Von der Hölle bis zum Himmel: Die Jenseitige Führung des Robert Blum
Band 1
- Kapitel 130 -
Die Schar vor dem Herrn. General Theowalds Lebensweg zu Gott. Geheimnis des Erdendaseins im Jenseits beantwortet. Jesu Licht- und Lebensworte
Bei diesen Worten des Generals richtet alles die Augen nach der großen Saaltür und fällt bei Meinem Anblick sogleich auf die Knie nieder. Alles betet, lobt und preist Mich so gut es geht bei der völligen Unkultur der Seelen, die hier einem noch sehr unverdorbenen Geiste zur Wohnung dienen und daher in diesem Zustand mehr Gefühls- als Verstandesleben verraten. Ich belasse sie eine kurze Weile in diesem erbaulichen Zustand, damit sie sich in ihrem Innern sammeln können.
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Den General aber berufe Ich zu Mir. Er entschuldigt sich zwar mit seiner Unwürdigkeit, Mir näher treten zu können. Ich aber verweise ihn auf den Zachäus des Evangeliums, der ein großer Sünder war, in dessen Haus Ich aber dennoch einkehrte, um mit ihm das Mahl zu halten.
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Auf diese Belehrung bekommt der General bald mehr Mut, nähert sich Mir mit größter Ehrfurcht und spricht: ,,O Herr, vergib mir und uns allen unsere große Dreistigkeit, daß wir es wagen, Deiner Heiligkeit ins Angesicht zu schauen! Aber was können wir armen Geschöpfe dafür, daß das Verhältnis zwischen uns und dem ewigen Schöpfer ein so entsetzlich armseliges ist? Wir alle sind vor Dir, o Herr, ein vollkommenes Nichts, und Du allein bist alles in allem. Es ist schon eine unglaubliche Seligkeit, daß ein Geschöpf nach dem Wegfall des Fleisches zur Fähigkeit, Dich zu schauen, gelangen mag. Was soll ich hier wohl noch Größeres wünschen können? O Gott, Du Erhabener! Welch eine Wonne durchströmt hier mein ganzes Wesen, daß ich Dich endlich einmal sehe und die allmächtige Stimme Deines Mundes vernehme!
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Wie oft fragte ich auf der Erde: ,Gibt es einen Gott oder keinen? So es einen Gott gibt, wo ist Er, wie kann Er aussehen? Ist der jüdische Lehrer Jesus wohl das, was die Legenden von Ihm aussagen? Er, ein Mensch wie unsereiner, soll Gott sein? Gott, der den unendlichen Raum mit zahllosen Myriaden von Geschöpfen und Wesen aller Art aus Sich Selbst erfüllt hat?` Aber auf alle diese wichtigen Fragen bekam ich nimmer eine befriedigende Antwort. Denn der Himmel war verschlossen und der Sterbliche fragte vergeblich nach dem ewig Lebendigen. Nur irdisch sterbliche Menschen bemühten sich manchmal, mir eine andere Meinung von Gott beizubringen. Sie erzählten mir Deine irdischen Wundertaten, die wie Märchen klangen und daher auch viel zu schwach waren, meinem forschenden Geist zu geben, wonach er forschte! Kurz, ich suchte und fand nichts! Ich klopfte überall an, aber nirgends war jemand da, der zu mir der Wahrheit gemäß gesagt hätte: ,Tritt herein, Freund, hier sollst du finden, was du suchst!`
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So kam ich endlich um allen Glauben an einen Gott! Alles ward in meiner Vorstellung ein Werk des Zufalls durch die stumm wirkenden Kräfte der Natur. Und das warf mich dann in den Wirbel der Weltereignisse, in denen ich eben den bösen Tod fand, der mir nun die Pforte zu diesem Leben öffnete. Und nun bin ich hier und schaue ein anderes Leben - und schaue auch Dich, der Du allein mir das Leben gabst! Das Reich des vielen Fragens ist zu Ende und in Dir, o Herr, steht nun die lebendige Antwort vor mir! Ja, so ist es: das Erdenleben ist nichts als eine große Frage, die erst hier beantwortet wird! - O ewigen Dank Dir, daß Du des Wurmes im Staube gedenkest!"
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Rede Ich: ,,Mein lieber Theowald! Des Lebens Verhältnisse auf der Erde sind andere, als die der geistigen, unvergänglichen Welt. Aber sie müssen so sein, damit aus ihnen dieses wahre, vollkommene Leben werden kann. Freilich, wohl ist ein jeder noch im Fleische lebende Mensch berufen, schon auf der Erde durch die genaue Beobachtung Meines Wortes - das da hauptsächlich in den bekannten vier Evangelien geschrieben steht - die Bahn zu brechen, um sich dieses vollkommenen Lebens zu versichern. Aber da ein jeder Mensch, um ein ewig lebender Geist zu werden, seinen freiesten Willen haben muß, so geschieht es besonders in dieser Zeitenfolge nur zu häufig, daß sich die Menschen ihre Ohren von der Sirenenstimme der Welt übertäuben und ihre Augen vom trügerischen Lichte des Weltglanzes blenden lassen.
