Gottes Neue Bibel

Himmelsgaben
Band 3

Worte aus der Höhe der Höhen, neben den großen Werken der Neuoffenbarung

- Kapitel 111 -

Erklärung schwieriger Schrifttexte

17. März 1864.

I. Vom unklugen und klugen Bauherrn.

1
Schreibe ein gar wichtiges Wörtlein, in welchem Ich euch noch so manches aus dem, was Ich zu Meiner Zeit den Aposteln gelehrt habe, näher erklären werde.
2
Die Texte aus der Schrift werden euch nicht unbekannt sein, wo da zwei Menschen angeführt sind, von denen der eine sein Haus im Tale auf dem Sandgrunde gebaut hatte, den wir den Unklugen nennen wollen; der andere aber suchte sich einen festen Felsen auf, und wir wollen ihm den Namen der Kluge geben.
3
Da der Unkluge aber sah, daß sein kluger Nachbar sein Haus auf einen Felsen gebaut hatte, so sagte er zu ihm: Hättest du da im Tale nicht mit weniger Unkosten gebaut als auf dem Felsen da oben, dahin du dir erst mühsam einen Weg bahnen und mit mancher Beschwerde das Baumaterial hinaufschaffen mußtest? Sieh, wie prächtig mein Haus da im Tale steht und wie leicht der Zu- und Abweg ist! Dein Haus hingegen steht auf dem Felsen gleich einem Adlerneste, und du hast einen beschwerlichen Zu- und Abweg.
4
Der Kluge aber sagte: Warte du nur ein wenig; wer weiß, ob du nicht bald mich darum loben wirst, daß ich mein Haus auf einen festen Felsen erbaut habe?
5
Und sehet, in nicht gar zu langer Zeit darauf erhoben sich heftige Winde, gingen in einen furchtbaren Orkan über, und es kam dazu ein mächtiger Wolkenbruch, zerstörte das schöne Haus im Tale, auf das sich der Unkluge soviel eingebildet hatte, und damit er sein Leben rettete, seine Zuflucht bei seinem Nachbar auf dem Felsen suchen mußte.
6
Nun sah er wohl ein, daß sein kluger Nachbar wohlgetan hatte, sein Haus auf den Felsen zu bauen, und der vormals Unkluge entschloß sich denn auch, nimmer ein Haus in einem sandigen Tale zu bauen.
7
Und nun frage Ich, was dieses Bild im Grunde des Grundes wohl zu bedeuten hat?
8
Denn an dem, wie es die Priesterschaft aller euch bekannten Sekten bis auf einige wenige, die in der Lehre Swedenborgs und anderer seiner im Geiste geweckten Vorgänger stehen, zu ihren Gunsten auslegen - und eine Auslegung der andern ebenso ähnlich sieht wie eine Faust dem Auge - ist nicht ein wahrer Funke daran.
9
Wieso denn, werdet ihr fragen. Weil ihn (den Text) eine jede Sekte, sage Ich, nicht der von Mir ausgehenden Wahrheit nach, sondern also wie vieles andere zu ihren Gunsten auslegt.
10
Ich aber sage: Alle Sekten gehören samt ihren Anhängern in den Bereich des Unklugen, der sein Haus auf Sand im Tale gebaut hatte. Und nur allein derjenige, der auf Mich und auf Meine reine Lehre baut und danach tut und handelt, gehört zu dem seltenen Klugen, der sein Haus auf dem Felsen erbaute. Und als da kamen der Zeiten Stürme, so blieb sein Haus fest stehen; aber das Haus und gar viele Häuser, die im Tale auf dem Sande standen, wurden hinweggeschwemmt.
11
Wie muß aber der Mensch beschaffen sein, der sein Haus auf dem Felsen erbaut? - Der muß durchgehends nicht leicht- und abergläubisch sein, sondern allein die Wahrheit in allem suchen, die allein ihn frei und wohlerleuchtet machen kann.
12
Ja, wird mancher fragen, wie soll man denn das anstellen?
13
Die Antwort liegt ebenfalls in Meiner Lehre, die Ich Meinen Aposteln gegeben habe, und lautet ganz kurz also:
14
Wer an Mich glaubt, nach Meiner Lehre lebt und handelt, zu dem werde Ich Selbst kommen und Mich ihm gerade also getreuest offenbaren, wie nun euch.
15
Daß darin auch das einzige Kriterium der Wahrheit Meiner Lehre liegt, habet ihr nun selbst mehr als handgreiflich in mehreren noch lebenden Beispielen vor euch; denn Ich sagte darum ja auch zu Meinen Aposteln, als sie selbst nicht so recht im klaren waren, für wen sie Mich eigentlich halten sollten:
16
So ihr an Mich glaubet und nach Meiner Lehre handeln werdet, dann erst werdet ihr auch vollends in euch erkennen, daß die Worte, die Ich zu euch geredet habe, nicht Menschenworte, sondern Gottes Worte sind.
17
Und wieder sagte Ich zu Meinen Aposteln: Nicht nur ihr, sondern in der Folge ein jeder Mensch, der wahrhaft zu Mir kommen will, muß von Gott aus gelehret sein; denn den der Vater oder die ewige Liebe in Mir nicht ziehet, der kommt nicht zu Mir - oder mit andern, für euch faßlicheren Worten gesagt: Wen die wahre Liebe zur Wahrheit und zum Lichte nicht anziehet, und der in seiner Trägheit und Schläfrigkeit ganz behaglich verharret und sich in der Welt soviel als möglich allen Vergnügungen und Zerstreuungen in die Arme wirft, wird der wohl irgendeinmal zum Lichte der Wahrheit gelangen?
18
