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 Mo, 4. Mär 2013 um 23:03 MEZ von Josef

Erniedrigt und gedemütigt ZDF-Fernsehfilm zeigt Schicksal von Kindern, die in den 50er-Jahren in kirchlichen Kinderheimen lebten




Peter Wensierski und Andrea Stoll

Erniedrigt und gedemütigt

ZDF-Fernsehfilm zeigt Schicksal von Kindern, die in den 50er-Jahren in kirchlichen Kinderheimen lebten
im Gespräch mit Ulrike Timm
Mehr als 100.000 Kinder haben in den 50er-Jahren furchtbare Erfahrungen

in katholischen und evangelischen Heimen gemacht.

Erst durch den "Spiegel"-Autor Peter Wensierski wurde ihr Schicksal öffentlich. Andrea Stoll hat aus dem Stoff jetzt einen aufwühlenden und beschämenden Fernsehfilm gemacht.
Ulrike Timm: "Es war Unrecht", sagt Matthias Habich im Film "Und alle haben geschwiegen". Unrecht, das ist ein starkes Wort, aber auch ein schwaches, wenn man solche Erlebnisse in sich herumträgt wie die bis zu 800.000 Menschen in sich tragen, die in den 1950er- bis 70er-Jahren in kirchlichen Kinderheimen untergebracht waren, dort schufteten, misshandelt wurden und systematisch gebrochen. Erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit ist ihr Schicksal ja überhaupt ein Thema in der Öffentlichkeit.

Andreas Stoll schrieb das Drehbuch, das auf den Recherchen des "Spiegel"-Journalisten Peter Wensierski beruht, dessen Buch "Schläge im Namen des Herrn", das Thema überhaupt erst auf den Tisch brachte. Beide sind jetzt bei uns zu Gast. Schönen guten Tag an Sie beide.

Peter Wensierski: Guten Tag!

Andrea Stoll: Guten Tag, Frau Timm.

Timm: Herr Wensierski, Sie haben ganz viele frühere Heimkinder gesprochen, die solch kirchliche Heime überlebt haben. Zehn Stunden in der Wäscherei statt Schulbesuch, Prügel für Vergehen, die man gar nicht verstand. Lauter übereinstimmende Geschichten, die Sie gehört haben?

Wensierski: Ja, ich bin kreuz und quer durchs ganze Land gefahren, und die Geschichten stimmten immer überein. Es waren Geschichten von Folterstrafen, von Erniedrigung, von Demütigung, von Kindern, denen eigentlich damals hätte geholfen werden sollen, die aber für ihr Leben lang geschädigt wurden durch das, was sie da in den Heimen erlebt haben. Ich wusste selber am Anfang nicht das ganze Ausmaß, also das es 800.000, möglicherweise auch über eine Million Kinder waren, die in den 50er-, 60er- und bis in die 70er-Jahre in den Erziehungsheimen waren, das konnte ich gar nicht ahnen. Ich hab dann gezählt: 1960 gab es über 3.000 Heime. Und die Hälfte davon katholisch und nur 20 Prozent staatlich, die anderen evangelisch. Und es gab - ich hab lange auch gesucht - es gab kaum ein Heim, ich hab gar keins gefunden, das irgendwie anders war, das nicht so gemein zu den Kindern gewesen ist, wie es mir die Betroffenen geschildert haben.

Timm: Beten, hart körperlich arbeiten und verprügelt werden - so war der Tagesablauf?

Wensierski: Ja. Und sie kamen unschuldig hinein. Also es waren oft einfach nur Kinder von alleinerziehenden Müttern oder es waren Kinder, wo die Mutter einen neuen Mann geheiratet hatte, der das Kind vom anderen nicht wollte. Es ging damals sehr leicht. Die Kinder wurden ja auch zerrieben. Es war eine Zeit, der Film spielt ja 1964, in der die Kinder anders leben wollten als ihre Eltern. Sich die Haare lang wachsen ließen oder andere Musik hörten. Das war ein Kampf ja schon auch der Eltern und der Gesellschaft, die noch irgendwo in der Nazizeit lebten und an Zucht und Ordnung festhalten wollten gegen das, was eben an Modernisierung hineinkam in die Gesellschaft und was die Jugendlichen wollten.

Timm: Andrea Stoll hat das Drehbuch zum Film geschrieben. Wie kam es dazu, daraus einen Spielfilm zu machen?

