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(Zuletzt bearbeitet am Freitag, 31. August 2012 um 20:21 MESZ)
Re: Das sich versteckende Böse in sich bemerken
Zitat
"Ja, wo her sie nehmen diese allumfassende Liebe? Ich denke, sie ist eine Gnade, die uns nur Jesus ins Herz legen kann. Bei Dir liebe Frieda, kann man sie spüren."
Diese Worte ermutigen mich, zur Wahrheit zu stehen:
Was Ungebührliches hier im Forum zu finden ist -von wem auch immer-, das ist mein Anteil. Ich sehe u.a. im Spiegel (m)einen Antichristen: einer, der sich selbst als überzeugten und ermächtigen Christen sieht, aber ziemlich das Gegenteil lebt. :-(
Ich sehe aber im Spiegel auch Menschen, die echten, verbindlichen Glauben leben und bemüht sind, den Nächsten zu lieben, wie JESUS zu lieben lehrt. :-)
Beides gehört zu meinem Wesen! - Ich habe keine allumfassende Liebe. Auch wenn ich ein überzeugter Christ bin, so bin ich aber dennoch kein guter Christ. In Wahrheit bin ich ein armseliger Sünder, der immer wieder neu auf die endlose Gnade und das langmütige Erbarmen JESU und ebensosehr auf Nachsicht und Geduld meiner Nächsten angewiesen ist. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass ich eher auf das Verständnis und die Güte meiner Mitmenschen hoffen darf, wenn ich selber nachsichtig und geduldig bin im Umgang mit Nächsten, und wenn ich von mir aus Barmherzigkeit und Vergebung übe, wo ich meine, dass mir Unrecht geschähe. Es ist also viel, sehr viel Eigenliebe, die mich dazu anhält, "Nächstenliebe" zu üben. Die Nächstenliebe und Feindesliebe zu üben und zu pflegen liegt in meinem ureigenen Interesse; das hat mich die Vergangenheit gelehrt.
Viel Ungebührliches habe ich zwar wohl aus mir hinausgeschafft, indem ich mit der Hilfe JESU meine inneren Mechanismen zu durchschauen und meine Wesenszüge beherrschen lernte; "Krankes", Entartetes lernte ich mit der Hilfe JESU in den Anfängen der (Ent-)Äusserung erkennen und von wahrer Liebe zu unterscheiden, und ich habe manches davon mit JESU Gnade "umprogrammiert". Aber ist deswegen mein innerstes Wesen tatsächlich LIEBE geworden? - Oder bin ich einfach gewieft darin, die unangenehmen Seiten meiner Wahrheit zu kontrollieren und ins Tadellose zu lenken? - Wenn Letzteres zutrifft, dann muss mir jemand die Wahrheit ins Gesicht halten, damit ich das Verdrängte oder Unterdrückte nicht vollends aus dem Bewusstsein verliere. Was mir nicht bewusst ist, das sucht und findet verborgene Wege, sich zu äussern, aber dann äussert es sich aus dem Hinterhalt, im Verborgenen, untergründig, getarnt und entartet... :-(
Das sich versteckende Böse in sich bemerken! - heisst der Titel dieses Threads. Wenn ich unrühmliche Wahrheit und Böses unerlöst aus mir hinausschaffen will, dann vermag ich es bloss aus meinem Bewusstsein zu schaffen, und darum wird es mir früher oder später von aussen her ins Gesicht gehalten. Wenn ich mich als gläubigen Menschen definiere, so ist die unrühmliche Wahrheit, dass immer auch Unglaube mein Anteil ist, denn als Sterbliche ist mein Glaube niemals ein Vollglaube. Wenn ich mich als Christ definiere, bin ich zugleich auch zu einem Teile Antichrist, nämlich in allen jenen Punkten, da es mir (noch) nicht gelingen will, zu leben und zu sterben wie Christus Selbst. Ich kann die unliebsame Wahrheit meiner Unvollkommenheit verdrängen, ich kann sie meiden oder unterdrücken, ich kann sie