Himmelsgaben
Band 2
Worte aus der Höhe der Höhen, neben den großen Werken der Neuoffenbarung
- Kapitel 150 -
Kaiser und Gott
23. Mai 1847
,,Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist." (Matth. 22,21)
1
Es gibt jetzt gar viele in der Welt, die da keine Grenzen finden können, was Gottes ist und was des Kaisers. Ja manche sind sogar in jeder Hinsicht Republizisten, d.i. gegen Gott und gegen den Kaiser. - Von solchen sei hier die Rede mitnichten. Denn wer da über sich nichts Höheres anerkennen will und sich selbst genügt, der hat in sich schon jene höchste Wahnstufe erreicht, auf der er wohl schwerlich je wird eines höheren und reellen Aufschwunges fähig werden.
2
Selbstsucht, Selbstliebe, eigenmächtiger Dünkel von Eigengröße und Eigenfülle an Weisheit - also echter Stoizismus in der allertrockensten Bedeutung des Wortes und Sinnes, sind eine wahre Blausäure für den Geist. Welcher Geist damit vergiftet ist, der wird wohl schwerlich je unterscheiden können, was für ein Unterschied da ist zwischen den Pflichten eines rechten Menschen gegen Gott und gegen den Kaiser!
3
Darum sei das hier Gesagte auch nur an jene gerichtet, die da suchen, aber dennoch das Rechte nicht finden können, weil sie noch so manches weltliche Irrlicht in ihrem Herzen daran hindert.
4
Um aber solche Irrfunken im Herzen auszulöschen, so sei hier der Pflichtunterschied in aller Kürze gezeigt, der da zwischen Gott und Kaiser obwaltet, und was der Mensch dem Einen und was dem Andern zu geben schuldig ist. - Und so höret denn und merket wohl auf, was der Herr darüber spricht!
5
Der Mensch besteht aus Geist, Seele und zeitweilig aus einem materiellen Leibe. - Die Seele ist der eigentliche Mensch zwischen Geist und Leib und muß mit ihrem Verstande und ihrer Vernunft sorgen gleich wie für den ewigen Geist, also auch für den zeitweiligen Leib.
6
Was aber braucht der Geist, und was der Leib? - Das ist nun jedem von euch sicher mehr als über die Maßen bekanntgegeben worden, und es wäre gleich einem leeren Strohdreschen, wenn hier all das viele darüber Gegebene sollte förmlich aller Länge und Breite nach wiedergekäuet werden. Daher nur das Nötigste in aller Kürze!
7
Gebet also dem Geiste, was rein des Geistes ist, und dem Leibe, was des Leibes ist - aber also nach der Ordnung, daß darob dem Geiste kein Nachteil werde! - Also dem Geiste das Seinige und dem Leibe das Seinige!
8
Wer sieht hier nicht auf den ersten Blick, daß alles, was vom Geiste kommt, als das Wort Gottes, der Glaube, die Liebe und das feste Vertrauen auf Mich, den Herrn, rein Geistiges ist und dem Geiste angehört.
9
Aber irdische Speise und Trank, Kleidung, Wohnung und Künste und Gewerbe, insoweit sie zum Ernährungserwerb brauchlich, sind Angehör des Leibes und daher auch dem Leibe zu verabreichen auf die Art, wie er dieselben anzunehmen fähig ist im gerechten Maße und Ziele - die Speise und der Trank in seiner Art, die Kleidung in ihrer zweckdienlichen Art, die Wohnung desgleichen und die nötige Fertigkeit und Geschicklichkeit zur natürlichen Ausübung von Künsten und Gewerben eben auch in rechter Art.
10
Sehet, da ist Gott und der Kaiser nebeneinander gestellt, und jeder von euch kann daraus überleicht ersehen, was er als reiner Seelenmensch dem einen und was dem andern zu geben schuldig ist.
