Von der Hölle bis zum Himmel: Die Jenseitige Führung des Robert Blum
Band 1
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- Kapitel 150 -
Der Franziskaner labt sich. In heißem Dank gedenkt er des Herrn. Das wahre Himmelreich mit neuen Wundern. Die Gesellschaft der Seligen im Hauptsaal. ,,O Herr, wie groß bist Du!"
Robert holt schnell mehr Brot und Wein. Der Franziskaner nimmt unter tiefster Verbeugung vor den Speisen das Brot und ißt es. Schon beim ersten Bissen weiß er sich vor lauter Entzücken über den wunderbaren Wohlgeschmack gar nicht zu helfen. Als er aber darauf den Wein verkostet ist es völlig aus mit ihm. Man vernimmt von ihm nichts als ein nimmer endenwollendes Aaah!
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Bei dieser Verwunderung fragt ihn der schon beherztere Miklosch: ,,Nun Bruder, was sagst denn du jetzt zu deiner früheren ,höllischen Illusionskost`? Mir scheint, daß dir dieser Schwefelpfuhl ganz vortrefflich schmeckt!"
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Spricht freundlich lächelnd der Franziskaner: ,,Mein lieber Bruder, zum Sein eines jeden Menschen gehören vier Dinge: Zuerst das In-die-Welt-erschaffen-Werden. Darauf kommt die Dummheit, in der sich der Mensch auf der Welt breitmacht. Nummer drei kommt dann des Leibes Tod, der zwar der Seele die schwere Fleischbürde abnimmt, ihr aber dabei die weltliche Dummheit ungeschmälert beläßt. Und so geschieht es, daß - Nummer vier: der Mensch auch in der Geisterwelt zuerst dumm sein muß, um weise werden zu können. Und so ging es denn auch mir!
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Du weißt es so gut wie ich, wie dumm unser Glaube bestellt war und wie dumm das Dogma, das ihn uns einbläute! Woher hätten denn wir bei solch einer Lehre die wahre Weisheit schöpfen sollen? Als dann der Tod über uns kam, da hat er uns als unveränderte Ochsen angetroffen und uns als solche hierher versetzt. In dieser Eigenschaft wären wir bis in Ewigkeit verblieben, so nicht der übergute, heiligste Herr, Gott und Vater Seine allmächtigen Hände an uns gelegt hätte. Ihm daher alles Lob, allen Preis und Dank! - Aber da sieh, Bruder Robert hat noch einen tüchtigen Becher voll Wein und einen ganzen Laib des köstlichen Brotes hierher auf den Tisch gebracht!"
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Spricht Miklosch: ,,Wahrlich zu viel des Guten! Iß und trink, Bruder! Ich habe meinen Mann bereits gestellt und bin nun so gesättigt und gestärkt, daß ich es für ewig aushalten könnte." - Spricht der Franziskaner: ,,Mir geht es nun ebenso! Aber was etwa der Herr dazu sagen möchte, so wir Ihm dies Brot und diesen Wein zubrächten?"
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Spricht die Mutter Maria: ,,Tut es, tut es! Das wird Ihn freuen!" - Spricht der Franziskaner: ,,So die Allerseligste damit einverstanden ist, gibt es kein weiteres Fragen mehr. Er spricht nun zwar mit dem Grafen, aber das macht nichts. Nimm du nur den Wein, ich werde das Brot nehmen, und so wollen wir Ihn überraschen!"
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Beide bringen Mir nun Brot und Wein, und der Franziskaner sagt in höchster Demut: ,,Herr, Du sagtest einst auf Erden: ,Nun werde Ich von diesem Gewächs nicht eher etwas genießen, bis Ich es neu genießen werde mit euch in Meinem Reich!` Herr, hier ist nun Dein wahres Reich. O so genieße denn zu unserem Trost von diesem neuen Gewächse Deines Reiches!"
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Rede Ich: ,,Das freut Mich wahrlich sehr, daß ihr euch Meiner erinnert und als Kinder eurem Vater auch etwas zu essen und zu trinken gebracht habt! Ich könnte Mir es freilich wohl Selbst nehmen, aber dann hätte es Mir bei weitem nicht so geschmeckt, als wenn es Mir Meine Kindlein zubringen. Und so gebet das Brot und den Wein nur her und ihr werdet euch sogleich überzeugen, daß Ich im Ernste davon essen und trinken werde! Darauf verzehre Ich etwas Brot und Wein und gebe den Rest den Umstehenden, die alle davon genießen und eine abermalige, noch größere Stärkung in sich wahrnehmen."
