Predigten des Herrn
- 17. Predigt -
Am Sonntage Judika. Der Juden Versuch, Jesus zu steinigen
Hier habt ihr wieder einen Beweis, wie wenig die Mehrzahl des jüdischen Volkes Mich, Meine Mission, Meine Herkunft und Meine Lehre verstand.
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Wenn ihr dieses ganze Kapitel vom Anfang bis zum Ende lest, so müßt ihr bekennen, daß Ich Ströme des Lichts über Meine Zuhörer im Tempel ausgoß; aber es war umsonst! Die meisten nahmen Meine Worte im buchstäblichen Sinn, die Pharisäer und Schriftgelehrten, gekränkt durch Meine tief treffenden Worte wegen der Ehebrecherin, schlichen sich davon, und die übrigen, an Einsicht Beschränkten, verstanden nicht, was Ich sagte.
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Diese Mißdeutung Meiner Worte in jenen Zeiten besteht heute noch ebenso, und vielleicht in noch größerem Maße. Denn während damals der Verstand eines jeden Menschen die Bibel und auch Meine Worte buchstäblich nahm, wollen jetzt eure Gelehrten und Naturforscher aus der sichtbaren Natur euch beweisen, daß es weder einen Gott, noch einen Schöpfer gibt, und daß daher auch keines Seiner Worte - sei es durch Propheten oder durch Jesus gesprochen - göttlichen Ursprungs ist. Damals wollten Mich die Juden steinigen, weil Ich ihnen nicht nur die Wahrheit ins Gesicht sagte, sondern weil Ich Mir anmaßte, von Meiner göttlichen Herkunft zu sprechen, von der sie keinen Begriff hatten, ob eine solche möglich sei.
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Die Juden in jener Zeit hielten zwar dem Buchstaben gemäß streng an ihren Satzungen, machten sich aber die Lehren Mosis so bequem wie möglich. Es war daher nicht anders zu erwarten, als daß Meine Lehre, den Geist vom toten Buchstaben trennend, ihnen nicht behagen konnte, da sie sich bei Haltung Meiner Lehre einschränken und ihren Leidenschaften hätten den Zaum anlegen müssen. Sie waren - was heutzutage noch viele Tausende sind - reine Tempelläufer und Zeremonienreiter. In dieser Hinsicht hatten auch die Priester ihr Volk erzogen, damit es ihnen nicht aus der Hand schlüpfe, und sie es zu ihrem Interesse ausbeuten konnten, wie sie wollten.
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Nehmt die Geschichte zur Hand und lest sie aufmerksam durch, so werdet ihr sehen, daß von der Zeit an, als eine Kirche mit den dazugehörigen Priestern ins Leben trat, nach kurzer Zeit die Lehren Meiner Apostel zu dem Zwecke ausgebeutet wurden, dem Priesterstande Macht und Ansehen zu verschaffen, worauf ja auch zu Meiner Zeit das Hauptaugenmerk der Templer in Jerusalem gerichtet war. Die Erziehung der Jünglinge zu dieser Kaste wurde planmäßig ausgerichtet, damit sie ja nichts anderes lernen und verstehen sollten, als was den Zwecken der ganzen Priesterschaft heilbringend war. So kamen dann infolge zu großen Unfugs die Religionskriege, die Verfolgung und die Scheidung in zwei Hauptlager, in Katholiken und Protestanten, zum Vorschein, welche zwei Klassen, stets in Buchstabenauslegung ihr Heil suchend, wieder in mehrere Sekten zerfielen, deren Grundlage - Meine Lehre - im ganzen die gleiche war, um deren Auslegungen sie sich bekämpften.
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Jetzt, wo der Reinigungsprozeß angefangen hat, treten die gleichen Kämpfe auf, nur auf friedlicherem Wege. Jetzt streiten sich die Sekten und Kasten wieder. Einzelne Männer verlangen Reinigung der großen Masse zeremonieller Gebräuche, welche das ganze Religionsgebäude fast verdecken. Sie wollen dieselben zurückführen auf den ersten Kultus, der einfach war, und in welchem jede Zeremonie, wenn eine solche festgesetzt wurde, eine geistige Grundlage hatte, die auch der Nichtpriester oder Laie verstehen konnte. Noch irren auch diese Männer; denn sie leiden unter der Last der genossenen Erziehung, auch sie begreifen noch nicht ganz, was Ich einst sagte: daß Mein Wort Geist und Wahrheit ist, und wer Mich anbeten will, Mich im Geist und in der Wahrheit anbeten muß.
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Mehrere Meiner Apostel rieten den Gemeinden, die sich damals gebildet hatten, von zeremoniellen Gebräuchen ab. Denn die Zeremonie tötet den Geist und wird leicht mißverstanden; es wird ihr mehr Wichtigkeit beigelegt, als ihr zukommt, und sie führt im ganzen, statt zu Mir, von Mir weg.
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Dieses Sehnen, das jetzt viele Gemüter ergriffen hat, und das einen Religionskultus zum Ziele hat, der mehr dem Zeitgeist und der Bildung der jetzt lebenden Christenheit entspricht, ist aber der Übergang zum letzten, geistigen und höchsten Kultus, welcher angebahnt wird durch Meine direkten Mitteilungen, die Ich euch schon seit mehr als dreißig Jahren zukommen lasse.
