Gottes Neue Bibel

Von der Hölle bis zum Himmel: Die Jenseitige Führung des Robert Blum
Band 1

- Kapitel 54 -

Jellinek beweist aus dem Buch der Natur das Dasein Gottes. Näheres über die Gottheit könne der Mensch aber niemals fassen

Spricht Jellinek: ,,Bis auf dein Fatum ganz einverstanden mit allem! Aber mit deinem Fatum scheint es einen bedeutenden Haken zu haben!"
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Fragt Messenhauser: ,,Wieso? Erkläre dich darüber deutlicher!"
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Spricht Jellinek: ,,Nur Geduld, lieber Messenhauser. So etwas läßt sich nicht gleich aus dem Ärmel herausbeuteln! Aber ich will dennoch versuchen, dir dein leidiges Fatum ein wenig aus dem Kopf zu treiben.
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Sieh, du warst dein ganzes Leben lang ein Mensch, der sich nie viel mit der höheren Sphäre der Wissenschaften abgegeben hat. Du warst sozusagen schon mit dem Einmaleins zufrieden und kümmertest dich nie um die ,höhere Mathematik`! Immer warst du ein Schalen- oder Hülsengelehrter und hast dich wenig um den Kern der Wissenschaften bekümmert. Daher kam es denn auch, daß dir das innere Wesen der Dinge verschlossen bleiben mußte. So konntest du auch nie zu jener wohlbegründeten Einsicht gelangen, in der sich dir eine wunderbar wohlberechnete Ordnung in allen Dingen und ihren Wirkungen beschaulich dargestellt hätte. Du bliebst nur an der äußeren Rinde kleben, die freilich dem ersten Anschein nach oft das Aussehen hat, als wäre sie bloß nur des Zufalls Werk. Aber es ist dennoch ganz anders!
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Hast du schon einmal erlebt, daß ein Haus mit allen Einrichtungen aus bloßem Zufall entstanden ist? Du sprichst: ,Nein, so etwas ist noch nie geschehen!` - Gut, sage ich! Wenn der Zufall nicht einmal ein Haus zuwege bringen kann, wie soll er eine ganze Erde erschaffen können? Auf der wir doch Wunderdinge in einer Unzahl antreffen, von denen das einfachste schon eine viel zu weiseste Konstruktion aufweist, als daß man auf die Mutmaßung kommen könnte, zu behaupten: Das ist ein Werk des stummen und blinden Fatums! - Bruder, du gibst mir recht und das freut mich! Aber höre mich noch ein wenig weiter an!
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Betrachte einmal die wunderbaren Einrichtungen der Pflanzen! Wie strenge und genau sie in ihrer einmal gestellten Form durch Jahrtausende stets gleich vorkommen und ihre Gattung auch nicht um ein Atom ändern! Wie unberechenbar kunstvoll muß schon die Gestaltung eines Samenkorns sein, daß es aus der Erde nur die ihm zusagenden Teile an sich zieht und sich allzeit vervielfältigt fortpflanzt! Von dem übersinnlichen Wesen eines Samenkorns will ich gar nicht reden. Denn wer begreift jene göttliche Berechnung, derzufolge ein einziges Samenkörnchen zahllose Myriaden seinesgleichen in sich faßt.
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Oder nimm eine Eichelnuß an! Setze sie ins Erdreich, so wird in Kürze ein ganzer Eichbaum zum Vorschein kommen, und dieser wird dir dann viele Jahre hindurch eine unzählbare Menge Eicheln abgeben. Legst du all diese Nüsse wieder in die Erde, so wirst du schon einen Wald von Millionen Eichen haben, die alle die gleichen Früchte in einer nimmer berechenbaren Vielheit erzeugen. Und das alles liegt wunderbar in einer jeden Eichel vor unseren Blicken verborgen und ist doch unleugbar da! Sage mir, ob ein Fatum eine Eichelnuß wohl so einzurichten vermag?"
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Spricht Messenhauser: ,,Bruder Jellinek, wahrlich, ich muß dir sagen, daß du ein ganzer Theosoph bist! Dein schlichter Beweis mit der Eichelnuß hat mir mehr gesagt als alle gelehrten Redensarten. Von der Nichtigkeit eines Fatums bin ich nun gänzlich überzeugt und brauche weiter keine Beweise mehr. Aber nun kommt etwas anderes
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Einen Gott voll der höchsten Urmacht und Weisheit muß es zwar geben - das kann mein Gemüt und mein Verstand nimmer in Abrede stellen! Aber wo und wer ist dieses Gottwesen? Kann es von einem Geschöpfe je erschaut und begriffen werden? Ich kann mich noch wohl entsinnen, wie ich als Studierender die biblische Geschichte habe zu lernen gehabt und da in einem der fünf Bücher Mosis einen Text gefunden habe. Dieser lautete: Gott kann niemand sehen und leben zugleich! - Dieser bedeutsame Text soll dem Moses aus einer Feuerwolke zugerufen worden sein, als er an die mit ihm redende Gottheit das heiße Verlangen stellte, sie nicht nur zu hören, sondern auch zu schauen. Ich muß bekennen, daß ich wohl noch immer so einen gewissen halben Glauben an die Gottheit behielt. Aber was dann den Glauben betrifft, daß der gewisse Jesus die Fülle der Gottheit in sich fassen soll - da muß ich euch, liebste Freunde, ganz offen bekennen, daß ich darin ein reinster Ungläubiger war und noch bin.
