Himmelsgaben
Band 2
Worte aus der Höhe der Höhen, neben den großen Werken der Neuoffenbarung
- Kapitel 93 -
Der Geist und sein Leib
24. Juni 1843
- 1 -
Die Freunde stehn um sie herum
und seh'n noch einmal auf das bleiche
Gesicht und weinen, trauern stumm.
- 2 -
doch nicht versiegt der Wehmut Strom;
denn bald soll'n sie gar hart entbehren
den, der da war so gut und fromm!
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zurück sich ziehn ins Schlafgemach
und sie da hält ihr tiefer Jammer
vom Schlafe los und trauernd wach,
- 4 -
zur Bahre hin im Mondesstrahl.
Denn eh' den Leichnam sie bestatten,
will er ihn sehn zum letzten Mal.
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hab wie ein Kleid dich abgelegt.
Ich kann noch kaum die Wonne fassen,
in der mein Sein sich nun bewegt.
- 6 -
bin leicht beflügelt, hell und klar.
Ein neu Gewand ist mir erlesen,
viel hehrer als dies alte war.
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hast du im Schlummer mich entrückt!
O wie ich mich nun seligst finde
und über jeglich Maß entzückt!
- 8 -
daß nur auf eine kleine Rast
der Leib mich wieder könnt' umfangen
mit seiner schweren, toten Last!
- 9 -
o Leib, oft wider Willen hin!
Wie mußte drum mit dir ich leiden
für schlechten Lohn, für Tod's Gewinn!
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und muß hier einen Dank dir weihn;
war nackt auch unser ein'ges Leben,
so konnt' ich doch ohn' dich nicht sein!
- 11 -
so sie, die nun der Schlaf umhüllt,
des Hauptes seelenvolle Sonnen,
entzückete der Schönheit Bild.
- 12 -
die Hand gedrückt des Freundes Hand,
wenn meine Arm' ein Glück umschlossen
und selbst die Lippe Lieb' empfand.
- 13 -
So sink' denn auch allein zur Gruft!
Ich hab' ja alles schöner drüben,
dort in der Himmel reinster Luft!
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und macht mir ein wehmütig Herz:
Die, welche ich beließ hienieden,
ergeben sich zu sehr dem Schmerz!
- 15 -
der süße Schlaf erquickt sie nicht!
Wie gern doch möcht' ich euch erscheinen,
umstrahlt vom hellsten, klarsten Licht!
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welch eine Wonne mich umfleußt!
Doch würdet ihr gar sehr erschrecken.
Ihr scheut ja den verklärten Geist!
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und nur ganz heimlich nach euch sehn.
Und fließt um euch des Schlafes Welle,
mit leisem Tritte zu euch gehn.
- 18 -
umwehen es mit sanftem Hauch,
euch segnen, liebend für euch beten
- denn solches ist der Sel'gen Brauch."
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