Stoll: Na ja, ich bin auf dieses Thema gestoßen, noch bevor ich Peter Wensierskis Buch las, bin ich auf zwei Notizen gestoßen in der "Süddeutschen" und in der "FAZ", da hatte Peter Wensierski sein Buch schon geschrieben. Ich kannte es noch nicht, und ich muss sagen, ein bisschen bekannt war mir, dass solche Missstände in katholischen Erziehungsheimen geherrscht haben. Dass aber die evangelische Seite genauso schlimm sich schuldig gemacht hat, und dass die Zustände dort in keinster Weise besser besser waren, das war für mich der persönliche Ausgangspunkt zu sagen, da will ich aber jetzt mal Genaueres wissen.

Timm: Der Film hat eine ganz eigene Intensität. Man kann zeitweilig kaum hinschauen, und Sie müssen ja in einem Spielfilm zwangsläufig verdichten. Sie haben es gemacht, Sie haben sich auf zwei Jugendliche konzentriert, auf Luisa und Paul. Die beiden stehen stellvertretend, oder gab es die beiden wirklich, Frau Stoll?

Stoll: Nein, es gab sie nicht wirklich im Sinne, dass es diese Menschen gegeben hätte und man hier ein Schicksal eins zu eins erzählt. Das war auch in der Tat die große Herausforderung. Denn mit Peter Wensierskis Buch "Schläge im Namen des Herrn", aber auch mit allen weiteren Recherchen hatte ich natürlich eine so ungeheure Fülle an Schicksalen und auch an Erzählmöglichkeiten zur Hand, dass man dann schon sehr genau überlegen musste, was nehme ich aus dieser Fülle, um trotzdem ganz wahrhaftig und realistisch zu erzählen und trotzdem das auch so zu verdichten, dass es als Spielfilm funktioniert. Und für mich waren doch entscheidende Kriterien die, was sind exemplarische Erfahrungen, was sind exemplarische Erfahrungen, mit denen sich viele ehemalige Heimkinder identifizieren können?

Und ein entscheidender Punkt dabei ist das, was Peter Wensierski vorhin angesprochen hat: Man ist unschuldig ins Heim gekommen. Das Zweite, was ich sehr wichtig fand, war der völlige Entzug von Bildung. Also dass in einer Zeit, in der ja nun wirklich schon Schulpflicht und alles bestand, dass da den Kindern von jetzt auf gleich die Möglichkeit genommen wurde, die weiterführende Schule zu besuchen, dass nicht geschaut wurde, welche Persönlichkeit, welche Begabung steht dahinter, sondern in der Tat, aus Schicksalen Nummern gemacht wurden - die Kinder bekamen Nummern, die wurden nicht mehr mit ihrem Namen angeredet. Also das heißt, die Entindividualisierung, die Brechung des Willens und die Zerstörung der Persönlichkeit, dass hier ein System dahinter stand, was wirklich mit Brachialgewalt Lebensläufe zerstört hat. Und das wollten wir zeigen …

Wensierski: Nach dem Spielfilm kommt ja auch - vielleicht darf ich da mal kurz einhaken - eine Dokumentation. Die zeigt ehemalige Heimkinder, sie kommen dort zu Wort, und es wird gezeigt, dass das, was im Film vorkommt, dass sich der Junge einen Dietrich macht und damit ein Funke Hoffnung aufkeimt, den Jungen gab es wirklich im Kalmenhof bei Wiesbaden. Ein Junge, der einen Dietrich gefunden hat und damit überall reinkam und rauskam. Der auch immer in die Duschen der Mädchen musste, wenn dort die Erzieher geprügelt hatten und es galt, Blut wegzuwischen. Das hat es wirklich gegeben.

Timm: Deutschlandradio Kultur, das Radiofeuilleton im Gespräch mit Peter Wensierski. Auf seinen Recherchen beruht Andrea Stolls Spielfilm "Schläge im Namen des Herrn", der heute Abend im ZDF zu sehen ist. Als Rahmenhandlung haben Sie den Runden Tisch gewählt, der vor drei Jahren eingerichtet wurde, um überhaupt erst mal eine Aussprache, eine Zuhörmöglichkeit zu schaffen. "Um Worte waren die noch nie verlegen", sagt Matthias Habich alias Paul, der, anders als die alt gewordene Luisa, die Senta Berger spielt, erst mal nicht reden will und auch nicht reden kann. Die beiden Protagonisten sind dann auch die Pole, wie man mit dem Erlebten im weiteren Leben fertig oder eigentlich eben auch nicht fertig wird, Herr Wensierski?