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So kommen dann solche Menschen auf der Welt schwer oder oft auch gar nicht dahin, wozu sie berufen sind, sondern gerade dahin, wohin sie nicht kommen sollten: zur Eigenliebe, Selbstsucht, Herrschlust, Habsucht, Geiz, Neid, Fraß, Völlerei, Wollust, Unzucht und Hurerei! Diese Stücke aber verzehren das Leben statt es zu mehren. So kommt es dann, daß es nach Ablegen des Fleisches vielen so ergeht, wie es dir und deiner Schar erging. Sie müssen dann in dieser Welt sehr verlassen werden von allem, was ihre rohen Sinne zu sehr beschäftigt hatte, und müssen sehr elend werden, damit sich ihr Leben in solch geistiger Einöde und Wüste wieder sammeln kann. Hat es sich gefunden, so wie das eurige nun, dann kommt auch die Hilfe, die da vonnöten ist - aber doch so, daß sie nicht als aufgedrungen, sondern als rein von den Bedürftigen selbst verlangt erscheint.
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Aus diesem Grunde sagte dir auch Mein Bote Thomas, daß dein Wille der alleinige Richter und Geber von allem ist, was du willst, Gutes oder Schlechtes. Du verlangtest aber darnach Gutes und verlangtest Mich Selbst - und siehe, so steht nun vor dir wahr und lebendig, was du in deinem Herzen wolltest! Von nun an wird dir Mein besonderer Wille kundgetan werden. Wirst du diesen zu deinem eigenen machen, so wirst du leben ein wahres seligstes Leben! Gehe und künde solches auch deiner Schar!"
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Der General Theowald tut solches sogleich. Und die ganze Schar nimmt alles unbedingt wie ein Militärkommando an und fügt sich in allem, was der General von ihr verlangt. Nachdem dieser seinen Auftrag bald und leicht ausgerichtet hat, kommt er schnell wieder zurück und sagt: ,,Herr, Vater, Gott Jesus von Ewigkeit! Es ist geschehen, was Du durch mich von der ganzen Schar verlangtest. Dein heiligster Wille sei nun unser ewiges Gesetz! Da du sagtest, uns allen erst jetzt Deinen besonderen Willen kundzutun, so bitten wir Dich, liebevollster Vater, nun darum! Wir alle beteuern, daß wir von Deinem vernommenen Willen in unserem eigenen Wollen und Handeln nie auch nur ein Häkchen werden fallen lassen!"
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Rede Ich: ,,Nun, es macht Mir zwar rechte Freude, von euch allen wie aus einem Munde das zu vernehmen. Aber dessenungeachtet solltet ihr euch doch ein wenig prüfen, ob ihr wohl schon fähig seid, alles, was Ich will, in euern Herzen als willkommen und dadurch erst vollkommen ausführbar anzunehmen!"
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Spricht Theowald: ,,O Herr, wer wohl kennt es besser als Du, wessen unsere Herzen fähig sind! Daher überlassen wir dies alles für ewig Dir allein. Du wirst uns sicher nicht mehr aufbürden, als wir zu tragen imstande sind. Daher werde von uns auch nur erwogen, ob wir wohl als würdig angesehen werden, Deinen besonderen Willen in unsere noch sehr unreinen Herzen aufzunehmen. Ich meine, daß für uns alle zuvor noch eine ganz tüchtige Läuterung dazu vonnöten sein wird!"
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Rede Ich: ,,Meine lieben Kinder! Ich muß euch offen bekennen, obschon ihr nahe sämtlich Kinder der Welt seid, so seid ihr dennoch in vielem klüger als die Kinder des Lichtes. Ihr habt euch dadurch so manches erspart, das ihr sonst noch zu bestehen hättet. Aber weil ihr klugen Herzens seid und so viel Liebe und Volltrauen zu Mir in eueren Gemütern aufkeimen lasset, so soll euch auch vieles erlassen werden! Seid aber froh, daß ihr auf der Erde keine Diktatoren wart, denn diese werden Mich in einem ganz anderen Gewande zu Gesicht bekommen! - Erhebet euch nun alle und höret, was Ich zu euch sagen werde:
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Der Größte unter euch sei euer Diener und Knecht; und die gegenseitige, tatsächliche Liebe sei euer aller Gesetz! - Thomas und Dismas seien eure Lehrer, ihre Worte betrachtet als die Meinigen und tuet danach, so werdet ihr fähig werden, völlig in Mein Reich einzugehen! Liebet sie als eure innigsten Freunde und Brüder. Denn ihnen ist es von Mir gegeben, euch den wahren Weg in das Reich des ewigen Lebens zu führen. Diese werden euch auch mit allem versehen, was euch vorderhand not tut!"