Gottes Neue Bibel

Bischof Martin

Die Entwicklung einer Seele im Jenseits

- Kapitel 23 -

Bischof Martins erstes gutes Werk der Barmherzigkeit an den armen Neuhinübergekommenen

Spricht Bischof Martin: ,,Ich sehe mehrere überaus zerlumpte Menschen entsetzlich langsamen, hinkenden Schrittes wandeln. Sie scheinen kein Obdach zu haben. Wahrscheinlich werden sie auch im Magen eine sehr bedeutende Leere haben und ihr Herz dürfte gerade auch nicht von der heitersten Stimmung sein.
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Freund, mich erbarmen diese armseligsten Wanderer. Laß es mir zu, daß ich hingehe und sie hierher führe, sie hier aufnehme und soviel als möglich gut versorge! Sind diese Zimmer auch schmutzig, so werden sie ihnen dennoch sicher dienlicher sein als jene frostigen und trüb aussehenden holprigen Pfade nach jener mir wohlbekannten Richtung, bei deren Verfolg es immer schlechter wird!"
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Rede Ich: ,,Gut, recht gut, gehe und tue, was dir dein Herz gebietet. Aber das muß dich nicht abschrecken, so du finden wirst, daß jene Wandler nicht deiner, sondern lutherischer Konfession sind!"
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Spricht Bischof Martin: ,,Das ist mir freilich wohl ein wenig zuwider. Aber nun ist schon alles eins, ob Luther, Mohammed, Jude oder Chinese! Kurz, was Mensch ist, dem soll Hilfe werden!"
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Bischof Martin, noch in der gemeinen Landmannskleidung, empfiehlt sich nun und eilt den Wandlern nach und ruft und schreit, daß sie seiner doch harren sollen. Worauf die Wandler stehenbleiben und auf unsern Bischof Martin warten, um zu erfahren, was er mit ihnen wolle. Denn diese sind auch erst von der Erde in der Geisterwelt angelangt und wissen nun auch nicht, wo aus, wo ein.
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Nun hat unser Bischof Martin eben diese traurige Gesellschaft erreicht und spricht zu ihr in einem sehr freundlichen Tone: ,,Liebe Freunde, wohin wollet ihr euch denn da begeben? Ich bitte euch um Gottes willen, kehret um und folget mir nach, sonst geht ihr alle zugrunde! Denn die Richtung, die ihr verfolget, führt schnurgerade zu einem Abgrunde, der euch alle für ewig verschlingen wird!
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Ich aber bin hier mit noch zwei gar lieben Freunden ansässig, eine geraume Zeit schon, und weiß, wie diese Gegend hier beschaffen ist, daher ich euch warnen kann.
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Sehet aber dorthin gegen Mittag! Daselbst werdet ihr einen Palast erschauen, der freilich von außen schöner als von innen aussieht, aber das macht vorderhand nichts! Ein Obdach und auch ein Stückchen Brot werden wir darinnen dennoch finden, was doch auf jeden Fall besser sein wird, als diesen ins sichere Verderben führenden Weg fortwandeln! Besinnet euch daher nicht lange, sondern kehret sogleich um und folget mir; bei Gott, es soll das euer Schade nicht sein!"
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Einer von den Wandlern spricht: ,,Gut, wir wollen dir folgen. Aber das merke dir im voraus, daß du uns in kein katholisches Haus bringst! Denn da wäre für uns keines Bleibens, indem wir gegen nichts einen so starken Widerwillen haben als gegen den über alle Pest stinkenden römischen Katholizismus, namentlich gegen den Papst, gegen seine Bischöfe und gegen das über alles schlechte Mönchstum der römischen Hure!"
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Spricht der Bischof Martin: ,,Was Papst, was Bischof, was Mönch, was Luther, was Calvin, was Mohammed, was Moses, was Brahma, was Zoroaster?! Das gilt nur auf der dummen Welt etwas; hier im Reiche der Seelen und Geister hören alle diese irdischen dummen Unterschiede so gut wie ganz auf! Hier gibt es nur eine Losung, und diese heißt Liebe! Mit dieser allein kommt man hier weiter; alles andere zählt soviel wie nichts!
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Als ich auf der Welt war, war ich ein römischer Bischof und bildete mir was Ungeheures darauf ein. Aber hier angelangt, lernte ich bald kennen, wie ganz und gar nichts daran gelegen ist, was man auf der Welt war, sondern alles liegt daran, was man auf der Welt getan hat und wie und unter welchen Bedingungen!
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Daher laßt auch ihr euch weder durch Luther, noch durch Calvin beirren, sondern folget mir! Wahrlich, ihr sollet es nicht bereuen! Wird es euch bei mir aber nicht behagen, so steht euch dieser Weg noch immer offen!"
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Spricht der Anführer dieser Gesellschaft: ,,Nun gut, du scheinst mir ein ziemlich gescheiter Mann zu sein; daher wollen wir dir denn folgen in deine Behausung! Aber das bitten wir uns schon im voraus aus, daß da unter uns ja nie von der Religion etwas gesprochen wird; denn uns ekelt alles, was Religion heißt, auf das allerwidrigste an!"
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Spricht der Bischof Martin: ,,Na, ist ja auch gut! Redet, wovon ihr reden wollt. Nach und nach werden wir uns wohl hoffentlich noch besser kennenlernen, und ihr werdet an mir durchaus nie etwas entdecken, was euch nur irgend im allergeringsten beleidigen soll. Daher nur muntern und heitern Geistes aufgebrochen, und in meiner und besonders meiner Freunde und Brüder Behausung Platz genommen!"
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Nun geht Bischof Martin voraus, und die ganze Karawane von 30 Köpfen folgt ihm, und er führt sie geraden Weges dem Palaste zu und nun in denselben und da sogleich zu Mir und Petrus. Als er da anlangt, spricht er voll Freude zu Mir:
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(Bischof Martin:) ,,Siehe, mein geliebter Freund und Bruder in Gott dem Herrn, hier habe ich sie glücklich sämtlich hierher gebracht. Nun sei du von der Güte und zeige mir an, in welchen Gemächern wir sie unterbringen werden. Dann werde ich dich auch bitten um ein wenig Brot, auf daß sie sich stärken, denn sie werden sicher schon sehr hungrig sein."
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Rede Ich: ,,Dort, die Tür gegen Abend, da ist ein großes Zimmer gut eingerichtet! Da werden sie schon alles finden, was ihnen irgend gebricht. Du aber komme dann zurück, auf daß wir schnell an eine wichtige Arbeit gehen, die keinen Aufschub leidet!"
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Bischof Martin tut, wie Ich es ihm anzeigte, und die Gesellschaft freut sich sehr, als sie in das wohleingerichtete Zimmer tritt, das ihr Bischof Martin anweist. Nach der Einlogierung aber kommt er schnell wieder und fragt, wo die neue Arbeit wäre.

Fußnoten