Gottes Neue Bibel

Himmelsgaben
Band 2

Worte aus der Höhe der Höhen, neben den großen Werken der Neuoffenbarung

- Kapitel 90 -

Ein denkwürdiges Protokoll

13. Juni 1843
Teils nach mündlicher Erzählung, teils nach kleinen Aufschrieben Jakob Lorbers niedergeschrieben von Anselm Hüttenbrenner.
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Am 18. Februar 1842, als Jakob Lorber eben am 159. Bogen des Hauptwerkes schrieb und an die Stelle gelangt war, wo die Naëme zu Jehova spricht: ,,Ich aber bin ja ohnehin eine traurige Frucht der Nacht und der Sünde und trage, als der Sünde allzeit sichere Strafe, schon in mir den ewigen Tod" - da erschien dem Schreiber des Wortes Gottes sein am 15. September 1841 in einem Alter von 75 Jahren verstorbener musikalischer Freund, der Kapellmeister und Orchesterdirektor Ed. H., sehr düster und blaß aussehend, ärmlich, gekleidet, und sprach zu Jakob Lorber:
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,,Lieber Bruder, mir geht es schlecht! Ich und noch mehrere, die mit mir sind, wir gleichen herrenlosen Hunden. Wir müssen gewaltig Hunger leiden. Ich lebe von alten, harten Stückchen Brotes, die ich in meiner Rocktasche finde, so oft mich hungert. Anderen geht es noch viel schlechter, die verzehren faules Holz, ja manche essen sogar ihren eigenen Unrat."
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Jakob Lorber ermahnte seinen Freund, daß er sich nur an den Herrn Jesus wenden solle, dann werde er schon mehr und bessere Kost bekommen.
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Tags darauf, am 19. Februar 1842, kam E. H. wieder zu Jakob Lorber und erzählte ihm, daß er auf einer Schaubühne ein mit einem lieblichen Antlitze versehenes Frauenzimmer von kolossaler Größe erblickt habe. Ihre Füße seien beinahe so dick wie ein Halbstartinfaß. Anfänglich sei sie ihm bekleidet erschienen, dann aber habe sie sich ihm ganz nackt gezeigt, und er, E. H., sei immer genötigt, sie anzuschauen.
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Jakob Lorber bedeutete seinem Freunde, daß er seine Augen nur abwenden solle von dieser entblößten Weibsperson und solle dafür gläubig auf den Herrn sehen. Diese nackte Gestalt sei die aus dem E. H. durch Hilfe des Herrn hinausgetretene fleischliche Begierde.
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Auf die Frage, wie es dort aussehe, wo E. H. sich jetzt befinde, sagte dieser, daß der Ort seines Aufenthaltes ein gar trauriger sei. Man sehe keine Berge, keine Häuser, keine Tiere, keine Pflanzen; alles sei in dichten Nebel gehüllt.
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Beim dritten Besuche erzählte E. H., daß er endlich ein gar schmales Tal zwischen zwei hohen Bergen entdeckt habe, welches sich aber nach und nach so sehr verengte, daß er nicht weiter wandern könne, sondern bloß durch eine Spalte eine gar freundliche Gegend erblicke. Und würde er auch durch diese Spalte hindurchdringen können, so könnte er doch in jene schöne Landschaft deshalb nicht gelangen, weil er ein tiefes Gewässer zuvor passieren müßte.
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Beim vierten Besuche, am 21. Februar, berichtete E. H. mit Freuden, daß er glücklich durch die Spalte und übers Wasser in jene anmutige Gegend gelangt sei, woselbst sich ein kleines, artiges Städtchen befinde. Da habe er zu seiner nicht geringen Verwunderung eine Geigenhandlung und in selber die prächtigsten Violinen von Amati, Guarneri und Stradivari angetroffen, Instrumente ,,zum Küssen"!
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Jakob Lorber bedeutete ihm darauf, er solle sich in die Anschauung dieser Lieblingsinstrumente nicht vertiefen, sondern einzig und allein an den Herrn denken.
