Das Grosse Evangelium Johannes: Band 10
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr in der Gegend von Cäsarea Philippi
(Fortsetzung)
- Kapitel 18 -
Die Frage des Hauptmanns über das Töten der Tiere
Am vollen Morgen, noch etwas vor dem Aufgange, war Ich mit einigen Jüngern schon im Freien, und auch Raphael war bei uns. Bald darauf kamen auch alle andern nach; und auch die drei Römer ließen nicht lange auf sich warten.
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Wir befanden uns am Ufer des Sees und sahen dem Spiel der Wogen zu, und die Jünger wuschen mit dem reinen Wasser ihre Füße und Hände. Die drei Römer hätten schon gern um eines und das andere gefragt und hatten sich darum auch gleich in Meine und des Raphaels Nähe begeben.
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Ich aber sagte zu ihnen: ,,Der Tag hat nun noch seine vollen zehn Stunden, und in dieser Zeit wird sich noch so manche Frage beantworten lassen; aber nun wollen wir in Ruhe den Morgen genießen!"
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Mit dem waren die drei zufrieden und wuschen ihre Angesichter mit dem Wasser des Sees, damit sie ihre Augen, denen der nächtliche Schlaf ein wenig abging, wieder auffrischten und stärkten.
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Wir verblieben so in voller Ruhe bei einer Stunde lang knapp am Ufer des Sees und begaben uns dann auf eine kleine Anhöhe, die sich gen Mittag hin über den Wasserspiegel erhob. Von dieser Anhöhe aus hatte man eine schöne Aussicht gen Westen hin, und am Ufer, das hier mit vielem Schilf und Röhricht eine ziemlich weite Strecke hin bewachsen war, ersah man einige Wasservögel, die sich aus dem Wasser ihr Morgenmahl suchten und dasselbe auch gierig verzehrten.
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Hier konnte unser Hauptmann nicht mehr schweigen, trat rasch zu Raphael hin und sagte: ,,Höre, du weiser und mächtiger Bürger einer bessern Welt, als diese Erde es ist! Ich bin sonst mit der oft sehr herrlichen Einrichtung eben dieser unserer Erde in bezug auf ihre gestaltlichen und ihre pflanzlichen Ordnungsverhältnisse sehr zufrieden; allein was da die Tiere betrifft in ihren wechselseitigen Lebens- und Tätigkeitsverhältnissen - durchaus nicht.
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Für alle Pflanzen und Gewächse ist gesorgt, daß sie sich ihre Nahrung aus dem Erdreich, aus dem Wasser, aus der Luft und aus der Wärme des Sonnenlichtes nehmen und so ganz vortrefflich gedeihen; nur die Tiere und zum großen Teil auch wir Menschen sind angewiesen, der Ernährung des Leibes wegen Tiere zu fangen, zu töten und ihr Fleisch zu genießen.
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Und siehe, das verwildert offenbar stets des Menschen Herz und Gemüt, was ich nur zu oft in Rom bei den oft sehr argen Stiergefechten und andern Kämpfen der wilden, reißenden Tiere in den gewissen eigens dazu erbauten und eingerichteten Zwingern beobachtet habe; denn man unterhält ja solche Tierkämpfe in Rom und auch in vielen andern Orten, um besonders bei den Soldaten und bei den Bürgern den kriegs- und mutvollen Kampfsinn stets von neuem anzufachen und zu erhalten.
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Und von wem haben die Menschen das wilde Wesen des Krieges, bei dem von der Liebe zu Gott und von der Liebe zum Nächsten keine Spur anzutreffen ist, gelernt?
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Da, hier sieh hinab ins Wasser! Was haben die armen Fischlein denn verbrochen, daß sie von diesen gefräßigen Wasservögeln oft zu vielen Tausenden aus dem Wasser gefangen und verzehrt werden? Könnten denn all die zahllos verschiedenen Tiergattungen in der Luft, auf der Erde und im Wasser sich nicht sämtlich gleich den zahmen Haustieren von den ebenso zahllos verschiedenen Pflanzenarten ernähren? Müssen denn allerart fleischfressende Raubtiere sich unter den Herden der sanften Tiere ihre Nahrung suchen und dadurch die Menschen zum wilden Kampf auffordern durch ihre von der Macht Gottes ihnen eingepflanzte Grausamkeit?!
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Der Mensch mußte künstliche Waffen erfinden, um gegen die reißenden Bestien kämpfen zu können. Er lernte dabei wohl zu kämpfen, zu töten und zu siegen; hat er aber dabei für die von Gott ihm anbefohlene Veredlung seines Herzens und seines Gemütes wohl etwas gewonnen?
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Und siehe, ich habe über diesen Gegenstand sehr oft nachgedacht und habe noch von keinem weisen Menschen eine nur so halbwegs befriedigende Lösung über dieses wahre Sphinxrätsel erhalten können! Überall hieß es: ,Die weisesten Götter werden es schon wissen, warum sie das alles also zugelassen haben!`
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Ja, das ist ganz sicher; aber haben die Menschen dabei für ihr Herz und Gemüt wohl etwas gewonnen? Ja, zu jagen, zu kämpfen und Krieg zu führen haben sie wohl gewonnen, dann Gesetze zu geben, zu herrschen und gleich einer Hyäne oft grausam zu sein durch ihre Gerichte gegen jene Menschen, die sich gegen ihre Gesetze versündigten; aber sonst ist aus der Erlernung zu kämpfen, zuerst mit den wilden Tieren und bald darauf auch unter sich, wahrlich nicht viel Gutes zum Vorschein gekommen.
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Du bist weise und mächtig aus dem Geiste Gottes in dir; gib mir denn auch eine rechte Belehrung in dieser mich auch sehr wichtig dünkenden Richtung!"