Von der Hölle bis zum Himmel: Die Jenseitige Führung des Robert Blum
Band 1
- Kapitel 59 -
Der Herr über den oft mißbrauchten Satz: ,,Der Zweck heiligt das Mittel"
Jellinek wendet sich nun auch an Mich und fragt, wie etwa Mir diese sonderbare Kunstleistung gefallen hätte?
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Ich aber sage zu ihm: ,,Lieber Freund, Ich muß dir offen bekennen, daß Ich bei solchen Gelegenheiten viel weniger auf das Mittel als nur allein auf den Zweck Mein Augenmerk richte. Denn es kann an und für sich das Mittel oft noch so sonderbar aussehen, so macht das nichts, wenn damit nur ein in allen Beziehungen edler und guter Zweck erreicht worden ist. Denn hier im Geisterreiche heiligt allzeit der erreichte beste Zweck jedes Mittel, durch das er einzig allein hat erreicht werden können. Hier liegt wahrlich nichts an dieser Tanzvorführung; aber in Verbindung mit der durch sie allein möglichen Erreichung eines edelsten Zweckes liegt dann wieder unendlich viel daran.
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Ich will dir diesen zwar jesuitisch klingenden Grundsatz zuvor irdisch beleuchten, daß dir sein geistiger Gehalt desto einleuchtender werde. Und so höre Mich! Siehe, der Grundsatz lautet kurz so: Der gute Zweck heiligt jedes Mittel, durch das er möglich erreicht werden kann. - Ob dieser Grundsatz aber auch richtig ist, werden wir nun aus mehreren Beispielen ersehen:
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Siehe, ein Sohn auf der Erde hat einen Vater, der bei einer Arbeit das Unglück hatte, sich ein Bein dergestalt zu brechen, daß es nur durch eine geschickte Operation wieder geheilt werden kann. Was würde der gute, seinen Vater über alles liebende Sohn wohl mit einem Menschen tun, der seinem Vater nur aus Zorn oder bösem Mutwillen einen Fuß mit einem scharfen Beil abhiebe? Dieser Sohn würde den Übeltäter ergreifen und ihn züchtigen sein Leben lang. Und doch hätte sein Vater bei dieser Schnelloperation bei weitem weniger gelitten - da sie an einem gesunden Fuß wäre pfeilschnell bewerkstelligt worden - als da sie nun an einem im höchsten Grade leidenden Fuß vom Arzt muß vollzogen werden. - Siehe, das Mittel an und für sich, ohne Verbindung mit dem dadurch erreichbaren Zweck, wäre allein genommen ein Greuel. Aber in Verbindung mit dem guten Zweck ist es ein Heil. Und der Sohn wird sich gewiß dem geschickten Operateur, der seinem geliebten Vater das Leben rettete, im höchsten Grade dankbar erweisen. Denn ohne diesen wäre der Vater am Brand gestorben. - Gehen wir aber weiter!
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Was wohl würdest du jemandem tun, der dir mit der Faust einen Zahn einschlüge? Siehe, du würdest diesen Wüterich vors Gericht fordern und von ihm kein kleines Schmerzensgeld verlangen. So du aber einen leidenden Zahn hast, der viel Schmerzen verursacht, da gehst du selbst zu einem Zahnarzt und zahlst ihn gerne dafür, so er dir den schlechten Zahn herausreißt. Wer könnte einen Zahnreißer loben, der bloß zu seinem Vergnügen den Menschen die Zähne einschlüge oder ausrisse? Ganz anders verhält sich die Sache in den Händen eines wirklichen Zahnarztes, weil er mit seiner oft noch so schmerzlichen Operation einen guten Zweck erreicht. Du kannst unmöglich in Abrede stellen, daß hier das an und für sich grausame Mittel durch den erreichten guten Zweck geheiligt wird. - Aber darum nur weiter!
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Siehe, der Totschlag ist eine der größten Sünden, die ein Mensch an seinem Nebenmenschen begehen kann. Es wandelt ein Vater mit seinem Sohn durch einen Wald. Ein böser Mensch, der bei dem Vater viel Geld wittert, springt auf einmal aus dem Dickicht hervor, packt den Vater an der Kehle und will ihn erdrosseln. Der Sohn sieht die große Gefahr seines Vaters, greift sogleich nach seinem Gewehr und tötet den Raubmörder! - Siehe, der Totschlag ist also, wie gesagt, eine der größten Sünden. Ist aber der Totschlag, den der Sohn an dem Mörder beging, der seinen Vater erdrosseln wollte, auch eine Sünde? O nein! Schon der pure Verstand sagt dir: Der Totschlag ist nur an und für sich, sowie als Mittel zur Erreichung eines schlechten Zweckes eine der größten Sünden. Aber, wie hier in Verbindung mit dem besten Zweck ist er ebenso heilig wie der Zweck selbst. Ganz besonders dann, wenn er sich als ein einzig wirksames Mittel herausstellt.
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Wie mit diesen drei Beispielen, so verhält es sich auch mit jeder Handlung, deren nur immer ein Mensch oder Geist fähig ist. Wenn sie nach weiser Überlegung als das einzig wirksame Mittel zur Erreichung eines guten Zweckes erscheint, so ist sie auch gut, gerecht und durch den erreichten Zweck geheiligt!
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Und so wirst du, lieber Freund, bei diesen armen Tänzerinnen schon ein Auge zudrücken müssen. Denn sie tanzten zur Erreichung eines mehrfach guten Zweckes. Und dieser ist auch wirklich erreicht worden, wie du gar bald einsehen wirst. Sage, sollen wir diesen Tanzkünstlerinnen dafür grollen, oder sollen wir ihnen dafür etwa auch von der zweiten Bouteille ein Gläschen zu verkosten geben?"
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Spricht Jellinek: ,,Oh, wenn so - dann allerdings! Kommt nur her, ihr lieben Herzerln, ihr sollt auch einen guten Tag haben!"