Wensierski: Eigentlich werden beide nicht fertig, das wird deutlich. Auch Senta Berger als Schauspielerin sagt im Film, dass sie immer wieder nachts aufwacht, schweißgebadet, immer wieder die Bilder vor Augen hat von damals. Und Matthias Habich, der einen, ja, in sich gekehrten, verschlossenen, traumatisierten 60-Jährigen spielt - genau diese Leute gibt es auch, die nichts mehr davon wissen wollen. Die auch nicht glauben, dass der Rest der Menschheit versteht, was sie erlebt haben. Diese Folter teilweise. Und der Film zeigt, was geschehen ist, welches dunkle Kapitel wir haben in der Erziehung in Deutschland von Kindern.

Und ich denke, jeder, der mit Kindern heute zu tun hat, sollte sich das anschauen, wie lange bestimmte Dinge, die bei Kindern geschehen, im Leben eine Rolle spielen und auch wirklich Teile der Persönlichkeit vernichten können. Das wird durch die Schauspieler, glaube ich, ganz gut rübergebracht. Und deshalb zeigt der Film ja auch die 15-, 16-Jährigen damals, 1964, wie sie als Jugendliche das erlebt haben, als sie ins Heim eingesperrt wird, die Luisa in dem Film eben nur, weil die Mutter krank geworden ist und sie keinen Vater hatte und das Vormundschaftsgericht gesagt hat: Ab ins Heim.

Timm: Frau Stoll, die Luisa hat es zumindest verarbeitet am Ende, ein wenig.

Stoll: Ja, mir war wichtig bei der Auswahl des Stoffes und bei der Entwicklung der Figuren, dass es tatsächlich Menschen gibt, und das weiß auch die Traumaforschung, denen Reden ein Stück weit helfen kann. Es kann nicht heilen, aber es kann helfen, überhaupt weiter leben zu können. Es gibt aber auch Menschen, für die ist das Schweigen der bessere Weg. Die kommen besser durchs Leben, wenn sie die Dinge nicht aussprechen. Und diesen Kampf, wie gehe ich mit dem um, was mich so bedrückt, das ist auch der Kampf zwischen unserem Paar, Luisa und Paul, und das ist auch exemplarisch für die Menschen, die solche Erfahrungen gemacht haben.

Timm: Herr Wensierski, was haben denn die ehemaligen Heimkinder, die heute so alt sind wie Luisa und Paul im Film, was haben die denn zu dem Film gesagt?

Wensierski: Die, die ihn bisher schon gesehen haben, waren sehr berührt und sehr bewegt. Und es flossen auch Tränen, und sie haben sich auch wiedererkannt. Aber sie haben auch gesagt, das ist ein Film, und das, was wir in der Realität erlebt haben, das war oft noch viel härter. Da gibt es auch Dinge, die kann man einem Publikum kaum zumuten, die diese Kinder erlebt haben. Und dennoch, denke ich, ist es wichtig, dass vor einem Millionenpublikum noch mal das gezeigt wird, was passiert, wenn alle wegschauen. Der Film heißt ja nicht umsonst "Und alle haben geschwiegen".

Es ist auch eine Aufgabe, denke ich, für die Journalisten und für die Öffentlichkeit, eben hinzuschauen, auch heute überall hinzuschauen, auch da, wo Institutionen vielleicht verschlossener sind. Seien es die Altersheime, seien es Jugenderziehungsheime, seien es andere Institutionen. Es geschehen sonst Dinge hinter den Mauern, die letzten Endes für die Gesellschaft und für die Menschen ganz schlimm sind und Leben zerstören können.

Timm: Es gibt heute eine eher symbolische kleine Entschädigung für die Opfer, 300 Euro für jeden Monat Zwangsarbeit, aber gerade in den letzten Tagen kamen Meldungen, wonach jenseits des ziemlich publikumswirksamen Runden Tisches von 2010 nicht viel geschehen sei. Insbesondere von Kirchenseite aus sei nicht viel geschehen. Was hören Sie denn von Ihren Gesprächspartnern, wie erleben denn die Opfer dieser Heimerziehung die Reaktion der Kirchen heute?