verwünschen, ich kann dagegen ankämpfen, ich kann darüber spotten, ich kann das Unangenehme schönreden, ich kann mich davon ablenken, ich kann versuchen zu überwinden, ich kann mich darüber hinwegtrösten, ich kann mich "umprogrammieren" oder glauben, dass es Schlimmere(s) gibt als mich und meine Übel, ich kann andere für meine Schwächen verantwortlich machen, ich kann meinen Fokus auf den "guten Christen" in mir verlegen; aber all das ändert nichts daran, dass ich als gläubiger Mensch auch zugleich ein Ungläubiger bin, und dass ich als Verfechter des Christentums auch zugleich der Antichrist bin. Das einzige was ich tun kann, ist mit der Wahrheit leben, sie annehmen und dazu zu stehen. So lerne ich, damit verantwortungsvoll zu leben, im Glauben auf die allesversöhnende Liebe JESU. JESUS nannte Seine Jünger Kleingläubige! - und fragte sie andernorts: Habt ihr noch keinen Glauben? Item, ich bin also nicht nur eine ungläubige Gläubige, sondern als bekennender Christ immer auch Antichrist, insoweit ich die christlichen Gebote nicht vollumfänglich erfülle. Ich kann es drehen und wenden wie ich will: Ich bin Geschöpf und nicht Schöpfer; ich bin Mensch und nicht Gott! Ich kann nur vollkommen sein, was das Menschsein anbelangt, indem ich vor Gott und den Menschen vollkommen MENSCH bin und zu meiner Menschlichkeit stehe.
Solange ich die Wahrheit in mir nicht wahrhaben will, solange werde ich mir weder meines Unglaubens noch meines eigenen Antichristen gewahr, die aber mein Anteil sind, ob bewusst oder unbewusst! - Was mir nicht bewusst ist, das muss mir im Spiegel der Welt entgegenkommen, damit ich es erkennen und als Krankes, Entartetes, der Heilung Bedürftiges --> JESUS Christus hinhalten kann.
Hier wird die Ohnmacht (ohne Macht) des Menschen, - meine eigene Machtlosigkeit - offenbar: Ich erkenne mein Böses, aber ich vermag es nicht von mir aus zu ändern! Ich kann ihm - soweit es mir bewusst ist - Richtung geben, und soweit es mir nicht bewusst ist, da draussen verabscheuen und verfolgen, weil es mir ins Gesicht gehalten wird; ich kann mit gesegneter Zunge meine Bekehrungsversuche am Nächsten machen und mich vorübergehend gut fühlen dabei, - aber solange ich das Menschsein mit allem was dazugehört nicht angenommen habe als mein Ureigenes, solange kann das Böse nicht an der Wurzel - also in mir - erlöst werden. Und solange es nicht in mir erlöst ist, wird es mir - um meines eigenen Heiles willen - immer wieder von aussen vorgehalten.
DARUM legt uns JESUS Christus die "Feindes-"Liebe ans Herz und sagt, wir sollen für die beten, die uns fluchen und ihnen sogar Gutes tun! Nicht um den "Feind da draussen" zu retten und/oder zu besiegen sollen wir das tun, sondern um meines eigenen Heiles willen, damit JESUS mich selber von den Übeln und Krankheiten meines Urwesens befreien und erlösen kann. Voraussetzung dazu ist aber meine Einsicht, dass das Ungebührliche und Lieblose - wenn auch nur an meinem Nächsten ersichtlich - in mir (s)einen Ursprung nimmt. So anerkenne ich es als mein Übel und mein Böses, verabscheue es und kann endlich um Erlösung und Heilung bitten aus dem Wahrheitsgrunde meines Herzens. Mit der Fürbitte - vermeintlich für den Nächsten -, unterwerfe ich demütigen Glaubens mein eigenes, krankes Urwesen der Liebe JESU, welche Unterwerfung die Quelle aller Übel im Menschen - in dir und mir und allen - nach und nach versiegelt.
