Das Grosse Evangelium Johannes: Band 8
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr und Seine Widersacher
- Kapitel 10 -
Raphael gibt sich zu erkennen
Hierauf berief Lazarus nach Meiner ihm schon im großen Speisesaale gegebenen Instruktion sogleich den Raphael, und dieser war auch im Augenblick in dem kleinen Speisesaale, in welchem sich eben die Pharisäer nun mit Lazarus befanden.
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Als Raphael gar so plötzlich vor den Pharisäern stand, da erstaunten sie überaus darüber, wie er gar so schnell auf den Ruf des Lazarus hatte dasein können.
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Als Raphael zum hohen Erstaunen aller nun da vor den Pharisäern stand und sie ihn mit sehr bedeutungsvollen Blicken musterten, da sagte, von einer geheimen, tiefsten Ehrfurcht durchschauert, der zweite Redner: ,,Sage uns, du geheimnisvoller Jüngling, ist die Sache sicher also, wie sie uns unser Freund Lazarus ehedem berichtet hat?"
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Sagte Raphael: ,,Warum zweifelt ihr daran? Habt ihr es zuvor denn nicht selbst erfahren, daß ein Mensch meines Alters unmöglich meine Fähigkeiten besitzen kann? Ja, ich sage es euch: Wie es euch Lazarus nur etwas zu früh enthüllt hat, gerade also verhält sich auch alles! Ich bin nicht wie ihr ein irdischer Mensch, sondern ich bin wahrlich ein Bote des Herrn! Mein Name ist Henoch, Raphael bin ich aber nun genannt, weil ich auf dieser Welt, als ich in der Urzeit auch als ein irdischer Mensch das Fleisch trug, keinen Tod des Leibes auf dieser Erde genossen habe, gleich dem Propheten Elias. Denn Gott der Herr hat mich in einem Augenblick verwandelt. Doch solche Gnade hat der Herr etwa nicht mir allein erwiesen, sondern auch andern, die Ihn über alles liebten.
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Aber ihr seid allzeit voll Unglauben gewesen und seid es auch jetzt um so mehr! Doch zu eurem Heile gereicht euch solche eure Zweifelsucht nimmer! Wenn ihr das alles nicht frei glaubet, so wird euch auch keine äußere oder innere Macht dazu zwingen; denn euer Wille muß völlig frei sein, weil ihr ohne den freien Willen, wie euch das schon Freund Lazarus erklärt hat, nicht Menschen, sondern pur stumpfsinnige Tiere wäret, ähnlich den Affen der Wälder Afrikas.
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Ich sage es euch nun: Wer nun noch die Vergänglichkeit dieser Welt und ihre nichtssagenden bösen Ämter mit ihrem beklagenswerten Ansehen mehr schätzen und lieben kann als den Herrn, der nun leibhaftig unter euch Menschen wandelt und wir, Seine Himmelsdiener, mit Ihm, der ist ein großer Narr bei allem seinem Weltverstande, ist des Herrn nicht wert, und Seine Hilfe wird ihm nicht zuteil werden. Wer den Herrn erkannt hat und Ihn nicht sucht, den wird auch der Herr nicht suchen mit Seiner Gnade!"
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Sagte der zweite Redner, der sich an der endlos schönen Gestalt Raphaels nicht genug weiden konnte: ,,Ja, ja, du bist wahrlich ein Erzengel! Ich glaube nun alles, und es ist nun die größte Sehnsucht in mir wach geworden, mit dem erhabensten Galiläer irgend zusammenzukommen, vor Ihm niederzuknien und Ihn um Vergebung zu bitten für alle die großen Sünden, die ich auf dieser Welt schon begangen habe!"
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Das sagten darauf auch die andern neun Pharisäer und Schriftgelehrten.
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Darauf sagte Raphael: ,,Nun wohl denn, so möget ihr am Morgen wieder in den Tempel euch begeben! Werden euch eure nun beinahe durchgehends argen und finsteren Gefährten fragen, was ihr in Erfahrung gebracht habt, da antwortet ihr: ,Wir haben mit Eifer geforscht und haben Ersprießliches erfahren. Aber es tut uns sehr not, die Forschung zu unserm Heile noch weiter fortzusetzen, um alles, was da not tut, in volle Erfahrung und beste Kenntnis zu bringen. Darum werden wir auch heute die Forschung fortsetzen und erst dann im Rate wieder erscheinen, wenn wir alles erfahren haben werden!`
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Auf solche eure Äußerung wird man euch gerne gehen lassen. Dann kommet aber nach Bethanien, und sorget euch um nichts Weiteres mehr! Denn für alles andere wird dann schon von mir aus nach dem allmächtigen Willen des Herrn gesorgt werden. Von allem andern aber, das ihr hier erfahren habt, redet nichts! Wie ich es euch nun gesagt habe, so tuet!"
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Darauf verschwand Raphael, und auch Lazarus empfahl sich bei den Templern.
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Die Templer besprachen sich nun noch bis über die Mitternacht über das Erlebte und Vernommene und schliefen dabei auf den guten Ruhestühlen ein.