Wensierski: Es sind einige wenige zufrieden und viel zu viele unzufrieden, und zwar zu Recht unzufrieden, weil das Geschehene nicht wiedergutgemacht werden kann. Auch nicht durch Geld, und die Summen, die jetzt zur Verfügung stehen, vielleicht 3.000, vielleicht 5.000 Euro pro Person, sind da, ja, eine kleine Linderung, eine kleine Geste, aber nicht wirklich eine Wiedergutmachung für das, was in der Jugend zerstört wurde.

Viele hatten wirklich keine Chance mehr im Leben. Durch mangelnde Bildung, durch dieses Zerstören des Selbstbewusstseins, ja, durch das Zerstören der Person auf die Füße zu kommen, und haben wirklich - sind ihrer Chancen im Leben wirklich beraubt worden. Ich habe nicht umsonst geschrieben, das ist das größte Unrecht im Rechtsstaat, in der Bundesrepublik, das an Kindern und Jugendlichen nach dem Zweiten Weltkrieg stattgefunden hat. Zumindest, sagen sie, dass die Öffentlichkeit jetzt hergestellt worden ist, dass es so einen Film gibt, dass so prominente Schauspieler Heimkinder spielen, Heimkinder, die also bis vor Kurzem ja gar nicht, also bis ich die Recherchen angefangen hatte für das Buch, gar nicht existierten in der Gesellschaft, gar nicht wahrgenommen wurden, das finden sie schon einen großen Fortschritt. Aber das Geschehene kann damit nicht rückgängig gemacht werden.

Timm: Peter Wensierski schrieb das Buch "Schläge im Namen des Herrn", Andrea Stoll hat das Drehbuch zum Film "Und alle haben geschwiegen" geschrieben, der heute Abend ab 20 Uhr 15 im ZDF zu sehen ist. Matthias Habich und Senta Berger sind als Schauspieler dabei. Herr Wensierski und Frau Stoll, vielen Dank fürs Gespräch!


Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.



Protest ehemaliger Heimkinder am Rande der Deutschen Bischofskonferenz im März 2011 (Bild: picture alliance / dpa - Matthias Benirschke)


"Und alle haben geschwiegen" - der ZDF-Fernsehfilm der Woche

News zu Und alle haben geschwiegen“ ZDF
"Und alle haben geschwiegen" im ZDF - Graue Kindheit

 Mo, 4. Mär 2013 um 23:08 MEZ von Josef

Re: Erniedrigt und gedemütigt ZDF-Fernsehfilm zeigt Schicksal von Kindern, die in den 50er-Jahren in kirchlichen Kinderheimen lebten

"Schläge im Namen des Herrn"



 Mo, 4. Mär 2013 um 23:22 MEZ von Josef

Re: Erniedrigt und gedemütigt ZDF-Fernsehfilm zeigt Schicksal von Kindern, die in den 50er-Jahren in kirchlichen Kinderheimen lebten


Evangelium nach Matthäus 18,21-35.
Da trat Petrus zu ihm und fragte: Herr, wie oft muß ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? Siebenmal?
Jesus sagte zu ihm: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal.
Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie mit einem König, der beschloß, von seinen Dienern Rechenschaft zu verlangen.
Als er nun mit der Abrechnung begann, brachte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Talente schuldig war.
Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte, befahl der Herr, ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß, zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen.
Da fiel der Diener vor ihm auf die Knie und bat: Hab Geduld mit mir! Ich werde dir alles zurückzahlen.
Der Herr hatte Mitleid mit dem Diener, ließ ihn gehen und schenkte ihm die Schuld.
Als nun der Diener hinausging, traf er einen anderen Diener seines Herrn, der ihm hundert Denare schuldig war. Er packte ihn, würgte ihn und rief: Bezahl, was du mir schuldig bist!
Da fiel der andere vor ihm nieder und flehte: Hab Geduld mit mir! Ich werde es dir zurückzahlen.
Er aber wollte nicht, sondern ging weg und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt hatte.
Als die übrigen Diener das sahen, waren sie sehr betrübt; sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles, was geschehen war.
Da ließ ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm: Du elender Diener! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich so angefleht hast.
Hättest nicht auch du mit jenem, der gemeinsam mit dir in meinem Dienst steht, Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte?
Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Folterknechten, bis er die ganze Schuld bezahlt habe.

Ebenso wird mein himmlischer Vater jeden von euch behandeln, der seinem Bruder nicht von ganzem Herzen vergibt.