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Zum fünften Male, am 22. Februar, kam E. H. wieder und sagte, er sei von jenem Städtchen in eine ziemlich große Stadt gekommen, wo heute eben Händels Kantate ,,Timotheus" von einer zahlreichen Musikgesellschaft zur Aufführung komme. Er könne heute nicht lange bei Jakob Lorber bleiben, seine Freunde seien bereits dahin gegangen, wo die Kantate aufgeführt werde, und er müsse bald auch dahin eilen; denn er brenne vor Begierde nach diesem musikalischen Genusse.
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Jakob Lorber hielt ihn jedoch ab vom Besuche dieses Konzertes und sagte, daß er sich durch keinen wie immer gearteten Genuß vom Suchen des Herrn abhalten lassen solle.
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Am 23. Februar ist E. H. dem Jakob Lorber nicht erschienen. Dagegen kam er am 24. Februar 1842 zum sechsten Male zu Jakob Lorber und sagte, daß er gestern wegen Erblindung nicht habe kommen können. Er sei nämlich zu einer brennenden Stadt gelangt, und der starke Qualm habe ihn bis heute der Sehe beraubt.
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Darauf antwortete Jakob Lorber seinem Besucher: ,,Wenn du wieder zu der brennenden Stadt kommen solltest, dann spreche nur alsbald folgende Worte, und es wird sogleich besser mit dir werden, und der herbe ,,Qualm", wie du sagtest, wird deine Augen nimmerdar erblinden machen. - Also aber lauten die mächtigen Worte:
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,O Du mein so lange von mir großem Sünder und Toren allergröbst verkannter, allbarmherzigster Herr Jesus! - Siehe gnädig auf mich groß irrenden Sünder und Toten herab und helfe mir, freilich Deiner Hilfe unwürdigstem Sünder aus dieser meiner großen Not! - O sende nur einen allergeringsten Diener Deiner Erbarmung zu mir herab in diese Tiefe des Verderbens und lasse mich nicht völlig zugrunde gehen, sondern beschütze mich vor den Flammen und dem Qualme dieser großen Stadt! - Dein heiliger Wille geschehe! Amen.`"
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E. H. fragte darauf: ,,Was bedeutet denn diese brennende Stadt?" - Jakob Lorber sagte: ,,Siehe, lieber Freund, das ist die arge Welt in uns! - Sei unbesorgt und vertraue auf den Herrn Jesus, so wird es schon bald besser werden mit dir. Heute wird sicher ein Bote vom Herrn an dich abgesendet werden."
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Weiter fragte E. H., ob er auch das ,,Vaterunser" beten dürfte. - ,,Jawohl", antwortete Jakob Lorber, ,,das versteht sich von selbst! So du das heilige Vaterunser beten kannst, da tue es nur immerhin! Er wird dir großen Nutzen bringen!"
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E. H.: ,,Darf ich zu dir kommen, wann ich will?"
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Jakob Lorber: ,,Kannst ja kommen, wann du willst! Du weißt ja, daß es mich allzeit freut, wenn du kommst!"
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E. H.: ,,Du, aber deine Hausfrau hat wohl gar keinen Glauben!?"
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Jakob Lorber: ,,Lassen wir die Hausfrau! In der weiten Schöpfung Gottes wachsen doch allerlei Kräuter mit heilenden Kräften!"
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E. H.: ,,Darf ich bei dir bleiben?"
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Jakob Lorber: ,,Kannst ja hier bleiben, so lange du magst, kannst und darfst. - Ja, ja - du hast noch keinen Geisterverband. Bleibe daher nur. - Jetzt aber muß ich wieder an mein Geschäft! - (Dieser Besuch am 24. Februar fand von 9 bis 1/2 10 Uhr vormittags statt, als Jakob Lorber eben in der Fortsetzung des Hauptwerkes begriffen war.) 
