Das Grosse Evangelium Johannes: Band 4
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Jesus in der Gegend von Cäsarea Philippi
- Kapitel 110 -
Die Taufe. Die Dreieinigkeit in Gott und Mensch
Fragt Cyrenius: ,,Herr, ich glaube alles, was Du, o Herr, lehrest; bin ich darum auch schon getauft?"
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Sage Ich: ,,Nein, getauft bist du zwar noch nicht; aber es hat dies eben nun nichts zur Sache! Denn wer da glaubt wie du, Freund, der ist im Geiste so gut wie getauft, und zwar mit aller Segnung der Taufe.
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Die Juden haben wohl die Beschneidung, die eine Vortaufe ist und für sich wie vor Mir keinen Wert hat, so der Beschnittene nicht auch zugleich beschnittenen Herzens ist. Ich verstehe unter einem beschnittenen Herzen ein rein gefegtes und mit aller Liebe gefülltes Herz, das mehr wert ist denn alle Beschneidungen von Moses bis auf uns herab. Nach der Beschneidung kam auf eine Zeit die Wassertaufe des Johannes, die von seinen Jüngern fortgesetzt wird. Diese Taufe ist an sich selbst aber auch nichts, so ihr die geforderte Buße nicht entweder schon vorangeht oder doch ganz sicher nachfolgt.
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Wer sich darum im ernsten Besserungsvorsatze mit dem Wasser taufen läßt, begeht dadurch keinen Fehler; aber nur soll er nicht glauben, daß da das Wasser reinige sein Herz und stärke seine Seele. Dies bewirkt nur der eigene, ganz freie Wille; das Wasser bewirkt nur ein Zeichen und zeigt durch dasselbe an, daß der Wille, als des Geistes lebendiges Wasser, nun die Seele ebenalso gereinigt hat von den Sünden, wie das natürliche Wasser da reiniget das Haupt und den andern Leib vom Staube und anderartigem Schmutze.
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Wer die Wassertaufe im wahren tatsächlichen Sinne genommen hat, der ist vollkommen getauft, so bei oder schon vor der Taufhandlung der Wille im Herzen des Getauften seine Wirkung gemacht hat. Ist diese nicht dabei, so hat die pure Wassertaufe auch nicht einen allergeringsten Wert und erwirkt keine Segnung der Materie und noch weniger irgendeine Heiligung derselben.
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Ebenso hat auch die Wassertaufe an unmündigen Kindern gar keinen Wert außer den als ein pur äußeres Zeichen für die Aufnahme in eine bessere Gemeinde, und daß das Kind irgendeinen Namen bekommt, der fürs Leben der Seele doch offenbar nicht den allergeringsten Wert hat, sondern bloß nur einen äußern politischen. Man könnte aus diesem Grunde dem Kinde auch ohne die Beschneidung und ohne die Wassertaufe des Johannes einen Namen geben, und es wäre das vor Mir alles gleich; denn kein Name heiligt die Seele eines Menschen, sondern allein der freie, gute Wille, nach der besten Erkenntnis recht zu handeln sein Leben lang. Jeder Name kann durch den Willen und durch die Handlung geheiligt werden; aber umgekehrt ist das unmöglich je der Fall.
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Als Johannes taufte, da brachten sie ihm wie auch seinen Jüngern Kinder zur Taufe, und er taufte sie auch, wenn sich fürs Kind gewissenhafte Stellvertreter vorstellten und auf das heiligste gelobten, für die geistige Erziehung die eifrigste Sorge zu tragen. Nun, in diesem Falle kann wohl auch ein Kind des Namens wegen mit Wasser getauft werden; die Taufe aber heiligt des Kindes Seele und Leib auf nicht länger als auf so lange nur, bis das Kind zur wahren Erkenntnis Gottes und seiner selbst und zum Gebrauche des freien Willens kommt. Bis dahin hat der Stellvertreter auf das gewissenhafteste zu sorgen, daß das Kind in allem, was zur Erlangung der wahren Heiligung nötig ist, bestens versehen werde, - ansonst der Stellvertreter alle Verantwortung auf seine Seele geladen trägt.
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Es ist darum besser, die Wassertaufe erst dann erfolgen zu lassen, wenn ein Mensch für sich fähig ist, alle Bedingungen zur Heiligung seiner Seele und seines Leibes aus seiner Erkenntnis und aus der freiwilligen Selbstbestimmung zu erfüllen. Übrigens ist die Wassertaufe zur Heiligung der Seele und des Leibes gar nicht nötig, sondern allein das Erkennen und das Tun nach dem richtigen Erkennen der Wahrheit aus Gott. So aber mit Wasser getauft wird, da bedarf es nicht eben nur des Jordanwassers, dieweil Johannes im Jordan getauft hat, sondern es ist dazu ein jedes frische Wasser gut, das Quellwasser jedoch besser denn ein Zisternenwasser, weil es der leiblichen Gesundheit zuträglicher ist als das faulere Zisternenwasser.