11
Wie sich aber die beiderlei Pflichten bei und in einem und demselben Menschen verhalten, ebenso verhalten sie sich auch im weitern Sinne zwischen Mir, Gott dem Herrn, und einem weltlichen Oberhaupte, das lediglich von Mir aus irdisch bemächtigt ist und keine andere Macht hat, als die ihm von Mir, dem Herrn aller ewigen und unendlichen Macht und Kraft, verliehen ist, so oder so, süß oder bitter, nach dem Bedürfnisse der Menschen, die da sind entweder gut oder böse.
12
Solch ein weltliches Oberhaupt ist und bleibt stets eine Zuchtrute in Meiner Hand. Und jeder Mensch ist daher ihm das zu geben schuldig, was er ordentlicherweise seinem eigenen Leibe schuldet.
13
Aber was er seinem Geiste schuldet, das gehet das Staatsoberhaupt nichts an. Und wenn dieses darin über seine Grenze Forderungen an die Menschen stellt, so wird es darin auch sein unvermeidliches Gericht finden.
14
So aber irgendein Monarch durch leiblichen Zwang auch den Geist der Menschen in Fesseln ziehen und ihm aus der Materie vorschreiben will, welche Gebühr er Mir, dem Herrn, zu entrichten schuldig sei, so entrichte der Aufgeforderte um des Kaisers willen auch solche, damit er ihn nicht ärgere. Aber im Herzen kehre er sich nicht daran, sondern gebe Mir im Geist und in der Wahrheit, was Mein ist, so werde Ich dann schon ein sicheres Mittel treffen, den Kaiser also zu richten, wie er es ob seiner mißbrauchten Gewalt an der Menschheit verdient hat.
15
Niemand aus den einer kaiserlichen Gewalt Untergebenen aber soll sich unterfangen, in irgend etwas den Kaiser richten zu wollen, ob er gut oder böse handelt! Denn solches habe Ich Mir ganz allein vorbehalten.
16
Alles aber, was jemand für den Kaiser tun kann aus gutem Herzen, das tue er und bete häufig für den auf eine hohe und harte Probe gestellten Bruder, so wird er im Vollmaße dem Kaiser geben, was er demselben schuldig ist, und in solcher allgemeinen Nächstenliebe auch sicher Gott, was Gottes ist.
17
Was darunter oder was darüber - ist Sünde. - Wer da aus speichelleckerischen, eigennützigen Absichten unter dem patriotischen Deckmantel den Kaiser förmlich anbetet und mit ihm eine wahre Abgötterei treibt, der sündiget, indem er dem Kaiser gibt, was allein nur Gott dem Herrn gebührt. - Wer aber dem Kaiser die geziemende Ehrfurcht versagt, ihm ungetreu dient und andere Pflichten, die der Kaiser von ihm fordert, durch allerlei Schleichwege vorenthält, der sündigt ebenfalls und gleicht einem Menschen, der gegen seinen Leib fortwährend mit ganz ernsten selbstmörderischen Ideen umgehet - wie der erstere, der dem Kaiser zuviel gibt, gleich ist einem, der an und in seinem Leibe einzig und allein den Gegenstand findet, dem er alles zuwenden muß. Da ist dann einer ein so großer Sünder wie der andere und jeglicher in seiner Art gleich.
18
Aus dieser sehr klaren Mitteilung wird sicher jeder von euch einsehen, was er so ganz eigentlich Gott und was er dem Kaiser schuldig sei - und was für ein leicht begreiflicher Unterschied da ist zwischen diesen beiden Hauptpflichten eines jeden Menschen, welche sich am Ende dennoch in den zwei Hauptgeboten der Liebe ganz vollkommen wiederfinden.
19
Da ihr aber solches verstehet, so tuet auch darnach im Geiste des Evangeliums, der hier gezeigt ist, körperlich, so werdet ihr wahrhaft selig leben zeitlich und ewig. - Amen.