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Der Franziskaner aber sagt dazu, im höchsten Grad entzückt: ,,Herr, Gott und Vater! So es mir selbst ein Engel auf der Erde gesagt hätte, daß es in Deinem Himmelreich so zugehe, so hätte ich ihm nicht geglaubt! Wo ist hier der von uns Rom-Katholiken geglaubte übermystisch gloriöse, göttlich unanschaubar heilige Nimbus? Wo das schrecklich ernste Richtergesicht des Gottessohnes? Wo das des unerbittlichen Vaters? Alles ist hier so natürlich, die größte Herablassung, die höchste Freundlichkeit von allen Seiten! Und Du als höchstes Gottwesen wandelst am allereinfachsten unter allen einher. Niemand merkt Dir es äußerlich an, was und wer Du bist! Deine Rede ist die schlichteste von der Welt und alles an Dir ist Zeuge der größten Prunklosigkeit!
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Wahrlich, man könnte in Zweifel kommen, wenn einem die große Majestät dieses Saales, das hereinfallende herrliche Licht und alle die übergut frisch und engelsjung aussehenden und herrlichst bekleideten Seligen nicht sagten: ,Dies ist das wahre Himmelreich! Es kann ewig kein wahreres geben als das, wo der Herr Himmels und der Welten im schlichtesten Hauskleid unter Seinen Kindern wandelt und für sie sorgt!` Ich muß offen gestehen, daß mir nach den Worten des Evangeliums hier anfangs so manches nicht zusammenging. Denn es wird dort öfters erwähnt, wie der Sohn zur Rechten des allmächtigen Vaters sitzt im ewig unzugänglichen Licht. - Wieder heißt es an einer Stelle: ,Ich werde kommen in den Wolken der Himmel mit großer Macht, Kraft und Herrlichkeit und richten die Lebendigen und die Toten!` Und wie seltsam mystisch sind die Gesichte des Johannes! Von alledem aber ist hier keine Spur, sondern es ist alles himmelhoch anders! Darum ist uns gewisserart auch zu vergeben, so wir hier in diesen wahrsten Himmel eine Zeitlang hineinschauten wie chinesische Ochsen in ein spanisches Dorf.
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Aber ich sehe nun ein, daß nur ein gerade so gestalteter Himmel jedem Geiste die wahrste, freieste und somit auch höchste Seligkeit für ewig bieten kann. Dafür sei Du, o heiligster und liebevollster Gott und Vater, von uns allen gelobt, geliebt und gepriesen!"
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Rede Ich: ,,Nun, Mein lieber Cyprian, es sieht hier gewiß alles sehr einfach aus und man entdeckt nirgends ein unnötiges Gepränge. Aber darum mußt du dennoch nicht meinen, als wären mit dem, was du nun siehst, Meine Himmel schon abgeschlossen! Warte nur ein wenig und du wirst des Wunderbaren noch in Hülle und Fülle zu sehen bekommen!
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Wir werden jetzt in den anstoßenden Saal gehen und von dort ins große Museum dieses Hauses, wo sich dir Dinge vorstellen werden, vor denen du sicher niedersinken wirst. Aber selbst da darfst du nicht denken, daß es damit schon eine Grenze mit Meinen Himmeln hat, sondern das ist alles erst des Anfangs erster Voranfang!
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Aber dessenungeachtet werde Ich dennoch bleiben, wie Ich nun bin! Und wenn du alle Dinge verändert und ins Endlose verherrlicht erschauen wirst, werde Ich dennoch ewig unverändert inmitten Meiner Werke erscheinen, obschon deren Größe und Tiefe keine Ewigkeit je ermessen wird. - Jetzt aber machen wir uns auf und begeben uns in den großen Saal!"
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Alle die mehreren tausend Gäste gehen nun voraus. Ihnen folgen die Urväter und die Apostel. Vor uns geht Maria mit Joseph und dem Apostel Johannes. Mir zunächst gehen der Graf, der Franziskaner, Miklosch, der General, dann Thomas und Dismas. Hinter uns gehen Robert mit seiner Helena, Becher, Jellinek, Bruno, Bardo, Niklas und die vierundzwanzig Tänzerinnen, die dem Robert die Geschirre und Gefäße nachtragen.
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Als wir so geordnet in den großen Saal gelangen, in dem sich die mehreren tausend Gäste geradeso ausnehmen, als ob sich kaum einige dreißig Menschen darin befänden, da sinkt der Franziskaner vor Verwunderung fast nieder und spricht:
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,,O Herr, das ist zuviel auf einmal für einen schwachen Geist! Diese Größe, diese Höhe, diese Pracht! Wahrlich, Herr, das wird doch kein Voranfang sein, sondern das ist schon der gesamte Himmel mit allen Enden, wie man zu sagen pflegt! Die Decke gleich dem ganzen Sternenhimmel mit den herrlichsten Sterngruppen! Die Wände sind gleich Wolken im Morgenrot strahlend! Und die wundersamst verschlungenen Galerien gleichen den hohen Bergzinnen, die zuerst im Morgengold prangen! - O herrlich, herrlich! Das ist zuviel auf einmal für einen schwachen Geist! - O Herr, wie groß bist Du!!!"
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