Ich staune immer wieder, dass, wenn Christen von der geistigen Wiedergeburt sprechen, in der Regel davon ausgegangen wird, dass dies ein momentanes, einmaliges, abschliessendes Ereignis sei. Wiedergeburt ist - nach meiner Einschätzung - der Prozess des Menschwerdens und aus den Übeln der Vergangenheit Neu-geboren-werdens, und schreitet immer nur in dem Masse voran, als der Mensch sich seiner selbst bewusst wird, sich erkennt und Erlösung, Heilung und Befreiung erfährt. Da wir aber nach dem Bilde Gottes erschaffen sind, bergen wir Unendliches. Wie vermöchten wir als Mensch die Unendlichkeit auf einen Hieb in unser menschliches Bewusstsein zu fassen? - Verschlingt denn eine Mücke einen Elefanten? Wiedergeburt ist darum nach meinem Verständnis ein lebenslanger Prozess.
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Der gesetzeswidrige Mensch bzw. der Antichrist wird jetzt, in der Endzeit, nicht deshalb in der Welt offenbar, weil er etwa ärger und schlimmer geworden wäre. Vielmehr durfte er früher im Verborgenen, "Geschützten" sein (Un-)Wesen treiben, weil er uns (Christen) als unser eigener, menschlicher Anteil schlicht nicht bewusst war. Beim schwächsten (Mit-)Glied in der Kette (der Christen) hat sich die Kraft des verdrängten Antichristen Raum und Ausdruck verschafft. Ursprünglich aber war und ist der Antichrist in allen Christen, wie der Gesetzeswidrige in allen Menschen, die dem Gesetz unterstehen, da wohl niemand das Gesetz Gottes völlig untadelig erfüllt. Wo aber ist das schwächste Glied der Christenheit, wenn nicht da, wo Christen sich soweit vom Menschsein entfernt haben, dass sie sich Gott-gleich wähnen?! - Das vergangene Jahrtausend hat gezeigt, dass die verdrängte, unterdrückte Kraft des Antichristen in der obersten Hierarchie der kirchlichen Institution(en) das schwächste Glied in der Kette fand und hier denn auch am meisten sein (Un-)Wesen trieb. - Nun aber gibt es ganz offensichtlich etliche Menschen, die sich selber bis auf den eigenen Antichristen durchschaut haben. Was der Mensch in sich erkannt hat, das kann sich nicht auf Dauer mehr verbergen vor den Augen der Welt: alles wird - mit etwas zeitlicher Verzögerung - offenbar, was im Menschen (erkannt) ist! - Weil die Verhältnisse und Gepflogenheiten der menschlichen Gemeinschaft also ins rechte Licht gerückt werden, darum erscheint derzeit vieles im Argen. In Wirklichkeit lag früher vieles noch viel mehr im Argen, aber es war uns viel weniger bewusst und wurde darum auch nicht beachtet und kaum bemerkt. Freuen wir uns also darob, dass möglichst alles ans Licht der Wahrheit kommt und damit in unser Bewusstsein rückt, auch wenn sich Abstruses zeigt, denn nur was uns bewusst ist, das können wir auch richten (Richtung geben).
Was aber ist mit jenen Menschen, die uns - meist ganz unbewusst - unverblümt und auf unangenehme Weise Wahrheit ins Gesicht halten? - Letztlich geht es wohl darum zu erkennen, dass da - wie Gabi auf ihre schlichte, sehr weise Art im paralellen Thread es ausdrückte - "ein Mensch mit Kopf, zwei Händen und Füssen... ist." Wenn es mir gelingt, durch das Vordergründige und Augenscheinliche hindurch den Menschen zu sehen, dann wird mir bewusst, dass wir beide - wir alle - im Werden und eben menschlich sind. - Auf dieser hauchdünnen Schicht von liebevoller Nachsicht kann die Einsicht und der Wunsch wachsen, dass der Mensch vor mir sein wahres, heiles Wesen zeigen dürfe. Ein solch frommer Wunsch ist bereits eine Bitte des Herzens, welche an die Kraft und Heil-igkeit des Lebens appelliert. Als überzeugte Christin bringe ich meinen Wunsch JESUS Christus dar, und wenn sich dann etwas zum Guten wendet, dann ist es SEIN alleiniges Verdienst, und IHM alleine gebührt denn auch der innigste Dank, freudiges Lob, Preis und alle Herrlichkeit und Ehre, denn im Grunde geschieht nicht (nur) eine Veränderung beim Nächsten, sondern in meinem eigenen Inneren wurde etwas für immer erlöst und die Quelle des Übels versiegelt, was nachhaltig ist, im Gegensatz zu einer willentlichen Umprogrammierung, welche versagt, sobald die Wachsamkeit nachlässt. Als Christin bleibe ich darum stets eine faule und widerspenstige Magd, eine Seele, die sich waschen und dienen lässt, ein Mensch, der der Gnade und des Erbarmens JESU je länger je mehr bedürftig ist, desto tiefer sie sich selbst erforschen und erkennen will.
