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Gottes spannender Weg mit uns
Blockiert durch Erwartungen Vor gut 400 Jahren hatte eine Frau, Mary Ward ihr Name, eine Vision. Sie hatte die Vision, dass Mann und Frau gleichwürdige und damit gleichwertige Geschöpfe sind. Weil sie von ihrer Vision überzeugt war, darum förderte sie junge Frauen, ihre Talente und Fähigkeiten. Viele Schulen in der ganzen Welt haben in dieser Vision der Mary Ward, ihren Ursprung. Wenn heute, zumindest vom Kopf her, vielen Menschen bewusst ist, dass Frauen für Tätigkeiten ebenso geeignet sind, wenn sie gleichberechtigt sind, dann war Mary Ward sicher ein sehr wichtiger Schritt von vielen Schritten. Mary Ward handelte und dachte ganz anders als viele Menschen ihrer Zeit.
Menschen werden oft festgelegt auf die Erwartungen ihrer Umwelt aufgrund ihrer Herkunft. So war es über Jahrhunderte Frauen ergangen. Jesus - das hören wir heute im Evangelium - ist das nicht anders ergangen. Er ist in Nazareth aufgewachsen. Mit vielen jungen Männern ist er zur Schule gegangen. Er hatte wie die meisten jungen Männer ein Handwerk gelernt. Wie bei allen anderen Menschen hatten die Menschen seiner Umgebung auch an Jesus Erwartungen. Doch Jesus entwickelt sich ganz anders. Er hatte seine Berufung. Jesus aber muss feststellen: sehr leicht legen wir einander fest auf Erfahrungen, auf das, was man von einem anderen zu wissen glaubt. "Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns, wohnen nicht seine Verwandten unter uns? Und sie lehnten ihn ab!" Jesus kann keine Wunder tun. Er ist blockiert, gehemmt in seinem Verhalten. Als Konsequenz muss er seinen Heimatort verlassen. Dass Gott in diesem gewöhnlichen Menschen spricht, das ist einfach unvorstellbar.
Alles soll weitergehen wie bisher
Ich sehe eine ganz wichtige Ursache in dem Verhalten der Menschen. Sie haben sich ihr Leben eingerichtet. Alles läuft mehr oder weniger gut. Sie haben sich aber so gut eingerichtet, dass sie vom Leben eben nichts mehr erwarten. Es kann ruhig so weitergehen wie bisher. Auch im religiösen Leben kann es so weitergehen.
Wir gehen ja regelmäßig in die Synagoge, heute gehen wir ja in die Kirche. Da hören wir das Wort Gottes. Anschließend gehen wir zu unseren Alltagsgeschäften zurück. Ganz ehrlich - erwarten wir noch etwas von Gott. Erwarten wir von Gott, dass er zu uns spricht, dass Gott uns noch begegnet?
Wir sind eben in dieser Gefahr, dass wir nicht nur unsere Mitmenschen auf unser Urteil, auf das Bild, das wir uns einmal von ihnen gemacht haben, festlegen, sondern eben auch Gott.
Gott ist der ganz andere. Wir in Europa kennen Jesus, wir kennen die Bibel, wir haben unzählige Religionsstunden absolviert, viele Predigten gehört. Wir können damit leben, dass wir in der Bibel Forderungen lesen, wie Feindesliebe. Ich selbst aber bin ganz ehrlich: bei nicht wenigen Stellen in der Bibel schalte ich entweder ab oder höre ich nur noch halbherzig hin. Denn so manche Stelle ist zu bekannt, als dass sie noch spannend ist. Da greife ich noch einmal den Gedanken heraus, dass mir einige Stellen der Bibel so bekannt sind, dass ich schon gar nicht mehr richtig hinhöre. Wie oft machen Menschen aber auch diese Erfahrung: man hört jahrelang eine Bibelstelle, ein Wort, einen Spruch und plötzlich geht einem auf, was das Wort bedeuten kann.
Veränderung?
