Gottes Neue Bibel

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 10

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Ein Notabene, gegeben am 11. August 1862

- Kapitel 27 -

Die Unmöglichkeit weiterer Religionskriege

Und also geschieht es nun auch schon in dieser Welt. In der sogenannten heiligen Stadt wimmelt es schon von allerlei heiligen Hungerleidern, und man weiß mit ihnen nicht mehr aus und ein, und wo man ihnen auf dieser Erde noch so ein kleines Paradieschen zuschanzen könnte, da man trotz aller Fluchandrohungen nicht viel über etliche sehr wenige wüste Quadratmeilen hinaus mehr etwas gebieten kann. Denn weder die Könige geweckterer Völker, und noch weniger die Völker selbst lassen sich von der gewissen Seite her etwas gebieten.
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Was bleibt solchen müßigen und hungrigen Heiligen denn nun übrig, als ihrer Heiligkeit den Rücken zu kehren und andere für sie ehedem unheilige Dienste zu suchen und zu nehmen, um als Heilige nicht verhungern zu müssen?
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Du meinst da, daß auf die gegenwärtigen Verhältnisse sicher große Religionskriege folgen werden? Das würde wohl der Fall sein, so der gewisse Mann in Babel noch die einstige Macht über Könige und Völker besäße und der größte Teil der Menschen noch so dumm und finster wäre, wie er noch vor dreihundert Jahren war; aber der gegenwärtige Anhang des alten, einst so mächtigen Babels ist ein sehr kleiner geworden, und die Menschen sind durch Meinen Blitz schon zu aufgeklärt, und es glaubt selbst der einfachste Landmann mit seinem ganzen Hause nicht mehr, daß der Teufel die Dampfmaschinen auf dem Meere und auf dem Lande wegen einer ihm verschriebenen Seele in Bewegung setze, oder daß auf den Drähten der Telegraphen eben auch der Teufel hin- und herspringe und -hüpfe und den Großen und auch Kleinen von fernen Ländern und Orten die erwünschten Nachrichten bringe.
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Wie viele gibt es wohl noch, die ernstlich an die sogenannten Wunderbilder glauben? Wo ist noch ein Land, in dem man noch die sogenannten Taschenkünstler als Zauberer verbrennt und die Leser der Bibel und anderer geistreicher Bücher und Schriften vor ein unerbittliches Inquisitionsgericht zieht und sie bis zum Tode quält? Welcher nur einigermaßen heller gebildete Mensch hält noch etwas auf einen gewissen Sündenablaß, auf alle die leeren und alles Geistes baren sogenannten gottesdienstlichen Zeremonien, aufs Weihwasser, auf den Weihrauch, auf die geweihten Bilder, auf die Glocken und Glöcklein, auf die Wachskerzen, Reliquien, Trauermessen und teuer zu bezahlenden Leichenbegängnisse, auf die Fast- und Normatage und noch auf vieles dergleichen?
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Man macht die Sachen des äußeren, aber auch schon sehr schwach gewordenen Gesetzes wegen wohl noch mit; aber daran glauben tun unter tausend kaum zehn mehr, und diese nicht mehr der Wahrheit nach, wie dies unter der vergangenen, finstersten Aberglaubenszeit leider der lange andauernde Fall war.
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Wenn die Sachen nun aber vor jedermanns Augen also und nicht anders stehen, wie läßt sich da an einen irgend großen und gar allgemeinen Religionskrieg nur von ferne hin denken?
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Der wahren Finsterlinge gibt es zu wenige, um sich wider die vielen Erleuchteten zu erheben, wenn sie das auch gerne möchten; und die Erleuchteten, so sie angegriffen würden, haben schon das sichere Bewußtsein in sich, daß sie stets und allzeit über die wenigen und völlig machtlosen Finsterlinge den Sieg davontragen werden.
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Aber es wird dessenungeachtet zu allerlei Kämpfen und Kleinkriegen zur Demütigung aller jener Machthaber kommen, die sich Meinem Lichte irgend in den Weg stellen werden wollen. Denn von nun an werde Ich mit allen solchen Machthabern keine Geduld und Rücksicht mehr haben. Das kannst du wohl glauben, da Ich Selbst dir solches verkünde.
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Siehe an das Reich, in dem du lebst! Es ist noch aus gewissen leicht zu erratenden Gründen, besonders von der machthaberischen Seite her, stark babylonisch gesinnt. Es soll nun nur alle seine Macht zusammenraffen und seinem ,Heiligen Vater` auf den alten Thron helfen, wenn es kann und mag.
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Ja, wenn es noch eine Zeitlang wankt, seinen Völkern das zu gewähren, was von Mir aus Rechtens ist, da doch nach Meinem Worte jeden Menschen die reine Wahrheit, an die er allein zu halten hat, frei machen wird und nun muß, so wird es auch an dem Lose dessen teilnehmen, von dem es bis jetzt sein Heil erwartete! Der zu einer kräftigeren Hilfe allernötigsten Geldkräfte ist es bar; und vertraut es noch auf eine vermeintliche Hilfe von seiten eines sieben Male geweihten Altars und seines wundertätigen Bildes, so wird es auch jeder andern Kraft bald bar werden! Es betrachte nur die Folgen seines finstern Konkordats, und es wird ihm alles Ausland sagen: ,Hast du jenem, uns allen verhaßten Feinde des Lichtes und der Nächstenliebe dich so treu verbunden, so ist mit dir kein Freundschaftsbund mehr zu flechten! Den du so sehr, aller andern deiner alten Freunde vergessend, begünstigt hast, daß du ihm mehr denn deine halbe Macht zum Genusse gabst zu deinem größten Nachteile, der helfe dir nun in deiner Not und Verlassenheit!`
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Denke selbst nach, ob in deinem Lande die sicher höchst herben Folgen von einer solchen unüberlegten Tat nicht von allen Seiten laut also sprechen! Da heißt es, solch einen Fehler eiligst wieder gutmachen, sonst kommt der böse, todbringende, allgemeine Brand dazu.
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Wo bei einem Hause alle Mittel stark zu fehlen anfangen, um es aufrechtzuerhalten, und seine Freunde und selbst besseren Hausgenossen ihm den Rücken zuwenden und von einer Aufrechterhaltung eines solchen altverwahrlosten Hauses nichts mehr hören und wissen wollen, - wie wird denn dann ein solches Haus noch fernerhin bestehen oder gar in seiner alten Weise noch weiter als ein irgend kräftiges bestehen können?
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Ja, es kann sich kräftigen und von neuem bestandhaft werden; aber dazu gehört erstens ein unbeugsam fester Wille, alles Alte und Morsche hinwegzuschaffen, einen neuen, festen Grund zu legen und mit vielen und guten Bauleuten das ganze Haus schnell mitsamt dem festen Dache herzustellen, auf daß man dann allerorts sehe und sage: Siehe, nun hat dieses ehedem völlig wertlos gewordene Haus wieder einen rechten Wert, und man kann seinen Grundfesten, Gemächern und Dächern trauen!
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Wenn die Sache also in Angriff genommen würde, so würde es an allerlei guten Freunden von außen und noch mehr von innen aus keinen Mangel haben; aber wer wird einem Hause je mehr ein Vertrauen schenken, von dem man nicht mehr weiß, von wem alles der Hausherr sich am Ende Gesetze vorschreiben lassen muß, um noch eine Weile als solcher zu scheinen?

Fußnoten