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Am 5. März 1842, vormittags 1/2 11 Uhr, erschien E. H. zum siebenten Besuche nur auf einige Augenblicke dem Jakob Lorber, als dieser eben eine Klavierlektion gab - und sagte zu ihm: ,,Lieber Bruder, ich will dich nicht stören! Ich habe noch immer einen Führer, kann aber tun, was ich will. Vielleicht komme ich heute abend wieder zu dir." - E. H. sah an diesem Tage kleiner aus als die früheren Male. - Abends ist er nicht gekommen.
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Am 7. März 1842, vormittags, kam E. H. zum achten Male zu Jakob Lorber mit den Worten: ,,Guten Morgen, guten Morgen, lieber Freund!" - Jakob Lorber erwiderte diesen Gruß mit ebendenselben Worten und fragte den E. H., wie er mit dem ,,Führer" ausgekommen und wie es ihm in der Zwischenzeit ergangen sei.
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E. H. erzählte, daß sein Führer kein trockener Bruder und nichts weniger als ein Jesuit sei. Er sei ein ganz fideler Gefährte und lasse ihm volle Freiheit, zu tun, was er nur wolle. Er habe mit dem Führer das Theater besucht, auch seien sie in eine Gesellschaft gekommen, wo Quartette gespielt werden. Er, E. H., habe auch ein Solo auf der Violine vorgetragen. Dann seien sie in einen Weingarten geraten, wo die ausgesuchtesten Weine aufgetischt wurden und wo sehr reizende Mädchen zugegen gewesen seien. Er habe aber, nachdem er vom allerbesten Weine getrunken, leider wieder seine Sehkraft verloren, und es wurde um ihn her alles wieder so neblicht und finster wie anfänglich.
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Jakob Lorber erwiderte hierauf: ,,Du warst also im Besitze der vollen Freiheit! Hast du dich wohl überall, wohin dich dein Führer geleitete, abgewendet von all den mir erzählten Üppigkeiten und dafür nach meiner Anweisung dich überall an den Herrn Jesum Christum, den Gekreuzigten, gewendet?"
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Antwort: ,,Darauf habe ich rein vergessen!"
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Jakob Lorber: ,,Ja, mein lieber Freund, siehe, da hast du groß gefehlt! - Und dein zweiter Weg wird beschwerlicher sein als der erste! - Warum hast du mich denn nicht gehört und bist nicht meinen Worten gefolgt?"
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E. H.: ,,Was soll ich jetzt tun?"
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Jakob Lorber: ,,Was du jetzt tun sollst? - Hast du das Gebetlein noch? - (E. H. bejahet es.) - Nun gut, so bete es unablässig, ja so lang, bis es wieder helle wird um dich her und dir der Herr vielleicht wieder einen Führer senden wird! - Dann aber sei klüger und lasse dich von ihm nirgends mehr hingeleiten denn allein zum Herrn! - Wollte Er, um dich zu versuchen, dich irgendwo anders hinführen, dann bitte ihn, daß er dich nur zum Herrn geleiten möge durch Wort, Rat und Tat!"
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E. H. beteuerte, daß er von nun an bloß den Herrn suchen wolle und daß er selbst dem Erzengel Michael nicht Folge leisten würde, so ihn dieser woanders hinführen wollte als zum Herrn.
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Jakob Lorber sagte darauf: ,,Ja, Freund, bleibe ewig treu diesem deinem Vorsatze! Der Herr sei mit dir!"
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Schließlich fragte E. H., wann er wiederkommen dürfe?
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Jakob Lorber: Allzeit, wann du willst! Lebe wohl in Gott! Amen.
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Am 18. März 1842, gegen 3/4 7 Uhr abends, saß ich, Ans. H., mit Jakob Lorber im Gasthause ,,Zum grünen Anger". Wir hatten eben ein Gespräch beendet und waren einige Minuten stille und nachdenkend, da ergreift mich Jakob Lorber plötzlich beim Arme und sagt: ,,Sie, der H. ist wieder da!"
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Ich betrachtete den Jakob Lorber während seines Schauens und seiner geistigen Unterredung und fand, daß sein Angesicht sich etwas entfärbte und sein Blick sich auffallend veränderte.