Nein - ich bin nicht besser als die Menschen in der Heimatstadt Jesu. Ich staune über die Worte, finde vieles auch gut, aber Hand aufs Herz: glaube ich selbst noch, dass mich ein Wort Jesu verändern kann, wo es für mein Leben notwendig wäre. Doch genau das hat Jesus mit seinen Worten immer gewollt. Er wollte die Menschen froher machen. Richtet euch euer Leben ein, aber vergesst Gott nicht. Mein Leben muss dabei nicht immer spektakulär sich verändern. Es müssen auch nicht immer bekannte und prominente Menschen sein. Es braucht auch nicht immer eine sehr gute Predigt zu sein, die ich höre. Es gibt viele Wege, auf die Gott zu mir sprechen kann. Ich muss nur bereit sein, zu hören.
Hinderliche Selbstbilder
Nun habe ich die ganze Zeit darüber gesprochen, dass wir Gott und die Mitmenschen auf unser Bild festlegen können. Wir können zeit unseres Lebens Gott niemals ganz erfassen. Wir werden einen Mitmenschen auch nie ganz kennen lernen. Sicher ist es manchmal auch bitter, wenn die Mitmenschen mich selbst auf ihr Bild festlegen. Wen wir uns aber selbst festlegen können auf unser Bild, sei es im Guten, sei es im Schlechten, das sind wir selbst. Auch von uns selbst haben wir ein Bild. Damit aber verpassen wir Lebenschancen. Gott hat in uns vieles gelegt. Wir haben in uns viele Talente, viele Begabungen.
Mir hat einmal ein Spruch sehr viel Mut gemacht:
"Du hast mehr Möglichkeiten als du denkst, ganz zu schweigen von den unendlichen Möglichkeiten Gottes mit dir!" Wir kennen uns selbst nur zum Teil. Gott kennt uns bis auf den Grund. Je mehr ich über Gott erfahre, um so mehr erfahre ich auch über mich selber. Ich brauche mich nicht für alles und jedes zu interessieren. Doch ich kann immer offen sein, dass Neues in mein Leben eintritt, neue Begegnungen mit Menschen. Ich kann nicht meine Lebenseinstellung stets ändern, aber ich kann die Lebenseinstellungen anderer kennen und schätzen lernen, ich kann mich von ihnen bereichern lassen. In der Begegnung mit anderen kann ich erfahren, wer ich selber bin.
Gottes spannender Weg mit uns
Es kann nicht jeder bekannt werden im Leben. Vielleicht aber spüre ich, welche Vision Gott in mich selbst gelegt hat, wenn ich offen für mich selber bin, wenn ich mich selbst nicht festlege. Das heraus zu finden, war auch das Ziel von Mary Ward: welche Vision hat Gott in den Frauen gelegt. Ja, was bewegt mein Verhalten? Das Evangelium zeigt uns: wenn wir entdecken, was für Visionen Gott in uns gelegt hat, dann muss das nicht immer den Erwartungen der Menschen entsprechen. Es kann auch sein, dass wir, um Visionen leben zu können, uns von Gewohnheiten lösen müssen, dass wir nicht verstanden, ja abgelehnt werden von Mitmenschen, dass wir uns im Laufe des Lebens von Mitmenschen trennen müssen, wie es bei Jesus der Fall war. Es ist aber nicht notwendig immer der Fall. Der Weg, den Gott mit uns geht, ist immer spannend.
Das war auch beim Apostel Paulus der Fall. Als Jesus in sein Leben eingegriffen hat, hatte er die Vision, den Heiden die Frohe Botschaft zu bringen. Was er erfahren musste und durfte: Dass Gott gerade in der Schwachheit der Menschen wirken kann, dass es eben nicht immer darauf ankommt, stark zu sein, dass wir uns vor Gott nicht wegen unserer Leistung rühmen können. Ich glaube, für viele Menschen, die Gott im Laufe ihres Lebens entdecken, ist das eine wunderbare Entdeckung: ein Gott, der die Menschen mit ihren Schwächen annimmt.
Ich wünsche uns allen, dass wir nicht zu den Menschen gehören mit trotzigem Gesicht und dem harten Herzen. Sind wir nicht widerspenstig. Gott wirkt mitten unter uns. Erwarten wir für unser Leben immer wieder Neues zu erwarten, von Gott, von Mitmenschen und vor allem: von uns selbst.