Allumfassende Liebe? - Ich habe sie nicht und werde sie als Sterbliche wohl auch niemals haben, denn dazu greifen meine (geistigen) Arme zu kurz und mein Herz ist zu enge. Aber das, was in meinen Fokus rückt und was ich mit meiner Erkenntnis erhaschen kann, das kann ich gläubig in die allumfassende, unverbrüchliche Liebe JESU stellen, welche Liebe nach und nach alles heilt und heiligt, und auch dem Finstersten im und unter den Menschen noch einen unverzichtbaren Ehrenplatz im Reich Gottes zu verleihen hat. Mein Anteil dabei ist: annehmen, zulassen, gönnen und geniessen!
Das sich versteckende Böse in sich bemerken! - lautet der Titel. Ich füge dem an: ...und es erlösen lassen von JESUS Christus, denn mein/unser Anteil ist Ohn-Macht und Un-Vermögen, aber auch die Fähigkeit, anzunehmen und aufzunehmen Heil und Liebe, soweit wir zu unserer Bedürftigkeit und geistigen Armut stehen und also vollkommene Menschen sind, Gefäss zur Aufnahme des Göttlichen, durstige Schale, dahinein sich das Allesumfassende tropfenweise ergiessen kann.
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Gerolda, danke für deine Worte! Ich bin froh, dass du allumfassende Liebe spürst, sei es nun bezogen auf meine Person oder auf eine andere. Kostbar ist dies Zeugnis in meinem Ohr, denn es bedeutet für mich, dass die Liebe JESU das Menschliche durchdrungen hat und bald obsiegt über alles. Wo gefühlte LIEBE ist, da ist der VATER, und wo der VATER sich vernehmen lässt, da ist das Reich Gottes nicht mehr fern, denn der Klang Seiner Stimme verheisst, dass wir bald alle im NEUEN JERUSALEM wohnen dürfen.
Liebe Frieda!
Wie ich schrieb, wir sind alle auf dem Weg. Keiner ist perfekt, wird es auch nie werden.
Das Böse wird immer wieder versuchen, Zugang zu unserer Seele zu finden. Ich sage dann "Halt" und versuche schnell an was andres zu denken.
Insgesamt scheint es mir wichtig, nicht dauernd an das Böse zu denken. Ihm in unserem Leben keinen so großen Raum zu geben.
Die Liebe sollte den größten Platz haben, das Böse nur einen ganz Kleinen,
Gott zu loben und zu preisen hilft mir sehr dabei. Denn dann ist kein Platz für böse Gedanken.
Der Lobpreis hat einen festen Platz in meinem Tagesablauf.
Grüße
Gerolda
Wie ich schrieb, wir sind alle auf dem Weg. Keiner ist perfekt, wird es auch nie werden.
Das Böse wird immer wieder versuchen, Zugang zu unserer Seele zu finden. Ich sage dann "Halt" und versuche schnell an was andres zu denken.
Insgesamt scheint es mir wichtig, nicht dauernd an das Böse zu denken. Ihm in unserem Leben keinen so großen Raum zu geben.
Die Liebe sollte den größten Platz haben, das Böse nur einen ganz Kleinen,
Gott zu loben und zu preisen hilft mir sehr dabei. Denn dann ist kein Platz für böse Gedanken.
Der Lobpreis hat einen festen Platz in meinem Tagesablauf.