Psalm 25(24),4bc-5ab.6-7bc.8-9.
Zeige mir, Herr, deine Wege, lehre mich deine Pfade!
Führe mich in deiner Treue und lehre mich; denn du bist der Gott meines Heiles. Auf dich hoffe ich allezeit.

Denk an dein Erbarmen, Herr, und an die Taten deiner Huld; denn sie bestehen seit Ewigkeit.
Denk nicht an meine Jugendsünden und meine Frevel! In deiner Huld denk an mich, Herr, denn du bist gütig.

Gut und gerecht ist der Herr, darum weist er die Irrenden auf den rechten Weg.
Die Demütigen leitet er nach seinem Recht, die Gebeugten lehrt er seinen Weg.
 Mo, 4. Mär 2013 um 23:31 MEZ von Josef

Re: Erniedrigt und gedemütigt ZDF-Fernsehfilm zeigt Schicksal von Kindern, die in den 50er-Jahren in kirchlichen Kinderheimen lebten

Hl. Cäsarius von Arles (470 - 543), Mönch und Bischof
Predigt 25; SC 243
„Hättest nicht auch du mit jenem, der gemeinsam mit dir in meinem Dienst steht, Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte?“
Worin besteht menschliches Erbarmen? Vor allem darin, sich des Elends der Armen anzunehmen. Und worin besteht göttliches Erbarmen? Doch wohl darin, die Sünden zu vergeben...

Es ist Gott, der, wie er selber sagt (Mt 25,40), auf dieser Welt in allen Armen friert und Hunger leidet... Was sind wir doch für Menschen! Wenn Gott schenkt, wollen wir etwas bekommen, und nichts geben, wenn er etwas verlangt! Wenn der Arme hungert, leidet Christus Not; er selber sagt es ja: „Ich war hungrig, und ihr habt mir nichts zu essen gegeben“ (V. 42). Wenn du mit Zuversicht erwartest, dass dir deine Sünden vergeben werden, so geh nicht unbedacht mit dem Elend der Armen um... Was Christus auf Erden empfängt, gibt er im Himmel zurück.

Was, so frage ich euch, liebe Brüder,

was wollt ihr denn, was sucht ihr, wenn ihr in die Kirche kommt? Was denn, wenn nicht Barmherzigkeit?


Gewährt irdische Barmherzigkeit und ihr werdet himmlische empfangen. Der Arme bittet dich, und du bittest Gott: er um einen Bissen Brot, und du um das ewige Leben... Gebt also den Armen nach euren Möglichkeiten, wenn ihr in die Kirche kommt.




HEIM UND KIRCHE
ERGEBNISSE DES FORSCHUNGSPROJEKTES ÜBER DIE KONFESSIONELLE HEIMERZIEHUNG
IN DER FRÜHEN BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND (1949-1972)


Zusammenfassung der Studie:



 Di, 5. Mär 2013 um 9:24 MEZ von Frieda

Re: Erniedrigt und gedemütigt ZDF-Fernsehfilm zeigt Schicksal von Kindern, die in den 50er-Jahren in kirchlichen Kinderheimen lebten

Auch in den Familien - abseits der Kirchen und Ordensleute - wurden und werden Kinder gedemütigt, vernachlässigt, missbraucht, geschlagen und gequält. Machen wir uns keine Illusionen und schieben wir das Problem unserer verhärteten Herzen und lieblosen, antichristlichen Lebensweise nicht einfach nur den Kirchen und ihren Vertretern als Sündenböcken zu. Und ebenso, wie es in den privaten Haushalten segensreiche Vorkommnisse und Handlungen gab und gibt, so gab und gibt es Segensreiches damals wie heute innerhalb der Kirchen und ihren Institutionen.

Die Kriegsgenerationen haben durch die Schrecken und Ängste an ihrer Liebesfähigkeit gelitten, ihre Herzen sind versteinert, die Menschen haben im Überlebensmodus funktioniert bis lange über die Kriegsjahre hinaus. Die Nachkriegsgeneration ist unter diesen versteinerten Herzen herangewachsen und ihre eigene Liebesfähigkeit zerbrach nicht selten an der Härte ihrer eigenen Eltern. Als Ersatz für die fehlende Zuwendung und Liebe trat das Bedürfnis nach materieller Versorgung, materielle Sicherheit und Luxusgüter. An dieser "Störung" leidet die Gesellschaft bis zum heutigen Tag, aber immerhin beginnen wir zu erkennen, dass materielle Güter alleine dem Leben nicht Inhalt geben.