Von Jörg Thiemann,
Blockiert durch Erwartungen Vor gut 400 Jahren hatte eine Frau, Mary Ward ihr Name, eine Vision. Sie hatte die Vision, dass Mann und Frau gleichwürdige und damit gleichwertige Geschöpfe sind. Weil sie von ihrer Vision überzeugt war, darum förderte sie junge Frauen, ihre Talente und Fähigkeiten. Viele Schulen in der ganzen Welt haben in dieser Vision der Mary Ward, ihren Ursprung. Wenn heute, zumindest vom Kopf her, vielen Menschen bewusst ist, dass Frauen für Tätigkeiten ebenso geeignet sind, wenn sie gleichberechtigt sind, dann war Mary Ward sicher ein sehr wichtiger Schritt von vielen Schritten. Mary Ward handelte und dachte ganz anders als viele Menschen ihrer Zeit.
Menschen werden oft festgelegt auf die Erwartungen ihrer Umwelt aufgrund ihrer Herkunft. So war es über Jahrhunderte Frauen ergangen. Jesus - das hören wir heute im Evangelium - ist das nicht anders ergangen. Er ist in Nazareth aufgewachsen. Mit vielen jungen Männern ist er zur Schule gegangen. Er hatte wie die meisten jungen Männer ein Handwerk gelernt. Wie bei allen anderen Menschen hatten die Menschen seiner Umgebung auch an Jesus Erwartungen. Doch Jesus entwickelt sich ganz anders. Er hatte seine Berufung. Jesus aber muss feststellen: sehr leicht legen wir einander fest auf Erfahrungen, auf das, was man von einem anderen zu wissen glaubt. "Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns, wohnen nicht seine Verwandten unter uns? Und sie lehnten ihn ab!" Jesus kann keine Wunder tun. Er ist blockiert, gehemmt in seinem Verhalten. Als Konsequenz muss er seinen Heimatort verlassen. Dass Gott in diesem gewöhnlichen Menschen spricht, das ist einfach unvorstellbar.
Alles soll weitergehen wie bisher
Ich sehe eine ganz wichtige Ursache in dem Verhalten der Menschen. Sie haben sich ihr Leben eingerichtet. Alles läuft mehr oder weniger gut. Sie haben sich aber so gut eingerichtet, dass sie vom Leben eben nichts mehr erwarten. Es kann ruhig so weitergehen wie bisher. Auch im religiösen Leben kann es so weitergehen.
Wir gehen ja regelmäßig in die Synagoge, heute gehen wir ja in die Kirche. Da hören wir das Wort Gottes. Anschließend gehen wir zu unseren Alltagsgeschäften zurück. Ganz ehrlich - erwarten wir noch etwas von Gott. Erwarten wir von Gott, dass er zu uns spricht, dass Gott uns noch begegnet?
Wir sind eben in dieser Gefahr, dass wir nicht nur unsere Mitmenschen auf unser Urteil, auf das Bild, das wir uns einmal von ihnen gemacht haben, festlegen, sondern eben auch Gott.
Gott ist der ganz andere. Wir in Europa kennen Jesus, wir kennen die Bibel, wir haben unzählige Religionsstunden absolviert, viele Predigten gehört. Wir können damit leben, dass wir in der Bibel Forderungen lesen, wie Feindesliebe. Ich selbst aber bin ganz ehrlich: bei nicht wenigen Stellen in der Bibel schalte ich entweder ab oder höre ich nur noch halbherzig hin. Denn so manche Stelle ist zu bekannt, als dass sie noch spannend ist. Da greife ich noch einmal den Gedanken heraus, dass mir einige Stellen der Bibel so bekannt sind, dass ich schon gar nicht mehr richtig hinhöre. Wie oft machen Menschen aber auch diese Erfahrung: man hört jahrelang eine Bibelstelle, ein Wort, einen Spruch und plötzlich geht einem auf, was das Wort bedeuten kann.
Veränderung?
Nein - ich bin nicht besser als die Menschen in der Heimatstadt Jesu. Ich staune über die Worte, finde vieles auch gut, aber Hand aufs Herz: glaube ich selbst noch, dass mich ein Wort Jesu verändern kann, wo es für mein Leben notwendig wäre. Doch genau das hat Jesus mit seinen Worten immer gewollt. Er wollte die Menschen froher machen. Richtet euch euer Leben ein, aber vergesst Gott nicht. Mein Leben muss dabei nicht immer spektakulär sich verändern. Es müssen auch nicht immer bekannte und prominente Menschen sein. Es braucht auch nicht immer eine sehr gute Predigt zu sein, die ich höre. Es gibt viele Wege, auf die Gott zu mir sprechen kann. Ich muss nur bereit sein, zu hören.