Grüße
Gerolda
(Zuletzt bearbeitet am Montag, 3. September 2012 um 16:33 MESZ)
Re: Das sich versteckende Böse in sich bemerken
Liebe Gerolda
Ich habe mir deine Worte zu Herzen genommen. Ja, vielleicht sind wir Sterblichen niemals perfekt, - zumindest nicht nach menschlichem Ermessen.
Von Gott aus gesehen sind wir aber vermutlich dennoch alle ganz richtig, denn Er gewichtet vor allem, dass wir selbsttätige Wesen sind, die ihren freien Willen gebrauchen, das WIE ist wohl dabei aus Seiner Sicht zweitrangig. In SEINEN Augen sind wir Menschen und Geschöpfe darum vielleicht dennoch ausnahmslos alle perfekt gelungen, denn Gott hat einen ganz anderen Horizont als wir. Mir fällt dazu ein: "Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken... So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch erhaben sind Meine Wege über eure Wege und Meine Gedanken über eure Gedanken. Denn wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt und sie zum Keimen und Sprossen bringt, wie Regen und Schnee dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen, so ist es auch mit dem Wort, das Meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu Mir zurück, sondern bewirkt, was Ich will, und erreicht all das, wozu Ich es ausgesandt habe. Voll Freude zieht ihr fort, - wohlbehalten kehrt ihr zurück!" (Jesaja 55,8 - 12) - Ist nicht jeder von uns ein Wort aus dem Munde Gottes?
Du schreibst: Zitat
"Das Böse wird immer wieder versuchen, Zugang zu unserer Seele zu finden. Ich sage dann "Halt" und versuche schnell an was andres zu denken."
Mir fällt dazu ein, dass das Böse an und für sich nicht gar so einfach als Böses zu erkennen ist, weil der Schein trügt. Meine Wahrnehmung hat mir da öfter schon ein Schnippchen geschlagen. Etwas, was auf den ersten und zweiten Blick böse erscheint, kann bei genauerem Hinsehen und Hinhören plötzlich einen ganz anderen Charakter zeigen. Ob in uns oder ausserhalb unserer persönlichen Sphäre sind wir je nach Lebensgeschichte geneigt, menschliche Regungen, Dinge und auch Verhältnisse als Gefahr für uns und somit als böse einzuschätzen, während aber auf dem Grunde der vermeintlich bösen Erscheinlichkeit durchaus verborgener Segen auf uns wartet.
Wenn ich da einfach immer ein "Halt" gebieten möchte und so allem vermeintlich Bösen auswiche, so könnte es leicht geschehen, dass ich Wichtiges verkennen würde, und es erginge mir da ganz ähnlich wie den alten Tempeljuden vor 2000 Jahren. Sie sahen ihre gewohnte, vertraute Lebensart und damit sich selber durch JESUS gefährdet, sahen also in JESUS Böses, dem sie wehrten. Bekanntlich hat JESUS fast alle voreingenommenen Häscher überzeugen können, dass ER nicht böse sei, indem ER sie mit ihrer Wahrheit konfrontierte und sie zuerst einmal ziemlich in Bedrängnis brachte (JESUS erschien ihnen also zunächst "böse"). Dann aber erwies Er ihnen Seine Huld, behandelte sie mit unerwarteter Nachsicht, Geduld und Sanftmut und belehrte sie eines Besseren über IHN. Aber dies konnte JESUS eben nur mit jenen tun, die sich mit IHM - dem vermeintlich Bösen - abgaben, genauer hinsahen und sich auf IHN einliessen. Jene, die JESUS als vermeintlichen Bösewicht mieden, IHM nur aus der Ferne Einhalt geboten und dann rasch "an etwas anderes dachten," vermochte Er nicht zu erreichen. - Das gibt mir zu denken im Hinblick auf deine Empfehlung, dem Bösen aus dem Weg zu gehen.
Auch fallen mir in diesem Zusammenhang die vielen Bibeltexte ein, da Gott / JESUS zuerst einmal den Menschen unter "bösen" Umständen oder als jemand erschien, den sie fürchteten. Ein Beispiel (Markus 6,45 ff): "In der vierten Nachtwache ging JESUS auf dem See zu den Jüngern hin, wollte aber an ihnen vorüberziehen. Als sie ihn über den See gehen sahen, meinsten sie, es sei ein Gespenst, und schrien auf. Alle sahen ihn und erschraken. Doch er begann mit ihnen zu reden und sagte: 'Habt Vertrauen, ICH bin es; fürchtet euch nicht!"