Ich sage euch, ebensowenig, als aus einem trägen Studierenden, der seine Studien zuallermeist in Gast- und Kaffeehäusern und auf den Tanzböden und in den Gemächern der feilen Dirnen macht, ein großer Astronom wird; denn um das zu werden, gehört von Jugend auf ein übergroßer Fleiß und eine große Menge von allerlei Selbstverleugnungen. Doch mit der großen Liebe zu solch einer erhabenen und schweren Wissenschaft ist er mit der Zeit dahin gekommen, Dinge zu berechnen, von denen der laie Weltmensch sich nichts kann träumen lassen. Und da heißt es wieder:
19
Wen der Vater nicht zieht, der kommt nicht zum Sohne; denn der Sohn ist ja das Licht, ausgehend aus der Flamme und dem Feuer der Liebe oder des Vaters.
20
Gehet aber hin zu den meisten sogenannten christlichen Sekten und betrachtet besonders ihre Priesterschaft und fraget sie: Welche Liebe hat denn euch zu eurer vorgeblichen Wahrheit, die ihr prediget, gezogen? Und auf ihren Gesichtern und auf ihren Bäuchen werdet ihr's geschrieben finden: die möglichst beste zeitliche Versorgung und überepikuräisch wohlbesetzte Speisetische mit allen best bereiteten Leckerbissen, die auf der lieben Erde irgendwo anzutreffen sind; und je höher sich solche Priesterschaft hinaufschwingen kann, desto epikuräischer wird auch ihre Tugend und damit auch ihre Selbstsucht und Herrschsucht.
21
Solche sein wollende Nachfolger Meiner Apostel und Jünger befolgen das sicher nicht, was Ich zu Meinen Aposteln und Jüngern gesagt habe, daß sie nämlich nicht für den kommenden Tag sorgen sollen, was sie essen und trinken und womit sie sich bekleiden werden, sondern bloß suchen Mein Reich und seine Gerechtigkeit; alles andere, dessen sie benötigen, wird ihnen hinzugegeben werden.
22
Als Ich Meine Jünger aussandte, sagte Ich zu ihnen: Ihr sollet nicht anhaben und tragen zwei Röcke und in eurer Bekleidung nicht eingenäht haben Säcke, um allerlei euch dargebotene Dinge einzustecken; auch sollet ihr nicht tragen Stöcke, um euch zu verteidigen; denn so ihr Mich habet, so seid ihr ohnehin für dies- und jenseits mit allem versorgt.
23
Wären mit dieser Versorgung etwa in gegenwärtiger Zeit die Priester auch zufrieden, die unter allerlei Gottesstellvertreterschaften ihr Wesen treiben, ums Geld scheinbare gottesverdienstliche Werke verrichten, an die sie nicht einen Funken Glauben haben? Werden sie zufrieden sein mit einem Rock ohne Säcke, die in goldverbrämten Kleidern einhergehen und das Volk durch ihren Glanz zu blenden aufs eifrigste bemüht sind?
24
Ein gegenwärtiger Bischof will ein Nachfolger irgendeines Apostels sein! Geht er ohne Stock einher? O mitnichten! Verkaufet einen solchen Stock, und ihr könnet eine arme Familie auf längere Zeit hin versorgen. - Ein ganzes Land könnte sich damit auf viele Jahre bestens mit allem versorgen, so es sich den Wert nur einer päpstlichen Tiara und mehrerer Kardinalshüte aneignen könnte; denn eine solche Tiara, aus reinstem Golde und den größten und kostbarsten Edelsteinen als Diamanten, Rubinen und Smaragden und großen Perlen bestehend, dürfte wohl schier so viele Millionen wert sein, als Ich Apostel zählte, und ein Kardinalshut kostet achzigtausend Dollar! Wäre das nicht ein so ganz respektables Sümmchen für ein armes Land?
25
Aber lassen wir sie bei ihrer sogenannten triumphierenden Kirche; sie haben dennoch ihre Häuser und Tempel nicht auf dem Felsen erbaut, und der große Sturm stehet vor der Tür, der ihnen zeigen wird, wie klug sie waren! Wenn der Sturm aber kommen wird, da wird es viel Heulens und Zähneknirschens geben, und da wird es wohl heißen:
26
Wehe allen, die da die Flucht werden ergreifen wollen und suchen sich auf festen Felsen anzusiedeln; denn wer da nicht haben wird, wie alle diese, dem wird auch noch genommen werden, was er hatte, und sie werden nicht kommen zum Lichte, sondern durch Meinen Sturm hinausgestoßen werden in die äußerste Finsternis - durch Meinen gewaltigen Sturm, und es wird daselbst dann noch mehr Heulens und Zähneknirschens geben oder, mit andern Worten gesagt, noch mehr der gegenseitigen Verfolgungen und Verwünschungen. Denn die betrogenen Gläubigen werden über ihre Himmelsverschaffer herfallen und sie durchaus um nicht viel besser behandeln, als ein grimmiger Feind seinen Gegenfeind behandelt; denn ein Betrogener läßt sich den Betrug nur so lange gefallen, als er noch so blind ist, den Betrug nicht einzusehen, merkt er einmal diesen, dann wehe dem Betrüger!
27
Und dieses Wehe stehet nun knapp vor der Tür!! Der Scharfschützen gibt es schon eine große Menge, und sie werden ihr Ziel nicht verfehlen. - Ich meine, die von Mir am Anfang angeführten Texte aus Meinem Worte werden euch nun zur Genüge einleuchtend sein. -

