Von der Hölle bis zum Himmel: Die Jenseitige Führung des Robert Blum
Band 1
- Kapitel 102 -
Dismas wird stutzig. Er wendet sich aufrichtig an den Herrn um Gnade und Barmherzigkeit
Dismas, der nun solche Urteile über sich vernimmt, richtet sich auf und spricht zu Mir: ,,Herr! Ich sehe nun, daß Du der alleinige, wahrhaftige Gott und Schöpfer aller Dinge bist! Alles Erkennen, alles Wollen und alle Taten in all Deinen Geschöpfen sind vom Ursprung an Dein Werk und somit in sich selbst gut. Denn ein ewig vollkommenster Geist kann ja doch unmöglich etwas Unvollkommenes und somit Schlechtes erschaffen haben. Dir allein gegenüber kann es daher auch keine Sünder und Sünden geben! Aber Du hast den Menschen so eingerichtet, daß das Wollen, welches Du ihm ursprünglich eingehaucht hast, für die ewige Folge ein von Dir ganz getrenntes, selbständiges und nach den ihm innewohnenden mannigfaltigsten Erkenntnissen sich selbst bestimmendes, freies werden soll. Aber natürlich nur in der Ordnung, die von Dir weisest zur Erhaltung des unendlichen Ganzen bestimmt ist. So kann dann freilich ein Mensch, mit so zahllos mannigfaltigen Kenntnissen, Fähigkeiten und Neigungen ausgestattet, in der vollsten Trennung von Dir trotz Deines geoffenbarten heiligen Willens nur zu leicht so manche Handlungen begehen, die Deiner göttlichen Ordnung schnurgerade entgegenlaufen müssen und somit auch zur Sünde werden, obschon alle solche Abirrungen in der Allumfassung Deiner Ordnung als vollste Nichtigkeiten angesehen werden können.
2
Aber Du, als Herr und Schöpfer aller Menschen, siehst auch sicher den Grund ein, wie so mancher Mensch nur zu leicht und oft gerade das tut, was er nicht tun soll und eigentlich auch im Grunde nicht tun wollte. Aber ein sonderbarer Trieb zieht ihn dazu wie bei den Haaren und läßt ihm eher keine Ruhe, bis er ihn befriedigt hat!
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Da Dir, o Herr, das alles aus dem tiefsten Grunde ewig klar sein muß, wirst Du ja auch meine Taten, die ohne alle weitere Entschuldigung offenbar allergröbste Verstöße gegen Deine Ordnung sind, doch nicht mit jener unbegrenzten Schärfe richten wollen, als hätte ein zweiter Gott vor Dir gesündigt. Sondern denke gnädig in Deinem heiligsten Vaterherzen: der Sünder, der nun matt, schwach und hilflos vor Deiner unbegrenzten Macht steht - war, ist und wird ewig bleiben ein aus sich selbst schwacher Mensch, der nur von Dir allein eine volle Kraft bekommen kann, weil Du allein alles in allem bist. Aus sich selbst aber bleibt der Mensch, was er ist - ein schwacher Schatten des Hauches aus Deinem Munde nur!
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Und so sei mir, als einem allerschwächsten Schatten vor Dir denn auch gnädig und barmherzig! Ich bekenne laut, daß ich vor Dir leider ein gröbster Sünder bin. Aber ich erhoffe auch von Deiner unbegrenzten Weisheit, Güte und Macht, daß Du, o Herr, Schöpfer und Allvater, die von mir begangenen Sünden mir nicht ganz allein zur Schuldenlast schreiben wirst! Denn, so es irgendeine Hölle gibt, da wird auch sie sicher ihren gehörigen Anteil daran haben!
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So bekenne ich auch, daß ich freventlich Dir ins Angesicht gesprochen habe zum großen Ärger aller Deiner hier anwesenden lieben Freunde. Aber ich fühle darob nun wahrlich tiefste Reue und bitte aus aller meiner Nichtigkeit Dich um eine vielleicht doch noch mögliche Vergebung!
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Ich weiß aus Deinen Worten, daß Du zu Deinen Jüngern einst sagtest, bei Gott seien alle Dinge möglich! - Und so könnte es vielleicht bei Dir möglich sein, mir meine Vergehen zu vergeben und dann gnädigst zu gestatten, mich von den Brosamen spärlich zu ernähren, die vom Tische Deiner Freunde fallen!"
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Rede Ich: ,,Lieber Dismas, diese Rede gefällt Mir besser als alle deine früheren, wo du in deiner Verblendung mit Mir rechten wolltest. Dein offenes Bekenntnis hat auch wieder den Riegel an der schon geöffneten Pforte der Hölle vorgeschoben. Von Mir aus sind dir alle deine Sünden erlassen. Aber du siehst hier eine Menge starker Gläubiger, denen du große Summen schuldest! Wie wirst du mit ihnen gleich werden? Denn siehe, es steht auch geschrieben: ,Solange ihr nicht den letzten Heller eurer Schuld an eure Brüder werdet entrichtet haben, werdet ihr ins Himmelreich nicht eingehen!` Was meinst du, wie diese Sache zu schlichten sein wird?"
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Spricht Dismas: ,,O Herr! Du weißt, daß ich hier in jeder Beziehung so nackt und arm bin wie vielleicht kein zweiter in der ganzen Unendlichkeit. Wenn es hier ganz allein auf mich ankommen sollte, aus meinem Vermögen, das ich nicht habe, die Gläubiger zufriedenzustellen, dann sind sie wahrlich zu bedauern. Denn da dürften sie wohl ewig keine Vergütung zu erwarten haben. Aber ich getraue mir in meinem Herzen zu denken: Wenn Du, o Herr, es willst, so dürfte es sicher nicht schwer werden, durch Deine Güte und Erbarmung aller meiner Schuld an ihnen ledig zu werden.
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Alles, was ich nun aus mir tun kann, ist, daß ich sie vor Dir um Vergebung bitte und aufrichtig bekenne, daß ich gegen sie wie gegen Dich arg und gröblich gesündigt habe! Setze, o Herr, mich aber hier in eine Lage, und ich werde alle meine Kräfte dahin aufwenden, ihnen nach Möglichkeit alles zu ersetzen.
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Die größte Schuld aber wird wohl die an mein liebes Weib und an Freund Max Olaf sein! Die beiden flehe ich nun nach Dir auch zuerst um eine gütige Vergebung mit der treuesten Versicherung an, daß ich zur Tilgung meiner Schuld an ihnen von ganzem Herzen alles tun will, was sie nur immer in Deinem heiligsten Namen von mir verlangen! Du, o Herr, aber wolle gnädigst stärken ihr und mein Herz zur Vollführung alles dessen, was vor Dir als billig und gerecht erscheint!"
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Rede Ich: ,,Nun gut, so werde Ich für dich ein versöhnendes Wörtlein mit deinen Gläubigern reden, und es wird sich zeigen, was sie ferner verlangen werden. Und so sei du unterdessen ruhig!"