Haben wir ein Verdienst, da wir im Schutze der Lasttiere immerhin in eine Zeit hineingeboren wurden, da allmählich Tauwetter einsetzte? Wird unsere Welt etwa besser, wenn wir mit dem Finger auf die Schuldigen von damals zeigen und das Versagen der "Lasttiere" breitschlagen? Ist das die Barmherzigkeit von heute, - unsere Barmherzigkeit? Wären wir etwa aus uns selber liebesfähig und mitfühlend geworden, wenn wir unter den harten Bedingungen versteinerter Herzen herangewachsen wären, jeden Tag ums Überleben kämpfend, und da uns nur der eiskalte Verstand und härteste Willensanstrengung täglich über Wasser gehalten hätten, um nicht an den harten Gegebenheiten zu verzweifeln? Wie konnten unter solchen Bedingungen Liebe und Barmherzigkeit wachsen, geübt werden und in den Herzen gedeihen, - und wer sollte sie üben, da jedermann / -frau vielfach überfordert und zumindest an der Seele Ängste, Eiseskälte, Mangel und allerlei Not litten?

Nun, wir können weiterhin die Ehebrecherin an den Pranger stellen, oder beschämt zur Kenntnis nehmen, dass wir Nachkommen sind dieser Ehebrecherin. Wir können auf die Ehebrecherin den ersten Stein werfen, weil sie kein Erbarmen hatte, oder wir können anerkennen, dass sie unsere Mutter ist, die uns geboren hat, - und ihr nun unsererseits Barmherzigkeit erweisen. Wir können ihren alten Verfehlungen folgen, oder aus ihren Verfehlungen Lehren ziehen und ihr dankbar sein für das Wenige und mehr Schlechte als Rechte, das sie uns als Erbe hinterliess.

Ihr grösstes Übel war vielleicht, dass sie Schuldige aufspürte, sie verfolgte und erbarmungslos ausnutzte: entweder wurden sie ausgebeutet und eingespannt für ihre egoistischen Zwecke, um sich selber zu erhöhen, oder an den Pranger gestellt und qualvoll zum Exempel der Hölle statuiert. Wer tat dies? - Menschen! - wie du und ich!!! - Menschen, die im Überlebenskampf zu Tieren wurden, die entweder andere Tiere erbeuteten oder sie als Lasttiere benutzten. "Babels Götter werden auf Tiere geladen. Eine Last seid ihr, eine aufgebürdete Last für das ermüdete Vieh. Die Tiere krümmen sich und brechen zusammen, sie können die Lasten nicht retten; sie müssen selbst mit in die Gefangenschaft ziehen. Hört auf Mich, ihr vom Haus Jakob (die ihr Mich liebt) und ihr alle, die vom Haus Israel (vom Haus der Gläubigen) noch übrig seid, die Mir aufgebürdet sind vom Mutterleib an, die von Mir getragen wurden, seit sie den Schoss ihrer (Glaubens-)Mutter verliessen: Ich bleibe Derselbe, so alt ihr auch werdet, bis ihr grau werdet, will Ich euch tragen. Ich habe es getan, und Ich werde euch weiterhin (er-)tragen, Ich werde euch schleppen und retten." (Die Ankündigung der Befreiung; aus Jesaja 46,1 - 4). Wir - die aktuelle Menschheit - sind noch immer Menschen, welche im Überlebenskampf zu Tieren werden, die entweder andere Tiere erbeuten oder sie als Lasttiere benutzen.
Ist es etwa ein Verdienst, wenn wir dies heute in Europa nur noch indirekt tun, nämlich über ein Wirtschaftssystem, das als Merkantilismus bekannt ist? ...! Wir sind doch um keinen Deut besser, als es unsere Glaubensmutter war, - wir haben sanftere Vorbedingungen in die Wiege gelegt bekommen als die alten Generationen, und wie es sich zeigt, tapp(t)en wir dennoch genau in dieselben Fallen, wie unsere Glaubensmutter es vorlebte... Der Apfel fällt nicht weit vom Baum! "Wenn ihr begriffen hättet, was das heisst: Barmherzigkeit will Ich, nicht Opfer, dann hättet ihr nicht Unschuldige verurteilt." (spricht JESUS in Matth. 12,7)

