Die Erde
Allgemeiner Blick auf die verschiedenen nicht-christlichen Bewohner der Erde, mit hauptsächlicher Berücksichtigung des geistigen Verbandes zwischen ihnen und dem Himmel
- Kapitel 78 -
Die Urbewohner von Borneo und Guinea, chinesische Abkömmlinge. Besonderheiten derselben. Regierung, Religion. Im Jenseits sind sie leichter zugänglich als Chinesen. (Allgemeine Reflexion über Irrsinnige und Behandlung derselben.) Nach ihrer Bekehrung Drüben sind sie die allerfestesten Geister
4. Mai 1847
Nach den Japanesen kommen die Bewohner von den bedeutenden Inseln Borneo und Guinea; es versteht sich von selbst, daß hier bloß von den Ureinwohnern die Rede ist, nicht aber von den hie und da angesiedelten Europäern, die an den Küsten wohnen.
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Die Ureinwohner dieser beiden Inseln sind, was leicht zu begreifen ist, chinesische Abkömmlinge; daher auch die Religion China´s hier zu allermeist gehandhabt wird, und auch gehandhabt werden muß, weil die jeweiligen Beherrscher dieser Inseln noch immer die Oberherrschaft China´s anerkennen müssen, und müssen auch, wenn es der Kaiser von China verlangt, ihm einen Tribut bezahlen.
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In verschiedenen Dingen aber weichen sie doch von der chinesischen Verfassung und Sitte ab; und somit hat es auch mit der Religion einige Abänderungen. Der König dieser Insel hat gewöhnlich den Beinamen: die goldfüßige Majestät, auch Sohn des Mondes; nur Sohn der Sonne nicht, weil dieser Ehrentitel bloß dem Kaiser gebührt.
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Der König hat demnach für das Volk ein halbgöttliches Ansehen, und muß zu gewissen Zeiten angebetet werden, und müssen ihm auch Opfer, die er bestimmt, an dem bestimmten Tage reichlich dargebracht sein.
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Sind die Opfer nicht reichlich vorhanden, so werden die opfernden Priester auf die Erde gelegt und tüchtig durchgeprügelt, und es wird ein zweiter Opfertag bestimmt; die Priester aber, wann sie geprügelt werden, müssen so laut, als nur immer möglich, heulen, und dieses Geheul muß von jedermann nachgeahmt werden, der es hört. Da geschieht es nicht selten, daß in einem Tage das ganze Land in das kläglichste Heulen versetzt wird.
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Der König ist als ein Halbgott auch der weiseste unter seinem Volke, daher gehört zu seiner Verehrung auch die Nachahmung seiner Handlungen, vorausgesetzt, so er es wünscht und will; hustet demnach der König, so muß bald das ganze Land husten; räuspert er sich, so muß sich alles räuspern; setzt er sich nieder, so setzt sich alles nieder im Lande, natürlich bei der ankommenden gewisserart telegraphischen Nachricht, daß sich der König gesetzt hat.
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Das geschieht freilich nicht permanent, sondern nur in den Tagen, wenn der König solches haben will.
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So darf auch niemand, außer der König und der oberste Priester, das höchste Wesen anbeten, weil das gemeine Volk nicht würdig ist, Gott zu verehren und anzubeten; sondern jedermann, der von Gott eine Gnade haben will, muß zu einem Priester, dieser zum Oberpriester, und dieser erst zum Könige gehen, damit dieser als der allein Würdige, Gott das Anliegen seines Volkes vorzutragen, die verlangte Gnade für Den erbitte, dem es darum zu tun ist.
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Würde es jemand wagen, allein sein Anliegen dem höchsten Wesen vorzutragen, und käme das auf, so wird er als ein Frevler und sakrilegischer Schänder der alleinigen königlichen Majestät gewöhnlich mit dem Tode bestraft; ist er aber von besserer Herkunft, so wird er entweder eine Stunde lang nach ihrer Zeitrechnung geprügelt. Wann er aber reich ist und viel Gold besitzt, so kann er sich von der Prügelei wohl auch loskaufen; aber er muß für eine Stunde Prügel drei Stunden Gold für den königlichen Schatz messen.
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Daß bei diesem Messen auch viel feine Schliche und Kniffe gebraucht werden, versteht sich von selbst; da wird mit dem genauen Messen oft mehr als 4/5 der Zeit verbraucht, u.dgl. noch mehreres, aus welchem Grunde der König die Prügelablösung für eine Stunde auch in drei Stunden verwandelt hat. -
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Damit aber das Volk sich nicht leichtlich gegen dieses allerstrengste Gebot verfehle, so ist es ihm, so wie den Chinesen gestattet, Hausgötter anzuschaffen, welche im Namen des Königs von den Priestern eingeweiht und dadurch kräftig und wirksam gemacht werden, welche Hausgötter in gewöhnlichen überaus plump angefertigten hölzernen, auch tönernen Pagoden bestehen, die von dem Volke desto tiefer verehrt werden, je älter und schlechter sie aussehen. -
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In diesem Stücke unterscheidet sich dieses Volk auch von den Chinesen; denn die Chinesen durchprügeln am Ende ihre Gottheiten, wenn sie ihnen nichts genützt haben, aber dieses Volk hält nur auf die recht alten Gottheiten, und zwar aus dem Grunde, weil diese, da ihnen schon so viel geopfert wurde, leichter zu etwas zu bewegen wären, als die neuen, die durch die Opfer und Gebete noch nicht so sehr geheiligt sind, als die alten.
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Daß mit so einem Volke in der Geisterwelt nicht viel zu machen ist, das wird leicht einzusehen sein; doch sind sie für das Christentum und für das reine Evangelium bei weitem zugänglicher, als die Chinesen, und besonders die Japanesen, nur gehört dazu überaus viel Geduld, und man muß mit ihnen wie mit Irrsinnigen umgehen, um sie auf den rechten Weg zu bringen.
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Denn wie die Irrsinnigen, so haben auch diese eine Menge höchst falscher, aber fixer Begriffe, welche wie alte Krebse in ihre Seele eingewurzelt sind. Um sie zu heilen, muß man eine förmliche geistige Homöopathie anwenden, und sie fasten lassen über die Maßen, auf daß alles Schädliche sich in ihnen früher rein aufzehre, und sie dann erst fähig werden, eine neue Kost aufzunehmen und zu verdauen.
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Wann aber einer einmal geheilt ist, dann ist er aber auch fester als zehn andere, und besitzt einen Mut, und eine Liebe, die mit nichts zu vergleichen ist, was ihr hier kennt.
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Solch ein Geist würde, wenn es möglich wäre, eher tausend Mal unter den gräßlichsten Schmerzen den Tod erleiden, als nur um ein Haar breit von der ihm vorgeschriebenen Ordnung abweichen; aus welchem Grunde dann diese Geister auch zum Schutze jener Menschen gestellt werden, die eben in diesen Gegenden wohnen, und wann selbige das Irdische verlassen, so sind diese Geister auch fast ausschließlich dazu bestimmt, ihre Landsleute auf den rechten Weg zu bringen.
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Wie hier gezeigt wurde, geht es auf den beiden Inseln mit wenigen kaum bemerkenswerten Differenzen zu; nur sind die Borneer etwas sanfter, als die Guineer. Somit wären wir mit diesen beiden Völkern fertig, und wollen nächstens wieder ein anderes zur Betrachtung vornehmen.