Das Grosse Evangelium Johannes: Band 8
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr und Seine Widersacher
- Kapitel 34 -
Das Wesen Satans
Hier trat wieder einer der zu Emmaus bekehrten Pharisäer, der ein Schriftgelehrter war, auf und sagte: ,,Herr und Meister! Wir wissen nun wohl, was es mit den Besessenen der Wahrheit nach für eine Bewandtnis hat, und wer im Grunde die argen Geister sind, von denen hie und da eine Menschennatur in Besitz genommen wird; aber es wird in der Schrift dennoch von den wirklichen, urerzbösen Teufeln und von ihrem Fürsten, dem Satan, sehr augenfällig gesprochen und auch gesagt, daß der Satan, auch Luzifer genannt, und eine zahllose Menge der nach ihm sich gerichtet habenden Engel von Gott verstoßen und ins ewige Höllenfeuer verworfen worden sind.
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Also steht es auch geschrieben, wie eben der Satan in der Gestalt einer Schlange die ersten Menschen zum Falle brachte, und wie Gott durch ihn den frommen Hiob versuchen ließ.
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Was hat es nun nach Deiner neuen Lehre mit dem Satan und mit seinen ihm untergeordneten Teufeln für eine Bewandtnis? Wer und wo ist der Satan, und wer und wo sind die Teufel?
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Wenn es uns schon von Dir aus gegönnt ist, das gesamte Geheimnis des Gottesreiches zu verstehen, so müssen wir auch in dieser Sache im klaren sein, und Du wolle uns großgnädig darüber eine verständliche Aufklärung geben!"
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Sagte Ich: ,,Darüber ist von Mir schon vieles gesagt und erklärt worden, und Meine älteren Jünger wissen es, woran sie sind; aber da du bei Mir noch ein Neuling bist, so magst du wohl danach fragen, was dir noch nicht verkündet ward, und so magst du Mich vernehmen!
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Siehe, was der endlose Raum als eine Materie in sich faßt, das ist gerichtet und dadurch gefestet durch die Macht des Willens Gottes! Wenn es nicht also wäre, da befände sich keine Sonne, kein Mond, keine Erde und gar keine Kreatur im ganzen endlosesten Raume; nur Gott allein bestünde in der Anschauung Seiner großen Gedanken und Ideen.
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Gott aber hat schon von Ewigkeit her Seine Gedanken wie gleichsam aus Sich hinausgestellt und sie verkörpert durch Seinen allmächtigen Willen. Diese verkörperten Gedanken und Ideen Gottes aber sind dennoch keine so ganz eigentlichen Körper, sondern sie sind gerichtetes Geistiges und Gefäße zur Ausreifung für ein selbständiges Sein. Es sind das sonach Geschöpfe, bestimmt, wie aus sich und aus eigener Kraft neben Mir, dem ihnen sichtbaren Schöpfer, für ewig fortzubestehen.
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Alle Kreatur als ein gerichtetes Geistiges ist gegen das schon Rein- und Freigeistige noch unrein, unreif, daher noch nicht gut, und kann dem reingeistig Guten gegenüber als an und für sich noch schlecht und böse angesehen werden.
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Verstehe sonach unter ,Satan` im allgemeinen die ganze materielle Schöpfung und unter ,Teufel` das getrennte Spezielle derselben.
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Wenn ein Mensch auf dieser Welt nach dem erkannten Willen Gottes lebt, so erhebt er sich dadurch aus der geschöpflichen Gefangenheit und geht in die ungeschöpfliche Freiheit Gottes über.
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Ein Mensch aber, der an einen Gott nicht glauben und darum auch nicht handeln will nach dessen den Menschen geoffenbarten Willen, versenkt sich dann stets mehr und mehr und tiefer und tiefer in das geschaffene Materielle und wird geistig unrein, schlecht und gerichtet böse und somit ein Teufel; denn alles pur Geschaffene und Gerichtete ist, wie schon gezeigt, dem ungeschaffenen Rein- und Freigeistigen gegenüber unrein, schlecht und böse, nicht aber etwa darum, als hätte Gott aus Sich je etwas Unreines, Schlechtes und Böses erschaffen können, sondern nur in und für sich darum, weil es erstens des Daseins wegen notwendig ein Geschaffenes sein muß, begabt mit Intelligenz und Tatkraft und im Menschen auch mit freiem Willen, und zweitens, weil es in sich das geschaffen Gegebene, um zur möglichen Selbständigkeit zu gelangen, selbsttätig zu verwenden und wie in sein Eigentümliches zu verkehren hat.