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Die Anwesenheit des Gastes aus dem Hades mochte etwa 5 bis 7 Minuten gedauert haben, da erzählte mir Jakob Lorber den Inhalt seiner Unterredung mit E. H. wie folgt:
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E. H. fragte: ,,Wo bist du denn jetzt, lieber Bruder?"
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Antwort: ,,Beim grünen Anger."
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E. H. : ,,Bist du allein?"
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Antwort: ,,Nein! Dein guter Freund Anselm Hüttenbrenner sitzt neben mir."
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E. H.: ,,Den grüß' mir recht herzlich!"
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Ich fragte den Jakob Lorber, wie E. H. aussehe und welchen Platz er einnehme. - Jakob Lorber sagte, sein Aussehen sei freundlich und er schwebe über dem rechts neben ihm, Lorber, stehenden Sessel.
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E. H. erzählte darauf bei diesem seinem neunten Kommen, daß er seinen jetzigen Führer erkannt habe. Es sei sein Ururgroßvater. - Das allergrößte Wunder aber sei das, daß Christus Gott und Mensch sei! - Er, E. H., werde nun bald in ein Kollegium kommen, wo er über Christus Belehrung erhalten werde. - Schließlich sagte er, er sei schwer gestorben, da er ohne Glauben an Christus gestorben sei.
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Am 20. März 1842, nach 2 Uhr nachmittags, ging Jakob Lorber vom Hause des Ans. H. durch die Wickenburggasse gegen die Kettenbrücke zu. Unterwegs kam E. H. wiederum - es war das zehnte Mal - zu ihm und sagte: ,,Bruder! Ich fühle mich so schwer beladen! Mein Führer darf es mir nicht sagen, was es ist, das mich so drückt."
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Jakob Lorber sagte hierauf: ,,Ich habe kein Verbot, es dir zu sagen, was dich so belastet. Siehe, es ist das Kreuz Christi! - Betrachte es aber für eine große Gnade des Herrn, daß Er dir jetzt Sein Kreuz aufbürdet, da du es in der Welt nicht zu tragen Lust hattest!"
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E. H. erwiderte: ,,Ja, ja, ich sehe es schon ein. Ich verstehe es schon, du hast recht!"
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Am 23. April 1842, nachmittags um 1/2 4 Uhr, wusch sich Jakob Lorber die Augen mit Wasser im Schlafzimmer des Ans. H., da erschien ihm E. H. außerordentlich klein, nicht viel über einen Schuh hoch, freundlichen Angesichts. Er sagte bei diesem elften Besuche, daß er noch denselben Führer habe, er sei nicht ferne vom Himmel. Den Herrn habe er aber noch nicht gesehen. Jeder, der auf dieser Erde nicht zum Kinde geworden, müsse zum Kinde werden, ansonst er nicht zum Herrn gelangen könne. ,,Unsereinem", fuhr er fort, ,,geht es dort gerade so wie einer Hure, die durch den übermäßigen Genuß mit vielerlei Unrat und ansteckenden Stoffen angefüllt wurde. Werden deren Leibesteile nicht völlig gereinigt und wieder in Ordnung gebracht, so kann eine solche Hure nicht Mutter werden. Geradeso steht es mit unserem Geiste, der auch von allem Schlamme gesäubert und, da er sich zu sehr ins Sinnliche ausgedehnt hat, erst in die Enge getrieben, d.h. klein werden muß, um dann von neuem wachsen anfangen zu können." - Weiter sagte E. H., daß er ein großes Feuer gesehen habe. Jetzt wisse er noch nicht, was dasselbe bedeute. Morgen komme er aber gewiß wieder und werde hoffentlich darüber Aufschluß erteilen können.
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Am 25. April 1842, nachmittags um 6 Uhr, kam E. H. zum zwölften Male zu Jakob Lorber und sagte ihm: ,,Das Feuer, das ich letzthin sah, hat mich umfangen. Und da ich nun in diesem Feuer stehe, sehe ich es nicht mehr. Aber es brennt mich dennoch unaussprechlich stark. Aber ich werde stärker und größer in diesem Feuer! Anfangs war der Schmerz unerträglich. Aber so sehr es mich auch von außen brennt, so aber tut es mir doch überaus wohl im Herzen. Ich sage dir, lieber Bruder, in diesem Feuer möchte ich ewig verbleiben. - Doch jetzt muß ich wieder gehen und werde dir nächstens mehreres davon kundgeben. - Lebe wohl!"