Hinderliche Selbstbilder
Nun habe ich die ganze Zeit darüber gesprochen, dass wir Gott und die Mitmenschen auf unser Bild festlegen können. Wir können zeit unseres Lebens Gott niemals ganz erfassen. Wir werden einen Mitmenschen auch nie ganz kennen lernen. Sicher ist es manchmal auch bitter, wenn die Mitmenschen mich selbst auf ihr Bild festlegen. Wen wir uns aber selbst festlegen können auf unser Bild, sei es im Guten, sei es im Schlechten, das sind wir selbst. Auch von uns selbst haben wir ein Bild. Damit aber verpassen wir Lebenschancen. Gott hat in uns vieles gelegt. Wir haben in uns viele Talente, viele Begabungen.
Mir hat einmal ein Spruch sehr viel Mut gemacht:
"Du hast mehr Möglichkeiten als du denkst, ganz zu schweigen von den unendlichen Möglichkeiten Gottes mit dir!" Wir kennen uns selbst nur zum Teil. Gott kennt uns bis auf den Grund. Je mehr ich über Gott erfahre, um so mehr erfahre ich auch über mich selber. Ich brauche mich nicht für alles und jedes zu interessieren. Doch ich kann immer offen sein, dass Neues in mein Leben eintritt, neue Begegnungen mit Menschen. Ich kann nicht meine Lebenseinstellung stets ändern, aber ich kann die Lebenseinstellungen anderer kennen und schätzen lernen, ich kann mich von ihnen bereichern lassen. In der Begegnung mit anderen kann ich erfahren, wer ich selber bin.
Gottes spannender Weg mit uns
Es kann nicht jeder bekannt werden im Leben. Vielleicht aber spüre ich, welche Vision Gott in mich selbst gelegt hat, wenn ich offen für mich selber bin, wenn ich mich selbst nicht festlege. Das heraus zu finden, war auch das Ziel von Mary Ward: welche Vision hat Gott in den Frauen gelegt. Ja, was bewegt mein Verhalten? Das Evangelium zeigt uns: wenn wir entdecken, was für Visionen Gott in uns gelegt hat, dann muss das nicht immer den Erwartungen der Menschen entsprechen. Es kann auch sein, dass wir, um Visionen leben zu können, uns von Gewohnheiten lösen müssen, dass wir nicht verstanden, ja abgelehnt werden von Mitmenschen, dass wir uns im Laufe des Lebens von Mitmenschen trennen müssen, wie es bei Jesus der Fall war. Es ist aber nicht notwendig immer der Fall. Der Weg, den Gott mit uns geht, ist immer spannend.
Das war auch beim Apostel Paulus der Fall. Als Jesus in sein Leben eingegriffen hat, hatte er die Vision, den Heiden die Frohe Botschaft zu bringen. Was er erfahren musste und durfte: Dass Gott gerade in der Schwachheit der Menschen wirken kann, dass es eben nicht immer darauf ankommt, stark zu sein, dass wir uns vor Gott nicht wegen unserer Leistung rühmen können. Ich glaube, für viele Menschen, die Gott im Laufe ihres Lebens entdecken, ist das eine wunderbare Entdeckung: ein Gott, der die Menschen mit ihren Schwächen annimmt.
Ich wünsche uns allen, dass wir nicht zu den Menschen gehören mit trotzigem Gesicht und dem harten Herzen. Sind wir nicht widerspenstig. Gott wirkt mitten unter uns. Erwarten wir für unser Leben immer wieder Neues zu erwarten, von Gott, von Mitmenschen und vor allem: von uns selbst.
Von Jörg Thiemann,
mit herzlichem Dank-
Josef
Guten Abend Josef
Der Beitrag von Thiemann empfinde ich als wertvollen Denkanstoss zum Sonntag. Das Folgende ist (m)ein Echo darauf aus meinem Leben als Zeichen der Wertschätzung.