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Vor Gott aber gibt es nichts Unreines, nichts Schlechtes und nichts Böses; denn Dem Reinen ist alles rein, und alles ist gut, was Gott geschaffen hat, und Gott gegenüber gibt es denn auch keinen Satan, keinen Teufel und somit auch keine Hölle. Nur das Geschaffene in und für sich ist alles das so lange, als es ein Geschaffenes und Gerichtetes zu verbleiben hat und endlich im Besitze des freien Willens, ob gut oder böse, verbleiben will.
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Wenn es denn in der Schrift heißt, daß Satan in der Gestalt einer Schlange das erste Menschenpaar verführt habe, so will das soviel sagen als: Das erste Menschenpaar, das Gott und Seinen Willen wohl kannte, hatte sich von der Anmut der materiellen Welt bestechen lassen, und ihres gerichteten Fleisches Begehren und Stimme sagte: ,Wir wollen sehen, was daraus wird, so wir einmal dem wohlerkannten Willen Gottes zuwiderhandeln! Denn Gott Selbst hat uns das Handeln freigestellt; wir können dadurch an unserer Erkenntnis ja nichts verlieren, sondern nur gewinnen. Denn Gott weiß es sicher, was uns durch ein freies Handeln werden kann, wir aber wissen es nicht; darum handeln wir einmal nur nach unserem Sinn, und wir werden dann durch die Erfahrung auch das wissen, was nun Gott allein weiß!`
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Und siehe, also aßen die beiden von dem verbotenen Baume der Erkenntnis auf dem Wege der selbst machen wollenden Erfahrung und versanken dadurch um einen Grad tiefer in ihr gerichtetes Materielles, das dem freien Geistleben gegenüber auch ,der Tod` genannt werden kann.
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Sie erkannten darauf wohl, daß in ihrem Fleische das Mußgericht und der Tod daheim ist, der bei der steigenden Weltliebe auch die freie Seele in sein Gericht und in seine Unfreiheit begraben kann, und so verloren sie denn auch das reine Paradies, das in der vollen Einung der Seele mit ihrem Geiste bestand, und mochten aus sich heraus dasselbe wohl nicht völlig wiederfinden; denn ihre Seele war vom Stachel der Materie verletzt worden und hatte dann viel zu tun, um sich noch so frei als möglich über dem Gerichte des geschaffenen Muß zu erhalten, wie das nun bei allen Menschen der Fall ist, - und Ich bin darum in diese Welt gekommen, um den Menschen wieder den wahren Lebensweg zu zeigen und das verlorene Paradies durch Meine Lehre wiederzugeben.
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Also ist es auch bei Hiob der Fall. Hiob war ein irdisch äußerst glücklicher Mann und hatte viele Güter. Er war aber auch ein weiser und Gott sehr ergebener Mensch, der strenge nach dem Gesetze lebte. Sein außerordentlicher Wohlstand machte aber dennoch sein Fleisch mehr und mehr begierlich und machte große Anforderungen an den Geist in ihm.
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Der gerichtete Geist des Fleisches sagte gewisserart zur Seele: ,Ich will denn doch sehen, ob ich dich durch alle meine irdischen Freuden und Leiden von deinem Gott nicht abziehen, dich in deiner Geduld nicht ermüden und nicht in mein Mußgericht setzen kann!`
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Da kostete es Hiob einen mächtigen Kampf; denn einerseits standen ihm alle irdischen Freuden zu Gebote, die er zwar genoß, aber dieselben übten über seine Seele dennoch keine Herrschaft aus, und sie blieb mit dem Geiste im Verbande.
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Da aber der arge Geist der Materie mit der Seele auf diese Art nichts ausrichtete, so ward die Seele Hiobs durch allerlei körperliche Unannehmlichkeiten versucht, die bildlich im Buche dargestellt sind. Aber Hiob bestand sie alle mit Geduld, obschon er hie und da murrte und über seine Not klagte, aber am Ende dennoch allzeit offen bekannte, daß ihm Gott zuvor alles gegeben, nun weggenommen und ihm wiedergeben könne, und das noch mehr, als Er ihm genommen hatte wegen der Vollstärkung der Seele im Geiste.
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Wenn aber also, wer war dann der Satan, der den frommen Hiob so sehr versuchte? Es war der gerichtete Geist seines Fleisches, das heißt dessen verschiedenartige Begierlichkeiten!
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Aber einen gewissen persönlichen Ursatan und persönliche Urteufel hat es in der Wirklichkeit niemals woanders gegeben als nur in der gerichteten Weltmaterie aller Art und Gattung. Daß aber der Satan und die Teufel von den alten Weisen unter allerlei Schreckensbildern dargestellt wurden, hat den Grund darin, damit die Seele unter allerlei argen Formen sich einen Begriff bilde, welch eine Not ein freies Leben zu erleiden hat, so es sich wieder von dem Gerichte der Materie gefangennehmen läßt."