II. Seid gehorsam der Obrigkeit, die Gewalt über euch hat.

1
Der Text, von dem gestern unter euch die Rede war, demnach man jeder Obrigkeit gehorchen solle, gleich ob sie gut oder böse sei, da sie keine Macht hätte, wenn sie ihr nicht von oben gegeben wäre, - dieser Text ist zwar richtig an und für sich, aber ein Beisatz, den Ich gestellt habe bei einer Gelegenheit, so wie im Apostel Paulus, ist hinweggelassen worden. Der Beisatz aber lautet: Solange der Besitz des Geistes der Wahrheit aus Mir den Obrigkeiten innewaltet.
2
Werdet ihr erkennen, daß dies nicht mehr der Fall ist, dann ist es auch Zeit, solchen von der Höhe aus nicht mehr inspirierten Obrigkeiten auf das empfindlichste den Rücken zu kehren; denn wäre das nicht der Fall, so müßte Ich auch allen Ernstes gesagt haben: Seid allen Teufeln untertänig und gehorsam! - Das werdet ihr von Mir doch wohl nicht erwarten, indem Ich doch ausdrücklich gesagt habe, daß ihr alles prüfen und nur das Gute und Wahre behalten sollet.
3
Überhaupt ist aber bei dem Text, der, wie Ich schon bemerkt habe, schlecht übersetzt ist, das zu bemerken, daß es statt gut oder böse: mild oder strenge heißen soll. Und so ihr das nun wißt, so werdet ihr damit doch wohl einsehen, daß Ich nicht gesagt habe, ihr sollet auch den Teufeln gehorchen. So ihr dieses recht beachtet, so werdet ihr wohl einsehen, daß ein solch krasser Unsinn niemals aus Meinem Munde gegangen ist und nie gehen wird.
4
So jemand aus euch noch irgend etwas in der Schrift findet, das mit der reinen Vernunft nicht im Einklange steht, der komme mit einem solchen Texte zum Vorscheine, und es soll ihm darüber Licht gegeben werden Amen.

Fußnoten