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Die wahre und bei Mir allein gültige Taufe ist die mit dem Feuer der Liebe zu Mir und zum Nächsten und mit dem lebendigen Eifer des Willens und mit dem Heiligen Geiste der ewigen Wahrheit aus Gott. Diese drei Stücke sind es, die im Himmel für jedermann ein gültiges Zeugnis geben; es sind dies: die Liebe, als der wahre Vater; der Wille, als das lebendige und tatsächliche Wort oder des Vaters Sohn; und endlich der Heilige Geist, als das rechte Verständnis der ewigen und lebendigen Wahrheit aus Gott, aber als lebendig tätig im Menschen und nur allein im Menschen! Denn was da nicht im Menschen ist und nicht aus der höchsteigenen Willensregung geschieht, hat für den Menschen keinen Wert, und weil es für den Menschen keinen Wert hat und haben kann, so kann das auch vor Gott keinen Wert haben.
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Denn Gott in Seiner Selbstheit ist für den Menschen so lange nichts, bis der Mensch durch die Lehre Gott erkennt und dessen Willen zu seinem höchst eigenen macht durch die Liebe und durch den lebendigsten Willenseifer all sein Handeln und Lassen nur nach dem erkannten allerhöchsten Willen einrichtet. Dadurch erst wird Gottes Ebenbild im Menschen lebendig und wächst und durchdringt bald des Menschen ganzes Wesen. Wo das, da geschieht es dann auch, daß der Mensch in alle Tiefen der Gottheit dringt; denn das Ebenbild Gottes im Menschen ist ein vollkommenstes Ebenmaß eines und desselben Gottes von Ewigkeit.
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Wenn beim Menschen das geschieht, so ist in ihm alles geheiligt und die wahre Taufe der Wiedergeburt des Geistes erlangt. Durch solche Taufe macht sich dann der Mensch zu einem wahren Freunde Gottes und ist in sich selbst ebenso vollkommen, wie der Vater im Himmel vollkommen ist. Und Ich sage es euch allen ausdrücklich, daß ihr alle danach aus allen euren Kräften trachten müsset, ebenso vollkommen zu werden, als wie vollkommen da der Vater im Himmel ist! Wer nicht so vollkommen wird, der kommt nicht zum Sohne des Vaters.
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Wer aber ist der Sohn? Der Sohn ist des Vaters Liebe. Er ist die Liebe der Liebe, Er ist das Feuer und das Licht, Er ist der Sohn der Liebe oder des Vaters Weisheit. Wenn sonach aber das Ebenmaß des Vaters in euch ist, so muß es ja so vollkommen werden wie der Urvater Selbst in allem, ansonst es kein Ebenbild des Vaters wäre; ist es aber als Ebenbild nicht vollkommen, woher soll dem Menschen dann die Weisheit kommen, oder wie soll der Mensch dann zur wahren Weisheit gelangen?
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Wie Sich aber der Vater in Mir stets findet, also finde auch Ich Mich im Vater, und ebenso müsset ihr euch in euch selbst finden, so werdet ihr euch dadurch auch in Gott finden, und Gott wird Sich finden in euch. Wie da Ich und der Vater eins sind, so müsset auch ihr zuerst in euch eins sein mit dem Ebenmaße des Vaters in euch. Seid ihr das, da seid ihr dann auch mit Mir und mit dem ewigen Vater in Mir eins geworden, dieweil Ich und der Vater in Mir vollkommen eins sind von Ewigkeit!"
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Hier sagen die Jünger: ,,Herr, dies fassen wir nicht! Du wirst hart in Deiner Lehre! Wir bitten Dich inständigst, daß Du Dich auch hierin klarer ausdrücken möchtest!"
15
Sage Ich: ,,Seid denn auch ihr noch unverständig? Wie lange werde Ich auch euch noch also ertragen müssen?! O du noch stark verkehrte Art! Aber euch soll es ja gegeben werden, zu verstehen das Geheimnis des Reiches Gottes auf Erden!
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Wo habt ihr denn die Gedanken eures Herzens?! Mehrere Male habe Ich es euch schon erklärt, wer der Vater und wer der Sohn sei, daß Sich Vater und Sohn gerade also verhalten, wie die Liebe und die Weisheit sich zusammen verhalten, oder wie die Wärme und das Licht. Ich habe es euch gezeigt, wie das Licht ohne die Wärme nichts nütze wäre, aber auch eine Wärme ohne Licht keine Ähren auf den Feldern zur Reife bringen würde. Ich habe es euch gezeigt, wie aus der Wärme stets ein Licht entsteht, weil die Wärme der erste Ausdruck irgendeiner bestimmten Tätigkeit ist; die Erscheinlichkeit einer Tätigkeit aber ist das Licht, das sich steigert, wie sich irgendeine geordnete Tätigkeit steigert, und dennoch fasset ihr nicht das ,eins` des Vaters und des Sohnes, und nicht das ,eins` zwischen euch und Mir!"
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Sagen die Jünger: ,,Herr, werde uns darum nur nicht gram! Wir fassen es nun schon, und was da noch irgend abgehen sollte, werden wir wohl nachtragen können und einholen nach Recht und Gebühr!"
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Sage Ich: ,,Ich weiß es wohl, daß dies der Fall sein wird; aber Ich sagte das zu euch, weil Ich es wohl merkte, daß es euch mehr ums Fragen denn ums Wissen zu tun war."