Himmelsgaben
Band 2
Worte aus der Höhe der Höhen, neben den großen Werken der Neuoffenbarung
- Kapitel 124 -
Übung macht den Meister
29. Juni 1844
Also gebe der, die da ein wenig dürstet, dies gute Tränklein! - Ich gebe denen ja alles gerne, die sich auf Meine Gabe freuen. Aber die sich auf Meine Gaben fürchten, denen gebe Ich nicht so gerne, weil Ich Selbst durch irgendeinen geheimen Gewissensdruck niemanden in seiner Freiheit beirrt haben will!
2
Es fürchtet sich zwar Mein Töchterlein auch ein wenig, aber darum gebe Ich ihr doch gerne etwas, weil sie Mich im geheimen lieb hat!
3
Das aber sei die Gabe! - Höre Mich, du Mein liebes Töchterlein!
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So ein kränkelnder und hungernder Mensch, der da gesund und gesättiget werden möchte, eine gute Medizin und einen Tisch voll der besten Speisen vor sich hat, nimmt aber nicht die Medizin und isset nicht von den Speisen, sondern er beriecht nur sowohl die Medizin als auch die Speisen und meint, es werde ihn auch der alleinige Geruch schon heilen und sättigen - meinst du wohl, mein Töchterlein, daß dieser Mensch geheilt und gesättiget wird durchs alleinige Beriechen der Medizin wie der Speisen?
5
O nein! Er wird nur schwächer und schwächer werden und wird am Ende so gut Hungers sterben wie einer, der nichts zu essen hatte! Denn der Wohlgeruch stärkt und beseliget wohl den gesunden und gesättigten Menschen, aber wo der Magen noch leer, da ist der bloße Wohlgeruch offenbar zu wenig!
6
Siehe, du Mein liebes Töchterlein! Also kranke und hungrige Menschen gibt es aber jetzt eine große Menge auf der Welt. Diese Menschen sind ruhig und haben gute und ehrliche Sitten, aber sie machen sich eigene dumme Gesetze in ihrer Natur, denenzufolge sie wohl an allem Guten und Wahren den besten Geschmack und ihr größtes Wohlgefallen finden. Aber dennoch wollen sie selbst nicht in das Gute und Wahre beißen!
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Sie gleichen auch denen, welche die Künstler allezeit lieben und bewundern. Aber Selbstkünstler wollen sie in keinem Falle werden; denn da bedenken sie die Mühe und haben dann nicht den Mut, ihre Hände ans Werk zu legen. Sie möchten wohl sehr gerne auch selbst Künstler sein, wenn sie andere Künstler hören oder ihre Werke schauen - so das Künstlerwerden nur nicht mit so viel Mühe verbunden wäre!
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Darum aber heißt es denn auch: Viele sind berufen, aber nur wenige auserwählt!
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Siehe, also geht es mit alledem, was des Geistes ist! Ich sage dir: Da ist das Sehen und Hören zu wenig! Dem Künstler genügt das wohl zu seiner Stärkung, aber der Laie wird für sein eigenes in einem Konzerte wenig ernten!
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Und also ist es auch mit Meinen Gaben! Sie müßten nicht nur gelesen, sondern werktätig geübt werden! Dann werden sie dem Leser und Hörer erst den wahren lebendigen Nutzen bringen.
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Übe du dich daher nur fleißig in der lebendigen Liebe zu Mir und werde darin eine wahre Virtuosin, so wirst du dann erst lebendig in dir erschauen, wie groß jede Meiner Gaben ist für ewig!
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Das ist Mein Wunsch an dich, Mein Töchterlein! Befolge ihn lebendig, so wirst du leben ewig! Amen.