Gottes Neue Bibel

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 7

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr auf dem Ölberg (Fortsetzung)
Ev. Joh. Kap. 8

- Kapitel 177 -

Die Rangsucht. Hochmut und Demut

Wir kamen nun in die große Herberge des Nikodemus, allwo schon ein wohlbereitetes Abendmahl unser harrte. Da sich aber unter Meinen Jüngern nun schon eine ziemliche Anzahl von Templern befand, die aber noch so geheim bei sich auf ihre alte Tempelvorrangordnung hielten, so entspann sich unter ihnen ein kleiner Streit dahin, wer am großen Tische mehr obenan oder mehr untenan Platz nehmen solle. Demzufolge besetzten denn auch sogleich unser Schriftgelehrter und die zwei an diesem Nachmittage bekehrten Pharisäer gewohntermaßen sogleich die ersten Plätze und achteten dabei nicht darauf, daß erstens Ich Selbst noch keinen Platz genommen hatte, also auch die Römer, die drei Magier aus Indien und auch die Oberägypter nicht, was dem Nikodemus wie auch dem Lazarus sichtlich nicht sonderlich wohlgefiel.
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Da ging Ich zu ihnen hin und sagte: ,,Höret, in Meinem Reiche aber gibt es gar keine Rangordnung, sondern daselbst heißt es wahrlich nur: Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; wer sich aber selbst ganz bescheiden erniedrigt, der soll erhöht werden!
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Wenn du zu Gaste geladen bist und kommst zum Gastmahlstische, so setze dich nicht sogleich obenan an den Platz, den der Gastgeber vielleicht für einen noch Vornehmeren bestimmt hat! So dieser dann käme und der Gastgeber zu dir sagte: Freund, setze du dich weiter unten an, weil ich diese Plätze für noch Vornehmere bestimmt habe!, würde dir das dann nicht sehr unangenehm sein, so dich der Gastgeber vor der ganzen Gesellschaft notgedrungen hätte beschämen müssen? (Luk.14,7-9)
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Wenn du aber als ein geladener Gast kommst und dich bescheiden untenan setzest, der Gastgeber aber kommt und zu dir sagt: ,Freund, rücke herauf auf den ersten Platz; denn die Plätze da unten sind bestimmt für die gemeineren Gäste!`, so wirst du darob sicher eine rechte Freude haben. Und es soll unter euch auch das ein Hauptlehr- und Lebensgrundsatz bleiben: Wer sich selbst erhöht, der soll erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, der soll erhöht werden! (Luk.14,10.11)
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Also wird es auch sein in Meinem Reiche dereinst. Wer da wird sein der Kleinste und Geringste, der wird auch sein der Größte. Denn im Himmel ist alles gegen diese Weltordnung verkehrt; was vor den Augen der Welt groß und glanzvoll ist, das ist im Himmel ganz klein und gering und ohne allen Glanz und Prunk.
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Diese Lehre soll aufgezeichnet werden, und wo Mein Evangelium gepredigt wird, da muß auch dieses getreu allen Menschen gepredigt werden!
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Ich bin doch der Herr Selbst, und seht, Ich bin von ganzem Herzen sanftmütig und demütig! Seid ihr alle dasselbe, so wird es sich dadurch vor allem weisen, daß ihr wahrhaft Meine Jünger seid!"
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Hierauf erhoben sich die etlichen Pharisäer, sichtlich etwas unangenehm berührt, von ihren Plätzen und wollten sich sogleich ganz untenan setzen.
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Da aber sagte Ich: ,,Wo ihr nun sitzet, da bleibet! Denn es ist nun unter uns ganz gleich, wo jemand sitzt; denn nun hängt der Rang des Platzes von der Person ab, die ihn einnimmt. Bin Ich der Herr, so bin Ich es auf jedem Sitze, den Ich einnehme, und einem andern wird dieser oder jener Sitz niemals eine Herrlichkeit verleihen.
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Was nützete es dir wohl, so du zum Beispiel nun nach Rom gingest und setztest dich auf des Kaisers Thron, und er ließe sich den Scherz gefallen und setzte sich daneben auf eine gemeine hölzerne Bank? Du wirst darum dennoch nie ein Kaiser sein, und er wird auch auf der Holzbank der mächtige Kaiser bleiben. Daher hängt der Rang des Platzes nicht von ihm selber ab, sondern allzeit nur von dem, der ihn einnimmt; und so bleibet nun nur auf euren ersten Plätzen!
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Darauf ging Ich und setzte Mich mit Meinen Jüngern und mit Raphael, Lazarus und Nikodemus ganz unten an, und Agrikola sagte: ,,O Herr und Meister, nun sehe ich es nur zu gut ein, wo für jeden Menschen der eigentliche erste Platz ist! In der wahren Demutstiefe ist der erste Rangplatz einem jeden wahren Menschen verborgen! Auch wir Römer haben da ein altes gutes Sprichwort - es lautet also: Laus propria sordet (Eigenlob stinkt) -, und ich fand es nun aus Deinem Worte, daß es also ist, und bin nun recht froh, daß wir Römer ohne Offenbarung denn doch durch Denken und Prüfen dahintergekommen sind, was nun im Lichte Deiner Weisheit sich wahrlich um vieles besser ausnimmt als so manche neuen Institutionen des Tempels bei euch, den der weiseste aller Könige der Erde erbaut hat!"
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Sagte Ich: ,,Siehe, darum aber wird auch das Licht den Juden genommen und euch Heiden überantwortet werden, wie solches geschrieben steht in den Propheten!"
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Sagte der eine Pharisäer: ,,Was wird denn dann mit den Juden geschehen?"
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Sagte Ich: ,,Das habe Ich euch schon gezeigt und hinreichend beschrieben, und aus den nächtlichen Zeichen habt ihr es lesen können! Denn ihr seid nun ums Tausendfache mehr Heiden geworden, als da nun irgendwo auf der Erde welche bestehen. Darum werden die Juden wie Spreu durch den Sturm zerstreut werden unter alle Völker der Erde und werden nimmerdar ein Land und einen König zu eigen besitzen."
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Sagte der Schriftgelehrte: ,,Aber es hat der Herr dem David doch einen ewigen Thron verheißen!"
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Sagte Ich: ,,O ja, das wohl, und es wird auch also sein, aber nicht materiell, wie allenfalls ihr das meinet, sondern geistig.
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Ein jeder wird nach Meinem Worte in sich werden ein David in Meinem Reiche für ewig, - aber auf dieser Welt, sage Ich euch, seid fortan jeder weltlichen Obrigkeit, ob sie gut oder böse ist, untertan; denn die Macht, die sie hat, ist ihr von oben gegeben!
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Niemand von euch aber bestrebe sich, je ein Herrscher zu werden auf Erden; denn wer da so oder so über die Menschen herrschen soll, wird schon von oben dazu den Ruf bekommen, und es wird ihm in sein Herz gelegt werden, wie er seine Völker wird zu beherrschen haben. Stolze und hochmütige Menschen sollen von einem stolzesten und hochmütigsten Könige beherrscht werden, und gute und demütige werden auch solche Herrscher bekommen und unter ihrem Zepter glücklich und gut leben. Es wird in der Zukunft demnach ganz von den Menschen abhängen, wie ihre Herrscher sein werden. Das merket euch auch ganz besonders!
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Nun aber, da die Speisen schon aufgetragen sind, wollen wir essen und trinken und stärken unsere Glieder!"
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Darauf ward alles ruhig, und ein jeder aß und trank, was er vor sich hatte.

Fußnoten