Das Grosse Evangelium Johannes: Band 11
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
- Kapitel 44 -
Der Herr in Ephrem (Joh.11,54)
Als wir nun fast bis gegen Abend gegangen waren, nachdem wir eine längere Rast gehalten hatten, um unsere Leiber zu stärken, versammelte Ich die Meinen um Mich und sagte ihnen, daß Ich willens sei, nach Ephrem zu ziehen und dort längere Zeit zu verweilen; sie sollten jedoch gegen jedermann davon schweigen, da Ich diese Zeit zu ihrer und Meiner Kräftigung gebrauchen würde und auch zur Befestigung einiger schwacher Gemüter, die für die nun bald kommende Zeit der Erfüllung gestärkt werden müßten.
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Ephrem war eine kleine, unbedeutende Stadt, die selbst zu Meiner Zeit kaum beachtet und vielen gänzlich unbekannt war. Sie lag nicht weit vom Toten Meere ab, inmitten des Gebirges, gänzlich abgeschieden. Wollt ihr deren Lage genauer wissen, weil heutzutage kein Gelehrter mehr eine Ahnung hat, wo dieser Ort zu suchen ist, so ziehet von dem oberen Teile des Meeres, dort, wo die Karten eine etwas starke Buchtung zeigen, eine Linie nach links bis in die Anfänge des Gebirges, welches als ,Wüste Juda` bezeichnet wird, und ihr habt die Gegend gefunden, wo einstens Ephrem zu finden war, die aber jetzt nichts mehr von dessen Spuren aufweist.
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Es war schon fast Abend geworden - die Straße nach Jericho hatten wir schon früher verlassen und uns südwärts gewandt -, als Ich, wie schon bemerkt, das Reiseziel angab. Wir kamen daher kurz vor Eintritt der Nacht daselbst an.
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Ephrem war eine arme Stadt und wurde nie von Reisenden besucht. Daher fand sich auch dort kein Herbergshaus, wo wir hätten übernachten können. Nur armselige, kleine Hütten standen umher, die den Namen einer Stadt gar nicht verdienten. Es ernährten sich deren Bewohner kümmerlich von Viehzucht und allerhand Schnitzereien aus hartem Holz und Asphalt, welchen das Tote Meer lieferte. Der Ort war früher einmal als eine Art Festungsplatz benutzt worden gegen die Einfälle der Nomadenvölker. Daher befand sich auch auf einer Höhe eine Art verfallener Burg, die, aus uralter Zeit stammend, zwar gänzlich verfallen war, aber doch eine Unterkunft gegen Wind und Wetter bot.
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Diese Ruine bezogen wir für die Nacht und richteten uns dort ganz häuslich ein. Sie bot genügend Raum für alle, und Petrus meinte, wenn Ich, wie schon sooft, auch hier mit Meiner Kraft diesem alten Gebäude ein wenig nachhelfen wollte, so würde es sich schließlich ganz gut in dem noch recht festen Gemäuer überwintern lassen. Ich sagte ihm und den andern, das würde auch geschehen, doch müßte der Bewohner wegen dieses alles mit Vorsicht geschehen, damit Ich nicht verraten würde und sie keinen Schaden nähmen an ihrer Seele; denn dieses seien noch recht einfältige Menschen, die uns eine ungebührliche Verehrung zollen würden. Daher müsse alles hier einen nach außen hin mehr natürlich gleichmäßigen Anschein haben.
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Fragten Mich jetzt die übrigen, warum Ich denn nicht gleich direkt nach diesem Ort gegangen wäre, anstatt die Straße nach Jericho so weit hinauf zu ziehen, wodurch ein großer Umweg gemacht worden war.
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Ich erklärte ihnen, das sei der Juden wegen geschehen, vor denen wir Ruhe haben wollten, und die Mich hier gewiß nicht suchen würden, sondern nun jenseits des Jordans oder im Jordantale. Gerade hier, so recht nahe bei Jerusalem, seien wir in dieser Wildnis am sichersten.