Das Gefühl, dass insbesondere gläubige Menschen die vorsichtige Tendenz haben, im Altbekannten zu verharren, ist mir vertraut. Ich selber wurde und werde immer mal wieder mit diesem hemmenden Zug in mir konfrontiert im Zusammenhang mit der Erziehung unserer Kinder. Zum Glück sind sie geduldige Gesprächspartner, die ausgezeichnet argumentieren, so dass sie sich nicht resigniert zurückziehen, wenn wir Eltern in unbewussten Denkmustern hängenbleiben. Es kommt nicht selten vor, dass wir in den Diskussionen "den Kürzeren" ziehen, oder - mit anderen Worten ausgedrückt: von unseren Jungen lernen. Wir sind uns inzwischen gewohnt, dass für uns etliches zuerst befremdlich klingt, wenn es unsere Kinder ins Gespräch bringen. Sie haben eine frische, unvoreingenommene Herangehensweise an die Themen des Lebens, was uns zu Beginn manchmal etwas in Sorge versetzte. Inzwischen haben wir uns daran gewöhnt und empfinden ihre Art meist als Bereicherung und eben spannend. Zum Glück sind sie nicht abgeneigt, unsere althergebrachte Sichtweise anzuhören und in ihre Überlegungen und Entscheidungen mit einzubeziehen, wo es ihnen tunlich erscheint.
Religion wird von uns Gläubigen oft gleichgesetzt mit Tradition(en). Das kann soweit gehen, dass jede andere Bibelauslegung, die von dem bisher bekannten abweicht, als "gefährlich" oder gar als "Verrat an Gott" eingestuft und abgelehnt wird. Dabei wird nach meiner Beobachtung völlig ausser Acht gelassen, wie JESUS Christus Seine wahren Nachfolger definierte: "Jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger des Himmelreiches geworden ist, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt." (Matth. 13,52)
Die Reihenfolge, dass zuerst das Neue (also das aktuelle Leben und das was in der Gegenwart ansteht oder an Erkenntnissen aufgeht) hervorgeholt wird, und mit dem Alten (mit den bereits bekannten Lehren und Geboten Gottes /JESU und den Lebens- und Gotteserfahrungen unserer Väter und Urväter ) in Beziehung gesetzt und im grösseren Kontext verstanden wird, finde ich dabei wesentlich. Unser Dasein ist ja in steter Entwicklung, und es wäre seltsam "tot", wenn alles immer beim Alten bliebe. Für einen Jugendlichen gelten nicht mehr dieselben "Einschränkungen", wie für ein Kind. Für einen verheirateten Familienvater können unmöglich die Ermahnungen Gültigkeit behalten, die ihm als 4-jähriger Junge frommten, oder die sexuelle Abstinenz, die dem Jugendlichen wohlanstanden. - Geradeso verhält es sich mit der ganzen Menschheit. Wir stehen an der Schwelle einer neuen Entwicklungsphase, am Übergang vom 6. zum 7. Schöpfungstag und haben ein "reiferes" Alter erreicht, das "neue" Richtlinien erfordert! Das Liebesgebot und die Lehre JESU wird immer Gültigkeit haben, aber gewisse Einschränkungen, die bislang zu unserem eigenen Schutze nötig waren, dürfen womöglich einer grösseren Freiheit weichen, wo der Mensch auch reif und willens ist, Verantwortung zu übernehmen.
Ein Blick in die Welt zeigt, dass wir manch Altem entwachsen sind, und für manch Neues noch keine klaren Regeln und Zielsetzungen von Gott empfangen haben.
Wie hätte JESUS auch vor 2000 Jahren Lehren über den Gebrauch des Internet und die Anwendung wissenschaftlicher Entdeckungen in der modernen Forschung festlegen sollen? - Niemand hätte IHN verstanden und es gab kaum oder auch noch gar keine Wort, um viele Dinge, die heute alltäglich sind, zu benennen.
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Einer unserer Söhne hat sich heute beim Tischgespräch dafür interessiert, was eigentlich der Unterschied zwischen einem Wunder und Zauberei sei. Wir Eltern sind übereingekommen: Ein Wunder baut auf Wahrheit und Tatsachen auf und schafft wiederum unleugbare Tatsachen; Zauberei arbeitet mit Lügen und Tricks und schafft Illusionen. Daraus zieht unser Sohn prompt den Schluss: Aha, dann sind wissenschaftliche Errungenschaften also Wunder!