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Noch gibt es viele, denen Meine Lehre nicht zu ihren weltlichen Ansichten paßt, und die sie totschlagen möchten, wie einst die Juden Mich steinigen wollten. Auch jetzt geht Meine Lehre mitten durch diese Hindernisse hindurch ihren eigenen Weg und wird der Menschheit zugänglich werden, wenn der geeignete Zeitpunkt durch herbe Schicksale, Drangsale und Leiden herbeigeführt sein wird, wenn alle trügerischen Hoffnungen auf weltliche Macht und Größe in ihrer Nacktheit als Irrlichter dastehen werden, die den ihnen folgenden Menschen, statt auf trockenen Boden, in Sumpf und Morast leiteten. Dann wird erst die klare Einsicht Meines Worts sich geltend machen und selbst diejenigen zum Glauben zwingen, die sich früher auf ihr Verstandeswissen stützend schon wähnten, es gäbe keinen Gott, sondern der Gott - wenigstens für diese Erde - seien sie selbst, d.h. der Verstandesmensch mit seinen ausgedachten Hirngespinsten. Meine Lehre wird sie alle zuschanden machen, und sie werden notgedrungen einsehen müssen, daß das, was sie andere glauben machen wollten - nämlich: es gäbe keinen Gott -, eine verkehrte Schlußfolgerung all ihres einstudierten Krames war.
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So wie Ich in jener Zeit im Tempel Meinen Mördern ausgewichen bin, weil Meine Zeit noch nicht gekommen war, so weicht auch jetzt noch Meine Lehre, wie ihr sie empfangt, den Kritikern aus. Und wenn auch hie und da einer oder der andere sie, wie einst die Juden Mich, zum Tod verdammen möchte und all seinen giftigen Geifer darüber ausschüttet, so schadet er sich nur selbst; denn die Zeit wird auch ihn eines anderen belehren und ihm beweisen, daß das, was Ich will, geschehen wird, und nicht das, was er in seiner beschränkten Einsicht haben möchte.
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Noch manche werden Steine auf Meine Lehre werfen, Steine harter Worte, die unter ihrer Last die sanfte Lehre der Liebe erdrücken sollen. Doch fürchtet nicht, daß sie siegen werden! Denn wie in jener Zeit Mein Ich auch bestimmt war, noch härtere Proben zu bestehen, bis Meine Verklärung vollführt und das Ende Meiner Mission erreicht war, ebenso wird auch jetzt Meine Lehre gesteinigt, verdammt, verhöhnt, gekreuzigt und dann, scheinbar besiegt, ins Grab gelegt werden, aus dem sie aber - wie einst Ich selbst, den Tod besiegend - glorreich auferstehen wird.
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Denn das müßt ihr bedenken: Je mehr Meine Lehre Boden gewinnt, desto mehr werden sich Hindernisse gegen sie auftürmen; denn sie greift viele in ihrem materiellen, und noch mehrere in ihrem geistigen Wohlleben, in ihrer bis jetzt gewohnten Lebens- und Denkungsart an. Es muß also sein, damit sich bis zu Meiner nächsten Darniederkunft alles wiederhole, was einst sichtbar den Kern Meiner drei Lehrjahre ausmachte. Dort legte Ich den Samen Meiner Lehre unter Disteln und Dornen, und wenig fruchtbares Erdreich nahm ihn auf, wie er es verdient hätte. Er wucherte dennoch fort, wenngleich nur auf einzelnen Stellen. Auch jetzt fällt Mein Wort, das die Menschen frei machen will, auf steinigen Grund, von wenigen beachtet, von den meisten zertreten und von den Schaden witternden Füchsen mit Vernichtung bedroht. Und doch wird es ausreifen, wird zur Himmelsblume werden, die Ich einst selbst auf eure kleine Erde gebracht habe, und die Ich euch gleich einer Rose übergab, die durch Wohlgeruch die Sinne ergötzt, aber gar leicht des Unvorsichtigen Hand durch ihre Dornen verletzen kann!
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Die Rose ist die schönste Blume auf eurer Erde, weil sie mit dem Wohlgeruch auch die schönste Farbe vereint, von denen das eine die Liebe, das andere die Weisheit ausdrückt. Wie nun die Rose in ihrem liebreizenden Gewand Schönheit mit Wohlgeruch verbindet, so läßt auch Mein Wort, das Wort der Liebe, mit guten Taten gepaart, den Liebreiz Meines göttlichen Wesens jeden Verehrer fühlen.
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Die Dornen sind die weltlichen Leidenschaften, die vorerst durch Kampf und Leiden beseitigt werden müssen. Und so will die Rose eigentlich sagen: ,,Ich kann nicht bestehen ohne Dornen!" Diese müssen überwunden werden. Wie nun die Rose durch ihre Dornen Elektrizität einsaugt und sie zur Verschönerung ihres eigenen Ichs verwendet, ebenso soll ein jeder, der Meiner Lehre folgen und sie ausüben will, die weltlichen Unannehmlichkeiten so ausbeuten, daß ebenfalls aus ihnen, wie aus den Dornen bei der Rose, Geistiges und Erhabenes erwächst.
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So pfleget auch ihr Meine Worte! Lest sie nicht zum Zeitvertreib; denn es könnte eine Zeit kommen, welche euch dieses Vergnügen vertreibt oder verbittert, wenn ihr nicht durch Gedanken und Taten euer Ich veredelt habt! Handelt nach Meinen Worten, damit ihr, gewappnet mit dem Bewußtsein guter Taten, nicht wie die Mehrzahl hungrig am Buchstaben hängend, sondern an der Lebensquelle der ewigen Liebe Wonne und Seligkeit trinkend, Mich, Mein Wort und Meine göttliche Liebe als euren ,Vater` auch unter Drangsalen nicht vergessend, die Fahne des Glaubens und Vertrauens hoch erhebt und nicht - wie vielleicht viele - Steine des Unwillens, sondern Segens- und Dankeswünsche Mir entgegensendet, wenn Ich kommen werde, die Palme des Sieges den Ausharrenden zu überreichen. Amen.