Deinen Gedanken aber:
"Insgesamt scheint es mir wichtig, nicht dauernd an das Böse zu denken." - mag ich voll unterstützen!
Das sehe ich ganz ähnlich: Ständig an das Böse zu denken führt meines Erachtens letztlich zum Bösen. Da finde ich den Lobpreis Gottes tatsächlich ein viel gangbarerer Weg.
Für mich persönlich ziehe ich es meist vor, der Erscheinlichkeit des Bösen wo immer möglich auf den Grund zu gehen, bis es seinen Kern und damit seinen Segen enthüllt. Ich stütze mich dabei u.a. auf folgende Lehre aus dem Buch Bischof Martin, Kap. 74,6 ff:
"Freilich ist von Seite eines freien Wesens eine der erkannten göttlichen Ordnung zuwiderlaufende Handlung Sünde und somit auch Böses. Aber weisst du auch die Grenze zwischen dem eigentlichen freien und daneben aber gerichteten Wesen ein- und desselben Menschen zu bestimmen? Weisst du, wo die Seele im Fleische den Anfang nimmt, und wo in der Seele der Geist? Weisst du ganz genau, wo bei einem Menschen die gerichteten Handlungen aufhören und die freien ihren Anfang nehmen? Weisst du, wie das Geistige und Freie in das Naturmässige und Gerichtete hineinragt, und inwieweit?
...Bald nach der Blüte eines Feigenbaumes oder eines anderen Baumes siehst du schon die Frucht. So du sie verkosten würdest, da findest du sie sauer und herbe, also gegen die Ordnung deines Geschmackst "schlecht und böse". Wenn aber die Frucht reif ist, wie findest du sie dann? Siehe, dann ist sie deinem Gaumen vollkommen angepasst, also sicher nicht mehr schlecht und böse! ...Ich sage dir, in der ganzen Unendlichkeit findest du stets zwei Pole, von denen der eine wie der andere gleich der Ordnung Gottes angehören, obschon sie sich in allem schnurgerade wie Tag und Nacht oder wie Ja und Nein entgegengesetzt sind. Sage, welcher davon ist denn böse? Siehst du, dass der Herr alles leitet und führt, und jedes Ding seines Weges? Wo also sollte da ein böser Weg sein!? Siehe, der Herr weiss es, wie weit Er einem Wesen den Kreis seiner Freiheit spannt! In diesem Kreise kann jedes Wesen, das einen freien Willen hat, zur Übung seiner Freiheit tun, was es will. Aber über diesen Kreis hinaus vermag kein Wesen zu handeln!"
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Wenn ich diesen Text ernst nehme, so muss ich davon ausgehen, dass es im Grunde nichts Böses gibt, auch wenn es manchmal den Anschein hat. Diese Überzeugung ist die Voraussetzung für meine Bereitwilligkeit, erst recht hinzusehen, wenn mir etwas vermeintlich Böses begegnet. Was will es mir sagen? Welche Botschaft / welche Lehre für mich verbirgt sich dahinter? Wie gehe ich mit der Erscheinlichkeit des Bösen um: lasse ich mich hochschaukeln, vereinnahmen und selber zum Bösen hinreissen, oder bleibe ich JESUS zugewandt und in der Nächstenliebe verankert? - Wenn ich den Boden unter den Füssen verliere ist der Rückzug wichtig, - Abstand gewinnen und mir klar darüber werden, was mich und warum es mich aus der Fassung brachte. Meist gewinne ich dabei kostbare Erkenntnisse über mich selber, aber auch über die tieferen Zusammenhänge und Verhältnisse des Lebens. Wenn ich wieder in der eigenen Mitte verankert bin und JESUS als die Ruhe des Herzens spüre, kann ich mich wiederum den Erscheinlichkeiten des Lebens stellen.