Wir haben uns Zeit ausbedungen, darüber nachzudenken, denn es ist im religiösen Kontext doch eher (noch) ungewohnt, die Entdeckungen und Errungenschaften der Wissenschaft als "Wunder" zu betrachten. Aber hat dieser junge Mensch, der ganz frei von religiösen Denkzwängen aufgewachsen ist, nicht doch im Endeffekt den Nagel auf den Kopf getroffen? - Wir "Alten" spüren in solchen Momenten ein Gefühl der Vorsicht, aber auch die Bereitschaft, die Einschätzungen der Jungen gelten zu lassen. - Ist es etwa abwegig, dass Gott Selbst unseren Generationen die grossen Erleichterungen durch die Technik zukommen liess durch Entdeckungen der Wissenschaft, damit wir nicht mehr so sehr "im Schweisse unseres Angesichtes" unser Brot verdienen müssen?
Im GEJ 9, Kap. 90 unter dem Titel "Von der neuen Zeit" sagt JESUS: "...zur rechten Zeit werde Ich Menschen erwecken für die reinen Wissenschaften und Künste (Technik?), ...Dadurch werden die reine Wissenschaft in allen Dingen und auch die reinen Künste zu einem unbesiegbaren Vorläufer und Vorkämpfer für Mich gegen den alten Aberglauben werden. Und wenn durch sie der Augiastall wird gereinigt sein, dann werde Ich ein leichtes und wirksamstes Wiederkommen auf dieser Erde haben. Denn mit der allenthalben reinen Wissenschaft der Menschen wird sich Meine reinste Lebenslehre auch leicht vereinen und so den Menschen ein vollständiges Lebenslicht geben, da eine Reinheit die andere nimmerdar verunreinigen kann, so wie eine sonnenhelle Wahrheit die andere nicht."
- Nun, diese Worte ermutigen, der Einschätzung unseres Sohnes recht zu geben. Darüber hinaus können wir davon ausgehen, dass "die Neue Zeit" (laut obiger Kapitelüberschrift) bereits begonnen hat, da ja gewiss niemand behaupten will, dass die Entdeckungen und Erfolge der Wissenschaften und Techniken des letzten Jahrhunderts ohne die Gnade JESU möglich gewesen wären. Mit den Erfindungen sind "neue" Tatsachen für unser Leben geschaffen worden, die mehr und mehr nach "neuen", ergänzenden Lehren aus den Himmeln schreien.
JESUS spricht über das Grosse und Neue Jerusalem: "Aus vielen Teilenthüllungen des inneren, geistigen Sinnes des Wortes Gottes wird sich dann erst eine wahre und grosse Licht- und Lebenslehre zusammenformen, und diese Lehre wird dann das Grosse und Neue Jerusalem sein, das aus den Himmeln zu den Menschen herniederkommen wird. Und die in der neuen Lehre sein und leben werden, die werden wandeln im Neuen Jerusalem und werden darin ewig wohnen, und ihrer Seligkeiten über Seligkeiten wird ohne Mass und Ziel nimmer ein Ende sein. Denn ICH Selbst werde bei ihnen sein, und sie werden schauen alle die zahllosen Herrlichkeiten Meiner Liebe, Weisheit und Allmacht."
Hier spricht JESUS also unbezweifelbar von einer neuen Lehre, die sich erst aus dem rechten Verstehen "der Teilenthüllungen aller Meiner Worte und Lehren, die Ich (JESUS) seit Beginn des Menschengeschlechtes den Menschen durch den Mund der Urväter, der Propheten und Seher und nun Selbst gegeben habe."
Die alten Lehren sind also Teilenthüllungen und nicht das Ganze! Das Fehlende konnte und kann JESUS uns erst geben, wenn wir geistig und erfahrungsmässig herangereift sind, das Neue und für alle Ewigkeit Gültige zu erfassen. --- Ich möchte hier die sichere Prognose stellen, dass die gesunden Jungen uns Alten gegenüber unbedingt im Vorteil sind, was das Offensein und die Bereitschaft für Neues anbelangt, und sie werden darum auch leicht und rasch fassen, was wir wahrscheinlich nur nach und nach zu begreifen vermögen, wenn JESUS wiederkommt und uns unsere eigentliche Bestimmung innerhalb der gesamten Schöpfung auf Erden enthüllt.
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Ein freundliches Dankeschön für deinen Beitrag Josef! Und einen segensreichen Sonnabend in die Runde...