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Zwar hat die reine Lehre Jesu wahrhaftig die edelsten und richtigsten, mit der Natur der Menschen vollkommen übereinstimmenden Grundsätze, gegen die sich gar nichts einwenden läßt. Aber daß der Erfinder solcher Grundsätze darum auch ein Gott sein solle, weil er moralische Grundsätze, die sich mit der allgemeinen Natur der Menschheit am besten vertragen, zusammengestellt und gelehrt hat - das geht über den Horizont meines Wissens und Glaubens!
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Die Lehre für sich kann also ganz gut nur menschlichen Ursprungs sein und benötigt keines Gottwesens. Denn so jeder Urheber richtiger Lehren ein Gott sein müßte, da müßte es schon beinahe wimmeln vor lauter Göttern auf der Erde. Euklid, der Erfinder der geometrischen Figuren, wäre ein Gott! Der Erfinder der Ackergerätschaften, die von unberechenbarer Wichtigkeit sind, wäre schon eine Art Gott-Vater! Der Erfinder der Zahlen, der Erfinder der Schiffe ebenfalls Götter, und so noch zehntausend mehr andere Erfinder der verschiedensten nützlichsten Dinge! - Wie aber das ganze Heer von Erfindern wichtiger Dinge noch nie auf eine Vergötterung Anspruch machte, so glaube ich auch, daß der Erfinder der besten und einfachsten Moral wohl darauf hat Verzicht leisten können. Meines Wissens hat er auf die lächerliche Vergöttlichung nie einen Anspruch erhoben. Sicher machten in jener Zeit kurzsichtige und abergläubische Menschen aus ihm einen Gott, weil er tausendmal gescheiter war als sie. Das aber soll uns nun nicht mehr beirren, Jesus nicht mehr lächerlicherweise für einen Gott zu halten, sondern nur für das, was er wirklich war. Ich glaube, daß die gegenwärtige Menschheit es endlich einmal einsehen sollte, daß das Unendliche niemals endlich werden kann; daß Gott ewig Gott bleibt, und der beschränkte Mensch nur ein Mensch.
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Doch es lohnt sich hier wahrlich nicht der Mühe, viele Worte darüber zu machen, was gegenwärtig bei allen Grundgelehrten als eine ausgemachte Sache betrachtet wird. - Aber, was ich früher bemerkt habe, nämlich: Wo und wer so ganz eigentlich die Gottheit ist, deren Dasein ich durchaus nimmer bezweifeln kann - darüber sagt mir eure Meinung, meine beiden Freunde!"
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Spricht Jellinek: ,,Ja, liebster Bruder Messenhauser, das ist eine ganz kitzlige Sache. Das Wo und das Wer werden wir wahrscheinlich niemals herausbringen! Denn so wir endliche Wesen das unendliche Wesen der Gottheit begreifen wollten, da müßten wir es zuvor endlich machen können - was natürlich vollkommen unmöglich ist. Ebenso scheint es mir auch unmöglich zu sein, von dem unendlichen Gottwesen mehr zu wissen, als was ich dir früher durch das Beispiel der Eichelnuß gezeigt habe! - Ich bin der Meinung, wir sollten uns nun mit etwas anderem abgeben, denn im Punkt der Gottheit werden wir alle drei verzweifelt wenig herausbringen."
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Spricht Becher: ,,Du hast ganz vollkommen recht! Denn die Gottheit ergründen wollen, heißt wahrlich das Meer in eine hohle Nuß einfassen wollen! Lassen wir daher dieses Gespräch, das kein Ende und Absehen hat, und fangen wir von etwas anderem zu parlieren an. Zum Beispiel, was etwa unser Freund Robert Blum in dieser Welt, oder was etwa unser Erzfeind Windischgrätz auf der Erde nun macht, und ob er nicht etwa auch bald zu uns herüberkommen wird, wo wir ihn gebührend empfangen würden!"
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Spricht Jellinek: ,,Brüder, was unseren armen Freund Blum betrifft, da bin ich gleich dabei! Aber mit dem Windischgrätz verschont mich, denn diesen Tiger wünsche ich ewig nimmer zu Gesicht zu bekommen! - Aber horcht, mir kommt vor, als vernehme ich noch mehrere Menschenstimmen außerhalb der Tür. Erheben wir uns einmal vom Tisch, um zu sehen, was es da draußen gibt."

Fußnoten