchter geben und uns eure Töchter nehmen, und wollen mit euch zusammen wohnen und wollen ein Volk sein.
17
Wollt ihr euch aber nicht beschneiden lassen, so nehmen wir unsere Tochter und ziehen davon.
18
Ihr Vorschlag gefiel Hemor und Sichem, seinem Sohne.
19
Und der Jüngling zögerte nicht, sofort zu erfüllen, was begehrt ward, denn er hatte das Mädchen sehr lieb, und er war der Angesehenste im ganzen Hause seines Vaters.
20
Da traten sie in das Tor der Stadt und sprachen zu dem Volke:
21
Diese Männer sind friedlich gesinnt und wollen bei uns wohnen; lasset sie verkehren im Lande und es bebauen, da es weit ist und breit, und der Ackerbauer bedarf; wir wollen uns ihre Töchter zu Weibern nehmen und ihnen unsere Töchter geben.
22
Nur eines ist, was eine so treffliche Sache aufhält: Wenn wir alles, was unter uns männlich ist, beschneiden, dem Brauche dieses Volkes folgend,
23
so wird ihre Habe und ihr Vieh, und alles, was sie besitzen, unser sein. So lasset uns ihnen denn hierin zu Willen sein, damit wir zusammen wohnen und ein Volk ausmachen.
24
Und alle willigten ein, und alles, was männlich war, ließ sich beschneiden.
25
Und siehe, am dritten Tage, wo der Schmerz der Wunden am stärksten ist, ergriffen die zwei Söhne Jakobs, Simeon und Levi, die Brüder der Dina, ihre Schwerter, und drangen kühn in die Stadt ein, und erschlugen alle Männer.
26
Auch Hemor und Sichem töteten sie, und führten Dina, ihre Schwester, aus dem Hause Sichems fort.
27
Und als sie herausgegangen waren, fielen die übrigen Söhne Jakobs über die Erschlagenen her und plünderten die Stadt, zur Rache für die Schändung.
28
Ihre Schafe, Rinder und Esel nahmen sie weg, samt allem, was in den Häusern und auf dem Felde war,
29
und ihre Kinder und ihre Weiber führten sie gefangen fort.
30
Nachdem sie dieses alles verwegen verübt hatten, sprach Jakob zu Simeon und Levi: Ihr habt mich betrübt und habt mich verhasst gemacht bei den Bewohnern dieses Landes, bei den Chanaanitern und Pherezitern. Wir sind nur wenige, sie werden sich vereinigen und mich schlagen, und ich werde vernichtet werden, samt meinem Hause.
31
Da antworteten sie: Durften sie etwa unsere Schwester wie eine Dirne missbrauchen?