"Wenn du der Unterdrückung bei dir ein Ende machst, auf keinen mit dem Finger zeigst und niemand verleumdest, wenn du dem (Liebes-)Hungrigen (ob geistig oder leiblich) dein Brot reichst und den Darbenden satt machst, dann geht im Dunkel dein Licht auf und deine Finsternis wird hell wie der Mittag. Dann wird der Herr dich immer führen, auch im dürren Land macht Er dich satt und stärkt deine Glieder. So gleichst du einem bewässerten Garten, einer Quelle, deren Wasser niemals versiegt. Deine Leute bauen die uralten Trümmerstätten wieder auf, die Grundmauern aus der Zeit vergangener Generationen stellst du wieder her. Man nennt dich den Maurer, der die Risse ausbessert, den, der die Ruinen wieder bewohnbar macht. ...
Seht her, die Hand des Herrn ist nicht zu kurz, um zu helfen, Sein Ohr ist nicht schwerhörig, so dass Er nicht hört. Nein, was zwischen euch und eurem Gott steht, das sind eure Vergehen; eure Sünden verdecken Sein Gesicht, so dass Er euch nicht hört." (Vorbereitung auf das kommende Heil; aus Jesaja 58,9d -12 und 59,1 + 2)

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Mir ist zuwider, die Sünder angeprangert zu sehen, wo JESUS und Seine vergebende Liebe das Wort haben könnte. Der angeprangerte Sünder vor und neben mir zeigt bloss den eigenen bösen Samen, der bloss im eigenen Herzen nicht zur Frucht gediehen ist. Wenn wir weise sind, so danken wir für den Engel, der uns die bittere Erfahrung vorweggenommen hat und lehren von dem, der in unseren Augen "gefallen" ist. Und wir reichen ihm versöhnlich die Hand, da er Teil der Menschheit, Teil unseres Lebens und somit unserer Erfahrungen ist. Wenn wir wirklich barmherzig sind, helfen wir ihm auf, wohl wissend, dass keiner gefeit ist vor dem Fallen. Wie lange brauchen wir noch, bis wir begreifen, dass die Übel unserer Welt unsere eigenen Übel sind? "Barmherzigkeit will Ich, nicht Opfer."
 Di, 5. Mär 2013 um 14:25 MEZ von Josef

Re: Erniedrigt und gedemütigt ZDF-Fernsehfilm zeigt Schicksal von Kindern, die in den 50er-Jahren in kirchlichen Kinderheimen lebten

Antwort zu:
Re: Erniedrigt und gedemütigt ZDF-Fernsehfilm zeigt Schicksal von Kindern, die in den 50er-Jahren in kirchlichen Kinderheimen lebten
von Frieda

Grüß Gott liebe Frieda, Leserinnen und Leser,

mit dem Bekannt werden der Zustände in katholischen und evangelischen Heimen in den 50er-Jahren bis in die 70er Jahre ist alles ins Gespräch gekommen was als lieblos und antichristlich sich hervorhob und sich vom eigentlichen vorgesehenen Aufenthalt der Jungen Menschen abwich.

Was sich katholisch, evangelisch oder einfach christlich nennt sollte auch so sein. Viele in Not geratene Mütter, Väter oder Eltern gingen davon aus dass Ihr Kind in ein Heim mit diesen Werten kommt und diese auch praktiziert werden, zum Geistigen und körperlichen Wohl ihres Kindes.
War ein Junger Mensch nicht ordentlich in der Gewahr von Eltern oder Erziehungsberechtigten, war der Junge Mensch öfter zu ungewöhnlichen Zeiten auf der Straße, wurde er als verwahrlost bezeichnet und war fällig für eine „Aufbewahrung“ in einem Heim.
So ein Heim war staatlich, kirchlich oder privat finanziert.
In staatlichen oder privaten Heimen war nicht von einer christlichen mit Grundlage des Evangeliums und liebevollen Erziehung die Rede, sondern von einer den Allgemeinen Grundlegenden Bedürfnissen des Menschen. Der Maßstab war weltlich und das ist der große Unterschied zu einem Heim mit Christlichen Werten.

Heute geht es darum was Menschen erlebt haben in Heimen mit christlichen Werten. Da geht es doch nicht um „Sündenböcke“ zu suchen, die Heime und Orte, sogar manche Menschen von damals sind bekannt, nur weil alle es verdrängt, verschwiegen und geheim gehalten wurde, wurde es solange nicht bekannt. Da hilft es auch nicht, wenn es heute verjährt ist, es ist nicht gelöst und auch nicht erlöst, eben nur „ver jährt“.

