Bischof Martin
Die Entwicklung einer Seele im Jenseits
- Kapitel 89 -
Martin und der Botaniker im Garten. Neuer Zuwachs an Elenden. Der ersehnte köstliche Lohn
Als Bischof Martin noch weiter die Liebe anpreisen will, ruft ihn jemand außerhalb des Hauses beim Namen: ,,Martin!"
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Als Martin solchen Ruf vernimmt, fragt er gleich Borem, wer ihn doch gerufen habe.
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Spricht Borem: ,,Bruder, gehe hinaus und du wirst es sehen. Es ist mitunter hier auch wie auf der Welt: man kann hier außer dem Herrn auch nicht alles auf einem Punkte zu Gesichte bekommen. Man muß sich zu dem Behufe manchmal wohl auch an verschiedene Orte begeben, um Verschiedenes zu sehen und zu vernehmen, wie du dich nun schon oft wirst überzeugt haben!
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Daher gehe du nur eilends hinaus, und es wird sich sogleich zeigen, wer dich gerufen hat! Denn, weißt du, mein geliebter Bruder, für alles weiß ich auch noch keinen allzeit sicheren Bescheid zu geben. Ich höre abermals rufen; gehe, gehe, und sieh nach, wer da ruft!"
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Spricht Bischof Martin: ,,Ja, ja, ich gehe schon; wahrscheinlich werden wieder Verirrte Hilfe suchen!"
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Bischof Martin geht nun eilends an die Hausflur, öffnet sie und erstaunt nicht wenig über die endlose Pracht seines Gartens. Dieser hat mittlerweile an Ausdehnung und an wunderbar reichsten Segnungen über alle menschlichen Begriffe zugenommen seit der Zeit, als Bischof Martin Borem in diesem Garten pflanzend angetroffen hat.
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Auch diesmal ersieht Bischof Martin niemanden auf der Flur harren und begibt sich darum sogleich in den Garten, den zu suchen, der ihn zuvor gerufen hatte. Er kommt, gegen Morgen gewendet, zu einer herrlichen Laube, die aussieht wie ein großer, offener Tempel. In der Mitte dieses gewisserart lebendigen Tempels ersieht er jemanden stehen, der sich mit der Sonderung einiger Pflanzen beschäftigt, die auf einem ebenfalls lebendigen Altare liegen.
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Bischof Martin betrachtet diesen Menschen eine kurze Weile, geht dann auf ihn zu und redet ihn also an: ,,Liebster, bester Freund und Bruder, warst nicht du es, der mich ehedem aus meinem mir vom Herrn gegebenen Hause bei meinem Namen rief? Wenn du es warst, gib mir auch gütigst kund, womit dir mein Herz dienen kann und soll!"
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Spricht darauf der Botaniker: ,,Lieber Freund und Bruder! Siehe, dein Haus ist nun überaus geräumig geworden und dieser Garten im gleichen Maße. Du beherbergst wohl schon über tausend Brüder und Schwestern, was von dir überaus edel ist. Ich aber meine, wo tausend und darüber Platz haben, da sollte sich wohl noch für einige Platz vorfinden lassen?
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Gehe mit Mir, dort gegen Abend dieses deines Gartens befinden sich hundert Arme, die da Unterkunft suchen; diese nimm noch auf - und Mich dazu, da Ich gewisserart auch zu ihnen gehöre, und es wird das dein Schade nicht sein!"
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Spricht Bischof Martin: ,,O liebster Freund und Bruder - was hundert! Ich sage dir's, so es ihrer auch 10000 wären, ließe ich doch keinen weiterziehen, sondern würde alles aufbieten, daß sie alle bei mir blieben! Daher führe mich nur gleich zu ihnen hin, daß ich sie um so früher aufnehmen und nach allen mir vom Herrn verliehenen Kräften bestens versorgen kann!"
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Spricht der Botaniker: ,,O Freund, o Bruder, du bist Meinem Herzen ein köstlicher Balsam geworden! Komme daher nur schnell mit Mir, wir werden sogleich bei ihnen sein!"
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Beide begeben sich nun schnell gegen Abend hin und kommen zu einer gar elend aussehenden Menschengruppe, bestehend aus männlichen und weiblichen Wesen. Alle sind nahezu nackt, höchst abgezehrt und daneben voll Geschwüren und Grinden.
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Als Bischof Martin diese Armen ersieht, da kommen ihm die Tränen und er spricht teilnehmend und voll des herzlichsten Mitgefühls: ,,O mein Gott, mein Gott, wie sehen diese Armen aus! Kaum noch haben sie ein Leben! O kommet, kommet alle mit mir in mein Haus, auf daß ich euch sogleich alles angedeihen lasse, was euch gesund und stärker machen kann! Der Herr, unser aller heiligster und bester Vater Jesus, wird mir dazu Kraft und Mittel verleihen!"
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Sprechen die Armen: ,,O du sichtbarer Engel Gottes - wie gut muß der Herr sein, da du schon so endlos gut bist! Du siehst aber ja, wie unrein wir sind. Wie können wir es wagen, deine reinste Wohnung zu betreten!?"
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Spricht Bischof Martin: ,,War ich doch noch viel unreiner denn ihr und bin rein geworden in diesem Hause der Liebe. So hoffe ich zu Gott, ihr alle werdet es auch, darum kommet, liebe Freunde, Brüder und Schwestern, ohne Scheu nur sogleich mit mir! Ihr Schwächsten aber hänget euch an mich, auf daß ihr leichter in mein Haus kommet! Auch du, Bruder (der Botaniker), greife einigen Schwächsten unter die Arme!"
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Spricht der Botaniker: ,,O Bruder, du Mein Herz, du Kern Meiner Liebe, welche Freude machst du Mir! Wahrlich, das soll dir einst groß vergolten werden! Ja es ist dir schon vergolten, denn siehe, Der, den du nun so sehr liebst, ist nun bei dir. Ich bin ja der Herr, dein Bruder, dein Vater!"
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Bischof Martin erkennt nun in der Fülle Mich, den Herrn, fällt auf sein Gesicht nieder vor Mir und spricht: ,,O Herr, o Gott, o heiliger Vater! Wo soll ich anfangen, Dich zu loben und zu preisen ohne Maß und Ziel, und wo und wann enden?! O Du heiligster Vater, wie groß ist Deine Liebe und welch unergründliche Tiefen aller Erbarmung müssen in Dir vorhanden sein, daß Du Sündern, wie ich einer war und es noch bin, so endlos gnädig sein kannst!
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O Du heiliger, guter Vater Du, ich möchte nun beinahe vergehen vor Schande darum, daß ich Dich nicht erkannte, als ich in Deinem ewigen Vaterhause mit Petrus wohnte und wenig achtete Deiner Worte, die nichts als pur Liebe waren! Nun freilich, da mein Herz Dich erkannte, möchte ich vergehen vor Liebe, aber zugleich auch wohl vor Schande! O stärke mich, daß mein sündig Herz Deine heiligste Nähe zu ertragen vermag!"