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Am 3. Mai 1842, abends nach 1/2 9 Uhr, spielte ich, Ans. H., Klavier. Jakob Lorber hörte zu. Und währenddem erschien ihm E. H., wohlaussehend und größer als letzthin.
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Der Freund sagte, das Feuer, von welchem er umgeben worden, bedeute den Kampf seiner Leidenschaften mit der Liebe des Herrn. Das äußere, brennende Feuer seien die Leidenschaften, das innere, wohltuende Feuer sei die Liebe des Herrn. Nachdem er durch dieses Feuer gereinigt worden, habe er sich in eine ganz öde Gegend versetzt gesehen, nackt und von allen verlassen. Da sei er in einen tiefen Schlaf versunken und in einen gar schönen Traum, der aber nicht Traum, sondern Wirklichkeit sei. - Er befand sich an der Grenze des Kinderreiches, wo es so herrlich sei, daß er ewig dableiben möchte.
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Sein Führer sei zu ihm gekommen und habe gesagt, er, E. H. könne, wenn er wolle, hier mit allen den Geistern sprechen, die er nur immer zu sprechen wünschte, auch mit Beethoven, Händel usf. - E. H. verlangte aber gar nicht darnach, sondern betrachtete nur immer ein gar schönes Licht, das in der Morgengegend des Kinderreiches glänzte. Und er hoffte, in diesem Lichte den Herrn zu erblicken. Er wolle nun nichts anderes als den Herrn sehen.
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Schließlich sagte E. H., daß er nur noch zweimal zu Jakob Lorber kommen werde.
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Am 8. Juli 1842, nachmittags gegen 4 Uhr, sah Jakob Lorber im Zimmer des Ans. H. den E. H. zum vierzehnten Male wieder. - Dieser erzählte, er sei noch immer an der Grenze des Kinderreiches, in welchem er sehr glänzende Stellen erblicke. Auch sehe er noch immer ein sehr helles Licht über einem Gebirge im Osten des Kinderreiches. Den Herrn habe er aber noch nicht erschauen können.
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Er habe noch stets denselben Führer. Aber es komme zuweilen noch ein anderer Führer zu ihm, der aber ein ganz gewöhnliches Aussehen habe. Dieser zweite Führer spreche nur mit dem ersten Führer; mit ihm, E. H., spreche er nichts.
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Jakob Lorber bedeutete dem E. H., er solle auf diesen zweiten Führer (der immer aus dem Kinderreiche herkommt) ein ganz besonderes Augenmerk haben.
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E. H. sagte noch, er dürfe jetzt nur noch einmal zu Jakob Lorber kommen. - Sein Aussehen war heiter, die Kleidung gräulichblau.
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Am 23. August 1842, vormittags um 1/2 8 Uhr, kam E. H. zum fünfzehnten und letzten Male zu Jakob Lorber und sagte, daß er sich in einer Gesellschaft seinesgleichen befinde und daß da jeder seinen Führer habe, der sich aber zuweilen entferne und dann wiederkomme. - Mit dem andern, gewöhnlich aussehenden Führer habe er bisher noch nicht sprechen können. Dieser spreche nur mit den übrigen Führern, die vor demselben eine besondere Hochachtung zu haben scheinen. Ihm, E. H., gehe es übrigens wohl.
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Jakob Lorber sah diesmal den E. H. nicht, sondern fühlte nur seine Anwesenheit und hörte ihn reden.
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Da E. H. seit dem 23. August 1842 sich nicht mehr dem Jakob Lorber geistig genaht hat, so wird dieses ,,Protokoll" sonach für abgeschlossen angesehen.
Graz, am 13. Juni 1843, Ans. H.

Fußnoten