Was sich heute an „unsegesreichem“ in Familien abspielt ist ein neues Thema.
Keiner braucht mit Fingern auf die Vorkommnisse in den Katholischen und Evangelischen Heimen und Einrichtungen zeigen sie sind traurige Parallelen zu den „gottlosen“ Lagern in der Kriegszeit.

Ein Aufwachen und eine Mahnung ist in bei beiden unchristlichen Vorkommnissen naheliegend und heilsam, damit die Vergebung, Lösung und Erlösung in Namen Jesu stattfinden kann.

"Barmherzigkeit will Ich, nicht Opfer."
Wer waren „Opfer“ und wer war „Barmherzig“

Dazu kann passen:
Herr vergib ihnen, denn sie wussten nicht was sie taten, beim Tieferen nahfühlen, kann es sein dass die damaligen Ausführenden, bestimmt wussten was sie taten.
Stellt sich die Frage ob es sein kann dass sich „Täter“ und „Opfer“ irgend wann und irgend wo wieder treffen, sich sichtbar oder unsichtbar begegnen und sich versöhnen dürfen.
Beleibt ein sogenannter Sünder im Dunkeln, fehlt ihm immer das Licht und er wird nicht erleuchtet und erlöst.

Liebe Grüße, Josef
 Di, 5. Mär 2013 um 19:10 MEZ von Frieda

Bin ich denn / bist du denn zum Richter über die Sünder bestellt?

Zitat:
Wer waren „Opfer“ und wer war „Barmherzig“
Alle waren Opfer, und wir sind die Nutzniesser jener, die freiwillig als Lasttiere dienten, zu jener Zeit die uralte Sündenlast der Menschheit auf sich nahmen, teils darunter zusammenbrachen und in die (geistige) Gefangenschaft mussten und teils immer noch müssen. Wer selber ohne Sünde und Versäumnisse ist, der werfe den ersten Stein. Wer will / wer darf den Stab brechen über jene, die innerhalb oder auch ausserhalb der Kirche waren; waren denn zu jener Zeit nicht beinahe alle bekennende Christen? Eltern haben aus Überforderung ihre Kinder an die Behörden abgeschoben, Behörden waren genauso überfordert und haben die Verantwortung ---> und damit die Kinder an die Kirchen abgeschoben. Die Nonnen und Paters haben die Kinder wenigstens aufgenommen, auch wenn sie von den Umständen und ob der damaligen Situation der kinderreichen Familien genauso überfordert waren wie alle anderen. Und jetzt kommen wir, die wir einigermassen unbescholten und wohlversorgt heranwachsen durften, und zeigen mit dem Finger auf jene, die Lasten getragen haben bis zum Zusammenbrechen.

In Schweizer Kinderheimen, wo ebenfalls massiver Missbrauch vorkam, hat sich herausgestellt, dass die "Täter" unter unmenschlichen Bedingungen (z.B. 16-Stunden-Arbeitstage, keine Freizeit, kaum genug zu Essen, Frieren, kaum hygienische Einrichtungen, ohne entsprechende Ausbildung in Erziehungs- und Betreuungsaufgaben, keine Ahnung von Psychologie etc.) die Kinderheime führten.

Es waren also alle Opfer, Opfer die eingeknickt sind unter der zu grossen Last, und andere, die vielleicht Wege gefunden haben, sich zu arrangieren oder evtl. auch sich hin und wieder zu drücken. Wer ohne Fehl ist, werfe den ersten Stein: auch ich habe Versäumnisse und Vergehen vorzuweisen in der Erziehung meiner Kinder, obwohl ich mich in wohlversorgter Umgebung aufhielt, bekennender Christ war und bin und vor allem anderen Demut und Barmherzigkeit "lehre".
Josef, wenn die Medien, Behörden und Politiker dies Thema (kirchen-)kritisch aufarbeiten, dann ist das am Platze. Aber hier im Kreise JESUS-treuer Christen ist das Anprangern meines Erachtens daneben. Es heisst: Nehmt einander an, wie JESUS uns annimmt, nämlich in vergebender Liebe. Wer nicht mit JESUS sammelt, der zerstreut. Unsere Vergangenheit wird nicht heilsamer, wenn wir Sündenböcke statuieren.